Galizien als Kronland des österreichischen Kaiserstaates in detaillierter Übersicht, Geschichte in alten Ansichtskarten.
Lemberg (Lwiw oder Lviv) ist die Hauptstadt Galiziens.
Königreich Galizien und Lodomerien nebst dem Großherzogtum Krakau und den Herzogtümern Auschwitz und Zator
Galizien ist ein österreichisches Kronland, das als solches den Titel „Königreich Galizien und Lodomerien, nebst dem Großherzogtum Krakau und den Herzogtümern Auschwitz und Zator“ führt. Lodomerien ist der latinisierte Name des ehemals selbständigen Fürstentums Wladimir in Wolhynien und bildet seit der Teilung Polens 1772 (vereint mit Galizien) eins der Kronländer Österreichs mit dem Titel „Königreich“, den es seit 1206 schon unter Andreas II. von Ungarn geführt hatte.
Das Königreich Galizien und Lodomerien liegt zwischen 47°44′ bis 50°48′ nördlicher Breite und 18°56′ bis 26°30′ östlicher Länge, wird im Norden von Russland (Polen), im Osten von Russland (Wolhynien und Podolien) und der Bukowina, im Süden von Ungarn, im Westen von Österreichisch-Schlesien und der preußischen Provinz Schlesien begrenzt und umfasst ein Areal von 78.496 km² (1425,6 Quadratmeilen).
Der Bodenbeschaffenheit nach ist der südliche Teil des Landes ein raues Hochland und gehört zum Gebirgssystem der Karpaten, deren Verzweigungen sich als Beskiden, Hohe Tatra und Karpatisches Waldgebirge an der Südgrenze gegen Ungarn hinziehen.
Bedeutendere Erhebungen sind in den Beskiden die Babia-Gura (1725 m), in der nördlichen Vorlage der Hohen Tatra (der Galizischen Tatra) die Waxmundska (2192 m), im Waldgebirge die Czerna Gora (2026 m). Die Parallelketten im Innern haben stellenweise noch Gipfel von 1000–1700 m Höhe. Wichtige Karpatenübergänge sind im Westen der Pass von Jordanow, in der Tatra der Pass von Zdjar, in den leichter überschreitbaren Ostkarpaten die Pässe von Dukla, Uszok, Bereczke, Körösmezö etc. Weiter nordwärts verflacht sich Galizien zum Hügelland und geht schlussendlich am Dnjestr und an der Weichsel in ebenes Tiefland über, das nur noch jenseits dieser Flüsse im Osten zu dem wellenförmigen Plateau der podolischen Höhe (bis 400 m) und im Nordwesten von Krakau zu dem galizischen Anteil der Tarnowitzer Platte (bis 470 m) ansteigt. Galizien hat unter allen österreichischen Kronländern das strengste Klima. Ohne Schutz gegen die rauen Nord- und Nordostwinde, hat es späte Frühlinge, kurze Sommer, aber lange und kalte Winter. Die mittlere Jahrestemperatur von Lemberg stellt sich auf 7,5°C, in Krynica auf 5,9°C.
Wappen:
Das Wappen des Kronlandes Galiziens ist ein blauer Schild mit schmalem roten Querbalken, über dem eine schreitende schwarze Dohle, unterhalb drei goldene Kronen erscheinen.
Landesfarben:
Die Landesfarben Galiziens sind Blau, Rot.
Größe:
78.497 km²
Einwohner:
Die Bevölkerung von Galiziens betrug 1869: 5.444.689, 1880: 5.958.907, 1890: 6.607.816 und Ende 1900: 7.315.939 Einwohner, zeigt demnach eine sehr starke Vermehrung (in der Periode 1890–1900 um 10,72 %). Auf 1000 Bewohner kamen 1900: 8,7 Trauungen, 44 Lebendgeborene und 28 Gestorbene; es ergab sich sonach ein Geburtenüberschuss von 16 auf 1000 Bewohner. Unter 1000 Geborenen waren 118 unehelich und 22 Totgeborene.
- 1869: 5.444.689
- 1880: 5.958.907
- 1890: 6.607.816
- 1900: 7.315.939
- 1910: ca. 8.000.000
Gewässer:
Was die Gewässer betrifft, so gehört im allgemeinen der westliche Teil Galiziens dem Stromgebiet der Weichsel, der östliche zum größeren Teil dem des Dnjestr, zum kleineren Teil dem des Dnjepr (im Nordosten bei Brody durch den Styr, einen Zufluss des Pripet) und dem der Donau (durch den Pruth, der die südöstliche Ecke des Landes durchfließt) an. In die Weichsel münden die Sola, Skawa, Raba, der Dunajec mit dem Poprad und der Biala, die Wisloka, der schiffbare San mit dem Wislok und der Bug; der Dnjestr dagegen empfängt rechts den Stryj, die Swica, die Lomnica und Bystrzyca, links die Gnila Lipa und Zlota Lipa, Strypa, Sereth und den Zbrucz, welcher die Ostgrenze bildet. Unter den Zuflüssen des Pruth ist der Czeremosz, der Grenzfluss gegen die Bukowina, nennenswert. Zahlreich sind die Mineralquellen, von denen der Säuerling zu Szczawnica, die eisenhaltigen Quellen zu Krynica, die Jodquellen von Iwonicz und die Schwefelquellen von Truskawiec die besuchtesten sind.
Bewohner:
Hinsichtlich der Nationalität (Umgangssprache) kommen von der ein heimischen Bevölkerung Ende 1900:
- 54,75 % auf die Polen überwiegend in Westgalizien,
- 42,20 % auf die Ruthenen (Ukrainer) überwiegend in Ostgalizien.
Die Polen bilden den galizischen Adel, die Städtebevölkerung und im Westen auch den Bauernstand. Die Bergbewohner in den westlichen Karpaten heißen Goralen; die ruthenischen Gebirgsbewohner heißen Bojken und Huzulen. Außerdem wohnen in Galizien Deutsche (211.752, darunter viele Kolonisten, die seit Joseph II. ins Land kamen); ferner 9014 Tschechen, Mährer und Slowaken.
Volkszählung von 1910 nach Umgangssprache:
- 58,6 % Polen
- 40,2 % Ruthenen (Ukrainer)
- 1,1 % Deutsche
Die Deutschen stammen aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands, zum größten Teil gehören sie dem bayrisch-österreichisch (1/3), schwäbischen (2/7) und fränkischen Stamm (1/5) an, also dem süddeutschen Zweig, neben dem die sudetisch-obersächsische Deutschen und die Niederdeutschen mit je 1/13 eine geringe Rolle spielen. Die katholischen Deutschen vermischten sich zu allen Zeiten jedoch sehr rasch durch Heirat mit Polinnen. Die Deutschen Galiziens (1910) sind fast ausschließlich Ackerbauern, zum Teil einfache Handwerker. Nur auf dem Lande bewahren sie teilweise ihre Tracht (hochschäftige Stiefel, schwarze Hose und Rock, blaue Weste). Ihre Sprache ist ein Gemisch, neben vieler slawischer Beimengungen sind besonders alemannische Elemente hervorstechend.
Bevölkerungsdichte:
102,3 Einwohner/km² (Volkszählung von 1910)
Die Volksdichtigkeit betrug 1900: 93 Bewohner auf 1 km². Die Bewohner verteilten sich 1900 auf 11.779 Ortsgemein den und Gutsgebiete und 12.421 Ortschaften mit 1.110.863 bewohnten Häusern.
Religion:
Der Konfession nach sind 1900: 3.350.512 Personen römisch-katholisch (vorwiegend Polen im Westen), 3.104.103 griechisch-katholisch (zumeist Ruthenen im Osten des Landes) und 1532 armenisch-katholisch; 45.331 sind evangelisch und 811.371 Israeliten. Die römisch-katholische Kirche hat einen Erzbischof (zu Lemberg), 3 Bischöfe (zu Krakau, Przemysl und Tarnow); die Griechisch-Katholischen haben einen Erzbischof (zu Lemberg), 2 Bischöfe (zu Przemysl und Stanislau); die Armenisch-Katholischen gleichfalls einen Erzbischof zu Lemberg; die Protestanten zwei Superintendenten, die Israeliten 252 Kultusgemeinden. Katholische Ordenshäuser gab es: 249 mit 4041 Ordensmitgliedern
Konfessionen | 1910 |
---|---|
römisch Katholisch (Polen) | 3.731.569 = 46,5 % |
Griechisch Katholisch (Ruthenen) | 3.379.613 = 42,1 % |
Juden | 871.895 = 11,1 % |
Evangelisch A.B./ H.B. | 37.144 = 0,5 % |
Griechisch-nichtunierte Kirche | 2.770 |
Armenisch Katholisch | 1.392 |
Die fasst eine Million zählenden, kulturell-ethnisch eine selbstständige Rolle spielenden Juden Galiziens bilden mit den Juden des Königreichs Polen und Südrusslands den größten, jüdischen Komplex auf der Erde.
Wirtschaft:
- Land- und Forstwirtschaft: Die produktive Bodenfläche beträgt 96,65 % der ganzen Landesfläche; auf Ackerland kommen 48,45 %, auf Wiesen 11,16 %, auf Gärten 1,39 %, auf Weiden 9,62 %, auf Wald 25,76 % und auf Seen, Teiche und Sümpfe 0,27 % der Bodenfläche. Die Getreideernte liefert, obwohl der Ackerbau auf keiner hohen Stufe steht, in guten Jahren einen Überschuss über den Bedarf des Landes. 1901 ergab sie: 4.196.434 metrische Zentner Weizen, 4.475.386 metrische Zentner Roggen, 2.491.796 metrische Zentner Gerste, 4.606.852 metrische Zentner Hafer, 954.116 metrische Zentner Mais, 273.100 hl Hirse und 524.556 hl Buchweizen. Sehr ausgedehnt ist der Anbau von Kartoffeln (36.085.922 metrische Zentner) und Hülsenfrüchten (1.018.672 hl). Wichtige landwirtschaftliche Produkte sind ferner Raps (68.799 metrische Zentner), Flachs (85.000), Hanf (87.175), Tabak (20.541), Hopfen (10.135), Zuckerrüben (1.076.159), Futterrüben (4.704.198), Kraut (906.793), Kleeheu (7.744.440), Grasheu (18.049.159) und Obst (414.065 metrische Zentner). Der jährliche Holzzuwachs beträgt 7.046.468 Festmeter. Große Mengen Nutzholz, auch für den Schiffbau, werden auf den Flüssen und Eisenbahnen ins Ausland verfrachtet. Die Viehzucht Galiziens liefert kleine, aber ausdauernde Pferde; Rinder werden in großen Mengen nach den westlichen Kronländern ausgeführt. Auf den Hochweiden der Karpaten findet eine Art Sennwirtschaft statt. 1900 zählte man 864.427 Pferde, 2.714.622 Rinder, 437.697 Schafe, 17.952 Ziegen, 1.254.334 Schweine, 211.157 Bienenstöcke und 7.754.870 Stück Geflügel. An Raubwild wurden 1896: 5 Bären, 43 Wölfe, 22 Luchse, 6645 Füchse etc. erlegt.
- Bergbau: Unter den mineralischen Produkten des Landes nehmen Salz, Petroleum und Steinkohlen die erste Stelle ein. 1901 wurden 366.946 metrische Zentner Steinsalz und 553.730 metrische Zentner Industriesalz in den beiden staatlichen Steinsalzbergwerken zu Wieliczka und Bochnia, dann 524.179 metrische Zentner Sudsalz in neun ostgalizischen Salinen, zusammen im Werte von 17.419.697 Kronen, gewonnen, wobei 2178 Arbeiter beschäftigt waren. Auf Erdöl waren 200 Unternehmungen in der Gegend von Jaslo, Boryslaw und Kolomea im Betrieb, die 4.522.000 metrische Zentner produzierten. Steinkohle wird nordwestlich von Krakau (9.878.544 metrische Zentner, 4056 Arbeiter) gefördert. Andere Montanprodukte sind: 32.948 metrische Zentner Bleierz, 48.356 metrische Zentner Zinkerz, 1.127.840 metrische Zentner Braunkohle, ferner 26.583 metrische Zentner Gußroheisen und 36.837 metrische Zentner Zink.
- Industrie und Handel, Schulen: Die wichtigsten Zweige der im ganzen noch wenig entwickelten Fabrikindustrie sind: die Tuchindustrie von Biala und Umgebung, die Branntweinbrennerei (1900: 687 Brennereien mit einer Erzeugung von 564.975 hl Alkohol), die Spiritusraffinerie, Likör- und Essigfabrikation, die Bierbrauerei (1900: 117 Etablissements mit einer Produktion von 1.152.115 hl Bier), die Petroleumraffinerie (62 Raffinerien, 645.938 metrische Zentner Produktion), der Sägebetrieb, die Müllerei, die ärarische Tabakfabrikation (5 Fabriken mit 4264 Arbeitern und einer Produktion von 46.518 metrische Zentner), die Papierfabrikation, die Zuckerfabrikation (2 Fabriken mit 1248 Arbeitern und 108,284 metrische Zentner Produktion). Außerdem bestehen in Galizien Maschinenfabriken, Kalk- und Zementbrennereien, Gipsbrennereien, Dampfziegeleien, Tonwarenfabriken, Glashütten, Parkett- und Möbelfabriken, Gerbereien, eine Zinkweißfabrik, Zündholzfabriken, Chemikalien-, Ol-, Leuchtgas-, Spodium- und Superphosphatfabriken, Buch- und Steindruckereien. Der Handel, der größtenteils in den Händen der Juden liegt, ist ziemlich lebhaft. Zur Ausfuhr kommen meist Rohprodukte: Getreide, Klee- und Ölsaat, Holz, Vieh (besonders Mastochsen), Salz, Petroleum und Spiritus. Dagegen wird fast der ganze Bedarf an Industrieartikeln aus dem westlichen Österreich eingeführt. Von Bedeutung ist der Transitverkehr zwischen Westösterreich und dem Deutschen Reich und den Ländern am Schwarzen Meer, der durch die großen Eisenbahnlinien, die Galizien durchziehen, vermittelt wird. Die Gesamtlänge der Bahnen in Galizien betrug Ende 1900: 3584 km. Außerdem sind 13.917 km Landstraßen und 2103 km Wasserstraßen, ferner 927 Postanstalten und 384 Staatstelegraphenstationen vorhanden. Banken und Kreditinstitute (hauptsächlich für den Bodenkredit) bestehen in Galizien fünf mit einem eingezahlten Aktienkapital von 22,3 Millionen Kronen und einem Pfandbriefumlauf von 469,6 Millionen Kronen. Die Sparkassen haben sich noch wenig eingebürgert, es sind deren 44 mit einem Einlagenstand von 187,5 Millionen Kronen vorhanden.
An Bildungseinrichtungen besitzt Galizien 2 Universitäten, in Lemberg und Krakau, mit 2004, bez. 1331 Hörern, eine Technische Hochschule in Lemberg (700 Studenten), eine Kunstschule in Krakau, 5 theologische Lehranstalten; 30 Gymnasien und Realgymnasien, 6 Realschulen, 10 Bildungsanstalten für Lehrer und 3 für Lehrerinnen; 9 Handelsschulen, 2 Staatsgewerbeschulen, 35 gewerbliche Fach- und 51 Fortbildungsschulen, 15 land- und forstwirtschaftliche Schulen, eine Bergschule, eine Tierarznei- und Hufbeschlagschule und 4170 Volksschulen mit 796.143 schulbesuchenden Kindern (von 1.121.540 schulpflichtigen, also 71 %). In Krakau hat eine Akademie der Wissenschaften ihren Sitz.
Verfassung und Verwaltung:
Der Landtag von Galizien besteht aus 161 Mitgliedern und zwar:
- den 3 Erzbischöfen
- 5 Bischöfen
- 4 Hochschulrektoren
- 44 Abgeordneten des großen Grundbesitzes
- 28 der Städte und Märkte
- 3 der Handels- und Gewerbekammern
- 74 der Landgemeinden.
In den Reichsrat entsendet Galizien 78 Mitglieder. Als politische Behörde besteht die Statthalterei in Lemberg, der die Magistrate und Polizeidirektionen von Lemberg und Krakau und 78 Bezirkshauptmannschaften unterstellt sind. In den Bezirken sind auch autonome Bezirksvertretungen errichtet. Die Rechtspflege wird von 2 Oberlandesgerichten (zu Lemberg für Ostgalizien und die Bukowina und zu Krakau für Westgalizien), 2 Landesgerichten, 14 Kreis- und 168 Bezirksgerichten ausgeübt. Finanzbehörden sind die Finanzlandesdirektion und 17 Finanzbezirksdirektionen. Als oberste Militärbehörden bestehen 3 Korpskommandos (zu Lemberg, Krakau, Przemysl).
Politische Verwaltung und Einteilung:
An der Spitze der von der Zentralregierung abhängigen Verwaltung steht in Galizien als Stellvertreter des Kaisers der Statthalter mit Sitz in Lemberg; als solcher leidet er
die Statthalterei, der die Bezirkshauptmannschaften, die Bürgermeister von Krakau und Lemberg und die Polizeidirektionen unterstehen,die Landesfinanzdirektionen, der die Einhebung und Verwaltung der Steuern und Zölle obliegt,den Landesschulrat, dem die Bezirks- und Ortsschulräte untergeordnet sind.Seit der politischen Neuorganisation des Reiches 1867 teilt man Galizien in Bezirksmannschaften; von denen es 82 und zwei Städte (Lemberg und Krakau) mit eigenem Statut gibt. In Galizien gibt es 6.247 Gemeinden.
Bezirk | Areal im km² | Bevölkerung 1900 |
---|---|---|
Lemberg (Stadt) | 32 | 159877 |
Krakau (Stadt) | 8 | 91323 |
Biala | 635 | 101492 |
Bóbrka | 890 | 79390 |
Bochnia | 877 | 105093 |
Bohorodczany | 892 | 61665 |
Borszczów | 1025 | 109220 |
Brody | 1752 | 138170 |
Brzesko | 853 | 97345 |
Brzezany | 1162 | 95164 |
Brzozów | 684 | 78694 |
Buczacz | 1193 | 123704 |
Chrzanów | 721 | 92168 |
Cieszanów | 1136 | 79568 |
Czortków | 694 | 71981 |
Dabrowa | 650 | 68730 |
Dobromil | 886 | 68987 |
Dolina | 2497 | 105262 |
Drohobycz | 1456 | 134056 |
Gorlice | 916 | 83069 |
Grodek | 887 | 71482 |
Grybów | 585 | 50919 |
Horodenka | 904 | 91447 |
Husiatyn | 873 | 93854 |
Jaroslau | 1347 | 136573 |
Jaslo | 820 | 83794 |
Jaworów | 1005 | 78002 |
Kalusz | 1183 | 87161 |
Kamionka Strumilowa | 1521 | 104094 |
Kolbuszówa | 868 | 74443 |
Kolomea | 800 | 109212 |
Kosów | 1920 | 84045 |
Krakau (Umgebung) | 498 | 86445 |
Krosno | 730 | 82480 |
Lańcut | 865 | 92691 |
Lemberg (Umgebung) | 1264 | 125931 |
Limanova | 952 | 75980 |
Lisko | 1831 | 95362 |
Mielec | 895 | 75315 |
Mościska | 755 | 79184 |
Myślenice | 1046 | 88714 |
Nadwórna | 1917 | 79116 |
Neumarkt | 1306 | 78995 |
Neu-Sandec | 1262 | 119773 |
Nisko | 973 | 65301 |
Peczeniźyn | 377 | 37136 |
Pilzno | 586 | 50250 |
Podgórze | 236 | 60066 |
Podhajce | 1060 | 88035 |
Przemysl | 1002 | 144875 |
Przemyslany | 925 | 77238 |
Przeworsk | 394 | 49095 |
Rawa Ruska | 1401 | 105185 |
Rohatyn | 1147 | 108416 |
Ropczyce | 800 | 78480 |
Rudki | 703 | 70440 |
Rzeszów | 987 | 134322 |
Sambor | 948 | 96215 |
Sanok | 1239 | 103590 |
Saybusch | 1153 | 108629 |
Skalat | 917 | 91763 |
Sniatyn | 604 | 84360 |
Sokal | 1335 | 100155 |
Stanislau | 869 | 134100 |
Stary Sambor | 725 | 56859 |
Stryj | 1928 | 116058 |
Strzyźów | 521 | 55993 |
Tarnobrzeg | 956 | 74088 |
Tarnopol | 1164 | 131632 |
Tarnów | 772 | 107470 |
Tlumacz | 919 | 105769 |
Trembowla | 697 | 77212 |
Turka | 1458 | 71057 |
Wadowice | 834 | 107383 |
Wieliczka | 458 | 61922 |
Zaleszczyki | 718 | 77641 |
Zbaraż | 740 | 67383 |
Zloczów | 1814 | 163016 |
Zolkiew | 1203 | 90227 |
Zydaczów | 936 | 74148 |
Geschichte:
Galizien, dessen Name aus dem slawischen Halicz entstanden ist und im historischen Sinne das Nordkarpatengelände östlich vom Sanfluss, im modernen auch das ehemalige Weiß-Chorwatien, westlich von diesem Fluss, umfasst, bildete ursprünglich mehrere selbständige Gebiete lechitischer Stämme. Das westliche Gebiet, in dem sich Krakau frühzeitig zum Hauptort entwickelte, wurde gegen Ende des 10. Jahrhunderts ein Zankapfel zwischen den Reichen der Premysliden und Piasten, bis es endgültig den letzteren zufiel; das östliche, das Czerwenische Land (auch Rote Land), mit den Städten Przemysl und Czerwien, wurde 981 von dem ruthenischen Fürsten Wladimir dem Großen den Polen abgerungen, wanderte aber im 11. Jahrhundert mehrmals aus ruthenischem in polnischen Besitz und umgekehrt, bis es 1087 für Jahrzehnte ein besonderes ruthenisches Teilfürstentum unter einer Linie der ruthenischen Dynastie der Rostislawiczen wurde. Das Krakauer Gebiet führte seit seiner Eroberung durch Polen im Gegensatz zum polnischen Stammland Großpolen den Namen Kleinpolen.
Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts wurde aber der Schwerpunkt des polnischen Reiches dahin verschoben, so dass bei dem Zerfall der einheitlichen Monarchie in Teilfürstentümer nach dem Tode Boleslaws III. († 1138) Krakau die Residenz des Großfürsten wurde, der über alle Teilfürsten eine Oberherrschaft haben sollte. Der Besitz Krakaus bildete in der Folgezeit die Ursache vieler Kämpfe der einzelnen Teilfürsten. Von großer Bedeutung für die Entwickelung dieses Gebietes war jene Periode, da der schlesische Zweig der Piasten sich Krakaus und des westlichen Teiles von Großpolen bemächtigte, da damals die deutsche Kolonisation wie früher schon nach Schlesien, so jetzt den Weg nach Polen fand. Eine Zeitlang unter König Wenzel II. und dessen gleichnamigem Sohn gehörte Kleinpolen mit Krakau wieder zu Böhmen. Nach dessen Tode († 1306) eroberte aber Wladislaw Lokietek Kleinpolen zurück und erhob von neuem Krakau zur Hauptstadt des wiedergeborenen polnischen Königtums. Unter Kasimir dem Großen (1330–70) erfolgte dann 1340 die Erwerbung des Fürstentums Galizien und Lemberg, 1349 Lodomeriens.
Nachdem nämlich 1087 Rurik Rostislawicz das Czerwenische Land erobert und Przemysl zur Hauptstadt erhoben hatte, folgten unter dessen Nachfolgern schwere innere Kämpfe, in denen sich aber die Rostislawiczen mit Hilfe des ungarischen Königs behaupteten. Wladimir I. verlegte dann die Hauptstadt des Reiches von Przemysl weiter nach Osten, nach Halicz am Dnjestr, und schon in einer Urkunde von 1134 heißt dieses Reich zwischen San, Bug und Dnjestr „Der Thron von Halicz“ (lat. Haliczia, Galiczia). Allein die inneren Fehden und Thronstreitigkeiten währten fort. Wladimir II. (1187–98) wurde vom Fürsten Roman von Lodomerien vertrieben, floh zu Bela III. von Ungarn, der diese Gelegenheit benutzte, um sich selber den Titel eines „Königs von Galizien“ (rex Galaciae) beizulegen und seinen Sohn Andreas als Statthalter einzusetzen. Allein Wladimir vertrieb mit Hilfe König Kasimirs von Polen 1191 Andreas, und als er 1198 kinderlos starb und mit ihm das Haus der Rostislawiczen erlosch, setzte sich Roman von neuem in den Besitz von Halicz, begründete hier die Dynastie der Romanowiczen, die nunmehr die beiden Gebiete Halicz und Wladimir (Galicia und Lodomeria) vereinigte. Nach seinem Tode (1205) begannen die Streitigkeiten der Thronprätendenten von neuem, bis 1214 der Zipser Vertrag geschlossen wurde, wonach Koloman, der zweite Sohn König Andreas von Ungarn, die Tochter Leskos von Polen heiraten und beide Halicz als Königreich erhalten sollten; Lodomerien fiel an Daniel, den Sohn Romans. Der Vertragsbruch von Seiten König Andreas erschütterte jedoch das Friedenswerk, die Wirren tobten jahrelang, bis endlich Daniel auch Halicz gewann. Schließlich wurde er aber samt dem ganzen Lande dem Tatarenchan tributpflichtig (1250), alle Versuche, durch Anschluss an den Westen, durch zeitweisen Anschluss an die römische Kirche sich von dem schimpflichen Joche zu befreien, scheiterten, und er hinterließ bei seinem Tode (1266) sein Land in Knechtschaft.
Ihm folgte in Halicz zuerst sein Sohn Schwarno (1266–70), dann der zweite Sohn Lew (bis 1301), von dem die noch unter Daniel gegründete nachmalige Hauptstadt von Galizien, Lemberg (Lwow), ihren Namen hatte. Im Bruderreich Lodomerien regierte gleichzeitig sein Vetter Wladimir. Die Dynastie der Romanowiczen erlosch aber schon 1324, indem Andreas von Ladomerien und Lew II. von Halicz im Kampfe gegen die Tataren fielen. Litauen, Polen, Ungarn und Tataren kämpften nun mehr als ein halbes Jahrhundert um den Besitz dieser Gebiete. Zuerst nahm König Kasimir III. von Polen 1340 das Fürstentum Galizien und Lemberg und 1349 auch Lodomerien in Besitz, und 1352 entsagte König Ludwig der Große von Ungarn seinen Ansprüchen auf Galizien unter der Bedingung, dass nach Kasimirs Tod Galizien an Ungarn zurückfallen sollte. Als Kasimir 1370 ohne Söhne starb, vereinigte Ludwig der Große von Ungarn, jetzt auch König von Polen, Galizien und Lodomerien mit Ungarn und führte in beiden Fürstentümern die römisch-katholische Religion ein. Durch die Vermählung seiner Tochter Hedwig mit dem Großfürsten Wladislaw Jagello von Litauen kam Galizien 1386 wieder an Polen, bei dem es nun bis zu dessen Teilung blieb und mit Kleinpolen immer enger zu einem politischen Gebiet zusammenwuchs.
Bei der ersten Teilung Polens (1772) kamen die Gebiete, die etwa das jetzige Galizien bilden (zusammen ca. 80.000 km²), unter dem Titel des Königreichs Galizien und Lodomerien an Österreich. 1786 vereinigte Österreich damit die Bukowina, die schon seit 1777 österreichisch war. Bei der letzten Teilung Polens (1795) erhielt Österreich nach die nördlich gelegenen Gebiete mit Bug und Pilica als Grenze unter dem Titel West- oder Neugalizien, während die alten Ost- oder Altgalizien genannt wurden. Doch schon im Wiener Frieden von 1809 musste Österreich ganz Westgalizien nebst Krakau an das Großherzogtum Warschau, die zwei ostgalizischen Kreise Tarnopol und Zaleszczyki an Russland abtreten.
Der Wiener Kongress 1815 ließ Westgalizien bei Polen, während der an Russland abgetretene Teil von Ostgalizien an Österreich zurückgegeben, ein Teil des von Ostgalizien an Polen abgetretenen Gebietes aber zu der neuen Republik Krakau geschlagen wurde. Diese war seit 1830 ein Hauptherd der polnischen Verschwörungen, die von hier aus nach Galizien verpflanzt wurden. Als aber im Februar 1846 eine allgemeine Erhebung zur Wiederherstellung Polens versucht wurde, rückten österreichische, preußische und russische Truppen in Krakau ein, während in Galizien selbst das ruthenische Landvolk sich gegen den polnischen Adel erhob und sich für seine Unterdrückung grausam an ihm rächte.
Infolge dieser Unruhen wurde die Republik Krakau durch Übereinkunft der drei Schutzmächte am 6. November 1846 der österreichischen Monarchie einverleibt und 1849 mit dem Titel eines Großherzogtums zum Kronland Galizien geschlagen, die Bukowina aber als eigenes Kronland von letzterem getrennt. Bei dem seit 1848 in Österreich herrschenden Nationalitätenkampf suchten auch die Polen in Galizien eine größere Selbständigkeit zu erringen.
Es gelang ihnen dies auch seit Einführung der Februarverfassung, indem sie den Reichsrat zwar beschickten und sich auch äußerlich reichstreu zeigten, aber ihre Zustimmung zu den Vorlagen der Regierung nur gegen immer neue Zugeständnisse an die Autonomie Galiziens erteilten. So erlangten sie nahezu selbständige Verwaltung durch den Landtag, in dem die Polen die überwiegende Mehrheit hatten; sie benutzten sie, um das Deutschtum völlig zu verdrängen und die Ruthenen (Ukrainer) gänzlich zu unterdrücken, alle Ämter fielen Polen zu.
Die Landesausstellung von 1894 wies manchen Fortschritt Galiziens in kultureller Beziehung auf; die sozialen, wirtschaftlichen und nationalen Verhältnisse erhalten aber durch die starke Auswanderung der Arbeiter, durch Studentenunruhen an der Lemberger Universität, durch gelegentliche Brandreden der sozialdemokratischen Abgeordneten im österreichischen Abgeordnetenhaus über die Herrschaft des polnischen Adels, durch den Nachhall, den die Vorgänge in Wreschen in Lemberg und in anderen galizischen Städten fanden, von Zeit zu Zeit eine grelle, wenig erfreuliche Beleuchtung.
Galizien nimmt (mit der Bukowina) unter den Ländern Österreichs aus vielen Gründen eine ausgeprägte Sonderstellung ein. Es weist eine Fülle höchst eigenartiger ethnischer, kultureller und politischer Probleme auf, die im übrigen Österreich fremd sind, denn es ist nicht in Jahrhunderte langen, langsamen, organischen Werden in den österreichischen Staat hineingewachsen. Im Typus des Landschaftsbildes und des Klimas, in den Erscheinungen der Anpassung des Menschen an die von der Natur gegebenen Existenzbedingungen – überall sehen wir diese Eigenarten ausgeprägt. Kein Wunder, wenn dieses, durch einen politischen Akt, nicht durch eine natürliche Entwicklung an Österreich angegliederte Land die Assimilation des österreichischen Staates auf eine schwere Probe gestellt hat, eine Probe, die umso härter war, als vor Zeiten der Leitung des Staates sich nicht allzu viel Mühe gab, die mangelnde natürliche und historische Verwandtschaft durch kulturelle Bande zu ersetzen. Erst die Regierungszeit Kaiser Franz Joseph I. suchte auch in dieser Hinsicht und mit Erfolg Wandel zu schaffen.
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) existierte für kurze Zeit im von Ukrainern bewohnten Ostgalizien eine Westukrainische Volksrepublik, diese wurde jedoch 1919 Polen einverleibt. Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) annektierte die Sowjetunion Ostgalizien und es wurde Teil der Ukraine. Westgalizien bildet heute den südöstlichen Teil Polens.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
- „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
- „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
- „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
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It is worth to add that now Galizien was split between Poland and Ukraine, but was totally Polish (anexed by Austro-Hungary)
Year 1900:
54.75% of Poles predominantly in western Galicia,
42.20% of Ruthenians (Ukrainians) predominantly in eastern Galicia.
How if you accept, that galicia was multi-ethic. The national perspective was allways a source of war and aggression.