Plauen im Königreich Sachsen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Plauen 105.383 Einwohner – 1905 = 40. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.
Neben der Stadt Plauen im Vogtland existiert im Deutschen Reich (Kaiserreich):
- Plauen, ein Dorf im Königreich Sachsen, westlich von Dresden, 1902 von diesem eingemeindet.
Plauen im Königreich Sachsen
Plauen ist eine Stadt im Königreich Sachen und Amtshauptstadt in der Kreishauptmannschaft Zwickau.
Plauen liegt im Vogtland, an der Weißen Elster, 330–420 Meter über dem Meer, zum großen Teil auf einer über dem linken Elsterufer aufsteigenden Hochfläche, die durch das tief eingerissene Syratal in zwei ungleiche Teile gespalten wird, die durch einen 17 m breiten, 18 m hohen Brückenbogen von 90 m Spannweite, die Friedrich August-Brücke, miteinander verbunden sind.
Plauen hat 3 evangelische Kirchen (darunter die renovierte Hauptkirche St. Johannis), eine katholische Kirche, eine Methodistenkirche, Denkmäler des Kaisers Wilhelm I., Bismarcks, Moltkes und des Dichters Julius Mosen.
Im Jahr 1905 leben in Plauen mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 134) 105.383 Einwohner, der Großteil sind Evangelische, 3997 Katholiken und 208 Juden.
Plauen ist eine der gewerbereichsten Städte Sachsens. Von hervorragender Bedeutung sind die Spitzen- und Weißwarenfabrikation, Baumwollspinnerei und -Zwirnerei, die Weberei von Kattun, Futtergaze, Verbandstoffen, Mull.
Tapisserie- und Kongreßstoff und besonders von Tüllgardinen; ferner Fabrikation von Leder, Maschinen (darunter solche für Stickerei), Geldschränken, Geschäftsbüchern, Kartonnagen, Zementwaren, Pianofortes etc., Appreturanstalten, Färberei, Bierbrauerei, Kunst- und Handelsgärtnerei.
Der Handel in Plauen, unterstützt durch eine Handels- und Gewerbekammer, eine Reichsbankstelle (Umsatz 1905: 753,6 Millionen Mark), die Vogtländische Bank, Plauener Bank und andere Geldinstitute sowie durch ein Konsulat der Vereinigten Staaten Nordamerikas, befasst sich vorzugsweise mit dem Vertriebe der dort hergestellten Fabrikate.
Es wurden allein 1904 an baumwollenen Stickereien ausgeführt 13.097 dz im Werte von 16.331.959 Mark, an baumwollenen Spitzen 10,245 dz im Werte von 56.457.345 Mark und an seidenen Spitzen und Stickereien 802 dz im Werte von 10.446.852 Mark.
Besucht sind auch die dortigen Viehmärkte, deren jährlich 18 stattfinden. Dem Verkehr in der Stadt Plauen dient eine elektrische Straßenbahn; für den Eisenbahnverkehr ist Plauen mit 3 Bahnhöfen Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Leipzig–Hof, Plauen-Eger und Gera-Weischlitz.
Plauen hat ein Gymnasium (schon 1315 als städtische Lateinschule urkundlich erwähnt), ein Realgymnasium mit Realschule, ein evangelisches Schullehrerseminar, eine Kunstschule für Textilindustrie, eine Stickerei-, eine Baugewerk- und eine Handelsschule, ein Waisenhaus und ein Theater.
Von Behörden haben dort ihren Sitz in Plauen ein Landgericht und ein Hauptzollamt. Die städtischen Behörden (seit 1877 als „Stadtgemeinderat“ zu einer Behörde verschmolzen) zählen 15 Magistratsmitglieder und 42 Stadtverordnete. In der Nähe der Kemmlerberg mit Bismarckturm und die „Vogtländische Schweiz“ mit der 70 m hohen Elstertalbrücke.
Zum Landgerichtsbezirk Plauen gehören die zwölf Amtsgerichte zu Adorf, Auerbach, Elsterberg, Falkenstein, Klingenthal, Lengenfeld i. V., Markneukirchen, Ölsnitz, Pausa, Plauen, Reichenbach i. V. und Treuen.
Plauen, vom slawischen Worte plawe, d. h. Überschwemmungsgebiet, abgeleitet, wird zuerst 1122 urkundlich als vicus erwähnt, wird dann oppidum genannt und erscheint 1244 als civitas.
Zuerst Besitz der Grafen von Everstein, der Herren des pagus Dobna, kam Plauen um 1230 an die Vögte von Weida, deren einer 1232 als erster „Vogt von Plauen“ bezeichnet wird, und blieb in deren Besitz bis 1548, seit 1327 jedoch unter böhmischer und seit 1466 unter wettinischer Lehnshoheit.
1485 der Ernestinischen Linie zugeteilt, wurde Plauen 1547 durch Karl V. an den Burggrafen Heinrich V., einen Abkömmling der früheren Vögte, zu Lehen gegeben, aber sein Sohn Heinrich VII. verkaufte es 1569 für 110.000 Gulden an Kursachsen.
Seit 1521 fand die Reformation durch Raute und Eulner Eingang, und noch im 16. Jahrhundert bürgerten eingewanderte Schweizer die Baumwollwirkerei in Plauen ein. 1602–1835 Kreisstadt des neu gebildeten Vogtländischen Kreises, 1656 bis 1718 Besitz der Nebenlinie Sachsen-Zeitz, gehört Plauen seit 1835 zur Kreishauptmannschaft (früheren Kreisdirektion) Zwickau.
Plauen ist heute Große Kreisstadt im Freistaat Sachsen, Kreisstadt des Vogtlandkreises und hat rund 64.000 Einwohner (2020).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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Zur Schule ging ich in die Dittesschule.