Graz vom Lusthaus am Schlossberg aus

Steiermark

Steiermark als Kronland des österreichischen Kaiserstaates in detaillierter Übersicht, Geschichte in alten Ansichtskarten.

Landeshauptstadt Graz

Gruß aus Graz
Gruß aus Graz

Herzogtum Steiermark als Kronland des österreichischen Kaiserstaates

Steiermark, Lage in Österreich-Ungarn
Steiermark, Lage in Österreich-Ungarn

Das Herzogtum Steiermark ist ein österreichisches Kronland. Es grenzt nördlich an Ober- und Niederösterreich, östlich an Ungarn, südöstlich an Kroatien, südlich an Krain, westlich an Kärnten und Salzburg und umfasst 22.426 km² (407,34 Quadratmeilen). Es ist ein Alpenland, das an allen drei Hauptzügen der Ostalpen Anteil hat. Der nordwestlichste Teil des Landes gehört den Salzburger Kalkalpen (Ausseer Alpen) an, die hier durch die Gruppen des Dachsteins (2996 m) und des Totengebirges (2095 m) vertreten sind.

Steiermark, Kärnten, Krain und Küstenland, Nationalitäten- und Sprachen-Karte 1900 (Prof. Hickmann's geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)
Steiermark, Kärnten, Krain und Küstenland, Nationalitäten- und Sprachen-Karte 1900 (Prof. Hickmann’s geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)

Hieran schließen sich östlich die Österreichischen Alpen an mit den Ennstaler Alpen (2372 m), der Hochschwabgruppe (2278 m) und der Schneeberggruppe (2009 m). Die Gneisalpen treten als Niedere Tauern zwischen Enns und Mur ein, beginnen mit den Schladminger Alpen (2863 m), setzen sich in den Wölzer Alpen (2474 m) fort und endigen mit den Rottenmanner Tauern (2449 m). Das Gebiet zwischen der oberen Mur und der Nordgrenze Kärntens und weiterhin zwischen Mur und Drau erfüllen die Norischen Alpen mit Teilen der Gurktaler (2441 m) und Lavanttaler Alpen (2141 m), dann das Bachergebirge (1548 m) und das Posruckgebirge (1049 m).

Graz, Rathaus
Graz, Rathaus

Östlich von den Norischen Alpen folgen die Cetischen Alpen mit dem Floningzug (1584 m), den Gleinalpen (1997 m), den Fischbacher Alpen (1783 m) und der Grazer Bucht (1722 m). Zum Schiefergebirge gehören die Eisenerzer Alpen (2215 m). Der südlichste Teil des Landes ist von Zügen der Karawanken, der Steiner Alpen (2441 m), des Cillier Berglandes (1023 m) und des Matzelgebirges (683 m) erfüllt. Größere Ebenen sind das Grazer, Leibnitzer und Pettauer Feld. Die wichtigsten Flüsse sind die Drau und ihr Nebenfluss Mur (mit der Mürz), dann die Save (mit der Sann und Sottla). Minder wichtig, weil nicht schiffbar, sind die Enns (mit der Salza), die Raab (mit der Feistritz und Lafnitz) und die Traun, die aus den Abflüssen der Seen des steirischen Salzkammergutes, des Grundlsees, Altausseer Sees und Ödensees, entsteht. Außer diesen gibt es in der Steiermark nur kleine Gebirgsseen, z. B. den Leopoldsteiner See bei Eisenerz, den Erlafsee an der niederösterreichischen Grenze. Das Klima ist rauer im Hochgebirge (Aussee 5,8°C), günstiger im fruchtreichen Flachland (Cilli 9,7°C). Die jährliche Regenmenge beträgt in Graz 792, in Aussee 1971 mm. Unter den zahlreichen Mineralquellen sind die Säuerlinge von Rohitsch und Gleichenberg, die Saline zu Aussee und die indifferenten Thermen von Tüffer, Römerbad, Neuhaus und Tobelbad hervorzuheben. Andere Kurorte sind St. Radegund und Frohnleiten, mit Kaltwasserheilanstalten.

Wappen:

Das Wappen Steiermarks ist Grün und zeigt einen feuerspeienden, rotgehörnter silbernen Panther.

Steiermark, Wappen
Steiermark, Wappen

Landesfarben:

Die Landesfarben Steiermarks sind Weiß und Grün.

Steiermark, Flagge
Steiermark, Flagge

Größe Steiermarks:

22.426 km² (407,34 Quadratmeilen)

Einwohner:

Steiermark zählte 1890: 1.282.708 und 1900: 1.356.494 Einwohner, so dass sich die Bevölkerung im Durchschnitt jährlich um 0,57 % vermehrte und auf 1 km² 60 Einwohner kommen.

  • 1890: 1.282.708
  • 1900: 1.356.494
  • 1910: 1.444.157

Gewässer:

Drau, Mur, Sann

Marburg a. d. Drau, Reichsbrücke
Marburg a. d. Drau, Reichsbrücke

Bewohner:

Der Nationalität nach sind im Jahr 68,7 % Deutsche und 31,2 % Slowenen; erstere bewohnen Ober- und Mittel-, letztere Untersteiermark, wo jedoch mehrere Städte deutsche Sprachinseln bilden.
Angaben für 1910:

  • Deutsche                                    938.252 = 70,5 %
  • Slowenen (Südslawen)   409.684 = 29,3 %
Nationalitäten- und Sprachen-Karte von Österreich-Ungarn 1895 (Prof. Hickmann's geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)
Nationalitäten- und Sprachen-Karte von Österreich-Ungarn 1895 (Prof. Hickmann’s geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)

Die Sprachgrenze zieht sich von Eibiswald nach Ober/Ratkersburg und nimmt im Ganzen einen west-östlichen Verlauf. Während in der Ober- und Mittelsteiermark, dem nordöstlichen und mittleren Teil des Landes, das Deutsche allein beherrscht, muss es in der Untersteiermark nach Süden dem Slowenischen immer mehr weichen und ist hier zumeist auf bloße Sprachinseln, wie Marburg, Cilli, Pettau, Rann, Radkersburg beschränkt.

Bevölkerungsdichte:

64,4 Einwohner/km² (Volkszählung von 1910)

Cilli, Deutsches Haus
Cilli, Deutsches Haus

Religion:

In kirchlicher Beziehung hat das Land 2 katholische Bistümer (Seckau und Lavant, mit dem Sitz in Graz und Marburg). Der Religion nach ist die Bevölkerung im Jahr 1900 größtenteils katholisch (13.159 Protestanten und 2283 Israeliten).
Angaben für 1910:

  • römisch Katholisch           1.423.939 =     98,60 %
  • Evangelisch A.B./ H.B.           21.088 =       1,46 %
  • Juden                                 2.845 =       0,19 %
  • Altkatholiken                       1.036 =       0,07 %
Religions-Karte von Österreich-Ungarn 1895 (Prof. Hickmann's geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)
Religions-Karte von Österreich-Ungarn 1895 (Prof. Hickmann’s geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)

In kirchlicher Hinsicht gliedert sich die Steiermark in die beiden Diözesen der Bistümer Seckau mit Sitz in Graz und Lavant mit Sitz in Marburg; ferner in 68 Dekanate mit über 550 Pfarreien und 400 Lokalkaplaneien und Exposituren. Abteien gibt es 4 nämlich in Admont, St. Lambrecht, Rein und Vorau, dazu 35 Männerkloster und 14 Frauenklöster. Die evangelische Kirche gehört zum Gebiet der Wiener Superintendenz, hat ein Seniorat und 10 Pfarrgemeinden; die evangelische Kirche H.B. hat eine Pfarrgemeine in Graz. Israelische Kultusgemeinde gibt es eine in Graz.

Kapfenberg (Steiermark)
Kapfenberg (Steiermark)

Wirtschaft:

Von der Bodenfläche kommen auf Äcker 18,9 %, auf Wiesen 11,9 %, auf Gärten 1,1 %, Weingärten 1,4 %, Hutweiden 5,7 %, Alpen 6,2 %, Waldungen 47,9 %, auf unproduktives Land 6,9 %. Hiernach ist die Steiermark verhältnismäßig das waldreichste Kronland Österreichs. Hauptprodukte sind Getreide, und zwar Weizen (1906: 694.685 metrische Zentner), Roggen (770.412 metrische Zentner), Gerste (168.936 metrische Zentner), Hafer (837.288 metrische Zentner), Mais (598.506 metrische Zentner), Hirse (124.046 hl), Buchweizen (490.097 hl), ferner Hülsenfrüchte (154.306 hl), Flachs (58.261 metrische Zentner), Hanf (8798 metrische Zentner), Raps (13.182 metrische Zentner), Weberkarden (31,3 Millionen Stück), Kartoffeln (2.029.883 metrische Zentner), Futterrüben (3.791.508 metrische Zentner), Kraut (417.473 metrische Zentner), Kleeheu (1.649.957 metrische Zentner), Grasheu (13.335.859 metrische Zentner), Kürbisse (273.507 metrische Zentner) und Hopfen (6112 metrische Zentner). Die Wein- und Obstkultur erstreckt sich von Mittelsteiermark über das ganze Unterland (903.536 hl Wein, 551.600 metrische Zentner Obst). Von großer Bedeutung ist die Viehzucht. Nach der Zählung von 1900 betrug der Viehstand in Steiermark: 67.602 Pferde, 718.841 Rinder, 123.245 Schafe, 35.618 Ziegen, 678.910 Schweine, 1.338.814 Stück Geflügel und 107.103 Bienenstöcke. Die Flüsse und Seen sind reich an trefflichen Fischarten (Forellen, Saiblingen). Im Hochgebirge wird die Jagd auf Rotwild und Gemsen betrieben.

Eisenerz, Erzberg während der Sprengzeit
Eisenerz, Erzberg während der Sprengzeit

Den größten Reichtum besitzt Steiermark in seinen nutzbaren Mineralien. 1905 waren 61 Bergbau- und 10 Hüttenunternehmungen mit zusammen 17.619 Arbeitern im Betrieb; die Produktion ergab einen Wert von 48,1 Millionen Kronen und umfasste: 10.708.955 metrische Zentner Eisenerz, 3.509.262 metrische Zentner Roheisen, 2218 metrische Zentner Zinkerz, 27.482 metrische Zentner Zink, 39.428 metrische Zentner Schwefelerz, 89.157 metrische Zentner Graphit, 27.419.695 metrische Zentner Braunkohle und 273.849 metrische Zentner Stein-, Sud- und Industriesalz (zu Aussee).
Die Zahl der Gewerbe betrug nach der Betriebszählung von 1902: 58.732 mit 190.172 beschäftigten Personen. Hiervon waren Motorenbetriebe: 4572 mit 69.757 beschäftigten Personen und 165.310 Pferdekräften.An Verkehrsmitteln bestehen 1430 km Eisenbahnen, 5110 km Landstraßen und 584 km Wasserstraßen.

Leoben von Norden
Leoben von Norden

Für die geistige Kultur sorgen die Universität und die Technische Hochschule in Graz, die Bergakademie in Leoben, 3 theologische Lehranstalten; an Mittelschulen 10 Gymnasien, 5 Realschulen, 2 Lehrer- und 3 Lehrerinnenbildungsanstalten, eine Handelsakademie und 11 andere Handelslehranstalten, ein Mädchenlyzeum, eine Staatsgewerbeschule, 1 gewerbliche Fach- und 41 Fortbildungsschulen, 6 Schulen für Land- und Forstwirtschaft, eine Berg- und Hüttenschule, 943 Bürger- und Volksschulen.

Politische Verwaltung und Einteilung Steiermarks:

An der Spitze der staatlichen Verwaltung des Landes steht die k. k. Statthalterei in Graz, der die Anzahl von Nebenämtern untergeordnet sind. Das Organ der autonomen Landesverwaltung und Landesgesetzgebung ist der steiermärkische Landtag, dessen ausführendes Organ der Landesausschuss ist. Der Landtag besteht aus 63 Mitgliedern und zwar umfasst er die zwei Fürstbischöfe des Landes und den Rektor der Grazer Universität, die so genannten Virilstimmen besitzen; von den gewählten Abgeordneten entfallen 12 auf den Grundgroßbesitz, 19 auf die Städte und Märkte, 6 auf die beiden Handels- und Gewerbekammern in Graz und Leoben, 8 auf die allgemeine Wählerkurie. Der Landesausschuss zählt 6 im Plenum des Landtages aus seiner Mitte gewählte Mitglieder. Für die Zwecke der politischen Verwaltung ist das ganze Land in 4 Städte mit eigenem Statut und 20 politische Bezirke (Bezirkshauptmannschaften) eingeteilt. Die wichtigsten Zentalbehörden des Landes sind: der k. k. Sanitätsrat, die k. k. Polizeidirektion, die k. k. Finanzdirektion, die k. k. Steueradministration, die k. k. Landesfinnazkassa, das k. k. Hauptzollamt, die k. k. Finanzprokuratur, sämtlich in Graz. An der Spitze des Gerichtswesens steht das k. k. Oberlandesgericht in Graz, welches zugleich für Krain und Kärnten zuständig ist.
Im Herzogtum Steiermark gibt es 1910 1571 Ortsgemeinden, bzw. Gutsgebiete mit 3866 Ortschaften.

Städte mit eigenem Statut

Name des politischen BezirkesGerichtsbezirkEinwohner des politischen BezirkesDichte
GrazGraz1517816899
CilliCilli69193446
Marburg an der DrauMarburg an der Drau279943999
PettauPettau46251542

Politische Bezirke

Name des politischen BezirkesGerichtsbezirkEinwohner des politischen BezirkesDichte
Bruck a. M.Aflenz, Bruck, Mariazell4507534
DeutschlandsbergDeutschlandsberg, Eibiswald, Stainz5184165
Cilli (Land)Cilli, Franz, Oberburg, St. Marein, Tüffer11737471
FeldbachFehring, Feldbach, Fürstenfeld, Kirchbach8605687
GonobitzGonobitz2202463
Graz (Land)Frohnleiten, Graz,10014690
GröbmingAussee, Gröbming, Irdning, Schladming3150017
HartbergFriedberg, Hartberg, Pöllau, Vorau5325656
JudenburgJudenburg, Knittelfeld, Obdach, Oberzeiring6484240
LeibnitzArnfeld, Leibnitz, Wildon6498289
LeobenEisenerz , Leoben , Mautern6276959
LiezenLiezen, Rottenmann, St. Gallen,2636119
LuttenbergLuttenberg, Oberradkersburg2620587
Marburg (Land)Marburg, St. Leonhard, Wind. Feistritz9349880
MürzzuschlagKindberg, Mürzzuschlag4103951
MurauMurau, Neumarkt, Oberwölz2707020
PettauFriedau, Pettau, Rohitsch8012883
RadkersburgMureck, Radkersburg3612787
RannDrachenberg, Lichtenwald, Rann4946382
VoitsbergVoitsberg4000261
WeizBirkfeld, Gleisdorf, Weiz6470562
WindischgrazMahrenberg, Schönstein, Windischgraz4313952

Geschichte Steiermarks:

Unter der Herrschaft der Römer, während der die Kelten das Land bewohnten, gehörte der östliche Teil Steiermarks zu Pannonien, der westliche zu Noricum. Während der Völkerwanderung besetzten oder durchzogen Westgoten, Hunnen, Ostgoten, Rugier, Langobarden, Franken und Avaren nacheinander das Land.

Völker Mitteleuropas nach 476
Völker Mitteleuropas nach 476

Seit 595 nahmen Slawen (Winden, weshalb früher die Gegend die Windische Mark hieß) erst den untern Teil, nach Besiegung der Avaren auch den oberen Teil desselben in Besitz. Als ein Teil dieses karantanischen Slawengebiets kam das Murland unter bayrische, dann unter karolingische Herrschaft. Das Christentum verbreitete sich in diesen Gegenden von Salzburg aus, das zum Metropolitansitz erhoben wurde und seinen Sprengel auch über das spätere Steiermark ausdehnte. Unter Karls Nachfolgern hatte es durch die feindlichen Einfälle der Magyaren sehr zu leiden. Den beträchtlichsten Teil, gegen Westen und Norden, hatten die Markgrafen von Karantanien (siehe Kärnten), den Landstrich am linken Ennsufer die Herzöge von Bayern inne. Im 10. Jahrhundert wurde Ober- und Mittelsteiermark als „Kärntner Mark“ vom Herzogtum Kärnten abgezweigt; von Otto I. Markward, dem Stammvater der Eppensteiner, verliehen, kam sie 1035 an Arnold von Lambach und 1056 an einen Verwandten Arnolds, den Grafen Ottokar von Steier im Traungau. Seitdem wurde der Name Steiermark statt des früheren „Kärntner Mark“ üblich, das Gebiet durch Erbschaft unter Ottokars Nachkommen im 12. Jahrhundert auf seinen heutigen Umfang gebracht. Ja, es dehnte sich noch weiter über den Semmering und an die Enns aus. Markgraf Ottokar II. (1164–92), unter dem Steiermark von Kaiser Friedrich I. 1180 zum Herzogtum erhoben wurde, schloss, da er ohne männliche Erben war, 1186 mit Herzog Leopold V. von Österreich den Georgenberger Erbfolgevertrag, zufolge dessen der letztere nach Ottokars Tode 1192 das Herzogtum Steiermark mit seinen Ländern vereinigte.

Graz, Landhaushof
Graz, Landhaushof

Leopolds V. Söhne Friedrich und Leopold VI. teilten sich 1194 in die Herrschaft von Österreich und Steiermark, doch kam schon 1198 mit Friedrichs Tod beides wieder in Leopolds Hand, dem 1230 Friedrich der Streitbare folgte. Mit seinem, des letzten Babenbergers, Tode (1246) begann das für Steiermark so verderbliche Zwischenreich, in dem das Herzogtum 1254 unter Vermittlung des Papstes zwischen den Königen Ottokar II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn geteilt wurde. Ottokar II. besiegte die Ungarn 1260 auf dem Marchfeld bei Kroißenbrunn und wurde 1262 vom deutschen König Richard mit Österreich und Steiermark belehnt, aber 1276 vom König Rudolf von Habsburg dieser Lehen verlustig erklärt, worauf letzterer seinen ältesten Sohn, Albrecht I., als Statthalter 1282 gemeinsam mit dem jüngeren Bruder, Rudolf, 1283 allein als erblichen Landesherrn mit Steiermark belehnte. Fortan blieb Steiermark im Besitz des Hauses Habsburg. Bei der nach Rudolfs IV. Tode (1365) zwischen dessen Brüdern Albrecht III. und Leopold III. 1379 vorgenommenen Teilung fiel Steiermark mit Kärnten, Tirol etc. an den letzteren. Als dessen Söhne 1406 wiederum teilten, wurde Steiermark Ernst dem Eisernen zugesprochen. Sein ältester Sohn und Nachfolger (seit 1424) war der nachmalige Kaiser Friedrich III., der wiederum alle habsburgischen Lande vereinigte. Als 1456 die gefürsteten Grafen von Cilli ausstarben, erwarb Friedrich auf Grund früherer Verträge deren Besitzungen. Seine Regierungszeit in Steiermark war infolge der Baumkirchner Fehde und der wiederholten Einfälle der Osmanen, die besonders 1480 das Land arg verwüsteten, und der Ungarn unruhig, anderseits verdankte ihm die Hauptstadt Graz, in der er sich oftmals aufhielt, den Neubau der Burg, der Befestigung und des Domes.

Pettau, Neues Rathaus
Pettau, Neues Rathaus

In die Regierungszeit Kaiser Maximilians fällt die Vertreibung der Juden (1497) und der große Aufstand der windischen Bauern (1515). Die Lehren der deutschen Reformatoren fanden schon seit 1530 in Steiermark Eingang, und 1547 beanspruchte der Landeshauptmann Freiherr Johann Ungnad auf dem Reichstag zu Augsburg freie Religionsübung; doch konnte diese erst auf den Landtagen zu Bruck 1575 und 1578 dem Herzog Karl II., dem jüngsten Sohn Kaiser Ferdinands I., dem bei der Länderteilung 1564 Steiermark, Kärnten und Krain zugefallen war, abgenötigt werden. Um die Verbreitung der neuen Lehre zu hemmen, rief Herzog Karl 1570 die Jesuiten zu Hilfe und stiftete 1586 die hohe Schule in Graz. Sein Sohn Ferdinand II., der 1596 die Regierung übernahm, erklärte den Freiheitsbrief seines Vaters Karl II. für aufgehoben und wies 1598 die protestantischen Lehrer und Prediger aus dem Lande. Eine hierauf eingesetzte katholische Gegenreformationskommission befahl allen protestantischen Bürgern, entweder zur katholischen Religion überzutreten oder auszuwandern. Viele Protestanten schwuren damals ihr Bekenntnis ab, andere verließen die Heimat, und nur unter den mächtigen landständischen Familien erhielt sich der evangelische Glaube länger, ebenso in einzelnen Bauernfamilien in den unzugänglichen Bergen der oberen Steiermark, weshalb sich dort, nachdem Joseph II. 1781 Glaubensfreiheit proklamiert hatte, einige protestantische Gemeinden konstituierten. Im wesentlichen war schon 1600 die Gegenreformation in Steiermark durchgeführt. Ferdinand II. erbte 1619 auch die übrigen österreichischen Lande, und Steiermark blieb seitdem ein Teil derselben.

Mürzzuschlag
Mürzzuschlag

Von den Leiden des Dreißigjährigen Krieges blieb Steiermark insofern verschont, als die Feinde des Kaisers dahin nicht vordrangen. Die Erfolge Ferdinands in seinen übrigen Erbländern hatten aber die Wirkung, dass die Rekatholisierung des Landes von neuem in Angriff genommen und auch der Adel zum Verlassen der Heimat oder zum Aufgeben des evangelischen Glaubens gezwungen wurde. Seit 1690 und in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts hatte Steiermark unter den Türken viel zu dulden, bis die Siege des Prinzen Eugen von Savoyen diese Gefahr für immer bannten. Seit Karl VI. (1728) nahm kein Landesfürst mehr die Huldigung an, und seit 1730 bestätigte keiner die Landhandfeste mehr. Die innerösterreichische Regierung wurde aufgehoben und ihre Agenden der österreichischen Hofkanzlei in Wien übertragen, später aber unter Maria Theresia das steierische Gubernium als Unterbehörde errichtet. Fortan teilte Steiermark die Schicksale der österreichischen Monarchie und blieb auch während der Napoleonischen Kriege, während derer 1797, 1800, 1805 und 1809–10 französische Heere ins Land eindrangen, den Habsburgern erhalten. Seit dem Wiedererwachen politischen Lebens in Österreich 1860 zeigte sich der Landtag von Steiermark verfassungstreu und freisinnig, erhob 1865 seine Stimme gegen die Sistierung der Verfassung und forderte am 20. Oktober 1869 die Aufhebung des Konkordats. Das agitatorische Auftreten der Slawen (Slowenen) in Steiermark, das seit 1880 von der Regierung begünstigt wurde, bewirkte nur, dass das Deutschtum sich um so kräftiger regte und die deutschnationale Partei in Steiermark eine Hauptstütze hatte. 1883 wurde die Feier der 600jährigen Regierung des Hauses Habsburg in Anwesenheit des Kaisers Franz Josef begangen.

Österreich nach dem Ersten Weltkrieg 1919
Österreich nach dem Ersten Weltkrieg 1919

Im November 1918 annektierten slowenische Freischärler die Untersteiermark, die im ländlichen Bereich von Slowenen bewohnt wurde. Dabei wurden auch die überwiegend von Deutschen bewohnten Städte u.a. Marburg (73%), Cilli (74%) und Pettau (90%) besetzt. Anders als in Kärnten blieb die Grazer Landesregierung untätig. Als am 27. Januar 1919 an die 10.000 Einwohner vor dem Rathaus in Marburg für eine Zugehörigkeit bei Deutsch-Österreich demonstrierten schossen slowenische Wachposten in die Menge und töteten 13 und verletzten 60 Menschen.

Steiermark ist heute ein österreichisches Bundesland, Landeshauptstadt Graz, mit rund 1.250.000 Einwohnern (2022).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
  • „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
  • „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
  • „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
Wappen Kaisertum Österreich

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