S.M.S. Königsberg

S.M.S. Königsberg (1905)

S.M.S. Königsberg (1905), Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.

S.M.S. Königsberg, Kleiner Kreuzer
S.M.S. Königsberg, Kleiner Kreuzer

S.M.S. Königsberg (1905) – Angaben

Namensherkunft:Königsberg, Provinzhauptstadt Ostpreußens
Stapellauf:12.12.1905 in Kiel
Schiffsklasse:Einzelschiff
Besatzung:ca. 322 Mann
Maße:Länge 115 m, Breite 13,2 m, Tiefgang: 4,8 m
Wasserverdrängung:3400 Tonnen
Maximale Geschwindigkeit:24,1 kn
Maschinenleistung:12.000 PS
Dampfstrecke:5000 Sm
Bewaffnung:10 Schnellfeuerkanonen Kaliber 10,5 cm, Torpedos
Ende:Selbstversenkung am 11. Juli 1915, 1963 abgewrackt
S.M.S. Königsberg Besatzungsmitglieder.
S.M.S. Königsberg Besatzungsmitglieder.

S.M.S. Königsberg (1905) – Geschichte

Nach dem Flottengesetzt von 1900 wurden die ersten sieben Kleinen Kreuzer der Städte-Klasse gebaut. S.M.S. Königsberg ist als Einzelschiff zu sehen, da es von der nachfolgenden Nürnberg-Klasse deutlich abweicht. Der Stapellauf des Kleinen Kreuzers erfolgte am 12. Dezember 1905 in Kiel (Kaiserliche Werft). Die Schiffstaufe vollzog der Oberbürgermeister von Königsberg i. P. Dr. Siegfried Körte.

Königsberg i. P und S.M.S. Königsberg
Königsberg i. P und S.M.S. Königsberg

Noch während der Probefahrten im April 1907 begleitete S.M.S. Königsberg die Kaiserliche Jacht S.M.S. Hohenzollern während der Elbregatta, der Kieler Woche, der Regatta vor Travemünde, danach zur Nordlandreise und anschließend beider Begegnung Kaiser Wilhelms II. mit Zar Nikolaus II. von Russland.

Im Jahr 1908 begann der eigentliche Flottendienst mit Übungsfahrten in Ostsee, Nordsee und bis in den Atlantik, die sich in den Jahren 1909 und 1910 wiederholten. Am 16. Februar 1910 kam es in der Deutschen Bucht zu einer Kollision mit S.M.S. Dresden. Nach der Reparatur begleitete S.M.S. Königsberg Kaiser Wilhelm II. nach Großbritannien, wo die Beisetzungsfeierlichkeiten von König Eduard VII. stattfanden.

Im Jahr 1910 errang S.M.S. Königsberg während der Übungen und Manöver den Kaiser-Schießpreis für die leichten Streitkräfte des Befehlshabers der Aufklärungsstreitkräfte. 1911 begleitete der Kleine Kreuzer S.M.S. Hohenzollern zunächst in das Mittelmeer und anschließend zum Staatsbesuch des Kaisers beim neu gekrönten König Georg V. von Großbritannien und Irland. Anschließend wurde S.M.S. Königsberg auf der Werft in Danzig überholt und modernisiert.

Max Looff

Max Looff
* 02.05.1874 in Straßburg
† 20.09.1954 in Berlin
04.1914 – 07.1915 Kommandant S.M.S. Königsberg, 07.1915 – 11.1917 Kommandant der MTruppen in Deutsch-Ostafrika, 11.1917 – 02.1919 britische Gefangenschaft, 01.01.1921 Konteradmiral, 31.03.1922 Vizeadmiral a. D.

Max Looff
Max Looff

Im Frühjahr des Jahres 1914 erging der Befehl den Kleiner Kreuzer als Stationsschiff nach Ostafrika zu entsenden. Am 6. Juni 1914 war der Kleine Kreuzer aus der Heimat in Daressalam der Hauptstadt von Deutsch-Ostafrika eingetroffen, um den Kleinen Kreuzer Geier abzulösen. Bei Kriegsausbruch 1914 befand sich das Schiff als Stationär im ostafrikanischen Seegebiet. Als Ältestem Offizier der ostafrikanischen Station war Fregattenkapitän Looff, dem Kommandanten der „Königsberg“ das Vermessungsschiff Möwe unterstellt, auf dem Korvettenkapitän Zimmer seinen Wimpel gesetzt hatte.

S.M.S. Möwe, Vermessungsschiff
S.M.S. Möwe, Vermessungsschiff

Die Mobilmachungsbestimmungen sahen für S.M.S. Königsberg unter Loslösung von der ostafrikanischen Küste den Kreuzerkrieg im Golf von Aden vor. S.M.S. Möwe hatte in Daressalam aufzulegen, um, wenn möglich, einen Hilfskreuzer in Dienst zu stellen.

Auf der ostafrikanischen Station musste von vornherein mit einer sehr starken Gegenwirkung britischer Seestreitkräfte gerechnet werden. Das Kap-Geschwader unter Vizeadmiral King-Hall stützte sich auf Kapstadt, das ostindische Geschwader unter Konteradmiral Peirse konnte von der rechten, Schiffe des Mittelmeergeschwaders von der linken Flanke hereinbrechen. Die französischen Streitkräfte waren hingegen derart veraltet, dass S.M.S. Königsberg sie kaum beachten brauchte.

S.M.S. Königsberg
S.M.S. Königsberg

Für die Übermittelung von Nachrichten aus der Heimat war S.M.S. Königsberg auf die Funkstationen in Daressalam und Muansa angewiesen, die 1914 bereits einwandfrei Telegramme der Großstationen Kamina in Togo und Windhuk in Deutsch-Südwestafrika abnehmen konnten. Kabelverbindungen mit Deutschland war nur über englische Kabel möglich, in Zeiten politischer Spannungen daher unsicher.

Am 27. Juli wurde S.M.S. Königsberg vom Admiralsstab der Marine über die Verschärfung der politischen Lage unterrichtet. In einer Sitzung aller Dienststellen beim Gouverneur des Schutzgebietes verhandelte man eingehend über die zu treffenden Maßnahmen. Mit Reichspost– und Reichstelegraphenverwaltung wurden geheime Stichworte für S.M.S. Königsberg verabredet, wenn sie sich auf See befand. Am selben Tag war bereits der englische Kabeldienst nicht mehr sicher.

Deutsch-Ostafrika, Hafeneinfahrt von Daressalam
Deutsch-Ostafrika, Hafeneinfahrt von Daressalam

Telegramme wurden von den Briten zeitlich aufgehalten oder ganz unterschlagen. Infolge dessen glückte es nicht, mit den Vertrauensleuten in den südostafrikanischen Häfen Verbindung aufzunehmen. Die Ausrüstung und Entsendung von Hilfsschiffen war von vornherein in Frage gestellt, zumal da die Briten an der ganzen Ostküste Afrikas, soweit sie nicht deutsches Schutzgebiet war, die Kohlevorräte aufkauften.

Am 31. Juli meldete der deutsche Dampfer „Tabora“, das britische Kap-Geschwader ( H.M.S. Hyacinth, H.M.S. Astrea und H.M.S. Pegasus unter King Hall) würde am 1. August in Sansibar erwartet. Um Herr seiner Entschlüsse zu bleiben fasste Kapitän Looff den Entschluss unverzüglich aus Daressalam in See zu stechen.

S.M.S. Königsberg vor Daressalam
S.M.S. Königsberg vor Daressalam

Korvettenkapitän Zimmer übernahm in Daressalam den Etappendienst. Er rüstete als Tross-Schiffe die Dampfer „Somali“ mit Kapitän Herm, „Feldmarschall“ mit Kapitän Jantzen, „König“ mit Kapitän Coltzau aus, doch gelang es nur noch „Somali“ Daressalam zu verlassen und zu S.M.S. Königsberg im Golf von Aden zu stoßen. Einen Hilfskreuzer in Dienst zu stellen gelang nicht, es fehlte einfach an einem geeigneten Schiff. Außerdem waren die Revolverkanonen der „Möwe“ und die beiden ihr von S.M.S. Königsberg überlassenen 8,8 cm Geschütze kaum geeignet, einen Handelsdampfer wehrhaft zu machen; zumal nur 400 Schuss Munition für die Geschütze vorhanden waren. Korvettenkapitän Zimmer regte an, das Schwimmdock vor der Einfahrt nach Daressalam zu versenken, um das Eindringen feindlicher Schiffe unmöglich zu machen, was man dann auch tat. Die 100 Köpfe starke Möwe-Besatzung wurde als ein geschlossenes „Marine-Expeditionskorps Möwe“ der Schutztruppe zur Verfügung gestellt, da Korvettenkapitän Zimmer mit einer Rückkehr von S.M.S. Königsberg mobilmachungsmäßig nicht mehr zu rechnen brauchte. Das Expeditionskorps hat vor allem am Tanganjika-See gekämpft.

S.M.S. Königsberg wurde im Juli 1915 in Ost-Afrika durch große englische Übermacht vernichtet, nachdem der Kreuzer bereits längere Zeit im Rufidje-Fluß eingeschlossen war.
S.M.S. Königsberg wurde im Juli 1915 in Ost-Afrika durch große englische Übermacht vernichtet, nachdem der Kreuzer bereits längere Zeit im Rufidje-Fluß eingeschlossen war.

Bereits unmittelbar nach dem Auslaufen aus Daressalam kam es für S.M.S. Königsberg zu einer kritischen Situation. Knapp außerhalb der deutschen Hoheitsgewässer lag das Kap-Geschwader, abgeblendet und zu einer Bewachungslinie auseinander gezogen. Die Dunkelheit nahm rasch zu. S.M.S. Königsberg lief mit 12 Seemeilen Fahrt. Zwei der englischen Kreuzer, die Astraea und die Hyacinth, hielten auf sie zu. Auf S.M.S. Königsberg waren alle Kanonen und Torpedos schussbereit. Astraea setzte sich 3000 vor S.M.S. Königsberg, Hyacinth kam von Steuerbord achtern heran. Fregattenkapitän Looff ließ in allen Kesseln Dampf aufmachen und warf sein Schiff nach 45 Minuten auf Gegenkurs herum. Mit 22 Seemeilen stob S.M.S. Königsberg davon, Hyacinth auf 600 m Abstand passieren. Die Briten folgten, vermochten jedoch nicht Schritt zu halten. S.M.S. Königsberg war frei, fuhr scheinbar nach Süden, schlug später einen Haken nach Norden und strebte dem Golf von Aden zu. Die List war geglückt.

In den nächsten Tagen suchten die Briten die Buchten des südlichen Teiles der deutsch-ostafrikanischen Küste ab. Dabei schickten sie in nicht einsehbare Buchten Dampfpinassen und Motorboote. Wohlgemerkt, alle diese Ereignisse geschahen vor der Kriegserklärung Großbritanniens an Deutschland.

Am 5. August, 10 Uhr abends, empfing S.M.S. Königsberg, von der Funkstation Daressalam übermittelt, die Nachricht von der britischen Kriegserklärung. Ihr Kohlenvorrat war damals schon auf 200 Tonnen heruntergebrannt. Entgegen der Verpflichtungen in der Kongoakte Artikel 11, „einen europäischen Krieg nicht auf die zentralafrikanischen Kolonien zu übertragen„, eröffneten die Briten die Kampfhandlungen. Eins der englischen Kriegsschiffe beschoss am selben Abend den Dampfer „König“.

Am 6. August traf S.M.S. Königsberg auf die deutschen Dampfer „Goldenfels“ und „Zieten“. Beide Dampfer hatten wenig oder nur schlechte Kohle an Bord. Sie erhielten Anweisung, auf bestimmten Treffpunkten an der arabischen Südküste auf den Kleinen Kreuzer zu warten. Als erste Prise brachte Fregattenkapitän Looff den englischen Dampfer „City of Winchester“ auf. Das Schiff hatte aber nur Tee im Wert von 5,1 Millionen Mark geladen und keine Kohle. In der Bucht von Bender Burum südlich des heutigen Jemen, traf S.M.S. Königsberg mit dem Dampfer „Zieten“ zusammen, später stellte sich auch noch der Dampfer „Ostmark“ ein. Beide Schiffe waren aber nicht imstande, der Kohleknappheit von S.M.S. Königsberg abzuhelfen, da es ihnen selbst am nötigsten fehlte. „Zieten“ füllte seine Bunker aus den Beständen der „City of Winchster“ auf und ging mit dem größten Teil der Offiziere und Mannschaft des britischen Schiffes auf Befehl von S.M.S. Königsberg nach Mosambik. „Ostmark“ wurde nach dem italienischen Hafen Massaua (im heutigen Eritrea) am Roten Meer entlassen. Später wurden noch die Bunker der „City of Winchester“ von S.M.S. Königsberg entleert, wonach das Schiff versenkt wurde.

Am 8. August griffen die Briten Daressalam an, daraufhin wurde die S.M.S. Möwe von den Deutschen gesprengt und versenkt.

S.M.S. Königsberg und Kohlendampfer Somali
S.M.S. Königsberg und Kohlendampfer Somali

Am 14. August traf der Dampfer „Somali“ bei S.M.S. Königsberg ein. Die Überfahrt bei schwerer See hatte die Steuerbord-Bordwand des alten Küstendampfers beschädigt. Kaum war S.M.S. Königsberg im Schutze der Insel Hallanija (südlich des heutigen Omans) bei ihm längsseits gegangen, als das Aufblitzen von Scheinwerfern und starker Funkverkehr, zeitweilig von 13 Stationen, wahrgenommen wurden. Offenbar war eine ganze Reihe von Kriegsschiffen hinter S.M.S. Königsberg her. Spätere Feststellungen ergaben, dass es sich unter anderen um die britischen Schiffe „Swiftsure“, „Dartmouth“, Black Prince“, „Duke of Edinburgh“ und „Chatham“ gehandelt hatte. Unter diesen Umständen verließ S.M.S. Königsberg ihr Operationsgebiet an der arabischen Küste und dampfte zusammen mit der „Somali“ südwärts davon. In schwerer See verloren sich die Schiffe und erst zwei Tage nach S.M.S. Königsberg traf die „Somali“ in Ras Hafun (Horn von Afrika, heutiges Somalia). Dort füllte man die Kohlebunker bis an die Grenze der Seefähigkeit auf und wandte sich dann den Gewässern von Madagaskar zu. Dort angekommen hatte man aber schon wieder Zweidrittel des Vorrates verfeuert und von der „Somali“ waren insgesamt nur noch 250 Tonnen zu entnehmen.

Am 30 August läuft S.M.S. Königsberg mit gesetzten Toppflaggen handstreichartig in den Haupthafen an der Westküste von Madagaskar, nach Majunga ein. Die dortige Signalstation meldet nun gar einen „englischen“ Kreuzer, aber der Hafen ist leer, kein Dampfer ist auszumachen. Dicht bei der Funkstation weht eine Flagge vom Roten Kreuz. Außerdem ist die Funkstation von Wohnhäusern umgeben. Da die Funkstation militärisch unbedeutend ist, sieht Fregattenkapitän Looff davon ab, den Funkturm durch Beschießung umzulegen. Er macht kehrt und verlässt den Hafen um „eine bittere Enttäuschung reicher.“

Am 1. September wird die Aldabra-Insel, nordwestlich von Madagaskar, angesteuert. Dort wartet bereits „Somali“. Das Längsgehen und die Kohleübernahme waren äußerst problematisch. In langer Dünung krachten die Schiffe immer wieder gegeneinander, als bei der „Somali“ die Spanten brechen und selbst S.M.S. Königsberg Beschädigungen am Schiffskörper erhält, wird das Unternehmen aufgegeben. 200 Tonnen Kohle konnten grade einmal übernommen werden, die Maschinenanlage bedurfte einer dringenden Überholung. Deutsch-Ostafrika hatte keinen Hafen, der nicht unterm Feuer des Feindes lag. Man überlegt und kommt zu dem Ergebnis, dass das erst im Frühjahr 1914 von S.M.S. Möwe vermessene Mündungsdelta des Rufiji-Flusses einen geradezu idealen Schlupfwinkel darstellt. Von den sechs Mündungsarmen des Rufiji sind aber nur zwei schiffbar, die Simba-Uranga- und die Kikunja-Mündung. Auf den Seekarten sind noch die Wassertiefen der Kikunja-Mündung zu niedrig angegeben. Die tatsächlichen vorhandenen Tiefen sind erst 1914 ermittelt worden. Beide Mündungen sind Barren vorgelagert, die nur bei Springhochwasser, also bei sehr hoher Flut, von Schiffen bis höchstens 5 m Tiefgang überfahren werden können. Fregattenkapitän Looff entschließt sich, zunächst einmal die Rufiji-Mündung aufzusuchen. Die Flutverhältnisse sind günstig. Zehn Seemeilen von der Mündung entfernt geht das Schiff in der Urwaldwildnis zu Anker. Alsbald reift der Entschluss, den Rufiji als Stützpunkt auszubauen. Korvettenkapitän Zimmer erhält den Auftrag für Kohlen zu sorgen. Es glückt, Kohlen treffen wiederholt und in stattlicher Menge ein. Für Proviant wird ebenfalls gesorgt.

Am 19. September verlässt das Schiff gut ausgerüstet seinen neuen Stützpunkt, man hat Informationen, dass vor Sansibar ein britisches Kriegsschiff liegt. Oberleutnant zur See Herm, der Steuermann des alten Dampfers „Somali“, dient S.M.S. Königsberg als Lotse. Keiner kannte die ostafrikanische Küste so gut wie er. Das Gewirr von Riffen vor der Sansibar-Reede wird noch bei Dunkelheit passiert; eine außerordentliche navigatorische Leistung.

S.M.S. Königsberg im Kampfe mit dem englischen Kreuzer Pagasus vor Sansibar
S.M.S. Königsberg im Kampfe mit dem englischen Kreuzer Pagasus vor Sansibar

Am 20. September um 05.10 Uhr gehen an S.M.S. Königsberg die Topflaggen hoch und man erkennt erst jetzt, dass es sich um die „Pegasus“ handelt. Gleichzeitig krachen die ersten Salven und treffen sehr gut. Die „Pegasus“ erwidert das Feuer, erlangt jedoch keine Treffe. Binnen einer dreiviertel Stunde wird sie völlig zusammengeschossen und brennt, obwohl das Kaliber von S.M.S. Königsberg kaum stärker ist als das der „Pegasus“. „Pegasus“ setzt die weiße Flagge, im dichten Rauch wird diese aber zunächst übersehen. Später bricht S.M.S. Königsberg daraufhin das Feuer ab, um die Funkstationen zu beschießen, dabei werden 2 von 4 Masten getroffen und umgeworfen. Von Land eilen Boote herbei, um die Überlebenden der „Pegasus“ zu retten, 24 Tote und 55 Verletzte sind, wie später festgestellt wurde, zu beklagen. Das Schiff legt sich auf die Seite und versinkt. S.M.S. Königsberg verlässt den Kampfplatz und täuscht Minenwerfen vor, indem sie mit Sand gefüllte Petroleumfässer über Bord wirft. Die List gelingt und die Südeinfahrt nach Sansibar wurde seitdem gemieden. In Sansibar-Stadt herrschte für längere Zeit eine panikartige Stimmung. Noch nach dem 20. September haben überall weiße Flaggen geweht. Ein 25.000 Liter-Öltank wurde bei Beginn der Beschießung nach See zu kopflos entleert. Die Engländer legten den Leuchtturm auf der Insel Chumbe um. Ein angesehener Inder bezichtigte man der Beihilfe der Deutschen und erhängte ihn öffentlich auf dem Marktplatz vom Mombasa.

S.M.S. Königsberg vernichtete am 20.9.14 den englischen Kreuzer Pagasus
S.M.S. Königsberg vernichtete am 20.9.14 den englischen Kreuzer Pagasus

S.M.S. Königsberg kehrte nach ihrem Ankerplatz im Rufiji zurück, die Maschinen waren schwer beschädigt. Soweit es ging wurden sie mit Bordmitteln ausgebessert. Größere Gussstücke mussten aber nach Daressalam geschickt und dort neu gegossen werden.

Die Vernichtung der „Pegasus“ und das rätselhafte Verschwinden von S.M.S. Königsberg hatte zur Folge, dass von der britischen Admiralität drei moderne Kleine Kreuzer mit dem Aufspüren des deutschen Schiffes beauftragt wurden, „Chatham“, „Dartmouth“ und „Weymouth“; jeder von ihnenS.M.S. Königsberg weit überlegen. Planmäßig suchten die Briten die gesamte Küste ab und entdeckten zunächst nichts. Ihre Aufmerksamkeit wurde erst in dem Augenblick auf die Rufiji-Mündung gelenkt, als man beim erneuten Durchsuchen des deutschen Dampfers „Präsident“, der im Hafen von Linda (heutiges Kenia) mit auseinander genommenen Maschinen lag, unter den Schiffspapieren eine Empfangsbestätigung über Kohle fand, die „Präsident“ S.M.S. Königsberg bei der Station Sfafale geliefert. Sfafale war der Ankerplatz von S.M.S. Königsberg im Rufiji. Somit war die Entdeckung des Schiffes deutscher Übergründlichkeit und Pedanterie zuzuschreiben.

Am 30 Oktober gelang es einer Landungsabteilung der „Chatham“, den Liegeplatz von S.M.S. Königsberg festzustellen. Die Blockade der Rufiji-Mündung begann. Am selben Tag trafen von Daressalam die neugegossenen Maschinenteile ein, genau 24 Stunden zu spät.

S.M.S. Königsberg im Rufidji
S.M.S. Königsberg im Rufidji

Der Ankerplatz war mittlerweile mit allen nur verfügbaren Mitteln in einen verteidigungsfähigen Zustand versetzt worden. Für die Sicherung der Mündung stand die „Abteilung Delta“ zur Verfügung. Unter Führung des Korvettenkapitäns a.D. Schoenfeld, der als Farmer in Deutsch-Ostafrika lebte, setzte sich zunächst aus rund fünfzig Freiwilligen zusammen, die in ihrer Mehrzahl von deutschen Dampfern stammten. Durch das gesamte Sumpfgebiet der beiden schiffbaren Mündungen wurde unter großen Schwierigkeiten ein Fernsprechnetz gelegt. Die der Rufiji-Mündung vorgelagerte Insel Mafia, die ebenfalls mit zwanzig Gewehren besetzt war, erhielt Lichtsignalverbindung mit Land. Für die Europäer war das Arbeiten in Tropenglut und Sumpfgebiet, vor allem bei der Anlage von Feldbefestigungen, eine Qual. Viele litten ständig unter starken Herzschmerzen. Auf eingeborenes Personal durfte nur in beschränkten Umfang zurückgegriffen werden, schon um des knappen Proviants willen.

Die Briten begannen ihren Angriff mit Ausbojen des Fahrwassers. Was sie am Tage leisteten, wurde nachts von der Abteilung Delta zerstört, deren Stellungen immer umfangreicher ausgebaut wurden. Die Engländer setzten Spione an, um hierüber Zuverlässiges zu erfahren.

Am 1. November begannen sie mit einer dreitägigen Beschießung der Stellungen der Abteilung Delta, des Dampfers „Somali“ und von S.M.S. Königsberg. „Somali“ wurde wurde dabei in Brand geschossen und versank. S.M.S. Königsberg blieb unversehrt, verlegte jedoch ihren Ankerplatz um 1000 m stromaufwärts. Das Schiff zog sich schließlich so weit zurück, dass es die Süßwassergrenze erreichte. Die Mangrovenwälder traten zurück, festes Flussufer ersetzte das Sumpfgebiet. Der innerste Liegeplatz lag bei Batja. Er gewährte der Besatzung die Möglichkeit, zur Erholung an Land zu gehen.

Die Blockadestreitkräfte waren in ihrer Zusammensetzung einem starken Wechsel unterworfen. Es tauchten vor allem kleinere Hilfsfahrzeuge auf, unter denen man mit Geschützen armierte Walfischfänger bevorzugte.

Am 4. November drangen die Engländer nach erneuter Beschießung der Landstellen mit zwei Dampfern und vier bestückten Dampfbooten in die Simba-Uranga-Mündung ein. Einer der Dampfer wurde als Sperrschiff versenkt, allerdings an einer Stelle, wo er S.M.S. Königsberg am Auslaufen nicht gehindert hätte. Zwischen den Briten und der Abteilung Delta war es inzwischen zu einem blutigen Gefecht gekommen.

Am 22. November tauchte zu ersten Male ein britisches Flugzeug über dem Rufiji auf. Der Wachdienst bei Tag und Nacht nahm immer schärfere Formen an. Andererseits ließ auch Fregattenkapitän Looff die Briten nicht zur Ruhe kommen. Mit Scheinwerferleuchten und Scheinfunkverkehr, mit Abbrennen von Reisigfeuern und durch den Abschuss von Leuchtsignal hielt er den Gegner mit vollem Erfolge während der Dunkelheit ständig in Atem. Die Blockadestreitkräfte waren jede Nacht auf das Ausbrechen von S.M.S. Königsberg gefasst.

Mafia Ausgabe von 1915 (Britische Besetzung). Im Januar und im Juli 1915 erschienen Marken von Deutsch-Ostafrika mit schwarzem, violettem oder grünem Aufdruck: Januar 1915: "G.R./Mafia", Juli 1915: "G.R./Post/6 Cents/Mafia"
Mafia Ausgabe von 1915 (Britische Besetzung). Im Januar und im Juli 1915 erschienen Marken von Deutsch-Ostafrika mit schwarzem, violettem oder grünem Aufdruck: Januar 1915: „G.R./Mafia“, Juli 1915: „G.R./Post/6 Cents/Mafia“

Am 10. Januar 1915 wurde die Insel Mafia, die von einem Offizier, zwei deutschen Unteroffizieren und 20 Askaris besetzt war, nach heftiger Beschießung von den Briten im Sturm genommen. Sie landeten zu diesem Zweck nicht weniger als sechs Kompanien indischer und schwarzer Truppen. Die Besetzung von Mafia hatte den Zweck, in der Bucht von Tirene einen geschützten Ankerplatz für die Schiffe und einen Stützpunkt für den Blockadedienst an der Küste zu gewinnen. Die Besetzung von Mafia war für S.M.S. Königsberg insofern ein herber Verlust, als sie hierdurch einer zuverlässigen Nachrichtenstation beraubt war.

Mafia-Insel

Am 1. März wurde englischerseits die Blockade über das gesamte Küstengebiet von Deutsch-Ostafrika verhängt, da man Kohletransporte zu S.M.S. Königsberg vermutete.

Am 13. April traf unter Führung des Oberleutnants zur See d. R. Christiansen der Dampfer „Rubens“ vor der Mansabucht, nördlich von Tanga , ein. Rubens von Deutschland entsandt hatte außer Kohle eine Menge Munition, Handwaffen, Maschinengewehre, Bootskanonen, Proviant und Bekleidung an Bord. Die gesamte Ausrüstung war für die Schutztruppe und für S.M.S. Königsberg bestimmt. Der englische Kreuzer Hyacinth nahm die Rubens unter Feuer, was zur Folge hatte, dass der Dampfer sich auf flachem Wasser versenkte. In fünfwöchiger anstrengender Löscharbeit wurde ein erheblicher Teil der Ladung in kriegsbrauchbaren Zustand geborgen. Das die Briten hierbei nicht störten, lag daran, das Scheinfunksprüche ihnen „verrieten“, die Mansabucht sei nach dem Einlaufen der Rubens mit Minen verseucht worden. Looff entsandte 3 Offiziere, 2 Deckoffiziere und 65 Mann als Besatzung für den Dampfer „Goetzen“ nach Kigoma am Tanganjikasee. 1 Offizier, 1 Deckoffizier und 15 Mann wurden nach dem Norden des Schutzgebietes entsandt. S.M.S. Königsberg selbst lag nun endgültig als schwimmendes Fort im Rufijidelta.

Im Laufe der Monate Mai und Juni führten die Briten wiederholt Fliegerangriffe auf S.M.S. Königsberg aus, die stets mit wenigen 10,5 cm Schrapnellschüssen abgewiesen wurden.

S.M.S. Königsberg nach der Versenkung
S.M.S. Königsberg nach der Versenkung

Am 6. Juli erfolge bei Tagesgrauen der erste Generalangriff des britischen Geschwaders. Er traf aber auf wohlvorbereitete Verteidiger. Den Angriff unterstützten zwei Monitore, „Severn“ und „Mersey“ speziell für den Küstenkrieg gebaut und mit je zwei 15 cm Schnellfeuerkanonen und je 12 cm Haubitzen ausgerüstet. Diese in den Gewässern des Rufiji außerordentlich geeigneten und hier sehr kampffähigen Fahrzeuge verbesserten die Aussichten der Briten erheblich. Außerdem drangen die Kreuzer „Weymouth“, „Pyramus“ und vier bestückte Walfischfänger in den Kikunja-Arm ein, während sich die Kreuzer „Hyacinth“ und „Pioneer“ der Simba-Uranga-Mündung näherten. Die deutsche Abteilung Delta machte den Angreifern tüchtig zu schaffen, überall loderte der Kampf auf. Flugzeuge dienten den Briten als Artilleriebeobachter. S.M.S. Königsberg wehrte sich tapfer und wurde aber viermal getroffen. Das Basisgerät fiel aus, es gab Verwundete und Tote. In unmittelbarer Nähe des Schiffes schlugen gegen 800 Granaten ein. Die Artillerieleitung von S.M.S. Königsberg hatte sich ihren Beobachtungsstand auf einem Hügel an Land gewählt, der mit dem Schiff in Fernsprechverbindung stand. Das Schießen war insofern sehr erschwert, als es mehrere Gegner gleichzeitig abzuwehren galt. Die britischen Monitore wurden mehrfach getroffen. Um 16.00 Uhr war der Angriff abgeschlagen.

Am 11. Juli gingen die Briten von neuem vor; dieses Mal mit 21 Schiffseinheiten. Sie drangen weiter als am 6. Juli in die Flussmündung ein, wobei der Kreuzer „Weymouth“ vorübergehend auflief. 20 Minuten nach Eröffnung des Feuers war S.M.S. Königsberg bereits von einem Hagel von Granaten eingedeckt. Der Kommandant wurde schwer verwundet, die beiden vorderen Geschützbedienungen des Vorschiffes fielen aus. Im Achterschiff brach gegen 13.15 Uhr ein verheerender Brand aus, der zum Fluten der Munitionskammern zwang. Mit dem letzten noch schießbereiten Geschütz wurde ein britisches Flugzeug abgeschossen. Das Geschütz wurde von Oberleutnant zur See Niemeyer und Kohtz und dem Feuerwerker Kaiser bedient. Unmittelbar nach dem Abschuss wurde Kohtz verwundet, Niemeyer und Kaiser fielen. 13.40 Uhr ist jede Verteidigungsmöglichkeit des Schiffes erschöpft. Der zum dritten Male schwer verwundete Kommandant Looff erteilt den Befehl zur Sprengung. Was von der Besatzung noch lebt, wurdw unter Mitnahme aller Verwundeten und unter Bergung der Geschützverschlüsse ausgeschifft. Mit dem letzten Boot verlässt wird der Kommandant an Land gebracht, während der 1. Offizier, Kapitänleutnant Koch, die Zündschnur an zwei Torpedoköpfen in Brand setzt, um dann das Schiff schwimmend zu verlassen. Um 14.00 Uhr erfolgte die Sprengung. Sie reist ein mächtiges Leck ins Vorderschiff. S.M.S. Königsberg legt sich mit wehender Flagge, mit Gösch und Wimpel langsam auf die Seite und versinkt bis zum Oberdeck. Inmitten der Urwaldwildnis liegt nun ein grauer, zerschossener und ausgebrannter Schiffsrumpf. Die Briten ziehen gegen 16.00 Uhr ab. Bei Sonnenuntergang werden getreu dem Zeremoniell Flagge und Wimpel von S.M.S. Königsberg niedergeholt. Unter Tränen folgt die letzte Flaggenparade auf S.M.S. Königsberg. Bereits am Tage darauf beginnen die Bergungsarbeiten an Bord von S.M.S. Königsberg. Was nur an Waffen und Kriegsgerät noch brauchbar schien, wurde von Bord geholt, um später der Schutztruppe zugeführt zu werden. Auf schweren Lastkraftwagen, von Hunderten Einheimischen gezogen gelangten die Sachen nach Daressalam.

Rufiji-Mündung

Die Blockade und Niederkämpfung von S.M.S. Königsberg erforderte eine erhebliche Bindung der britischen Seestreitkräfte. Beteilige britische Kriegsschiffe:

  • Linienschiff Goliath
  • Kreuzer Cornwall
  • Kreuzer Chatham
  • Kreuzer Dartmouth
  • Kreuzer Weymouth
  • Kreuzer Hyacinth
  • Kreuzer Pyramus
  • Kreuzer Pioneer
  • Kreuzer Fox
  • Kreuzer Pegasus
  • Monitor Mersey
  • Monitor Severn
  • Hilfskreuzer Kinfauns Castle
    und andere Hilfsschiffe

Am 18. September waren die Bergungsarbeiten vollendet. Als „Abteilung Königsberg“ nahmen die Männer der Königsberg an der Verteidigung Deutsch-Ostafrikas weiter teil.

S.M.S. Königsberg, im Vordergrund die Grabstätte der Gefallenen
S.M.S. Königsberg, im Vordergrund die Grabstätte der Gefallenen

Nur 32 Besatzungsmitglieder von S.M.S. Königsberg, darunter Fregattenkapitän Looff treffen am 1. März 1919 zusammen mit den Überlebenden der Schutztruppen in Berlin ein.

1963 wurde S.M.S. Königsberg im Auftrag der Regierung von Tansania abgewrackt.

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
  • „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
  • „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
  • „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
  • „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
  • „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
  • „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
  • „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
  • „Marine-Album“ Berlin 1910
  • „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
  • „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
  • „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
  • „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
  • „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
  • „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
  • „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
  • „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
  • „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
  • „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
  • „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
  • „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
Kaiserliche Marine

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