Max von Baden achter Reichskanzler – Biografie, Lebenslauf
Max von Baden
* 10.07.1867 in Baden-Baden,
† 06.11.1929 in Konstanz;
achter Reichskanzler vom 03.10.1918 bis 09.11.1918
Max von Baden wurde am 10. Juli 1867 in Baden-Baden als einziger Sohn des Prinzen Wilhelm von Baden geboren. Im Alter von 33 Jahren vermählte er sich im Jahr 1900 mit Marie Luise von Braunschweig-Lüneburg und bekam mit ihr zwei Kinder. Bis November 1918 war er Thronerbe im Großherzogtum Baden und von 1907 bis 1918 Präsident der Ersten Kammer. 1911 schied er als Kommandeur der 28. Kavalleriebrigade aus dem aktiven Militärdienst aus. Im Ersten Weltkrieg war er bis Herbst 1914 im Generalstab des 14. Armeekorps an der Front, dann in der Gefangenenfürsorge, besonders im Gefangenenaustausch, tätig.
Aufgrund dieser Tätigkeit und seiner liberalen Einstellung wurde er als geeignet angesehen, das von der Obersten Heeresleitung verlangte Waffenstillstandsangebot durchzuführen. So ernannte Kaiser Wilhelm II. Max von Baden im Alter von 51 Jahren am 3. Oktober 1918 zum achten Reichskanzler des Kaiserreiches. Max von Baden hielt sich selbst für ungeeignet und war nur aus Pflichtgefühl zu bewegen, das Amt des Reichskanzlers anzunehmen. Seiner Gesinnung entsprechend begann Max von Baden die Parlamentarisierung der Reichsregierung und berief auch erstmalig Sozialdemokraten in die Regierung. Die Sozialdemokraten machten jedoch keinen Hehl daraus, jeden Frieden, der vom Feind angeboten wird, anzunehmen. Die von Max von Baden geführte kaiserliche Regierung war zugleich die erste parlamentarische Reichsregierung.
Widerstrebend erließ er das Waffenstillstandsangebot vom 5. Oktober 1918 aufgrund der 14 Punkte des US-amerikanischen Präsidenten Wilson. Während der Verhandlungen ergab sich eine Verbesserung der militärischen Lage, so dass General Ludendorff jetzt nicht mehr so sehr den Waffenstillstand wünschte, da er hoffte, die Front werde sich bis zum Frühjahr 1919 halten. Die sich daraus ergebenden Meinungsverschiedenheiten zwischen politischer Reichsleitung und Oberster Heeresleitung führten zur Entlassung Ludendorffs. Ludendorff wurde kurzerhand durch General Groener ersetzt, da man in ihm einen geeigneten Helfer der Regierung für die Vorbereitung der Beendigung des Krieges zu finden glaubte.
Max von Baden, der von sich selbst meinte „Ich bin kein Politiker“ (12/1917), stand bereits ganz unter dem Einfluss von Philipp Scheidemann (SPD) und Friedrich Ebert (SPD). Er war weder Wilsons Skrupellosigkeit noch der rücksichtslosen Aktivitäten Scheidemanns gewachsen. Max von Baden versuchte nun wiederholt die USA zu Friedensverhandlungen zu bewegen, aber diese blieben hart: „Wenn die Monarchie nicht abgeschafft wird (…), kann Deutschland über keinen Frieden verhandeln, sondern muss sich ergeben„, erklärte Wilson am 23. Oktober 1918.
Woodrow Wilson
* 28.12.1856 in Staunton, Virginia,
† 03.02.1924 in Washington, D.C,
US-Präsident von 1913 bis 1921
Gegenüber dem US-Präsidenten ließ sich Max von Baden immer weiter von der ursprünglichen Verhandlungsgrundlage abdrängen. Hinzu kam eine schwere Grippeerkrankung in den entscheidenden Tagen. Als die Sozialdemokraten, um den Unabhängigen den Wind aus den Segel zu nehmen, die Abdankung des Kaisers verlangten, ließ Max von Baden am 9. November 1918 die Abdankung Kaiser Wilhelms II. ohne dessen Genehmigung verkünden und beging damit einen Staatsstreich. Wilhelm II. hatte zwar in früheren Gesprächen seine Bereitschaft dazu unter gewissen Bedingungen ausgesprochen, aber nur um den Fortbestand der Monarchie unter seinem Sohn zu ermöglichen. Am selben Tag übergab Max von Baden das Amt des Reichskanzlers an Friedrich Ebert (SPD), der es bis 13. Februar 1919 als „Volksbeauftragter“ fortführte.
Kaiser Wilhelm II.
* 27.01.1859 in Berlin,
† 04.06.1941 in Doorn (Niederlande),
1888 – 1918 Deutscher Kaiser und König von Preußen
„Nach Eintreffen der zweiten Wilson-Note„, sagte Wilhelm II. später, „war mir klar, daß die Entente darauf ausging, die in mir verkörperte Einheit des Deutschen Reiches und die Machtstellung Preußens zu zertrümmern, durch die Beseitigung meiner Person den großen militärischen Sieg zu dokumentieren, der in Schlachtenerfolgen nicht erreichbar war.„
Nach seinem Rücktritt verlegt Prinz Max von Baden seinen Wohnsitz nach Salem und richtete 1920 zusammen mit den Pädagogen Karl Reinhardt und Kurt Hahn die Privatschule „Schule Schloss Salem“ ein. Er starb am 6. November 1929 im Alter von 62 Jahren in Konstanz.
Philipp Scheidemann
* 26.07.1865 in Kassel,
† 29.11.1939 in Kopenhagen;
erster Ministerpräsident (SPD) der Weimarer Republik vom 13. Februar bis 20. Juni 1919. Da er die Bedingungen des Versailler Vertrags nicht akzeptieren will, tritt er zurück.
In seinen Erinnerungen sagte Wilhelm II. später in Doorn verbittert über seinen letzten Reichskanzler: „Betrachtet man das Verhalten des Reichskanzlers Prinz Max von Baden im ganzen, so sieht man: erst feierliche Erklärung, sich mit der neuen Regierung zum Schutze vor den Kaiserthron zu stellen, dann Unterdrückung der Ansprache (im Bellevue), die in der Öffentlichkeit günstig hätte wirken können, Ausschaltung des Kaisers von jeder Mitarbeit, Preisgabe der Person des Kaisers durch Aufhebung der Zensur, kein Eintreten für die Monarchie in der Abdankungsfrage, dann Versuche, den Kaiser zur freiwilligen Abdankung zu bewegen. Diese ganze Entwicklung zeigt das staatsgefährliche Spiel, das Scheidemann, der den Kanzler ganz in der Hand hatte, damals trieb. Er hat seine Ministerkollegen über seine wahren Absichten im Unklaren gelassen, den Prinzen von einer Stufe zur anderen getrieben unter schließlicher Berufung darauf, daß die Führer die Massen nicht mehr in der Hand hätten. So hat er den Prinzen dazu gebracht, den Kaiser, die Fürsten und das Reich preiszugeben und ihn dadurch zum Zerstörer des Reichs gemacht.„
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Quellenhinweise:
- „Meyers Lexikon“ in 12 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig 1924
- „Meyers Lexikon“ Siebente Auflage Bibliographisches Institut Leipzig 1926
- Fotos aus „Woche“ Berliner August Scherl Verlag, Ausgaben 1900 – 1914
- „Geschichte des Deutschen Reiches 1871 – 1924“ von Johannes Hohlfeld, Verlag von G. Hirzel in Leipzig 1924
- „War alles falsch?“, Joachim von Kürenberg, Athenäum-Verlag – Bonn 1951
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In der Zeitung WELT gab es vor etlicher Zeit einen Artikel über Max von Baden, sehr interessant, zumal ich so erfahren konnte was ein Fluffer ist und welche Dienste er leistet. Man lernt eben nie aus.