Die Thüringischen Staaten bis zur Gründung Thüringens 1920 in zeitgenössischen Texten und Bildern.
Thüringen, das Grüne Herz Deutschlands, ist das Land zwischen Werra und Saale, dem Südausläufern des Harzes und dem des Thüringer Waldes.
Namensherkunft
Tyr (Teiwaz, Tiwaz) ist der Gott des Kampfes und Sieges in den altisländischen Schriften der Edda. Man geht davon aus, dass Tiwaz bis zur Zeit der Völkerwanderung im germanischen Mitteleuropa der ursprüngliche Hauptgott war. Die Wortendung -ingen, die wir auch in vielen Städtenamen finden, weist auf eine Siedlung bzw. Siedlungsgebiet hin.
Die Tyr-Rune ↑ symbolisiert einen nach oben gerichteten Speer. Der Lautwert dieser Rune entspricht dem T.
Im 1. Jahrhundert v. Chr. wurden die Sweben (Sueben, Sueven) erstmals in der römischen Geschichtsschreibung erwähnt. Der Name wurde für verschiedene östliche bzw. südöstliche germanische Stämme verwendet. Ein Teil der Sweben scheint den Kern des 213 n. Chr. zum ersten Mal erwähnten Stammesverband der Alemannen gebildet zu haben, durch die der Name bis heute als „Schwaben“ erhalten wurde. Der andere Teil zwischen Erzgebirge, Harz und Thüringer Wald bildete später den Stamm der Hermunduren (Ermunduren). Sie spielten in den Kämpfen der Germanen gegen die Römer eine wichtige Rolle und gingen im 3. Jahrhundert durch Verschmelzung mit Angeln und Warnen in den Thüringern auf.
Während der Völkerwanderung verblieben die Thüringer in ihren angestammten Gebieten. Um 380 n.Chr. wurden sie erstmalig in der römischen Geschichtsschreibung (bei Flavius Vegetius Renatus) unter dem Namen „Thoringi“ erwähnt. Der Legende nach besuchte der römische Geschichtsschreiber Tacitus das Gebiet und nannte die dort ansässige Bevölkerung, ihrem Glauben nach, die „Söhne Thors“, das Land beschrieb er als „Thoringia“.
Landschaft Thüringen
Im Deutschen Reich (1871 – 1918), noch eine Landschaft aber kein eigenes Land, umfasst Thüringen den Hauptteil des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, das Herzogtum Sachsen-Gotha, die Fürstentümer Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen, einen Teil der Herzogtümer Sachsen-Meiningen und Sachsen-Altenburg, den preußischen Regierungsbezirk Erfurt fast ganz und vom Regierungsbezirk Merseburg den westlichen Teil.
Thüringische Staaten
Unter dem Namen „Thüringische Staaten“ versteht man alle Länder zwischen der preußischen Provinz Sachsen und Provinz Hessen-Nassau, dem Königreich Bayern und dem Königreich Sachsen, nämlich:
- Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach
- Herzogtum Sachsen-Meiningen
- Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha
- Herzogtum Sachsen-Altenburg
- Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt
- Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen
- Fürstentum Reuß älterer Linie
- Fürstentum Reuß jüngerer Linie
Die Thüringischen Staaten haben einen Gesamtflächeninhalt von 12.325 km² (223,85 Quadratmeilen). Im Jahr 1905 leben hier 1.503.125 Einwohner, darunter 1.455.949 Evangelische, 38.045 Katholiken und 4143 Juden.
Warum tragen 4 Staaten die Bezeichnung „Sachsen“ im Namen?
Die Einwohner dieser Staaten sind nördlich des Rennsteigs (Kammweg des Thüringer Waldes) Thüringer und südlich davon Franken, aber eben keine Sachsen. Aber warum tragen dann die vier Staaten den Namen „Sachsen“?
- Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach
- Herzogtum Sachsen-Altenburg
- Herzogtum Sachsen Coburg-Gotha
- Herzogtum Sachsen Meiningen
Die Regenten dieser vier Fürstenhäuser gehören dem Gesamthaus Wettin an und tragen damit alle den Namen „Sachsen“ sowie das Wappen der Wettiner: Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz.
Bis 1423 führen die Wettiner auch den Titel „Landgraf von Thüringen“, dann wurden aber die Markgrafschaft Meißen und die Landgrafschaft Thüringen mit Sachsen-Wittenberg zum Kurfürstentum Sachsen vereinigt. Die vier thüringischen Staaten, die im Kaiserreich noch den Namen „Sachsen“ führten, gehörten einst zum Kurfürstentum Sachsen (Ernestinische Linie) mit Wittenberg als Hauptstadt.
Der Name „Sachsen“ beschreibt also lediglich die Zugehörigkeit des Herrschergeschlechts zu den Wettinern, während die Bewohner dieser Länder Thüringer und Franken sind.
Die Wettiner
Die Wettiner sind ein deutsches, zuerst im nordthüringischen Schwabengau nachweisbares Dynastengeschlecht, dem die sämtlichen damals regierenden sächsischen Häuser (Königreich Sachsen, Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, Herzogtum Sachsen-Altenburg, Herzogtum Sachsen-Meiningen und Herzogtum Sachsen Coburg-Gotha) angehören und das außerdem in Großbritannien, Belgien, Portugal und Bulgarien herrscht. Die alten Grafen von Wettin trugen ihren Namen von der Burg Wettin. Als ihr Ahnherr gilt Teti (Dadi), Graf im Hosgau an der Saale, um 950, seiner Herkunft nach wahrscheinlich ein Schwabe. Der Name „Sachsen“ stammt ursprünglich aus dem nord-westdeutschen Raum, dem Stammesgebiet der echten Sachsen (heutige Westfalen und Niedersachsen), wurde über dynastische Wanderung nach Osten getragen und von den Wettinern übernommen. Die Bewohner des heutigen Sachsens sind also gar keine ursprünglichen Sachsen, sondern Nachfahren von Thüringern, Franken und Westslawen.
Wettiner sind ebenfalls die
- Könige von Großbritannien aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha (seit 1901), 1917 in Haus Windsor umbenannt.
- Könige von Portugal aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha („Kohary“).
- Fürsten von Bulgarien aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha („Sakskoburggotski“), seit 1887
- Könige der Belgier aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha.
- Könige von Polen 1697 – 1763, aus der Albertinischen Linie.
Die Wettiner sind somit das größte und mächtigste, heute noch immer regierende Fürstengeschlecht der Welt.
Die Ernestinische und Albertinische Linien der Wettiner
Der Gesamtbesitz der Wettiner war 1485 unter die Brüder Ernst und Albert geteilt worden, daher die Benennung der beiden Linien:
- Ernst (Kursachsen mit Wittenberg, Weimar, Gotha, Eisenach, Hildburghausen) und
- Albert (Herzogtum Sachsen mit Meißen, Leipzig, Dresden)
Die „Leipziger Teilung“ von 1485 ist letztendlich die Ursache für die Existenz der heutigen Länder Thüringen und Sachsen. Als Herzog Moritz von Sachsen (Albertinische Linie), Hauptstädte Leipzig und Dresden) im Schmalkaldischen Krieg die Kurwürde an sich brachten, blieben der Ernestinischen Linie nur noch die thüringischen Gebiete. Ihr Besitz wurde durch Teilung außerordentlich zersplittert, allmählich aber durch Erbschaften auf die vier „Sachsen“ vereinigt, dass die Doppelnamen noch andeuten.
Die reußischen und schwarzburger Staaten
Die reußischen und schwarzburger Staaten hatten eine selbstständige Entwicklung, die bis etwa 1150 zurückreicht. Die Vorfahren des reußischen Fürstenhauses waren im 12. Jahrhundert kaiserliche Vögte im Sorbenland (Vogtland) und wurden allmählich selbstständig. Ihr Gebiet war einst erheblich größer und umfasste auch Plauen und Hof mit. 1564 teilten die Reußen ihr Herrschaftsgebiet in die Linien Obergreiz – mittlere Linie Reuß, in Untergreiz – älterer Linie Reuß und in Gera – jüngerer Linie Reuß. Im Jahre 1616 starb die mittlere Linie Reuß aus und deren Gebiet wurde auf die beiden anderen Linien aufgeteilt. 1778 erfolgte die Ernennung zum Reichsfürsten für Reuß älterer Linie und 1790 bzw. 1806 für die Vertreter von Reuß jüngerer Linie. Alle Fürsten und Prinzen des Hauses Reuß führen den Namen Heinrich, wobei die ältere Linie alle hintereinander bis hundert, die jüngere bis zum Ende eines Jahrhunderts fortzählt und dann von vorne anfängt. Im Aussterben der einen Linie fällt das Land an die andere.
Der Regierungsbezirk Erfurt als Teil Preußens
1803 besetzte Preußen das kurmainzische Erfurt, das Eichsfeld und die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen. Nach dem Wiener Kongresses kamen die bisher kursächsischen Besitzungen (Thüringer Kreis) Schleusingen und Suhl, die Ämter Weißensee und Langensalza sowie Ziegenrück aus dem Neustädter Kreis in Preußens Hoheitsgebiet. 1815 wurde das albertinische Thüringen der preußischen Provinz Sachsen zugeteilt. Das ernestinische Thüringen zersplitterte durch weitere Teilung.
Die Ernestinische Linie der Wettiner
Die Ernestinische Linie, die ältere herzogliche Linie des sächsischen Fürstenhauses, wurde gestiftet von Kurfürst Ernst, dem Bruder des Herzogs Albrecht, des Stifters der Albertinischen Linie. Bei der Teilung 1485 erhielt Ernst die Kur mit den Kurlanden, Thüringen, das halbe Osterland, die vogtländischen und fränkischen Besitzungen. Durch die Wittenberger Kapitulation (19. Mai 1547) musste Johann Friedrich der Großmütige, der Enkel Ernsts, Kur und Land der Albertinischen Linie überlassen; seiner Familie wurden einige thüringische Städte und Ämter überlassen; die Pflege Coburg blieb seinem jüngeren Bruder Johann Ernst und fiel nach dessen kinderlosem Tode 1553 an Johann Friedrich zurück. Durch den Vertrag zu Naumburg (24. Februar 1554) erwarben die Ernestiner Altenburg nebst mehreren benachbarten Ämtern von Kursachsen, 1583 erhielten sie sieben Zwölftel der Hennebergschen Erbschaft. Später zersplitterten sie ihr Erbe vielfach durch Teilungen. Zur Zeit des Deutschen Reiches besteht die Ernestinische Linie aus vier Zweigen: dem großherzoglichen von Sachsen-Weimar-Eisenach und den herzoglichen von Sachsen-Meiningen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Gotha und Sachsen-Altenburg.
S.M.S. Thüringen
In der Kaiserlichen Marine wurde ein Linienschiff der Helgoland-Klasse auf den Namen Thüringen getauft. Der Stapellauf fand am 27. November 1909 in Bremen im Beisein des Großherzogs Wilhelm Ernst von Sachsen Weimar-Eisenach statt. Das Schiff wurde dem I. Geschwader unter dem Kommando von Vizeadmiral Hugo von Pohl und später Vizeadmiral von Lans zugeordnet. Während des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) erfolgten Einsätze in Nord- und Ostsee.
Weitere Bilder und Informationen unter S.M.S. Thüringen
Geschichte:
Der Stamm der Thüringer, Nachkommen der Hermunduren, wird seit 450 n. Chr. genannt. Er ist neben den Franken, Schwaben, Bayern und (Nieder-)Sachsen einer der deutschen Stämme die das Deutsche Volk gebildet haben. Die Thüringer wohnen zwischen Thüringer Wald und Harz, im südlichen Teil der preußischen Provinz Sachsen und in den nördlichen Gebieten Böhmens. Sowohl im Westen (Werra) als auch im Süden (Rennsteig) werden sie von den Franken begrenzt. Im Osten haben sie einst die Slawen-Gebiete östlich von Saale und Elbe über das heutige Sachsen bis nach Schlesien hin kolonialisiert und auch ihren Dialekt so übertragen, so dass die obersächsische und schlesische Mundart als Form der thüringischen erscheint.
Um 500 bestand ein großes Thüringerreich, das sich nördlich bis in den Harz, südlich bis zur Donau erstreckte und von Irminfrid, dem Schwiegersohn Theoderichs d. Gr., beherrscht wurde. Vom Frankenkönig Theuderich zweimal im Kampfe besiegt, verlor Irminfrid Reich und Leben, während die Franken nicht nur über die Thüringer, sondern auch über die zwischen Mittelelbe und Harz sitzenden Angeln und Wariner die Oberhoheit errangen. Durch das Vordringen von Sachsen, Ansiedelung von Schwaben, Friesen und Franken wurde das Stammesgebiet der Thüringer verkleinert. Ihre Bekehrung zum Christentum gelang um 725 Bonifatius, der das erste Kloster im Lande zu Ohrdruf gründete. Unterdessen war Thüringen erneut unter fränkische Herrschaft geraten, und Pippin ließ die 10 Gaue durch Grafen verwalten. Karl der Große aber gründete um 804 gegen die Sorben die thüringische Mark, deren Vorsteher später Markherzoge (duces Sorabici limitis) genannt wurden. Als das Karolingerreich verfiel, errangen nach 908 die Herzöge von Sachsen die Oberhoheit über Thüringen, unter den Ottonen die Markgrafen von Meißen, zu deren Verwaltungsbereich es bis 1067 gehörte. Kirchlich war Thüringen unmittelbar vom Erzbistum Mainz abhängig. Damals begann ein fränkisches Geschlecht, das unter Erzbischof Bardo († 1051) nach Thüringen verpflanzt worden war und reichen Besitz erworben hatte, die alteinheimischen Grafengeschlechter, die sich nach ihren Burgen benannten, zu überragen.
Ludwig der Bärtige, der Ahnherr des ludovingischen Landgrafenhauses, ist mehr eine Gestalt der Sage als der Geschichte. Die Machtstellung des Hauses begründete aber sein Sohn Ludwig der Springer († 1123), der wie seine Untertanen im Streit gegen Kaiser Heinrich IV. und Heinrich V. auf Seite der sächsischen Rebellen stand. Unter diesem Einfluss kamen Hirsauer Mönche in die Klöster Reinhardsbrunn (1085 gegründet), Erfurt und Paulinzella. König Lothar von Sachsen verlieh 1130 dem Sohn Ludwigs des Springers die Würde eines Landgrafen von Thüringen. Landgraf Ludwig I. († 1140) erwarb durch Heirat reichen Besitz in Hessen, stand aber ebenso wie sein Sohn Ludwig II., der Eiserne (1140–1172), und sein Enkel Ludwig III., der Fromme (1172–90), auf Seite der Staufer. Die Erwerbung der Pfalzgrafschaft Sachsen nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) war der Lohn dafür. Ludwigs III. Bruder, Hermann I. († 1217), wurde sie zuteil, und er folgte auch 1190 seinem kinderlos gestorbenen Bruder, wechselte aber in den Thronkämpfen wiederholt die Partei. Er war ein freigebiger Gönner der Minnesinger (Sage vom Sängerkrieg 1207) und begann den Bau des Landgrafenhauses auf der Wartburg, den sein Sohn Ludwig IV., der Heilige (1216–27), vollendete. Die neue Frömmigkeit verdrängte gleichzeitig den Minnesang, begünstigte kirchliche Stiftungen und förderte die Fürsorge für Arme und Kranke, wie sie Ludwigs Gemahlin, die heilige Elisabeth, übte. Auf Ludwig IV. folgte sein ältester Bruder, Heinrich Raspe († 1247), denn Ludwigs einziger Sohn, Hermann II., war erst fünfjährig, er erbte 1238 Hessen und starb 1241 kinderlos.
Mit Heinrich Raspe war das ludovingische Landgrafenhaus im Mannesstamm erloschen, aber Kaiser Friedrich II. hatte schon 1243 dem Markgrafen Heinrich den Erlauchten, als dem Sohn der ältesten Tochter Hermanns I., die Anwartschaft darauf erteilt. Wenn sich auch die Thüringer Grafen und Herren, selbst nach Landeshoheit strebend, dagegen wehrten, so blieb Heinrich doch im Thüringer Erbfolgekrieg Sieger. Heinrich das Kind, ein Enkel Ludwigs IV., wurde schließlich mit den hessischen Besitzungen abgefunden. Indes fasste das wettinische Fürstengeschlecht in Thüringen schwer Fuß, da Heinrichs Sohn Albrecht 50 Jahre lang als unfähiger Tyrann herrschte. Als König Adolf von Nassau Meißen als heimgefallenes Lehen einzog und Thüringen von Albrecht kaufte, fand er bei den Herren im Land Unterstützung, konnte aber doch das neue Gebiet nicht behaupten. Sein Nachfolger, König Albrecht I., wurde am 31. Mai 1307 bei Lucka entscheidend geschlagen, und nach seines und Diezmanns Tode war Friedrich I., der Freidige, alleiniger Herr aller wettinischen Lande. König Heinrich VII. erkannte ihn 1310 als solchen an, und Friedrich war nun im Besitz unangefochten, wenn auch Kämpfe gegen äußere Feinde die Wiederaufrichtung der landesherrlichen Gewalt hinderten. Friedrich II., der Ernsthafte, machte den mächtigen Bund thüringischer Grafen, Herren und Städte (1334–35) unschädlich und siegte auch im sogenannten Thüringer Grafenkrieg. Insbesondere die Grafen von Weimar-Orlamünde nahmen 1346 alles Eigengut auf Lebenszeit vom Landgrafen zu Lehen.
Der Besitz der Wettiner in Thüringen mehrte sich noch, als Friedrich III., der Strenge (1349 – 1381), durch Heirat die Grafschaft Henneberg und sein jüngerer Bruder, Balthasar, die „Pflege Coburg“ dem Haus einbrachten. Auch den Vögten von Plauen, Gera und Weida wurde 1354–58 Besitz abgenommen. Mit Erlaubnis des Kaisers Karl IV. schlossen die Wettiner 1373 eine Erbverbrüderung mit den Landgrafen von Hessen. Für die hohe Blüte Erfurts (60.000 Einwohner) in dieser Zeit zeugt die Gründung einer Universität (1392). Bei der Teilung der wettinischen Lande unter die drei Söhne Friedrichs III. (1382) fiel Thüringen an Balthasar († 1406), der ein tüchtiger Fürst war und die Erbverbrüderung mit Hessen 1392 erneuerte. Unter seinem unfähigen Sohn, Friedrich IV., dem Einfältigen, sank die thüringische Fürstenmacht. Nach seinem kinderlosen Ableben (1440) fiel Thüringen an die kurfürstlich sächsische Linie aus dem Geschlechte Friedrichs des Streitbaren. Die Brüder Kurfürst Friedrich II., der Sanftmütige und Herzog Wilhelm III., der Tapfere besaßen Thüringen zunächst gemeinsam, bis es letzterer bei der Teilung von 1445 allein bekam. Die Teilung führte 1446 zum Bruderkrieg, der erst 1451 endete. Bei Wilhelms kinderlosem Tode (1482) fiel Thüringen an Friedrichs II. Söhne, Ernst und Albrecht, die am 26. August 1485 zur endgültigen Länderteilung schritten. Seitdem verschmolz Thüringen mit den übrigen Ländern der Ernestinischen Linie, der thüringische Kreis aber, so hieß der der Albertinischen Linie zugefallene Teil Thüringens, mit Kursachsen.
Am 4. Mai 1521 lässt Kurfürst Friedrich der Weise den Reformator Martin Luther auf die Wartburg bei Eisenach bringen. Der mächtige Kurfürst hofft Luther dadurch besser schützen zu können. Luther nutzt die Zeit und übersetzt in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Kurz darauf erscheint die erste deutschsprachige Bibel. Während des Deutschen Bauernkrieges fand mit der Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 eine der bedeutendsten Kämpfe statt. Der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648) brachte auch in Thüringen Not und Elend. Noch heute zeugen viele Wüstungen aus dieser schrecklichen Zeit.
Nach der Niederlage bei Austerlitz 1805 und der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt 1806 zerstückelte Napoleon I. das alte Reich in die drei Teile Rheinbund, Preußen und Österreich. Die Thüringischen Staaten traten dem Rheinbund bei, während Erfurt mit der Kleinstadt Blankenhain von 1807 bis 1814 als „domaine réservé à l’Empereur“ (kaiserlichen Domäne) Teil Frankreichs wurde. Während der Befreiungskriege 1813 verpasste der König von Sachsen 1813 rechtzeitig die Fronten zu wechseln und verlor so einen großen Teil seines Landes. Nach dem Wiener Kongresses kamen so die bisher kursächsischen Besitzungen (Thüringer Kreis) Schleusingen und Suhl, die Ämter Weißensee und Langensalza sowie Ziegenrück aus dem Neustädter Kreis in preußischen Besitz. 1815 wurde das albertinische Thüringen der preußischen Provinz Sachsen zugeteilt. Das ernestinische Thüringen zersplitterte durch weitere Teilung.
1815 treten auch alle thüringischen Staaten dem Deutschen Bund (1815-1866) bei und entsenden ihre Gesandten zum Bundestag nach Frankfurt am Main. Am 12. Juni 1815 gründeten sieben Studenten, die im Luetzower Freikorps gedient hatten, zusammen mit anderen national gesinnten Studenten die Burschenschaft zu Jena („Ehre, Freiheit, Vaterland“). Diese sieben Studenten wählten die Farben Schwarz, Rot und Gold zu den Farben der Burschenschaft. In der Verfassungsurkunde heißt es dazu: „Eingedenk, dass bei Wartburgfest 1817 den jugendlichen Freuden auch stets der Ernst des Lebens zu bedenken sei, bestimmen sie Rot und Schwarz zu den Farben ihres Paniers.“ Anlässlich des vierten Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig, dem 18. Oktober 1817, ziehen etwa 500 Studenten der Burschenschaft und einige Professoren aus vielen deutschen Staaten mit der rot-schwarz-roten Fahne (golden waren lediglich die Fransen) auf die Wartburg bei Eisenach (Wartburgfest), um für Freiheit und ein einheitliches Kaiserreich zu demonstrieren.
Im Jahr 1826 kam es in den ernestinischen Ländern zur letzten dynastischen Landesteilung. Nach dem Aussterben der Linie Sachsen-Gotha-Altenburg (1826) erhielt Sachsen-Meiningen ganz Sachsen-Hildburghausen und den Saalfelder Teil von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Der Hildburghäuser Herzog erhielt dafür Sachsen-Altenburg als selbstständiges Herzogtum. Sachsen-Coburg erhielt Sachsen-Gotha und vereinigten sich zum Doppel-Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha. Der Linie Sachsen Coburg entstammt u.a. die britische Königin Queen Victoria (1819 – 1901). 1834 erfolgte der Beitritt aller thüringischer Staaten zum Deutschen Zollverein. Die sozialen Missstände führten auch in Thüringen zu Unruhen und Aufständen im Revolutionsjahr 1848, gefährdeten jedoch nicht ernsthaft die Macht der Herrscher. Während der Frankfurter Nationalversammlung diskutierte man auch die Möglichkeiten der Überwindung der Kleinstaaterei in Thüringen, dabei wurden auch die Vereinigung mit Preußen, Sachsen oder Bayern ins Auge gefasst. Bernhard von Watzdorf, Staatsminister im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach regte dabei besonders intensiv die Vereinigung zu einem „Königreich Thüringen“ an. Im September und Oktober kam es in vielen Gegenden zu einer Verschärfung der Revolution und die Frankfurter Reichsregierung gewährte Hilfe in Form der Reichsexekution, indem preußische und königlich-sächsische Truppen in die thüringischen Staaten einmarschierten um „Ruhe und Ordnung“ wieder herzustellen.
Im Deutschen Krieg von 1866 schlossen sich das Herzogtum Sachsen-Altenburg, das Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha und das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen dem Königreich Preußen an, während das Herzogtum Sachsen-Meiningen und das Fürstentum Reuß älterer Linie Österreich unterstützten. Das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, das Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt und das Fürstentum Reuß jüngerer Linie verhielt sich zunächst neutral, traten aber nach der Schlacht bei Königgrätz dem preußischen Bundesreformprojekt bei. Zwei Mal kam es auf thüringischem Gebiet zu blutigen Gefechten, bei denen die Preußen Siege davon trugen; am 27. Juni bei Langensalza, das mit der hannoverschen Kapitulation am 27. Juni endete und am 4. Juli bei Dermbach, worauf sich die Bayern zurückzogen. Preußische Truppen besetzten im Juli die meiningische Exklave Camburg und am 19. September die Stadt Meiningen. Herzog Bernhard dankte daraufhin ab und sein Sohn, Herzog Georg, schloss am 8. Oktober Frieden mit Preußen. Preußen okkupierte auch das kleine Fürstentum Reuß älterer Linie und erst am 26. September 1866 schloss die reussische Regentin Caroline Frieden mit Preußen. Das kleine Land musste die enorme Summe von 100.000 Talern (nach heutigem Geld ca. 3,3 Millionen Euro), (manche Quellen sprechen sogar von 200.000 Taler) Kriegsstrafe zahlen und dem Norddeutschen Bund beitreten. Bismarck wollte die zwei preußenfeindlichen Länder sogar ganz auflösen und erst die Fürsprache des Großherzogs Karl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach bei seinem Schwager König Wilhelm von Preußen sicherte den Fortbestand dieser Staaten. Bis 1867 traten alle Thüringischen Staaten dem Norddeutschen Bund bei und wurden somit 1871 Bundesstaaten des Deutschen Reichs.
Die verschiedenen thüringischen Staaten verstanden sich trotzdem als Einheit. In der Gesamtheit empfand man sich als Thüringen und sah sich gerne als der „Garten Deutschlands“ und als das „Grünes Herz Deutschlands“. Halle a.d. Saale galt in vielen Heimatbüchern jener Zeit als größte thüringische Stadt, auch wenn sie außerhalb der Thüringischen Staaten lag.
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) tagte 1919 in Weimar die Nationalversammlung der ersten deutschen Republik. Der Tagungsort gab ihr den Namen, die „Weimarer Republik“.
1920 schlossen sich die zu „Freien Volksstaaten“ gewordenen Staaten Thüringens gegen den Wunsch Preußens zum Land Thüringen mit Weimar als Hauptstadt zusammen. Nur das Coburger Gebiet votiert für Bayern; die Exklave Königsberg i.F. (östlich von Schweinfurt) und andere sehr kleine Gebiete wurden Bestandteile Bayerns. Die Exklave Ostheim (Rhön) gehört bis 1945 zu Thüringen.
1932 wurde der Kreis Ilfeld aus der preußischen Provinz Hannover ausgegliedert und dem Regierungsbezirk Erfurt zugeteilt, damit gelangte das Gebiet an Thüringen. 1944 werden der preußische Regierungsbezirk Erfurt und der hessisch-nassauische Kreis Schmalkalden dem Gau Thüringen zugeordnet.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) wurde Thüringen von US-Truppen erobert, aber kurz darauf der Roten Armee übergeben und somit Teil der sowjetischen Besatzungszone. Die thüringische Exklave Ostheim wird von den US-Amerikanern der bayrischen Verwaltung unterstellt, die Exklave Allstedt fällt wenig später an das neugebildete Land Sachsen-Anhalt. Im Rahmen des Wanfrieder Abkommen vom 17. September 1945 kamen die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode und Weidenbach/Hennigerode zum Landkreis Heiligenstadt und die thüringischen Dörfer Neuseesen und Werleshausen zum Landkreis Witzenhausen in Hessen. Als Austausch für den den östlichen Teil des Kreises Blankenburg im Harz wurden die Gemeinden Bad Sachsa und Tettenborn aus dem ehemaligen Regierungsbezirk Erfurt dem Landkreis Osterode (Niedersachsen) eingegliedert. Außerdem kam Besenhausen bei Kirchgandern zu dem Landkreis Göttingen (Niedersachsen).
1952 wird das Land Thüringen in die Bezirke Erfurt, Gera, Suhl aufgeteilt. Kleine Gebietsteile gehen an die Bezirke Leipzig (Altenburg) und Halle (Artern). Die thüringische Identität, Tradition und der Begriff „Thüringen“ für die Region leben ungebrochen fort. Nach der Auflösung der Länder in der DDR im Jahr 1952 existierte die Länderkammer zunächst weiter, gewählt von den Bezirkstagen. 1958 schließlich folgte das Gesetz „über die Auflösung der Länderkammer in der DDR“.
Mit dem Mauerbau in Berlin im August 1961 wurde die innerdeutsche Grenze zum „Eisernen Vorhang“. Thüringen, das grüne Herz Deutschlands, ist nun Grenzgebiet und westlichster Vorposten des Warschauer Paktes bis Ende 1989 die Mauer fällt.
1990 erfolgte die Neugründung des Freistaates Thüringen mit der Landeshauptstadt Erfurt unter Einbeziehung der Kreise Altenburg, Schmölln, Artern. Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt verhindert den Anschluss weiterer altthüringischer Gebiete an den Freistaat. Grenzstreitigkeiten und kleinere Grenzkorrekturen mit dem Freistaat Sachsen werden dagegen freundschaftlich geregelt.
Wappen
Das Thüringer Landeswappen in Blau einen goldgekrönten und bewehrten, achtfach von Rot und Silber quergestreiften Löwen, umgeben von acht silbernen Sternen. Diese versinnbildlichen die ehemaligen Einzelstaaten Thüringens, der Löwen erscheint erstmals unter Landgraf Hermann I. (1190-1217) aus dem Geschlecht der Ludowinger. Bei erster Betrachtung dieses Wappens fällt zunächst eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Wappen des Landes Hessen auf, bei genauem Vergleich zeigen sich jedoch vier wichtige Unterschiede: Der hessische Löwe ist zehnfach quergestreift, wobei diese Streifung von oben her mit Silber beginnt, er ist ungekrönt, und auf den Schildgrund sind keine Sterne gestreut. Zu den 7 Sternen ( 7 ehemalige Thüringische Staaten) ist 1945 der 8 Stern für den ehemaligen preußischen Regierungsbezirk Erfurt hinzugekommen.
Im Sinne der Sozialadäquanzklausel aus § 86 III StGB
wird darauf hingewiesen, dass die Symbole des Dritten Reichs lediglich im Rahmen der staatsbürgerlichen und historischen Aufklärung bzw. der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen oder ähnlichen Zwecken verwendet werden darf. Jede andere Nutzung/Verbreitung ist verboten und unterliegt den Strafbestimmungen der § 86 und § 86a!
Okkulte Symbolik? – Hexagramme im Wappen Thüringens
Schaut man sich das Wappen der vereinigten thüringischen Staaten von 1921 genauer an, so erkennt man 7 sechseckige Sterne, die in ihrer Darstellung wiederum ein Sechseck ergeben. Dieses Sechseck nennt man Hexagramm, auch als Davidstern bekannt.
Die sieben Sterne sollen eigentlich die Einzelstaaten symbolisieren, die aber ursprünglich acht Staaten waren, wobei sich Reuß jüngere und ältere Linie schon 1919 zum Volksstaat Reuß vereinigt hatten. Die sechseckigen Sterne gab es in den alten Darstellungen des Wappens aus dem 12. und 13. Jahrhundert nicht. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 verschwand dieses Wappen auch sofort und man griff auf die ursprüngliche Version des rot-weißen Löwen der Lodowinger auf blauem Grund zurück. Zusätzlich fügte man ein goldenes Hakenkreuz in der rechten Pfote des Löwen ein. Nach 1945 kehrten die Hexagramme zurück und wurden um den Löwen platziert, wobei ein achter Stern, der für den ehemaligen preußischen Regierungsbezirk Erfurt stehen soll, hinzukam. Die Version von 1991 geht farblich und gestalterisch wiederum auf das alte Wappen aus dem 12./13. Jahrhundert zurück und auch hier finden wir die seit 1921 verwendeten Hexagramme wieder.
Hymne Thüringens
Thüringen, holdes Land
Musik: Carl Müllerhartung (1834–1908)
Text: Ernst Viktor Schellenberg (1827–1896)
Thüringen, holdes Land, wo meine Wiege stand,
Frühling ist überall, Freude und Lust.
Lieder, strömt fröhlich aus, flattert von Haus zu Haus,
sucht eine Ruhestatt an Liebchens Brust.
O frisches Waldesgrün, rosige Wangen blühn,
aus jedem Fenster winkt lächelnd ein Gruß.
Brünnlein, wie quillst du hell, Bächlein, rausch nicht so schnell,
dass nicht zu früh uns welkt Rose und Kuss.
Thüringen, holdes Land, wo meine Wiege stand,
sterb ich, so nimm mich sanft in deinen Schoß.
Lüfte, umweht das Grab, Tannen, rauscht kühl herab,
Rehe umspielen dann Hügel und Moos.
Freistaat Thüringen
Der Freistaat Thüringen ist heute ein Bundesland im Zentrum der Bundesrepublik Deutschland mit rund 2,14 Millionen Einwohnern und einer Fläche von rund 16.000 Quadratkilometern.
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Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Meyers Konversations-Lexikon“ 5. Auflage in 17 Bänden 1893 – 1897
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1906 – 1908
- „Meyers Kleines Konversations-Lexikon“, 7. Auflage in 6 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1908
- „Die deutschen Stämme und ihr Anteil am Leben der Nation“, Thomas Lenschau, 1923
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Den Artikel fand ich auf der Suche nach Thüringen im Mittelalter, wobei mich vor allem das erste Jahrhundert sehr interessiert. Allerdings hätte ich mich über Quellenangaben sehr gefreut, denn gerade über das Thema Hermunduren wird in Fachartikeln stark angezweifelt, dass sie Vorfahren der Thüringer sind; also mit ansässigen Stämmen einst zum Thüringenreich verschmolzen.
Ansonsten finde ich den Text und auch die Darstellungen der Landkarten, sowie die alten Postkarten sehr informativ.