Die Geschichte der bayerischen Hymnen, die Hymne des Königreichs Bayern „Heil unserem König, Heil!“ und „Gott mit Dir, Du Land der Bayern“
Das Lied „Gott mit Dir, Du Land der Bayern“ ist zwar schon über 160 Jahre alt, aber es ist nicht die Hymne des Königreichs Bayern. Die bayrische Volks- oder Königshymne lautet bis 1918: „Heil unserem König, Heil!“ und wird, wie viele andere deutsche Hymnen auch, nach der Melodie der englischen Hymne „God save the King bzw. Queen“ gesungen. Dies geschah z.B. bei der Festfeier zur Verlobung der Prinzessin Elisabeth von Bayern (1823-1861) – nicht zu verwechseln mit Elisabeth Herzogin in Bayern – mit dem damaligen preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm 1823, der später als König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (1795-1861) in die Geschichte eingehen sollte. Das Lied beginnt:
Heil unserem König, Heil!
Des Volkes Vater Heil!
Dem König Heil! usw.
Ähnliche Dichtungen sind aus den Jahren 1841 und 1842 erhalten. Die endgültige Fassung ist erstmalig in dem „Zahnschen Liederbuch“ von 1858 gedruckt überliefert. Der Dichter ist unbekannt. Die Hymne lautet:
Bayerische Königshymne
1. Heil unserm König, Heil!
Lang Leben sei sein Teil,
Erhalt’ ihn Gott!
Gerecht und fromm und mild,
Ist er dein Ebenbild,
Ist er dein Ebenbild,
Gott, gieb ihm Glück!
2. Fest ist des Königs Thron,
Die Wahrheit seine Kron’
Und Recht sein Schwert;
Von Vaterlieb’ erfüllt,
Regiert er groß und mild,
Regiert er groß und mild,
Heil sei ihm, Heil!
3. O heil’ge Flamme, glüh’,
Glüh’ und verlösche nie
Fürs Vaterland!
Wir alle stehen dann
Voll Kraft für einen Mann,
Voll Kraft für einen Mann,
Fürs Vaterland.
4. Sei, edler König, hier
Noch lang’ des Volkes Zier,
Der Menschheit Stolz!
Der hohe Ruhm ist dein,
Der Deinen Lust zu sein,
Der Deinen Lust zu sein.
Heil, Herrscher, dir!
Die bayerische Hymne ist nach der preußischen Hymne „Heil Dir im Siegerkranz“ entstanden. Nur die drei ersten Zeilen sind nach der englischen Hymne „God save the King“ gedichtet.
Nach dem Regierungsantritt König Maximilians II., 1848 – 1864, der die preußische Prinzessin Marie zur Gemahlin hatte, erschien eine neue Hymne. Gedichtet ist sie von Friedrich Beck und komponiert von Franz Lachner. Während der Regierungszeit Maximilians II. wurde sie neben der vorherigen Hymne viel gesungen, geriet aber durch den persönlichen Bezug auf Maximilian nach dessen Tod sogar im Königreich Bayern fast in Vergessenheit. Sie lautet:
1. Bayern, o Heimatland,
Du unsrer Liebe Band,
Voll aus des Herzens Drang
Schalle dein Sang!
Kräftig und wahr und echt
Blühe dein Kerngeschlecht,
Prangend in Ehrenpreis
Grüne dein Reis!
2. Heil, Maximilian,
Dir auf der Herrscherbahn;
Lenkest mit hellem Blick
Bayerns Geschick! H
eil auch, Maria, dir,
Du aller Frauen Zier!
Anmut und Huld dich schmückt,
Lebe beglückt!
3. Stets um den Thron geschart
Sind wir nach Väterart,
Fest wie der Alpen Grund
Steht unser Bund!
Schwinget das Banner hoch:
Wach ist der Löwe noch!
Gott, deine Segenshand
Schirme das Land!
Gott mit dir, du Land der Bayern
Nach den Forschungen von Prof. Dr. O. Boehm entstand im Jahre 1858 zur 700-Jahrfeier Münchens (neueren Forschungen um 1860/61) ein neues Volkslied. Michael Öchsner (1816-1893) dichtete den Text und Konrad Max Kunz (1812-1875) komponierte die Melodie. Sie ist benannt „Für Bayern“ und wurde wie das Schandeinsche Lied „Hoch Wittelsbach“ bei jedem patriotischen Fest gesungen:
Für Bayern
1. Gott mit dir, du Land der Bayern, deutsche Erde, Vaterland;
Über deinen weiten Gauen ruhe seine Segenshand!
Er behüte deine Fluren, schirme deiner Städte Bau
Und erhalte dir die Farben seines Himmels – Weiß und Blau!
2. Gott mit uns, dem Bayernvolke, daß wir, unsrer Väter wert,
Fest in Eintracht und in Frieden bauen unsers Glückes Herd;
Daß mit Deutschlands Bruderstämmen einig uns der Gegner schau,
Und den alten Ruhm bewähre unser Banner – Weiß und Blau!
3. Gott mit ihm, dem Bayernkönig, Segen über sein Geschlecht!
Mög‘ es eine Schutzwehr bleiben deutscher Sitte, deutschem Recht!
Gott mit ihm, dem Landesvater, Gott mit uns in jedem Gau!
Gott mit dir, du Land der Bayern, deutsche Heimat – Weiß und Blau!
Das Lied verbreitete sich rasch in Vereinen, in denen Öchsner und Kunz mitwirkten. Nach der Novemberrevolution 1918 und dem Sturz der Monarchie wurde bereits 1919 die 3. Strophe aus den Schulbüchern getilgt. Im Jahre 1948 schrieb der bayerische Dichter Joseph Maria Lutz (1893-1972) eine neue Version, ersetzte z.B. die Formulierung „deutsche Erde“ durch „Heimaterde“ und löste damit jahrelangen Streitigkeiten zwischen Öchsner- und Lutz-Anhängern aus. Ministerpräsident Franz Josef Strauß (1915-1988) beendete schließlich den Streit durch die Feststellung, dass die alte Öchsner-Fassung zu gelten habe. Das Bayernlied wird seit 1964 offiziell „Hymne“ genannt und genießt den Schutz des § 90a StGB, der die Verunglimpfung von Bundeshymne und Landeshymnen verbietet.
Hymne des Freistaates Bayern
1. Gott mit dir, du Land der Bayern, deutsche Erde, Vaterland!
Über deinen weiten Gauen ruhe Seine Segenshand!
Er behüte deine Fluren, schirme deiner Städte Bau
Und erhalte dir die Farben Seines Himmels, weiß und blau!
2. Gott mit dir, dem Bayernvolke, dass wir, uns’rer Väter wert,
fest in Eintracht und in Frieden bauen uns’res Glückes Herd!
Dass mit Deutschlands Bruderstämmen einig uns ein jeder schau
und den alten Ruhm bewähre unser Banner, weiß und blau!
Quellenhinweise:
- „Meyers Kleines Konversations-Lexikon“, 7. Auflage in 6 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1908
- „Die Volkshymnen“ Prof. Dr. O. Boehm, Wismar 1901
- Bayerische Staatsregierung – Bayernhymne
- Die Bayernhymne -Textfassung in PDF
- MP3: Die Bayernhymne – Polizeiorchester Bayern
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