Königsberg i. Pr., Königliches Schloss

Königsberg in Preußen

Königsberg Hauptstadt der preußischen Provinz Ostpreußen und dritte Residenz der preußischen Monarchie

Königsberg in Preußen 220.212 Einwohner – 1905 = 18. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.

Königsberg O.-Pr. Hundegatt.
Königsberg O.-Pr. Hundegatt.

Neben der Stadt Königsberg in Preußen gibt es

  1. Königsberg in der Neumark, eine Kreisstadt in der preußischen Provinz Brandenburg, Regierungsbezirk Frankfurt mit 5932 Einwohnern (1900).
  2. Königsberg in Franken, ein Ort im Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha, Enklave im Königreich Bayern mit 854 Einwohnern (1900).
  3. Königsberg (Böhmen), eine Stadt in Österreich, Königreich Böhmen, Bezirkshauptmannschaft Falkenau mit 4537 deutschen Einwohnern (1900).
  4. Königsberg (Österreichisch-Schlesien), (tschechisch Klimkovice), eine Stadt in Österreich, Herzogtum Schlesien, Bezirkshauptmannschaft Wagstadt mit 2381 meist tschechischen Einwohnern (1900).
  5. Königsberg (Ungarn), (ungarisch Ujbánya), eine Bergstadt im Königreich Ungarn mit geordnetem Magistrat im ungarischen Komitat Bars mit meist 4603 slowakischen Einwohnern (1900).
Königsberg i. Pr. Kaiser Wilhelm-Platz.
Königsberg i. Pr. Kaiser Wilhelm-Platz.

Königsberg in Ostpreußen im Königreich Preußen

Königsberg in Preußen ist die befestigte Hauptstadt der preußischen Provinz Ostpreußen und des Regierungsbezirks gleichen Namens, Krönungs- und dritte Residenzstadt der Monarchie.

Königsberg Stadtplan 1900 (Brockhaus Konversations-Lexikon 14. Auflage)
Königsberg Stadtplan mit Straßennamen 1900 (Brockhaus Konversations-Lexikon 14. Auflage)

Königsberg liegt 4,8 Meter über dem Meer, zu beiden Seiten des Pregels, 7,5 km vor seiner Mündung in das Frische Haff. Königsberg ist Eisenbahn-Knotenpunkt der Linien Seepothen-Eydtkuhnen, Königsberg-Kranz und Königsberg-Labiau der Preußischen Staats- und Pillau-Prostken der Ostpreußischen Südbahn. Es liegt auf hügeligem Boden und besteht aus den drei Hauptteilen: Altstadt (um die alte Burg im 13. Jahrhundert entstanden), Löbenicht und Kneiphof (Insel).

Königsberg i. P. Hafen.
Königsberg i. P. Hafen.

Zu jedem dieser Teile gehören Vorstädte (die ältesten im Norden: Steindamm, altes Fischerdorf, wo die älteste Kirche, St. Niklas, steht, und Tragheim; auf dem Südufer: St. Anton oder Vordere Vorstadt, St. Georg oder Hintere Vorstadt, Haberberg etc.). Das Ganze hat jetzt einen Umfang von etwa 15 km. Der Pregel durchströmt die Stadt Königsberg von Ost nach West in zwei Armen (Alter und Neuer Pregel), welche unterhalb der Grünen Brücke sich vereinigen.

Königsberg i. Pr. Schlossteich mit Blick auf das Königliche Schloss.
Königsberg i. Pr. Schlossteich mit Blick auf das Königliche Schloss.

Wo er in die Stadt eintritt, liegt der sogenannte Litauer, wo er aus derselben austritt, der sogenannte Holländer Baum, die ehemaligen städtischen Zollgrenzen. Seine größte Breite innerhalb der Stadt beträgt 82-85 m. Die Stadt Königsberg trägt einen modernen Charakter. Das Mittelalterliche ist bis auf einen Flügel des Schlosses, einen Turm der Altstadt und die Kathedrale der ehemaligen Bischöfe des Samlandes gänzlich geschwunden. Unter den Distrikten, in welche Königsberg geteilt ist, sind die auf dem rechten Pregelufer die vornehmsten.

Königsberg i. Pr. Holzbrücke.
Königsberg i. Pr. Holzbrücke.

Sie bestehen aus den ältesten Stadtteilen, welche mit den auf dem linken Flussufer gelegenen und mit der Kneiphofinsel durch sieben Fahrbrücken und die neue Eisenbahnbrücke (eiserne Gitterbrücke) verbunden sind. Die Altstadt von Königsberg zeigt trotz der engen Bauart eine regelmäßige Anlage: eine Langgasse mit ihren Parallelen, von Querstraßen durchschnitten. Geräumiger und stattlicher zeigt sich in gleicher Anlage der Kneiphof, dessen Langgasse sich bis vor kurzem noch als Sitz des einstigen Großbürgertums oder der reichen Kauf- und Handelsherren der vorigen Jahrhunderte darstellte.

Königsberg Pr. Münzplatz mit Blick in die Junkerstraße.
Königsberg Pr. Münzplatz mit Blick in die Junkerstraße.

Die Löbenichtsche Langgasse, einst Sitz der reichen Großbürger der Malzbrauerzunft, besteht jetzt fast nur aus Wohngebäuden. Das einstige Rathaus am Altstädtischen Markt ist noch als ein der Stadt Königsberg gehöriges Gebäude vorhanden und wird zu verschiedenen öffentlichen und privaten Zwecken benutzt. Das früher Löbenichtsche Rathaus ist schon längst in Privatbesitz übergegangen und umgebaut. Das Kneiphofsche Rathaus in der Brotbänkenstraße (1695 umgebaut), ist jetzt Amtslokal des Magistrats, in dem danebenliegenden Kneiphöfschen Junkerhof befindet sich der Sitzungssaal der Stadtverordneten.

Königsberg i. Pr. Junkerstraße mit Altstädtischer Kirche.
Königsberg i. Pr. Junkerstraße mit Altstädtischer Kirche.

Der Altstädtische Junkerhof wurde 1875 zu Läden umgebaut. Von den mittelalterlichen „Artushöfen“ hat sich keine Spur erhalten. Unter den sieben Marktplätzen hat einzig der Markt der Altstadt noch altertümliches Aussehen. Das markanteste Gebäude der Altstadt von Königsberg ist das königliche Schloss, ein längliches Viereck, 104 Meter lang und 66,8 Meter breit, 1255 im Bau begonnen, später Sitz der Hochmeister des Deutschen Ordens und seit 1525 Residenz der Herzöge von Preußen.

Königsberg i. Pr. Königliches Schloss.
Königsberg i. Pr. Königliches Schloss.

Die Nordseite rührt noch aus der Ordenszeit her, das übrige ist im 16. und 18. Jahrhundert angebaut. Auf dem Westflügel befinden sich die Schlosskirche (1592 erbaut), in welcher sich Friedrich I. 1701 und König Wilhelm I. (18. Oktober 1861) die Königskrone aufsetzten, und der mächtige, zu allen großen Festen benutzte sogenannte Moskowitersaal (83 Meter lang, 17,9 Meter breit und 6 Meter hoch),

Königsberg i. Pr. Kaiser-Wilhelm-Platz.
Königsberg i. Pr. Kaiser-Wilhelm-Platz.

auf den dieser Name wahrscheinlich von einem Gemach übertragen ist, in welchem die moskowitischen Gesandten aufgenommen wurden, die sich 1516 hier befanden, als der Hochmeister Markgraf Albrecht ein Bündnis mit dem Großfürsten Wasilij gegen den König von Polen einging. Unter Friedrich I. erhielt das Schloss den prächtigen, von Schlüter 1708-12 erbauten Pavillon, vor dem die Statue des genannten Königs (ebenfalls von Schlüter) steht. Auf dem Ostflügel ist das große Schlosstor und am Ende der Südseite erhebt sich der 84,5 m hohe Schlossturm, von dessen Galerie man die ganze Stadt und Umgebung und das Frische Haff übersieht.

Königsberg i. Pr. Partie am Kaiser-Wilhelm-Platz mit dem Denkmal.
Königsberg i. Pr. Partie am Kaiser-Wilhelm-Platz mit dem Denkmal.

Außer dem Dom und der neuen, in gotischem Ziegelbau errichteten Altstädtischen Kirche mit einem von massenhaften Pfeilern getragenen Schiff wird unter den 15 Kirchen der Stadt ein architektonisch interessantes oder altes Gebäude vergebens gesucht. Der Dom, jetzt die Kneiphofsche Stadtkirche, wurde 1333 vom Hochmeister Luderus von Braunschweig im gotischen Stil gegründet und 1856 einer durchgreifenden Restauration unterworfen. Er ist 92,3 Meter lang und 25,7 Meter breit.

Königsberg i. Pr. Steindammer Tor.
Königsberg i. Pr. Steindammer Tor.

Der schlanke, 50 Meter hohe Turm und die schönen drei Schiffe machen einen majestätischen Eindruck; letztere enthalten einen figurenreichen Altar und manche interessante Grabdenkmäler, darunter das des Markgrafen Georg Friedrich und das prächtige Marmormonument des Kanzlers von Kospoth. An der Nordseite des Doms befindet sich ein offener Bogengang, die sogenannte Stoa Kantiana, und daran ein dem Andenken Kants gewidmeter und mit dessen Büste geschmückter kapellenartiger Raum, unter dessen Steinboden die Gebeine des großen Philosophen ruhen.

Königsberg i. Pr. Bismarckdenkmal.
Königsberg i. Pr. Bismarckdenkmal.

Ein Denkmal Kants (Nachbildung der am Denkmal Friedrichs II. in Berlin befindlichen Statue von Rauch) wurde 1864 in der Nähe des Schlosses errichtet, sein mit einer Marmortafel geziertes kleines ehemaliges Wohnhaus befindet sich wenige Schritte davon in der Prinzessinstraße. Auf die genannten ältesten Stadtteile beschränkt sich noch heute der Handel, daher die Handels- und Verkehrseinrichtungen meistens hier zu finden sind.

Königsberg i. Pr. Am Bahnhof.
Königsberg i. Pr. Am Bahnhof.

Religionen in Königsberg im Jahr 1900:

177.043 Evangelische
8465 Katholiken
3975 Juden

Landkarte Ostpreussen
Landkarte Ostpreussen
Königsberg. Schlossplatz mit Café Imperial.
Königsberg. Schlossplatz mit Café Imperial.

Die neue Börse von Königsberg, nach Plänen von H. Müllers in Bremen im italienischen Renaissancestil mit einem Aufwand von 1,75 Millionen Mark erbaut und 1875 vollendet, das imposanteste Gebäude der Neuzeit und zugleich Sitz des Vorsteheramtes der Kaufmannschaft, steht auf dem südlichen Pregelufer. In der Nähe liegen die Bahnhöfe. Die neuesten Stadtteile sind die nördlich vom Schloss gelegenen, die, in der herzoglichen Zeit gar nicht oder spärlich bebaut, den meisten Raum für die Erweiterung bei zunehmender Bevölkerung darboten.

Königsberg Umgebung Landkarte 1900
Königsberg Umgebung Landkarte 1900

Hinter dem Schloss bis an den Steindamm und die Vorstadt Tragheim dehnte sich der fürstliche Tiergarten, jetzt Paradeplatz, aus; nach Osten erstreckt sich, 9,35 Hektar groß, der Schlossteich, dessen Ufer mit reichem Baumwuchs in wohl gepflegten Gärten bestanden sind. Eine durchgreifende Änderung in der Bauart ging von der Königsstraße (ehedem „Neue Sorge“) aus, besonders seit Friedrich Wilhelm I. sich 1731 hier ein Palais erbaut hatte. Letzteres ist seit 1810 der Universitätsbibliothek eingeräumt und der ebenfalls in der Königsstraße gelegene Jägerhof 1843 der durch Theodor von Schöns Einfluss gestifteten Malerakademie gewichen.

Königsberg i. Pr. Hauptpost.
Königsberg i. Pr. Hauptpost.

Das moderne Königsberg zeigt fortgesetzt das Bestreben, diese höher gelegenen und darum gesünderen Stadtteile immer dichter zu bebauen. Das schöne, durch einen 1885 begonnenen Umbau erheblich erweiterte Bussesche Postgebäude, die oben erwähnte neue Kirche der Altstadt, das neue Universitätspalais, zu dem 1844 beim 300jährigen Jubelfest der Universität der Grundstein gelegt wurde (nach Stülers Plänen 1865 vollendet), das Stadttheater (von Val. Müller),

Königsberg i. Pr. Luisentheater.
Königsberg i. Pr. Luisentheater.

die drei neuen Gerichtsgebäude auf dem Theaterplatz, die Halle des Börsengartens am Schlossteich gehören zu den nennenswertesten Bauten des heutigen Königsbergs. Sie liegen alle in der Nähe des größten und schönsten Platzes der Stadt, des Parade- oder Universitätsplatzes, den seit 1852 das 5m hohe bronzene Reiterstandbild Friedrich Wilhelms III. (von Kiß) schmückt, und als dessen Avenue die elegante Tragheimer Pulvergasse angesehen werden kann.

Königsberg i. Pr. Königliche Regierung.
Königsberg i. Pr. Königliche Regierung.

In der Mitteltragheimer Straße ist in den letzten Jahren ein neues Regierungsgebäude, zugleich als Sitz des Oberpräsidiums für Ostpreußen, entstanden, während das stattliche Landeshaus der Provinzialverwaltung in der Königsstraße errichtet ist. Die früheren schönen Spaziergänge der Königsberger: der Philosophendamm, wo Kant einst lustwandelte, und das bepflanzte Glacis zwischen dem Roßgärter und dem Königstor werden kaum mehr benutzt, seitdem die erstere zum Eisenbahnviertel gezogen und vor das genannte Tor die Mehrzahl der Kirchhöfe verlegt ist. Die Hufen vor dem Steindammer Tor bilden den Hauptvergnügungsplatz für das Königsberger Publikum.

Königsberg i. Pr. Münzplatz.
Königsberg i. Pr. Münzplatz.

Der Bau der Festungswerke, welche die Stadt jetzt einschließen, begann erst 1843 unter Friedrich Wilhelm IV. Sie stehen in Verbindung mit einer großen Kette von Außenwerken, welche die ehedem so ländlich angenehme Umgebung der Stadt gänzlich verändert haben, und eine Linie von absonderten Forts, die zum größten Teil jetzt schon vollendet sind, trägt solche Veränderungen noch auf Meilenweite hinaus.

Königsberg i.Pr. Wrangelturm mit dem deutschen Michel.
Königsberg i.Pr. Wrangelturm mit dem deutschen Michel.

Den zum Teil geschmackvoll ausgeführten neuen Festungstoren, unter denen neben dem Königs- und dem Friedländer Tor das Steindammer Tor am beachtenswertesten ist, haben sämtliche Stadttore der früheren Enceinte weichen müssen, wie die alten inneren Stadttore dem immer weiter sich ausdehnenden Straßenverkehr. Die riesigen Werke der Ostseite dienen der Garnison als Kasernen; eine Kavalleriekaserne samt Reitplatz ist auf der Nordseite neben den Festungswerken geschaffen worden.

Königsberg i. Pr. Kronprinzkaserne.
Königsberg i. Pr. Kronprinzkaserne.

Garnisonen in Königsberg:

  • Grenadierregiment Nr. 1,2
  • Füsilierbataillon Nr. 33
  • Infanteriebataillon Nr. 41, 2
  • Infanteriebataillon Nr. 43
  • Kürassierregiment Nr. 3
  • Feldartillerieregiment Nr. 1
  • Fußartillerieregiment Nr. 1
  • Trainbataillon Nr. 1
Königsberg i. Pr. Polizeipräsidium.
Königsberg i. Pr. Polizeipräsidium.

Die Zahl der Einwohner von Königsberg belief sich inklusive der Militärangehörigen:

  • 1813: 50.000
  • 1885: 151.151
  • 1871: 112.123
  • 1905: 220.212
  • 1920: 188.000
  • 1925: 287.000
  • 1939: 372.000
Königsberg i. Pr. Am Lindenmarkt. Synagoge.
Königsberg i. Pr. Am Lindenmarkt. Synagoge.

Industrie und Handel sind in Königsberg sehr bedeutend. Als besonders hervorragend kann namentlich die Eisenindustrie (Guss- und Maschinenbau) bezeichnet werden. Sonstige Erwerbszweige sind: Garn- und Zwirnspinnerei, Fabrikation von Manufakturwaren, Tuch, Konfektionsgegenständen, Leinwand, Shoddy, Tabak und Zigarren, Dachpappe, Tapeten, Chemikalien, Knochenmehl, Mineralwasser, Essig, Spiritus, Pianinos, Marzipan etc., Dampf- und Ölmüllerei, Bierbrauerei, Weißgerberei, Kalkbrennerei, Buchdruckerei.

Königsberg i. Pr. Altstädtische Langgasse.
Königsberg i. Pr. Altstädtische Langgasse.

Kennzeichnend ist für Königsberg neben Danzig die Bernsteinindustrie. Für Gewinnung des Materials waren 1885 im ganzen 1650 Personen tätig. Der Ertrag stellte sich durch Dampfbaggerei (Schwarzort) auf 670, durch Bergwerksbetrieb (Palmnicken und Kraxtepellen) auf 1030, durch Taucherei, Stechen, Schöpfen und Lesen auf 85 Doppelzentner. Der Handel in Königsberg, begünstigt durch Eisenbahnverbindungen, namentlich aber durch die Lage Königsbergs an einem schiffbaren Fluss, dessen Mündung durch das Frische Haff vor den Meeresfluten gesichert ist, hat der Stadt eine bedeutende Stelle unter den Handelsplätzen des Nordens verschafft.

Königsberg i. Pr. Hafenpartie mit Börse.
Königsberg i. Pr. Hafenpartie mit Börse.

Der äußere Hafen von Königsberg befindet sich in Pillau. Viele Schiffe müssen hier leichtern, da das Haff nur durch Baggerungen Tiefgang erhält, viele werden in Pillau selbst umgeladen. Eine Besserung dieser den Verkehr erschwerenden Lage steht durch Anlage einer 6 m tiefen Haffrinne in Aussicht. Es sind nicht allein die Erzeugnisse des Landes: Getreide, Hülsenfrüchte, Flachs, Hanf, Holz, Holzwaren, Pferde, Vieh, Chemikalien, Artikel der Textilindustrie etc., sondern auch eingeführte Produkte, die eine in stetem Steigen begriffene Handelsprosperität nachweisen. Namentlich ist Königsberg Hauptumschlagplatz des gesamten kontinentalen Teehandels.

Königsberg i. Pr. Hafenpartie.
Königsberg i. Pr. Hafenpartie.

Für den Handel mit Getreide zählt es zu den größten Exportplätzen. Es betrug der Wert der Einfuhr 1886: 179 Millionen Mark, darunter an über See bezogenen Waren 69,5 Millionen Mark. Der Wert der Ausfuhr betrug 150,5 Millionen Mark., davon für über See ausgeführte Artikel 62,8 Millionen Mark. 1885 belief sich der gesamte Seeverkehr auf 3412 Schiffe. Es kamen an: mit Ladung 1180 Schiffe zu 300.764 Registertonnen, in Ballast oder leer 485 Schiffe zu 115.357 Registertonnen. Es gingen ab: mit Ladung 1709 Schiffe zu 427.453 Registertonnen, in Ballast oder leer 38 Schiffe zu 13.490 Registertonnen.

Königsberg i. Pr. Hafenpartie (Hundegatt).
Königsberg i. Pr. Hafenpartie (Hundegatt).

An Handels- und Verkehrsanstalten besitzt Königsberg eine Hauptstelle der Reichsbank (Umsatz 1886: 1014 Millionen Mark.), die Königsberger Vereinsbank (Umsatz 1886: 512 Millionen Mark.), eine Ostpreußische landschaftliche Darlehnskasse (Umsatz 1886: 327 Millionen Mark.), eine Ländliche Genossenschaftsbank, eine Genossenschaftliche Grundkreditbank, eine Rentenbank, eine Provinzialfeuersozietät etc., ein Vorsteheramt der Kaufmannschaft, eine Börse, einen Gewerberat, eine Reedereigesellschaft, eine Dampfschifffahrtsgesellschaft und eine Schiffswerft. Den Verkehr in der Stadt gewährleistet eine Pferdeeisenbahn.

Königsberg i. Pr. Königliche Albertus Universität.
Königsberg i. Pr. Königliche Albertus Universität.

Unter den Bildungsanstalten in Königsberg nimmt die Universität (Collegium Albertinum) von Königsberg die erste Stelle ein. Diese wurde vom Herzog Albrecht I. von Preußen als eine „echtlutherische“ 1544 gegründet und erfreut sich mit den Anstalten, die zu ihr gehören, der 1811 von Bessel errichteten Sternwarte, dem 1819 von Karl von Baer gegründeten zoologischen Museum und dem 1809 von Schweigger angelegten botanischen Garten, 9 Kliniken, die jetzt als Muster dastehen, Laboratorien und Seminaren sowie zum Teil bedeutenden Sammlungen, besonders der über 220.000 Bände zählenden Bibliothek (neben welcher die Stadtbibliothek nur für Spezialitäten in Betracht kommt), einer immer gediegener sich gestaltenden Ausstattung. In der Aula befinden sich Fresken von Rosenfelder, Gräf, Piotrowski u. a.

Königsberg i. P. Hauptbahnhöfe.
Königsberg i. P. Hauptbahnhöfe.

Die Zahl der Studierenden betrug im Wintersemester 1886/87: 815. An anderen Schulanstalten hat Königsberg 4 Gymnasien, ein Progymnasium, 2 Realgymnasien, eine höhere Bürgerschule, 2 Taubstummen- und eine Blindenanstalt. Hierzu kommen für besondere Bildungszwecke eine Anzahl von Instituten, darunter die Handelsschule, die Provinzialkunstschule und die Malerakademie mit dem Stadtmuseum (etwa 270 Gemälde der neuern und neuesten Zeit enthaltend), eine Musikschule, die archäologische Sammlung der Prussia, die geologischen der Physikalisch-Ökonomischen Gesellschaft etc.

Königsberg i. Pr. Roßgärtermarkt.
Königsberg i. Pr. Roßgärtermarkt.

An Wohltätigkeitsanstalten sind besonders zu nennen: das große städtische Krankenhaus, das von einem Verein geleitete Krankenhaus der Barmherzigkeit, das königliche Waisenhaus (1701 gestiftet), das große königliche Hospital und eine sehr große Zahl von Wohltätigkeitsvereinen aller Art. Königsberg zählt 20 Magistratsmitglieder und 102 Stadtverordnete und ist Sitz des Oberpräsidiums der Provinz Ostpreußen, des Konsistoriums, eines Generalsuperintendenten, des Provinzialschul- und Medizinalkollegiums, des Provinzialarchivs, der Provinzialsteuerdirektion, einer Oberpostdirektion, der Landesdirektion für Ostpreußen, eines Oberlandes- und eines Landgerichts, einer Regierung, eines Landratsamtes, verschiedener Konsulate etc.

Königsberg i. Pr. Gesekus-Platz mit Hauptpost.
Königsberg i. Pr. Gesekus-Platz mit Hauptpost.

Von militärischen Behörden befinden sich hier: das Kommando und der Stab des 1. Armeekorps, der 1. Infanterie- und 1. Kavalleriedivision, der 1. und 2. Infanterie-, 1. Kavallerie- und 1. Feldartilleriebrigade.

Die drei in Königsberg erscheinenden Zeitungen sind die „Hartungsche Zeitung“, die „Ostpreußische Zeitung“ und die „Königsberger Allgemeine Zeitung“.

Königsberg i. Pr. Königstor.
Königsberg i. Pr. Königstor.

Zum Landgerichtsbezirk Königsberg zählen die acht Amtsgerichte zu Allenburg, Fischhausen, Königsberg, Labiau, Mehlauken, Pillau, Tapiau und Wehlau.

Königsberg Geschichte

Königsberg Wappen
Königsberg Wappen

Königsberg verdankt seine Entstehung einer vorgeschobenen Feste des Deutschen Ordens, welche zu Ehren des Königs Ottokar von Böhmen diesen Namen erhalten hatte.

Königsberg in Preußen. Kupferstich Ringle 1740.
Königsberg in Preußen. Kupferstich Ringle 1740.

Königsberg (Altstadt) dessen Burg vom Deutschen Orden 1255 zum Schutz gegen die heidnischen Samländer und auf den Rat des böhmischen Königs Ottokar erbaut ist, wurde 1256 in der Gegend des heutigen Steindammes angelegt, nach der Zerstörung durch die Preußen 1263 in dem Tal unterhalb des Schlossbergs bis an den Pregel wieder aufgebaut und erhielt 1286 Stadtrecht. Der Stadtteil Löbenicht wurde 1300, die Insel Kneiphof 1327 das Stadtrecht verliehen.

Königsberg i. P. Grüne Brücke.
Königsberg i. P. Grüne Brücke.

Von 1457 an war Königsberg die Residenz der Hochmeister, 1525 – 1618 der Herzöge Preußens; deshalb führt es auch noch den Titel „Haupt- und Residenzstadt“. Von 1626 datiert die Befestigung der Stadt durch Wälle und Gräben; 1843 wurde Königsberg zu einer Festung ersten Ranges umgebaut. In Königsberg wurde am 16. Januar 1656 ein Vertrag zwischen Schweden und Brandenburg geschlossen, durch welchen dieses für Preußen die schwedische Lehnshoheit statt der polnischen anerkannte und Ermland zu Lehen erhielt.

Königsberg i. Pr. Oberer Fischmarkt.
Königsberg i. Pr. Oberer Fischmarkt.

1758 wurde Königsberg von den Russen, 1807 von den Franzosen besetzt. König Friedrich Wilhelm I. vereinigte 1724 die drei Städte zu einer – Königsberg und fortan gab es nur einen Magistrat und ein Stadtgericht.Während des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945), Ende August 1944 wurde Königsberg durch zwei verheerende britische Luftangriffe, bei den zwischen 4000 und 10.000 Königsberger starben, weitgehend zerstört. Anfang 1945 wurde das Königsberger Gebiet durch die Rote Armee eingeschlossen.

Königsberg i. P. Grüne Brücke mit Aufgang zur Börse.
Königsberg i. P. Grüne Brücke mit Aufgang zur Börse.

Nach 3 Monaten ergab sich die Stadt, noch immer waren über 20.000 Einwohner in der Stadt geblieben. Es kam zu zahlreichen Grausamkeiten gegenüber der Zivilbevölkerung, von den das Massaker von Metgethen traurige Berühmtheit erlangten. Insgesamt waren nach Kriegsende rund 250.000 Deutsche im Raum Königsberg von der restlichen Welt abgeschnitten. Der Großteil von ihnen ist verhungert, an Krankheiten gestorben oder durch Gewalt zu Tode gekommen.

Königsberg i. Pr. Schlosshof mit Blutgericht.
Königsberg i. Pr. Schlosshof mit Blutgericht.

Auf der Potsdamer Konferenz 1945 beschlossen die Siegermächte das nördliche Ostpreußen unter die Verwaltung der Sowjetunion zu stellen, 1946 wurde Königsberg in Kaliningrad umbenannt. 1947 wurden die letzten Deutschen aus ihrer Heimatstadt vertrieben. Die russische Exklave Oblast Kaliningrad (der nördliche Teil Ostpreußens) liegt zwischen Litauen und Polen. Die Fläche beträgt 215,7 km², die Einwohner: 423.651 (1. Januar 2006), die Bevölkerungsdichte: 1.964 Einwohner je km².

Königsberg/Preussen - Zschokkesches Stift, Deutsche Bundespost 90 Pfennig
Königsberg/Preussen – Zschokkesches Stift,
Deutsche Bundespost 1966, 90 Pfennig

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Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
  • „Schwarzbuch der Vertreibung 1945-1948: Das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit“ von Heinz Nawratil, Universitas 2007
Reichsadler 1889-1918

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5 Kommentare

  1. ich habe einmal gelesen, die Russen wollten Königsberg an Deutschland zurückgeben, die
    Deutschen es aber nicht wollten. Stimmt dies, und wenn ja, darf man es sagen, oder fragen ?

    1. Im Sommer 1990 signalisierte der sowjetische Generalmajor Geli Batenin Interesse an Verhandlungen über den sowjetischen Teil Ostpreußen, da es eine „Frage des nördlichen Ostpreußens“ gebe und fügte hinzu: „Dieses Problem werde sich für die Sowjetunion und Deutschland über kurz oder lang stellen.“ Die damalige Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) hatte jedoch kein Interesse an einer Rückgabe Ostpreußens und so antwortete der deutsche Diplomat Joachim von Arnim: „Bei der Vereinigung gehe es um die Bundesrepublik Deutschland, die DDR und das ganze Berlin.“ und wenn die Sowjetunion „Probleme mit der Entwicklung des nördlichen Ostpreußens habe, so sei das ihre Sache„. Und so wurde die historische Chance zur Rückgabe, wohl auch auf Rücksicht auf Polen, vertan. (Siehe auch Spiegel-Online vom 21.05.2010: Moskau bot Verhandlungen über Ostpreußen an)

    2. Am 10. März 1952 überreichte der stellvertretende Außenminister der UdSSR den diplomatischen Vertretern der drei Westmächte gleichlautende Noten und den Entwurf eines Friedensvertrages mit Deutschland. In der Note wurde die Lage, dass sieben Jahre nach Beendigung des Krieges der deutsche Staat in Teile zerspalten bleibt und immer noch kein Friedensvertrag abgeschlossen wurde, für absolut unnormal erklärt. Unverzüglich sei ein Friedensvertrag mit Deutschland in Übereinstimmung mit den Potsdamer Beschlüssen abzuschließen und die Wiederherstellung der Einheit des deutschen Staates zu beschleunigen. Die Sowjetregierung lege den anderen Großmächten den Entwurf für die Grundlagen eines Friedensvertrages mit Deutschland zur Prüfung vor. Sie erklärte sich bereit, auch andere eventuelle Vorschläge zu dieser Frage zu prüfen. Die UdSSR, die USA, Großbritannien und Frankreich sollten sich über die Bedingungen verständigen, die die schleunigste Bildung einer gesamtdeutschen, „den Willen des deutschen Volkes ausdrückenden“ Regierung fördern; denn der Friedensvertrag soll unter Teilnahme einer frei gewählten gesamtdeutschen Regierung ausgearbeitet werden. Der beiliegende Friedensvertragsentwurf nannte folgende politische Leitsätze
      [1]: Deutschland wird als einheitlicher, unabhängiger, demokratischer Staat wiederhergestellt. Sämtliche Besatzungsstreitkräfte müssen spätestens ein Jahr nach Inkrafttreten des Friedensvertrages aus Deutschland abgezogen werden.
      Allen unter deutscher Rechtsprechung stehenden Personen müssen die Menschenrechte und Grundfreiheiten gewährt werden. Den demokratischen Parteien und Organisationen muss volle Betätigungsfreiheit eingeräumt werden.
      Organisationen, die gegen Demokratie und Frieden sind, sind verboten. – Den ehemaligen Angehörigen der NSDAP sollen grundsätzlich die gleichen bürgerlichen und politischen Rechte gewährt werden. Deutschland verpflichtet sich, keinerlei Koalition oder Militärbündnisse einzugehen, die sich gegen irgendeinen Staat richten, die mit seinen Streitkräften am Krieg gegen Deutschland teilgenommen hat.
      Bundeskanzler Konrad Adenauer, die westdeutsche Öffentlichkeit und die Westmächte lehnten die Stalin-Noten als Störmanöver ab, mit dem Stalin die Westintegration der Bundesrepublik Deutschland habe behindern wollen.
      Dies ist auch heute die herrschende Meinung in der Geschichtswissenschaft. Eine Minderheit jedoch meinte und meint, Stalin habe seinen Vorschlag ernst gemeint. Der Historiker Rolf Steininger ist heute der bekannteste Vertreter dieser Richtung. Durch die Öffnung von Archiven besonders auf Seiten der USA in den letzten Jahren wurde aber zumindest deutlich, dass es auch innerhalb der westlichen Siegermächte Überlegungen gab, die Note anzunehmen und ein neutrales, wiedervereinigtes Deutschland zuzulassen. Hierdurch haben die Positionen, welche von einer Ernsthaftigkeit der Stalin-Note ausgehen, neuen Aufwind erhalten.

  2. Königsberg liegt auf dem Gebiet des Deutschen Reichs in den Grenzen vom 31.12.1937. In ihrer Berliner Erklärung haben die Alliierten über dieses Gebiet die Regierungsgewalt übernommen. Im Gegensatz zu allen anderen Reichsgebieten gibt es zu Königsberg keine völkerrechtlichen Verträge. Königsberg steht daher unter Russischer Verwaltung.

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