Grimma im Königreich Sachsen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Grimma 10.892 Einwohner – 1905 größte Städte des Deutschen Reichs.
Grimma im Königreich Sachsen
Grimma ist eine Stadt im Königreich Sachsen, Kreishauptmannschaft Leipzig, liegt an der Mulde und 123 Meter über dem Meer.
Die Stadt ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Borsdorf-Coswig und Glauchau-Wurzen. Im Jahr 1900 leben in Grimma mit der Garnison (1 Regiment Husaren Nr. 19) 10.892 Einwohner, der Großteil sind Evangelische, 356 sind Katholiken.
Grimma hat 3 evangelische und eine katholische Kirche, ein Schloss, ein Lutherdenkmal, Eisengießerei und Maschinenbau, Handschuh-, Wagen-, Schirm-, Stock- und Papierwarenfabriken, Bleicherei, Färberei, Großmühlenbetrieb, Gelbgießerei und Kunstgärtnerei.
Berühmt ist die dortige Fürsten- oder Landesschule (Moldanum illustre), vom Kurfürsten Moritz im ehemaligen Augustiner-Eremitenkloster gegründet, 1550 eingeweiht, mit Alumneum (Internat) . Außerdem hat Grimma eine Realschule mit Progymnasium, ein Schullehrerseminar, eine Handelsschule, eine Brauer- und Mälzerschule und eine Korrektions- und Pflegeanstalt.
Von Behörden befinden sich dort eine Amtshauptmannschaft, Amtsgericht, Forstamt und Hauptsteueramt. In der Nähe liegt das Klostergut Nimbschen mit der Ruine des Zisterzienser-Nonnenklosters, aus dem 1523 Katharina von Bora (1499-1552), die spätere Ehefrau Martin Luthers entfloh.
Im Muldetal befindet sich das große Mühlenwerk Golzermühle, bestehend aus Mahlmühle, Eisengießerei, Maschinen- und Papierfabrik; nahebei das Bergschloss Döben (Dewin, zuerst 1185 erwähnt) sowie am anderen Muldeufer das restaurierte Schloss Böhlen.
Stadtgeschichte
In der Nähe eines alten Muldenübergangs unter der Reichsburg Döben muss um 1100 ein zweiter Übergang benutzt worden sein, bei dem sich wahrscheinlich vor 1150 Kaufleute niederließen, die eine Nikolaikirche und die 1292 erstmals genannte Brücke erbauten.
Bald nach 1150 errichtete hier der Markgraf von Meißen eine Burg, um sich den wichtigen Flussübergang der Straße zu seiner neuen Stadt Leipzig zu sichern. Im Anschluss an eine möglicherweise beim Baderplan anzunehmende ältere Siedlung wurde die Oberstadt mit der Frauenkirche angelegt.
Die 1220 als civitas bezeugte Gesamtstadt ist in annähernd regelmäßigem Grundriss auf der hochwassergefährdeten, vorher unbesiedelten Talsohle aufgebaut und bis 1241 ummauert worden. 1292 treten Bürgermeister und Rat auf, sie erlangten um 1437 die Obergerichtsbarkeit. Neben zwei bereits bestehenden Hospitälern wurde 1287 das Augustinerkloster gegründet.
Die Handwerker konnten sich seit dem späten 14. Jahrhundert einen gewissen Einfluss auf die Stadtverwaltung erkämpfen. Das spätmittelalterliche Grimma gehörte zu den großen und auch politisch bedeutenden Städten Sachsens mit 2000 Einwohner im Jahre 1550. Die Burg war Sitz eines landesherrlichen Amtes und diente im 15. Jahrhundert mehrfach als Residenz der Wettiner. Noch im 16. Jahrhundert wurden hier Land- und Fürstentage abgehalten.
Die Bürger lebten von Fernhandel, Tuchmacherei und Leineweberei, sie besaßen das Stapelrecht für die Muldenflöße und trieben nach Aneignung von vier benachbarten Dorffluren etwas Landwirtschaft. Die seit 1485 ernestinische Stadt erlebte die Anfänge der Reformation seit 1522 und diente vorübergehend lutherischen Druckern aus Leipzig als Zufluchtsort. 1550 wurde im aufgelösten Kloster eine Landesschule errichtet, die jahrhundertelang große Bedeutung als humanistische Bildungsstätte hatte.
Die 1796 aus Leipzig hierher verlegte Druckerei von Georg Joachim Göschen brachte Grimma mit der klassischen deutschen Literatur in engen Kontakt. 1834 hatte die Stadt 4667 Einwohner. Die Industrialisierung setzte nach dem Bau der Eisenbahn Leipzig-Döbeln-Dresden 1866 und der Muldentalbahn 1877 ein.
Grimma ist heute eine Große Kreisstadt im Freistaat Sachsen, Landkreis Leipzig mit rund 28.200 Einwohnern (2022).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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