Haupt- und Residenzstadt des Deutschen Reiches und des Königreichs Preußen
Berlin 2.050.222 Einwohner (1905) = größte Stadt des Deutschen Reichs.
Berlin
Berlin ist die Hauptstadt des Deutschen Reiches und des Königreichs Preußen, zugleich erste Residenz des deutschen Kaisers und Königs von Preußen und Sitz der höchsten Reichs- und Staatsbehörden.
Wappen:
Flaggen:
Berlin ist 1881 als selbständiger Verwaltungsbezirk aus der Provinz Brandenburg ausgeschieden. Die Stadt liegt an der schiffbaren Spree und ist 63 km² groß. Berlin ist Sitz der meisten Reichsbehörden, der obersten preußischen Staatsbehörden, des Reichstages, des preußischen Landtages, der Botschafter, Gesandten, des Kammer-, zweier Land-, vier Amtsgerichte, einer Oberpostdirektion etc.
Die Lange oder Kurfürstenbrücke zwischen den Stadtteilen Kölln und Berlin mit dem Reiterstandbild des Großen Kurfürsten (von Schlüter) führt auf den Schlossplatz mit Schlossbrunnen (von R. Begas, 1898) und königliches Schloss.
Auf der Westseite des Schlosses steht das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. (von R. Begas, 1897), auf der Nordseite der Lustgarten mit dem Reiterstandbild Friedrich Wilhelms III. (von Alb. Wolff, 1871).
Nördlich davon steht der neue Dom (von Raschdorff, 1905, das Alte Museum (von Schinkel), hinter dem das Neue Museum und die Nationalgalerie (beide von Stüler) mit dem Reiterstandbild Friedrich Wilhelms IV. (von Calandrelli, 1886), das Pergamon- und Kaiser-Friedrich-Museum (von Ihne, 1904), davor das Reiterstandbild des Kaisers Friedrich (von Maison, 1902).
Vom Lustgarten nach Nordosten führt die Kaiser-Wilhelm-Brücke und -Straße, nach Westen die Schlossbrücke (mit 8 Marmorgruppen, den Lebensgang des Kriegers darstellend) und Straße „Unter den Linden“, vor welcher das Reiterstandbild Friedrichs d. Gr. (von Rauch, 1851); dazwischen der Opernplatz mit rechts Ruhmeshalle (ehemals Zeughaus), Universität und Akademiegebäude, links Palais der ehemaligen Kaiserin Friedrich und das Opernhaus.
Dahinter befindet sich die katholische Hedwigskirche, die königliche Bibliothek und das Palais Kaiser Wilhelms I. Die „Linden“ endigen mit dem Pariser Platz am Brandenburger Tor (nach dem Vorbild der Propyläen Athens, mit der Quadriga der Siegesgöttin, das in den Tiergarten (255 ha) führt.
In Tiergarten befindet sich die Denkmalsanlage für den Kaiser und die Kaiserin Friedrich (von Ihne, 1903) mit den Standbildern beider von Brütt und Gerth, die Denkmäler Goethes (von Schaper, 1880), Lessings (von O. Lessing, 1890), Friedrich Wilhelms III. (von Drake, 1849), der Königin Luise (von Ende, 1880), Richard Wagners (von Eberlein, 1903) und auf dem nahen Königsplatz die Siegessäule (67 m, von Strack, 1873) und das Reichstagsgebäude (von Paul Wallot, 1894).
Vor dem Reichstag steht das Kolossalstandbild Bismarcks (R. Begas, 1901). Weiter führt die Hauptallee über die Siegesallee mit 32 Standbildergruppen der brandenburgisch-preußischen Herrscher nach Charlottenburg.
Berlin besitzt mehr als 80 Kirchen und Kapellen, darunter: Nikolai- (12. Jahrhundert), Kloster- (13. Jahrhundert), Friedrich-Werdersche (von Schinkel), Markus- (von Stüler), Thomas- (von Adler), Petri-, Zions- und Dankes-(1873 und 1884, beide von Orth), Gnaden- (von Spitta, 1895), Kaiser-Wilhelm- und Kaiser-Friedrich-Gedächtnis- (von Schwechten und von Vollmer, 1895), Emmaus-(1893), die geräumigste Kirche der Stadt, die kath. Michaelskirche (1856); dazu die Neue Synagoge (1866).
Andere Plätze in Berlin sind Wilhelmsplatz, Belle-Allianceplatz am südlichen Ende der 21/2 km langen Friedrichsstraße, Leipziger Platz, Schillerplatz (früher Gendarmenmarkt) mit dem königlichen Schauspielhaus (1905 umgebaut), davor das Schillerstandbild (von R. Begas, 1871), Dönhoffsplatz, Alexanderplatz mit der Berolina (von Hundrieser, 1895), Neuer Markt mit Lutherdenkmal (von Otto, 1895).
Bedeutsame Bildungsanstalten in Berlin sind: Friedrich-Wilhelms-Universität (seit 1810), Akademien der Wissenschaften und der Künste, Technische, Landwirtschaftliche und Tierärztliche Hochschule, Geologische Landesanstalt mit Bergakademie, Hochschule für Musik, Akademische Hochschule für die bildenden Künste, Militärtechnische Akademie, Seminar für orientalische Sprachen, Physik.-technische Reichsanstalt, Kriegsakademie und andere Militärbildungsanstalten, Sternwarte, königliche Bibliothek (900.000 Bände.).
Außer den oben erwähnten Museen finden sich in Berlin: Museum für Völkerkunde, Kunstgewerbe-, Hohenzollern-, Märk. Provinzialmuseum, Museum für deutsche Volkstrachten, Postmuseum; 25 größere Theater. In Berlin gibt es an Schulen: 18 Gymnasien, 8 Realgymnasien, 2 Ober-, 12 Realschulen, Lehrer-, Lehrerinnenseminar, israel. Lehrerseminar, 32 höhere Mädchen- und zahlreiche andere Schulen.
Berlin ist die bedeutendste Industriestadt Deutschlands und der erste Binnenhandelsplatz Europas, besonders für Getreide, Spiritus und Wolle sowie Weltmarkt im Bank-und Wechselgeschäft und Knotenpunkt des mitteleuropäischen Eisenbahnnetzes mit zahlreichen Bahnhöfen.
Die Berliner Stadt- und Ringbahn (51 km, meist viergleisig) führt um und quer durch die Stadt von Ost nach West, die Elektrische Hoch- und Untergrundbahn südlich im Halbkreis durch die Stadt von Osten nach Potsdamer Bahnhof und Charlottenburg (Wilhelmsplatz).
Daneben bestehen über 500 km elektrische und Dampfstraßenbahnen sowie 2 Omnibusgesellschaften u.a.
Die Bevölkerung Berlins hat sich im letzten Jahrhundert in fast beispielloser Weise vermehrt. Während diese im Jahr 1816: 197.717 Personen betrug, stieg sie bis 1849 auf 431.566, 1871: 826.341, 1880: 1.122.330, 1890: 1.578.794. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1900 betrug sie 1.888.848 (darunter ca. 20.000 Mann Militär). Die jährliche Zunahme belief sich im Zeitraum 1895–1900 auf 2,37 %. Nach dem Geschlecht entfielen 1900 auf 100 männliche 109,1 weibliche Personen.
Geboren wurden 1900: 26.584 Knaben, 25.086 Mädchen, worunter 1007 männliche und 832 weibliche Totgeborene. Unehelich geboren wurden 7722 (14,94 %), darunter 424 Totgeborene. 20.756 Eheschließungen fanden statt. Gestorben sind (einschl. Totgeborene) 19.712 männliche, 17.537 weibliche Personen. 1891/1900 fanden im Durchschnitt jährlich 10,1 Eheschließungen, 29,9 Geburten, 20,2 Sterbefälle auf 1000 Einwohner statt.
Die Zahl sämtlicher in Berlins gelegenen bebauten Grundstücke belief sich 1900 auf 25.357, die Zahl der Wohnhäuser auf 37.733, die der Haushaltungen auf 471.534. Der Religion nach gab es am 1. Dezember 1900: 1.590.115 (84,2 %) Evangelische, 188.440 (9,97 %) Römisch-Katholische, 14.209 andere Christen und 92.206 (4,88 %) Juden.
Bei 1.844.600 Personen war die Muttersprache deutsch, 14.061 sprachen daneben noch eine fremde Sprache (darunter 10.628 polnisch), 30.187 ausschließlich eine fremde Sprache. In der Bevölkerung tritt das Berlinertum mehr und mehr zurück; zählte man 1880 unter 1000 Einwohner noch 434 geborene Berliner, so 1900 nur noch 409. 1900 gab es in Berlin 35.026 Reichsausländer (besonders Österreicher, Russen, Ungarn und Amerikaner).
Nach der Berufszählung vom 14. Juni 1895 umfasste die Bevölkerung 43,33 % Erwerbstätige im Hauptberuf, 3,78 % Dienende für häusliche Dienste, 48,85 % Angehörige ohne Hauptberuf und 4,04 % berufslose Selbständige.
Geschichte Berlin
Berlin entstand aus der Vereinigung (1307) der beiden ursprünglichen Fischerdörfer Kölln (auf einer Spreeinsel) und Berlin (rechts an der Spree). Zwischen 1225 und 1232 erhielt Berlin das brandenburgische Stadtrecht und galt im 14. Jahrhundert als Hauptstadt der Landschaften Barnim und Teltow.
Es trat dem Hansebund bei und blieb seit Johann Cicero (1486-99) beständig Residenz. Unter den Großen Kurfürsten wurde sehr vergrößert, bildete sich unter Friedrich d. Großen nach den Brandschatzungen im Siebenjährigen Kriege durch die Österreicher (1757) und Russen (1760) zu einem Industrie- und Handelsplatze aus. Die Stadt hatte 1707: 55.000 und 1800 bereits 172.132 Einwohner.
Im 19. Jahrhundert wurde Berlin besonders durch Schinkel und Rauch großartig verschönert. Sehr schnell wuchs es dann zur Weltstadt heran. 1826 begann die Einführung der Gasbeleuchtung und die erste Eisenbahn von Berlin nach Potsdam wurde am 29. Oktober 1838 eröffnet. Berlin wurde 1871 Hauptstadt des Deutschen Reiches.
Am 13. Juli 1878 tagte hier der Berliner Kongress, 1880 die Berliner Konferenz, November 1884 bis Februar 1885 die Kongokonferenz und im März 1890 die Arbeiterschutzkonferenz. 1891 wurde in Berlin die erste internationale Kunstausstellung abgehalten.
Berlin ist heute Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland und hat rund 3,645 Millionen (2019 Quelle eurostat)
Das könnte Sie auch interessieren:
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
Ähnliche Beiträge
Vorherige Seite | Nächste Seite |
---|---|
Königreich Preußen | Provinz Brandenburg |