Schleusingen, Schloss Bertholdsburg

Schleusingen

Schleusingen im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Schleusingen 4311 Einwohner – 1905 (Städte im Kaiserreich)

Schleusingen, Marktplatz
Schleusingen, Marktplatz

Schleusingen im Königreich Preußen

Schleusingen ist eine Kreisstadt im Königreich Preußen, Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Erfurt.

Mitteldeutschland Thüringische Staaten (Oberstufen-Atlas für höhere Lehranstalten Gotha Justus Perthes 1914)
Mitteldeutschland Thüringische Staaten (Oberstufen-Atlas für höhere Lehranstalten Gotha Justus Perthes 1914)

Schleusingen liegt am Südfuß des Thüringer Waldes, 397 Meter über dem Meer, am Einfluss der Erle und Nahe in die Schleuse und an der Staatsbahnlinie Themar-Plaue. Die Stadt hat 2 evangelische Kirchen, Synagoge, ein Schloss (Bertholdsburg, 1274 erbaut), ein altertümliches Rathaus, eine Johanniter-Ordenskommende (jetzt Schulhaus), ein Gymnasium mit Alumnat (1577 gestiftet), Wiesenbauschule, Provinzial-Taubstummenheim, Amtsgericht, Oberförsterei, Spezialkommission, Kiefernnadelbad, Porzellan-, Glas-, Glasinstrumenten-, Papier-, Pappe-, Holzwaren-, Tüten-, Leder- und Bleiweißfabrikation, mechanische Weberei, Bierbrauerei und Holzhandel.

Schleusingen, Schloss Bertholdsburg
Schleusingen, Schloss Bertholdsburg

Im Jahr 1905 leben hier 4311 meist evangelische Einwohner. Nördlich von der Stadt liegt der waldreiche Kohlberg mit Promenaden. Schleusingen wird als Sommerfrische besucht. Schleusingen war 1245–1583 Sitz der Hauptlinie der Grafen von Henneberg, gehörte dann bis 1815 zum königlich sächsischen Anteil der ehemaligen Grafschaft Henneberg, seitdem zu Preußen.

Schleusingen, Ansicht
Schleusingen, Ansicht

Das 1232 genannte Dorf Schleusingen dürfte spätestens im 12. Jahrhundert gegründet worden sein, die 1268 bezeugte Bertholdsburg wurde wohl bald nach 1100 erbaut. Um die östlich davor gelegene, 1235 bezeugte Stadtkirche St. Marien und St. Johannis entstand Mitte des 13. Jahrhunderts die 1268 nachzuweisende, planmäßig angelegte Stadt. Sie erhielt 1291 eine Johanniterkomturei und 1500/02 ein Franziskanerkloster. Bürgermeister und Rat sind seit Ende des 15. Jahrhunderts bezeugt, ihnen standen die Niedergerichte, seit 1714 auch die Obergerichte zu. 1460/1831 war die im Tal außerhalb der Stadtmauer gelegene Unterstadt eine selbstständige Gemeinde.

Schleusingen, Ansicht
Schleusingen, Ansicht

Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts war die Burg Mittelpunkt der Machtentfaltung der Grafen von Henneberg, die Stadt war bis zum Aussterben der Grafen 1583 Residenz und Verwaltungszentrum, sie stand dann unter gemeinsamer Verwaltung der Wettiner und fiel 1660 an das Kurfürstentum Sachsen, das hier das Oberaufseheramt für seine hennebergischen Besitzungen errichtete. 1815 wurde Schleusingen preußisch. Die Reformation fand 1544 Eingang, die 1550 gegründete Lateinschule wurde 1560 in die Landesschule umgewandelt und 1577 als Gymnasium im ehemaligen Franziskanerkloster fortgeführt.

Strecke Ilmenau Schleusingen - Erste Preußische Staatsbahn mit Zahnradbetrieb
Strecke Ilmenau Schleusingen – Erste Preußische Staatsbahn mit Zahnradbetrieb

1535 entstand eine Papiermühle, um 1800 gab es auch eine Pulvermühle, einen Kupferhammer, ein Blechwerk und eine Wollmanufaktur, 1853 entsandt eine Glashütte, 1895 eine Strumpffabrik. Der Durchgangsverkehr an einer Straße über den Thüringer Wald belebte bereits im Mittelalter den Handel. 1831 hatte Schleusingen 2725 Einwohner. Seit 1888 besteht Bahnverbindung nach Themar, seit 1904 nach IlmenauArnstadt, seit 1911 nach Suhl. Die Stadt Schleusingen kam 1944 zum Gau Thüringen und ist seit 1945 Teil Thüringens.

Schleusingen ist heute eine Stadt im Süden des Freistaates Thüringen, Landkreis Hildburghausen, mit rund 10.500 Einwohnern (2021).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
Reichsadler 1889-1918

Ähnliche Beiträge

Vorherige SeiteNächste Seite
SalzwedelStendal

Kommentar verfassen