Deutschlandlied, Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang!

Deutschlandlied

Deutschlandlied, das Lied der Deutschen, die deutsche Nationalhymne von Hoffmann von Fallersleben aus dem Jahr 1841.

Deutschlandlied, Hoffmann von Fallersleben

Das Lied der Deutschen – Deutschlandlied

Text: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Musik: Franz Josef Haydn (1732-1809)

1. Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt,
wenn es stets zu Schutz und Trutze brüderlich zusammenhält.
Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt –
Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt!

2. Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang,
sollen in der Welt behalten ihren alten schönen Klang,
uns zu edler Tat begeistern unser ganzes Leben lang –
Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang!

3. Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland,
danach lasst uns alle streben brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand –
Blüh´ im Glanze dieses Glückes, blühe deutsches Vaterland!

Hoffmann von Fallersleben

Hoffmann von Fallersleben
* 02.04.1798 in Fallersleben bei Wolfsburg,
† 19.01.1874 in Korvei bei Höxter;
geboren als August Heinrich Hoffmann, Sprachforscher und Dichter, ordentlicher Professor der deutschen Sprache, Schöpfer des Deutschlandliedes

Unsere deutsche Nationalhymne war und ist nicht unumstritten. Vor allem die ersten Silben der ersten Strophe erhitzen in regelmäßigen Abständen die Gemüter. „Deutschland, Deutschland über alles…„, was wollte uns der Dichter Hoffmann von Fallersleben damit sagen?

Heil dir im Siegerkranz
Heil dir im Siegerkranz

Anfang des 19. Jahrhunderts gab es keine deutsche, vor allem keine einheitliche Nationalhymne, selbst der Begriff Nationalhymnen entstand erst im 20. Jahrhundert. Zersplittert und uneins mit sich selbst sang jedes deutsche Land seine eigene Hymne. Die Preußen „Heil dir im Siegerkranz!„, die BayernHeil unserm König, heil, Langleben sei sein Teil!„, die SachsenDen König segne Gott„, die WürttembergerHeil unserem König, Heil!“ und selbst die Thüringer im kleinen Weimarer Großherzogtum sangen: „Möge Gott dich stets erhalten, Weimars edles Fürstenhaus„.

Was ist des Deutschen Vaterland
Was ist des Deutschen Vaterland

Als deutsches Nationallied vor dem Deutschen Krieg von 1866 galt das 1813 entstandene „Was ist des Deutschen Vaterland?“ von Ernst Moritz Arndt (1769-1860), 1825 komponierte Gustav Reichardt (1797-1884) die dazugehörige Melodie.
Als der damalige französische Regierungschef Adolphe Thiers (1797-1877) nach einer schweren außenpolitischen Niederlage im Jahre 1840 darüber anfing zu schwadronieren, dass der Rhein die französische Ostgrenze sein müsse, verursachte er damit einen gewaltigen Sturm der Entrüstung (Rheinkrise). 

Lieb Vaterland magst ruhig sein
Lieb Vaterland magst ruhig sein

Dieses Umfeld veranlasste Max Schneckenburger (1819-1849) zur „Die Wacht am Rhein – Lieb Vaterland magst ruhig sein„. 1854 komponierte Carl Wilhelm (1815-1873) die dazugehörige Melodie. Am 11. Juni 1854 wurde das Lied in Krefeld zur Feier der silbernen Hochzeit des späteren Kaisers Wilhelm I. mit seiner Frau Augusta erstmals gesungen.

Helgoland, Villa Hoffmann von Fallersleben
Helgoland, Villa Hoffmann von Fallersleben

Nach Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 wurde die „Die Wacht am Rhein“ zur beliebtesten deutschen Volkshymne. Auch wenn „Die Wacht am Rhein“ heute fasst vergessen ist, so erfreute es sich damals einer großen Popularität. Es ist kein „Angriffslied“, denn der Rhein sollte ja nur verteidigt werden und es ist auch weit weniger martialisch als z. B. die heute noch leidenschaftlich gesungene französische Nationalhymne „Marseillaise„.

Deutschlandlied, Text
Deutschlandlied, Text

„Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt“ – die deutschsprachigen Siedlungsgebiete – 1. Strophe

Im Jahr 1841 dichtete der demokratische Patriot Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) auf der geschichtsträchtigen Nordseeinsel Helgoland, die erst 1890 durch den Helgoland-Sansibar-Vertrag wieder zu Deutschland kam, den Text für das „Deutschlandlied“. In dieser Zeit war Deutschland in 39 einzelne Staaten zersplittert, die sich locker im Deutschen Bund organisiert hatten, aber eben keinen Einheitsstaat bildeten. In der heute umstrittenen ersten Strophe forderte Fallersleben territoriale Interessen der zahllosen Dynastien einem einheitlichen Deutschland unterzuordnen. Im ursprünglichen, Hoffmannschen Sinne hat also die erste Strophe rein innenpolitischen Charakter:

Deutscher Bund (Deutschland 1815-1866)
Deutscher Bund (Deutschland 1815-1866)
  • Maas: Fluss im Herzogtum Limburg der u.a. durch die Stadt Venlo fließt und die damalige westliche Grenze des deutschsprachigen Siedlungsgebietes markiert. Von 1839 bis 1866 gehört das Herzogtum Limburg mit der Stadt Venlo zum Deutschen Bund und wurde durch Luxemburg verwaltet. Nach dem Deutschen Krieg von 1866 schied das Herzogtum Limburg aus dem Deutschen Bund aus und gehört heute zum Königreich Niederlande.
  • Memel: Fluss in Ostpreußen der u.a. durch Tilsit und die gleichnamige Stadt Memel fließt und die damalige östliche Grenze des deutschsprachigen Siedlungsgebietes markiert. Das Memelgebiet mit der Stadt Memel wurde 1920 von französischen Truppen und 1923 von litauischen Verbänden besetzt. Am 16. Februar 1923 erfolgte mit Duldung der französischen Regierung und ohne Plebiszit die Annexion des Memelgebietes durch Litauen. Das Memelgebiet ist heute ein Teil Litauens und Grenzgebiet zum russischen Oblast Kaliningrad, dem früheren Königsberg.
  • Etsch: Fluss in der Grafschaft Tirol, der u.a. durch die Stadt Bozen fließt und die südliche Grenze des deutschsprachigen Siedlungsgebietes markiert. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Südtirol 1919 von Italien annektiert, so wie es die Ententemächte bereits 1915 in London geheim vereinbart hatten, um das neutrale Italien für den Krieg zu gewinnen. In Südtirol sind heute über 2/3 der Bevölkerung deutschsprachig.
  • Belt: Meeresenge zwischen dem Herzogtum Schleswig und der Insel Fünen (Dänemark) und die nördliche Grenze des deutschsprachigen Siedlungsgebietes markiert. 1848 verfügt der dänische König die Annexion Schleswigs, daraufhin kommt es zum Deutsch-Dänischen Krieg. Nach österreichisch-preußischer Verwaltung bis 1866 werden die Herzogtümer 1867 dem Königreich Preußen angegliedert. Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) bestimmte der Versailler Vertrag die Durchführung einer Volksabstimmung. Die nördlichste Zone musste geschlossen „en bloc“ abstimmen, wodurch das Schicksal diesen Gebietes von vornherein festgelegt wurde. In den beiden südlichen Zonen sollte stattdessen eine gemeindeweise Abstimmung stattfinden. In der 1. Zone votieren erwartungsgemäß 74,2 % der Stimmberechtigten für Dänemark, in der 2. Zone 80 % für Deutschland. Städte wie Sonderburg (56 %), Tondern (77 %) und Apenrade (55,1 %), die mehrheitlich für Deutschland votiert hatten, fielen so an Dänemark.
Deutschlandlied: Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt
Deutschlandlied: Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt

Betrachtet man sich die Lage der genannten Gewässer, so stimmen sie in etwa mit der Verbreitung der deutschen Stämme in Mitteleuropa bis 1918 überein. Im Versailler Vertrag von 1919 verlor Deutschland große Gebiete bzw. ganze Provinzen: Nordschleswig an Dänemark, die Städte Eupen, Malmedy und St.Vith an Belgien, Elsass-Lothringen an Frankreich, Westpreußen, Posen und Oberschlesien an Polen und das Memelland an Litauen. Der Vertrag von St. Germain löste die Österreich-Ungarische Monarchie völlig auf, versagte „Deutsch-Österreich“ den selbst gewählten Namen und gegen den Willen der Mehrheit seiner Bevölkerung die Vereinigung mit dem Deutschen Reich.

Deutschland über alles, 1915
Deutschland über alles, 1915

So begreiflich auch die französische Überlegung erscheint, dass ein Block von 70 Millionen Deutschen auf die Dauer zur stärksten Macht in der Mitte Europas werden würde, bleibt die eindeutige Verletzung des Selbstbestimmungsgedankens unbestreitbar. Große geschlossene Siedlungsgebiete der Deutschen in der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie gingen mit Böhmen, Mähren, Österreichisch-Schlesien an die neu gegründete Tschechoslowakei, Südtirol an Italien, Teile von Steiermark, Kärnten und Krain an Jugoslawien und Teile des Burgenlandes um Ödenburg an Ungarn verloren. Aber erst mit der Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Ostdeutschland ab 1945 wurden diese Zeilen endgültig zum Anachronismus. Zwischen 1918 und 1950 waren allein 20 Millionen Deutsche von Flucht und Vertreibung betroffen.

Deutschland über alles, Propagandakarte
Deutschland über alles, Propagandakarte

Der Komponist

Joseph Haydn

Joseph Haydn
* 01.04.1732 in Rohrau,
† 31.05.1809 in Wien,
Komponist der Kaiserhymne „Gott erhalte Franz den Kaiser

Joseph Haydn wurde am 31. März 1732 in Rohrau, einem Dorf in Niederösterreich, geboren. Von 1760 bis 1790 leitete er die Hauskapelle des Fürsten Esterházy und ging 1791/93 nach London. Er schuf, besonders durch seine Streichquartette und Sinfonien, epochemachendes in der Instrumentalmusik und brachte den von Philipp Emanuel Bach vorgezeichneten freien Stil zur eigentlichen Entwicklung. Ausgezeichnet in der Behandlung der Gedanken und im volkstümlichem Humor komponierte er an 150 Sinfonien, 83 Quartette, 24 Trios, 19 Opern, 5 Oratorien (darunter „Die Schöpfung“, 1798, und „Die Jahreszeiten“, 1800), 24 Konzerte, 15 Messen, 44 Klaviersonaten, zahlreiche Lieder und Gesänge.

Nationalhymne Österreich
Nationalhymne Österreich

1797 komponierte Joseph Haydn die Melodie zur Kaiserhymne „Gott erhalte Franz den Kaiser„. Damals war es durchaus üblich auf populäre Melodien auch völlig andere Texte zu verfassen. Haydn, der 1809 verstarb, war bereits 32 Jahre tot, als im Jahr 1841 Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) einen neuen Text auf die Melodie der Kaiserhymne verfasste und es „das Lied der Deutschen“ oder kurz „Deutschlandlied“ nannte. Beim Deutschen Volk kam das Lied mit seinem neuen Text sehr gut an, drückte es doch die alte Sehnsucht nach einem geeinten Vaterland aus. Leider interpretierten nachfolgende Zeitgenossen den Text nicht immer im Sinne des Schöpfers: „Deutschland über alles. . .„.

"Deutschland Über Alles"
Deutschland Über Alles, Kaiser Wilhelm II.

Deutsche Frauen, deutsche Treue – 2. Strophe

Während viele Hymnen in der ganzen Welt fast ausschließlich ihre Helden bzw. Söhne besingen und z.B. die österreichische Hymne erst seit 2012 auch ihrer „Töchter“ gedenkt, benennt das Deutschlandlied schon seit 180 Jahren in der zweiten Strophe die Frauen. Heldinnen und tapfere, treue Frauen wurden schon im Nibelungenlied erwähnt und ziehen sich durch die ganze deutsche Geschichte. In der Zeit als Hoffmann von Fallerleben 1841 den Text des Deutschlandliedes verfasste, gedachte man natürlich besonders den tapferen Frauen aus den Befreiungskriegen 1813-15 gegen die französische Fremdherrschaft in Deutschland. Hier ein paar Beispiele:

Deutschlandlied, Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang!
Deutschlandlied, Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang!

Johanna Katherina Elisabeth Stegen, Heldin des Befreiungskrieges, genannt „das Mädchen von Lüneburg„, geboren am 11. Januar 1793 in Lüneburg, gestorben am 12. Januar 1842 in Berlin, entschied den Kampf um die Stadt Lüneburg am 2. April 1813 dadurch, dass sie den Preußen unter Major von Borcke, denen die Munition auszugehen drohte, aus einem umgestürzten Munitionswagen mitten im Kugelregen in ihrer Schürze Patronen zutrug, ohne selbst verwundet zu werden. Wegen ihres Mutes gefeiert, auch durch Rückert und Varnhagen von Ense nach 1813 in Gedichten verherrlicht, von den Franzosen aber nach ihrer erneuten Besitzergreifung Lüneburgs verfolgt, entging mehrmals den Häschern und heiratete 1813 den Lithographen Wilhelm Hindersin.

Johanna Stegen
Johanna Stegen – „Deutsche Frauen, deutsche Treue“

Eleonore Prochaska, Heldin des Befreiungskrieges, geboren am 11. März 1785 in Potsdam als Tochter eines Unteroffiziers, gestorben am 5. Oktober 1813 in Dannenberg. Sie wurde im Potsdamer Militärwaisenhaus erzogen, trat als Köchin in Dienste, schloss sich aber 1813 heimlich als freiwilliger Jäger August Renz der Lützowschen Freischar an. Ihr Geschlecht blieb unentdeckt, bis ihr am 16. September 1813 in dem Gefecht an der Göhrde von einer Kartätsche der linke Schenkel zertrümmert wurde. Aus ihrer Soldatenzeit sind zwei Briefe an ihren Bruder erhalten. In Dannenberg wurde ihr 1863, in Potsdam 1889 ein Denkmal errichtet. Die 1863 errichtete Prochaska-Stiftung bezweckte die Fürsorge für Veteranen und deren Witwen und Waisen. Rückert und Friedrich Förster verherrlichten Prochaska in Gedichten, Friedrich Duncker in einer Oper.

Eleonore Prochaska
„Das Heldenmädchen Eleonore Prochaska fällt, zu Tode getroffen, im Gefecht an der Göhrde“, Carl Röchling

Im September 1813 wurde als erste Frau die 23jährige Friederike Krüger (4. Oktober 1789 in Friedland (Mecklenburg-Strelitz) – 31. Mai 1848 in Templin) mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, die während der Befreiungskriege als Mann verkleidet kämpfend schwer verwundet wurde.

Eisernes Kreuz, 1813
Eisernes Kreuz, 1813

Weimarer Republik 1919 – 1933

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) versuchten die alliierten Siegermächte das Deutschlandlied zu verbieten. Aber der sozialdemokratische Reichspräsident Friedrich Ebert war es, der die umstrittene Hymne wieder „salonfähig“ machte und sie am 11. August 1922 zur deutschen Nationalhymne erhob. Sie blieb es bis 1945, gesungen wurde allerdings meist nur die erste Strophe, die zweite und dritte blieben, im Gegensatz zur späteren Handhabung, weit gehend unbeachtet.

Friedrich Ebert

Friedrich Ebert
* 04.02.1871 in Heidelberg,
† 28.02.1925 in Berlin;
Mitglied der SPD. Am 9. November 1918 erhielt er von Max von Baden das Amt des Reichskanzlers übertragen. Neben Hugo Haase (USPD) wurde er am 10. November 1918 der Vorsitzende des „Rats der Volksbeauftragten“. Am 11. Februar 1919 von der Nationalversammlung in Weimar zum provisorischen Reichspräsidenten gewählt.

Deutschland, Deutschland über alles 1919

1919 verfasste Prof. Steinmeyer aus BraunschweigDeutschland, Deutschland über alles“ unter dem Eindruck der Niederlange im Ersten Weltkrieg, der Novemberrevolution von 1918 und dem Versailler Vertrag eine zeitgemäße Umdichtung:

Deutschland über alles, 1919
Deutschland über alles, 1919

Deutschland, Deutschland über alles in zeitgemäßer Umdichtung von Prof. Steinmeyer, Braunschweig 1919

Deutschland, Deutschland , du mein Alles,
Schwergeprüftes Vaterland,
Das so lang zu Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenstand!
Jetzt gebeugt und arg zerrissen
Durch des Haders schwere Schuld,
Deutschland, Deutschland , du mein Alles,
Schwergeprüftes Vaterland!

Deutscher Mut und deutsche Treue,
Einst bewährt in aller Welt,
Wie so traurig und erbärmlich
Ist es jetzt um euch bestellt!
Statt dem Feind die Stirn zu bieten,
Selbst besiegt – noch einig, stark,
Hassen deine Brüder jetzt sich
Voll Verblendung bis ins Mark.

Freiheit ist die Losung aller
Aber nicht von Feindes Macht,
Nein, von Selbstzucht und von Ordnung
Die allein doch glücklich macht!
Keine Freiheit ohne Ordnung,
Ohne Recht und Einigkeit!
Werde wieder fest und einig,
Mein geliebtes Vaterland!

Die 4. Strophe

1921 schrieb Albert Matthai aus Preußisch Stargard unter dem Eindruck des Versailler Friedensdiktats eine 4. Strophe, die bis in die dreißiger Jahre viel gesungen wurde:

Deutschlandlied 4. Strophe von Albert Matthai, Preußisch Stargard 1921

Deutschlandlied 4. Strophe

Deutschland, Deutschland über alles,
Und im Unglück nun erst recht.
Nur im Unglück kann die Liebe
zeigen, ob sie stark und echt;
Und so soll es weiterklingen
Von Geschlechte zu Geschlecht:
Deutschland, Deutschland über alles,
Und im Unglück nun erst recht.

Drittes Reich 1933 – 1945

Die erste Strophe „Deutschland, Deutschland über alles…“ wurde von den Nationalsozialisten zu einem Vorspann für das Horst-Wessel-Lied erniedrigt. Im Dritten Reich (1933 -1945) sang man als Nationalhymne stets die erste Strophe des Deutschlandliedes zusammen mit dem Horst-Wessel-Lied.

1945 wurde, neben anderen wertvollen Kunstgütern, die Original-Handschrift des Deutschlandliedes zum Schutz vor dem Bombenkrieg nach Breslau (Schlesien) ausgelagert. Dort fielen sie den Polen in die Hände und wurden nach Krakau gebracht. Im Widerspruch zur Haager Landkriegsordnung gehört die Original-Handschrift des Deutschlandliedes zu jenen geraubten Kulturgütern, deren Rückgabe Polen bis heute hartnäckig verweigert.

Original-Handschrift des Deutschlandliedes
Original-Handschrift des Deutschlandliedes

Das Deutschlandlied in der Bundesrepublik Deutschland

Formale Grundlage für die Anerkennung des Deutschlandliedes als Nationalhymne ist eine Vereinbarung zwischen dem ersten Bundespräsidenten, Theodor Heuss, und dem ersten Bundeskanzler, Konrad Adenauer, aus dem Jahr 1952. Mit dem Schreiben vom 29.04.1952 hat der Bundeskanzler den Bundespräsidenten gebeten, das Hoffmann-Hayden-Lied („Deutschland, Deutschland über alles„) als Nationalhymne anzuerkennen, mit der Anregung, dass bei staatlichen Veranstaltungen die 3. Strophe gesungen werden solle. Mit Antwortschreiben vom 02.05.1952 ist der Bundespräsident dieser Bitte nachgekommen. Das Bundesverfassungsgericht hält den Briefwechsel nicht für eindeutig. Diesem sei nicht ausdrücklich zu entnehmen, „…daß dieses Lied nur mit seiner dritten Strophe zur Hymne erklärt werden sollte. Eindeutig ist jedoch darin festgelegt worden, daß bei staatlichen Veranstaltungen die dritte Strophe gesungen werden soll„.

„Einigkeit und Recht und Freiheit…“, 3. Strophe des Deutschlandliedes

Nach dem 3 : 2 Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft im WM Finale gegen Ungarn in Bern 1954 sangen die Zuschauer die erste Strophe des Deutschlandliedes.

Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 sangen die Abgeordneten im Bundestag spontan die Nationalhymne (3. Strophe). Daraufhin verließen einige Abgeordnete der Grünen den Plenarsaal.

Das Singen der umstrittenen ersten Strophe des Deutschlandliedes ist in Deutschland nicht verboten, auch wenn das heute immer mal wieder verbreitet wird. Das Bundesverfassungsgericht hat in einem Urteil vom März 1990 entschieden, dass das ganze Lied unter dem Schutz der Kunstfreiheit interpretiert werden darf. Siehe dazu auch einen Beitrag aus Zeit-Online: „Das Deutschlandlied dagegen darf jeder mit allen Strophen singen.

Seit 1991 gilt: Die deutsche Nationalhymne in der aktuellen Fassung ist die dritte Strophe des Deutschlandliedes, festgelegt durch den Schriftwechsel vom 19. bzw. 23. August 1991 zwischen Bundeskanzler Kohl und Bundespräsident von Weizsäcker, veröffentlicht im Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung Nr. 89/1991 vom 27. August 1991.

150 Jahre Deutschlandlied - Deutsche Bundespost 1991
150 Jahre Deutschlandlied – Deutsche Bundespost 1991

Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland – 3. Strophe

Die 3. Strophe des Liedes der Deutschen von Hoffmann von Fallersleben mit der Melodie von Joseph Haydn ist die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland.

Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand;
|: blüh‘ im Glanze dieses Glückes,
blühe, deutsches Vaterland. :I

Briefwechsel zwischen Bundespräsident von Weizsäcker und Bundeskanzler Dr. Kohl aus dem Jahre 1991, Quelle: Bulletin der Bundesregierung, Nr. 89/1991 vom 27. August 1991)

Richard von Weizsäcker

Richard von Weizsäcker
* 15.04.1920 in Stuttgart,
† 31.01.2015 in Berlin
von 1984 bis 1994 der sechste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.

Der Bundespräsident Bonn, den 19. August 1991
An den Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
Herrn Dr. Helmut Kohl
Adenauerallee 139/141
5300 Bonn 1

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

die staatliche Einheit der Deutschen wurde rechtlich durch den Einigungsvertrag und den Beitritt der ehemaligen DDR zur Bundesrepublik Deutschland gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes vollzogen. Seit dem 3. Oktober 1990 gilt auch die Nationalhymne der bisherigen Bundesrepublik für das vereinte deutsche Volk.

Das „Lied der Deutschen“, von Hoffmann von Fallersleben vor hundertfünfzig Jahren in lauteren Gedanken verfaßt, ist seither selbst der deutschen Geschichte ausgesetzt gewesen. Es wurde geachtet und bekämpft, als Zeichen der Zusammengehörigkeit und gemeinsamen Verantwortung verstanden, aber auch in nationalistischer Übersteigerung mißbraucht. Als ein Dokument deutscher Geschichte bildet es in allen seinen Strophen eine Einheit.

Aufgrund des Briefwechsels zwischen Bundespräsident Heuss und Bundeskanzler Adenauer vom 29. April/2. Mai 1952 hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte die 3. Strophe des Liedes mit der Musik von Haydn als Hymne der Bundesrepublik Deutschland im Bewußtsein der Bevölkerung fest verankert. Gerade in der Zeit der Teilung hat sie den tiefen Wunsch der Deutschen nach Rechtsstaatlichkeit und nach Einheit in Freiheit ausgedrückt. Dieses Ziel haben sich unsere Landsleute in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und im Ostteil von Berlin friedlich errungen.

Die 3. Strophe des Hoffmann-Haydn’schen Liedes hat sich als Symbol bewährt. Sie wird im In- und Ausland gespielt, gesungen und geachtet. Sie bringt die Werte verbindlich zum Ausdruck, denen wir uns als Deutsche, als Europäer und als Teil der Völkergemeinschaft verpflichtet fühlen.

Die 3. Strophe des Liedes der Deutschen von Hoffmann von Fallersleben mit der Melodie von Joseph Haydn ist die Nationalhymne für das deutsche Volk.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr R. Weizsäcker
Bundesrepublik Deutschland

Kohl Helmut

Kohl Helmut
* 03.04.1930 in Ludwigshafen am Rhein,
† 16.06.2017 in Oggersheim, Ludwigshafen am Rhein,
von 1982 bis 1998 sechster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.

Der Bundeskanzler 23. August 1991
An den Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland
Herrn Dr. Richard von Weizsäcker
Kaiser-Friedrich-Straße 16
5300 Bonn 1

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

„Einigkeit und Recht und Freiheit“ – mit diesem Dreiklang gelang es uns, nach 1949 die erfolgreichste rechtsstaatliche Demokratie unserer Geschichte zu gestalten und den Wunsch nach nationaler Einheit wachzuhalten. Der Wunsch aller Deutschen, die Einheit ihres Vaterlandes in Freiheit zu vollenden, kam im Deutschlandlied besonders eindringlich zum Ausdruck. Heute, nach der Wiedervereinigung Deutschlands, verpflichtet uns auch das Deutschlandlied, für die Menschen in den neuen Bundesländern eine rechtsstaatliche Ordnung zu verwirklichen.

Der Wille der Deutschen zur Einheit in freier Selbstbestimmung ist die zentrale Aussage der 3. Strophe des Deutschlandlieds. Deshalb stimme ich Ihnen namens der Bundesregierung zu, daß sie Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland ist.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Helmut Kohl

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Quellenhinweise:

Tinte

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8 Kommentare

  1. Armes Deutschland. Armes Deutschland. Unser aller Heimat wird seit Ende des 1.WK zerfetzt! Was da gerade passiert, hat mit Liebe zu Volk und Vaterland rein gar nichts mehr zu tun.

  2. So wie es im Moment in unserem geliebten Deutschland aussieht, würde die 4. Strophe aus den 20er Jahren am Besten passen. Unsere Volksvertreter haben einen Eid „Zum Wohl des deutschen Volkes “ geschworen!!! Wahrscheinlich ist vielen von ihnen die Bedeutung des Wortes „EID“ nicht bekannt.

  3. Unsere hymne bringt nichts mehr,ich darf nur eine strophe singen was ist das für eine hymne ? Alle nationen singen über natur, blut,krieg und ehre…gut wir sind verlierer auf dem schlachtfeld aber wir haben gezeigt das wir ein offenes humanes land sind wie unser enddecker alexander von Humboldt…nun last uns eine hymne schaffen die unsere Geschichte unseren nationalstolz und unsere offenheit wiederspiegelt wie einst der könig von Württemberg der sagte so lange jeder seine steuern zahlt also mir tirbut zollt kann er kommen woher er will und glauben und denken was er will…kein Zitat sondern aus d.Gedächtnis wiedergegeben …für die die meinen Text wieder zerfleischen mögen….in ergebener hand an der schwarz,rot,goldenen fahne euer linker Patriot Thomas Kommentar keine Hymne

    1. Hier wird der weltliche Charakter von „über alles“ ergänzend betont. Das hat nix mit Innen oder Aussenpolitik zu tun. Deutschland soll nicht über den Glauben an Gott stehen.

  4. Vor vielen Jahren hat eine Israelische Journalistin in einer Talkrunde im damaligen SFB an einem Sonntag zu den anwesenden Journalisten gesagt was den deutschen fehlt. Ein gesunder Nationalstolz. Wenn alle das beherzigen, sollte es doch keine Probleme mehr geben. Politiker sollten dies zum Ausdruck bringen in dem sie die Nationalhymne im Text kennen und auch bei internationalen Anlässen singen können.

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