Reichspräsidenten 1919 – 1945, Bundespräsidenten seit 1949 und Staatsratsvorsitzende der DDR 1949 – 1989
Von 1871 bis 1918 war der Kaiser das Oberhaupt im Deutschen Reich. Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) und dem Sturz der Monarchie in Deutschland wurde als Staatsoberhaupt das Amt des Reichspräsidenten geschaffen.
Erster Reichspräsident war Friedrich Ebert, sein Nachfolger Paul von Hindenburg. Während Friedrich Ebert von der Nationalversammlung bzw. dem Reichstag zum Reichspräsidenten gewählt wurde ist Paul von Hindenburg bis heute das einzige Staatsoberhaupt das vom deutschen Volk direkt gewählt wurde.
Reichspräsidenten der Weimarer Republik 1919 – 1934
Friedrich Ebert
* 04.02.1871 in Heidelberg,
† 28.02.1925 in Berlin;
am 11. Februar 1919 von der Nationalversammlung in Weimar zum provisorischen Reichspräsidenten gewählt, bis 28.02.1925 im Amt
Friedrich Ebert war von Beruf Sattler, 1893 Leiter der „Bremer Volkszeitung“, 1905 Vorstandsmitglied der SPD, seit 1913 Mit-Parteivorsitzender der SPD, seit 1916 Mit-Vorsitzender der Reichstagsfraktion. Am 9. November 1918 erhielt er von Max von Baden das Amt des Reichskanzlers übertragen. Neben Hugo Haase (USPD) wurde er am 10. November 1918 der Vorsitzende des „Rats der Volksbeauftragten“. Um die linksradikalen Kräfte in Deutschland niederzuschlagen und eine Revolution wie in Russland 1917 zu verhindern, arbeite er auch mit republikfeindlichen Kräften zusammen. Die Weimarer Nationalversammlung wählte ihn am 11. Februar 1919 zum ersten Reichspräsidenten. Ebert trug als Reichspräsident wesentlich zur Stabilisierung der Weimarer Republik bei.
Paul von Hindenburg
* 02.10.1847 in Posen (Provinz Posen),
† 02.08.1934 in Neudeck (Ostpreußen);
General und Reichspräsident 12.05.1925 – 02.08.1934
Paul von Hindenburg übernahm am 12. Mai 1925 das Amt, das er streng im Rahmen der Verfassung der Weimarer Republik verwaltete und damit weite Kreise seiner Wähler enttäuschte. So deckte er die Verständigungspolitik Gustav Stresemanns (1878 – 1929), den Youngplan und die durch sozialdemokratische Duldung ermöglichte Brüningsche Notverordnungspolitik. Er wurde damit in den Augen der Nationalsozialisten zum „Schutzschild für das abgewirtschaftete Weimarer System“, so dass Adolf Hitler (1889 – 1945) Heinrich Brünings (1885 – 1970) Versuch Anfang 1932, die Amtszeit des Reichspräsidenten auf parlamentarischen Wege zu verlängern, ablehnte und als Gegenkandidat auftrat. Nach dem Wahlerfolg der Nationalsozialisten im Juli 1932 versuchte er, Adolf Hitler zur Mitarbeit heranzuziehen, scheute aber davor zurück, diesem die Führung zu übergeben. Da Franz von Papen scheiterte, versuchte es Hindenburg noch einmal mit einem Kabinett seines Vertrauens unter Kurt von Schleicher (1882 – 1934). Als auch dieser scheiterte, übertrug Hindenburg am 30. Januar 1933 Adolf Hitler das Amt des Reichskanzlers. Nach eineinhalb Jahren im Amt der zweiten Amtszeit starb Paul von Hindenburg am 2. August 1934 in Neudeck (Ostpreußen).
Reichspräsidenten zur Zeit des Nationalsozialismus 1933 – 1945 (Drittes Reich)
Nach dem Tod Paul von Hindenburg übernahm Reichskanzler Adolf Hitler auch das Amt des Reichspräsidenten und nannte sich fortan „Führer und Reichskanzler“.
Adolf Hitler
* 20.04.1889 in Braunau am Inn,
† 30.04.1945 (Selbstmord) in Berlin;
als „Führer und Reichskanzler“ vom 30.01.1933 bis 30.04.1945, NSDAP
Adolf Hitler wurde am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler einer Koalitionsregierung ernannt, nachdem der gebürtige Österreicher erst am 25. Februar 1932 durch den Freistaat Braunschweig die Staatsangehörigkeit eines deutschen Bundesstaates verliehen bekam. Während der 18monatigen Phase der Machtergreifung schuf er sich eine unangreifbare Stellung als Diktator. Nach dem Tod Hindenburgs übertrug er sich die Befugnisse des Reichspräsidenten und nannte sich fortan „Führer und Reichskanzler“. Zunächst erzielte er große innen- und außenpolitische Erfolge und wurde vom amerikanischen Nachrichtenmagazin „Time“ 1938 zum „Man of the Year“ gekürt. Beginnend mit dem Überfall auf Polen gilt er als Hauptverantwortlicher für den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945). Mit dem Krieg und seinem Programm zur „Endlösung der Judenfrage“ ist er schuldig am Tod vieler Millionen Menschen. Am 30. April 1945 beging er mit seiner kurz zuvor geheirateten Frau Eva Braun (1912 – 1945) im Bunker der Reichskanzlei Selbstmord.
Karl Dönitz war von 1943-1945 Oberbefehlshaber der Kriegsmarine. Vor seinem Selbstmord bestimmte Hitler Großadmiral Dönitz testamentarisch zu seinem Nachfolger im Reichspräsidentenamt. Am 23. Mai 1945 wurde Reichspräsident Karl Dönitz mit den übrigen Mitgliedern der in Mürwik bei Flensburg residierenden geschäftsführenden Reichsregierung von den Briten in Kriegsgefangenschaft genommen. Mit der Berliner Deklaration vom 5. Juni 1945 übernehmen die vier Siegermächte USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich die Oberste Regierungsgewalt in Deutschland. Karl Dönitz wurde im Hauptkriegsverbrecherprozess in Nürnberg zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, die er in Spandau verbüßte.
Besatzungszonen 1945 – 1949
Mit der Berliner Deklaration vom 5. Juni 1945 übernehmen die vier Siegermächte, USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich, die Oberste Regierungsgewalt in Deutschland. Schon am 12. September 1944 hatten die Alliierten die „Neuordnung Deutschlands“ im „Londoner Protokoll“ beschlossen. Das Deutsche Reich wird in 4 Besatzungszonen und Berlin in 4 Sektoren aufgeteilt, in denen die Militärgouverneure nach eigenem Ermessen handeln. Auf der Potsdamer Konferenz, vom 17. Juli – 2. August 1945, einigen sich die Vier Mächte auf politische Grundsätze für die Behandlung Deutschlands: Entmilitarisierung, Entnazifizierung, Dezentralisierung, Dekartellisierung und Demokratisierung. Außerdem wird beschlossen, die deutschen Gebiete östlich von Oder und Lausitzer Neiße bis zu einem Friedensvertrag unter polnische sowie sowjetische Verwaltung zu stellen und die dortige deutsche Bevölkerung ebenso wie die Deutschen aus der Tschechoslowakei und Ungarn auszusiedeln; 12 Millionen Deutsche werden so aus ihrer Heimat vertrieben. Als Folge des Kalten Krieges schreitet nun auch die politische Teilung Deutschlands voran.
Mit den „Frankfurter Dokumenten“ fordern die Westmächte die Ministerpräsidenten der 1946/47 gegründeten Länder am 1. Juli 1948 auf, mit der Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung die Gründung eines westdeutschen Staates einzuleiten. Die Ministerpräsidenten wollen jedoch nur einen provisorischen Staat mit lediglich einem Grundgesetz statt einer Verfassung schaffen. Mit der Ausarbeitung dieses Grundgesetzes wird ein Parlamentarischer Rat beauftragt, der am 1. September 1948 in Bonn zusammentritt. Nach der Genehmigung durch die Militärgouverneure und der Zustimmung der Länderparlamente (mit Ausnahme des bayerischen) tritt das Grundgesetz dann am 24. Mai 1949 in Kraft. Die Bundesrepublik Deutschland ist gegründet. In der Sowjetischen Besatzungszone kommt die Gründung eines separaten Staates 1949 zum Abschluss. Aus der „Volkskongressbewegung für Einheit und gerechten Frieden“ geht im März 1948 der 1. Deutsche Volksrat hervor, der die Verfassung einer Deutschen Demokratischen Republik ausarbeitet und am 19. März 1949 formell beschließt. Der 2. Deutsche Volksrat, der am 7. Oktober zusammentritt, erklärt sich zur provisorischen Volkskammer und beauftragt Otto Grotewohl mit der Regierungsbildung. Damit ist als zweiter deutscher Staat die DDR gegründet.
Staatsoberhäupter der DDR (1949 – 1989)
Präsident der DDR:
Staatsratsvorsitzende:
Erich Honecker
* 25.08.1912 Neunkirchen/Saar
† 29.05.1994 in Santiago de Chile
Staatsratsvorsitzender der DDR 29.10.1976-18.10.1989 (SED)
Präsidentin der Volkskammer:
Sabine Bergmann-Pohl
* 20.04.1946 in Eisenach
Präsidentin der Volkskammer der DDR 10.04.1990-03.10.1990 (CDU)
Am 3. Oktober 1990 wird der Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes nach Art. 23 wirksam. Damit endet die Existenz der DDR. Nach 45 Jahren (1945 – 1990) ist die staatliche Einheit Deutschlands wieder hergestellt.
Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland (seit 1949)
Der Bundespräsident ist in der Bundesrepublik Deutschland das Staatsoberhaupt, jedoch erfüllt er de facto nur repräsentative Aufgaben. Er wird nicht direkt vom deutschen Volk sondern von der Bundesversammlung gewählt.
Theodor Heuss
* 31.01.1884 in Brackenheim/Württemberg
† 12.12.1963 in Stuttgart
Bundespräsident der BRD 12.09.1949-12.09.1959 (FDP)
Von Bundesarchiv, Bild 146-1983-098-20 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5503568
Bundesarchiv, Bild 146-1994-034-22A / CC-BY-SA 3.0, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/eb/Bundesarchiv_Bild_146-1994-034-22A%2C_Heinrich_L%C3%BCbke.jpg
Bundesarchiv, Bild 146-2007-0037 / Bauer, Georg / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_146-2007-0037,_Gustav_Heinemann.jpg
Walter Scheel
* 08.07.1919 in Höhscheid, Solingen
† 24.08.2016 in Bad Krozingen
Bundespräsident der BRD 01.07.1974-30.06.1979 (FDP)
Bundesarchiv Bild 146-1989-047-20, Walter Scheel.jpg |Bundesarchiv_Bild_146-1989-047-20,_Walter_Scheel]
Bundesarchiv, B 145 Bild-F054633-0020 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA, CC BY-SA 3.0 DE https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons
[[File:Bundesarchiv Bild 146-1991-039-11, Richard v. Weizsäcker.jpg|Bundesarchiv_Bild_146-1991-039-11,_Richard_v._Weizsäcker]]
Roman Herzog
* 05.04.1934 in Landshut
† 10.01.2017 Bad Mergentheim
Bundespräsident der BRD 01.07.1994-30.06.1999 (CDU)
Zeitblom, Public domain, via Wikimedia Commons, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/33/Roman_Herzog.jpg
File:Johannes rau 2004-05-16 berlin.jpg|thumb|Johannes rau 2004-05-16 berlin, File:Johannes rau 2004-05-16 berlin.jpg – Wikimedia Commons
Horst Köhler
* 22.02.1943 in Heidenstein (Generalgouvernement)
Bundespräsident der BRD 01.07.2004-31.05.2010 (CDU)
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Christian Wulff
* 19.06.1959 in Osnabrück
Bundespräsident der BRD 30.06.2010-17.02.2012 (CDU)
Von Laurence Chaperon – Diese Datei ist ein Ausschnitt aus einer anderen Datei, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=64349479, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/04/Christian_Wulff_Cropped.jpg
Joachim Gauck
* 24.01.1940 in Rostock
Bundespräsident der BRD 18.03.2012- 18. März 2017 (parteilos)
Superbass, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c4/2023-11-28-Joachim_Gauck-Maischberger-1624.jpg
Frank-Walter Steinmeier
* 05.01.1956 in Detmold
Bundespräsident der BRD seit 19.03.2017 (SPD)
Von Lauri Heikkinen – FinnishGovernment – Prime Minister Sanna Marin met with the German Federal President Frank-Walter Steinmeier in Helsinki 8.4.2022, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=118536826, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ea/German_Federal_President_Frank-Walter_Steinmeier_in_Helsinki_8.4.2022_%2851990863165%29.jpg
Quellenhinweise:
- „Bertelsmann Universallexikon“, in 20 Bänden Gütersloh 1993
- http://worldstatesmen.org/Germany.html
- Wikipedia