Troppau

Österreichisch Schlesien

Österreichisch Schlesien als Kronland des österreichischen Kaiserstaates in detaillierter Übersicht, Geschichte in alten Ansichtskarten.

Landeshauptstadt Troppau

Troppau, Oberring mit Schmetterhaus
Troppau, Oberring mit Schmetterhaus

Österreichisch Schlesien (Herzogtum Schlesien) als Kronland des österreichischen Kaiserstaates

Österreichisch Schlesien, Lage in Österreich-Ungarn
Österreichisch Schlesien, Lage in Österreich-Ungarn

Österreichisch-Schlesien ist ein Herzogtum und österreichisches Kronland und umfasst denjenigen Teil Schlesiens, der im Breslauer Frieden von 1742 Österreich verblieben ist.

Mähren und Schlesien Nationalitäten- und Sprachen-Karte 1900 (Prof. Hickmann's geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)
Mähren und Schlesien Nationalitäten- und Sprachen-Karte 1900 (Prof. Hickmann’s geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)

Es grenzt im Norden und Westen an die preußische Provinz Schlesien, im Süden an Mähren und Ungarn und im Osten an Galizien, hat eine Fläche von 5147 km“ (93,49 Quadratmeilen) und besteht aus zwei durch mährisches Gebiet getrennten Teilen (dem ehemaligen Troppauer und Teschener Kreis).

Böhmen, Mähren und Österreichisch Schlesien, 1899
Böhmen, Mähren und Österreichisch Schlesien, 1899

Das Land ist an der Grenze gegen Mähren und Ungarn gebirgig; es enthält im Westen das Reichensteiner Gebirge, das Altvatergebirge (1490 m) und das Gesenke, Teile der Sudeten, im Osten die zu den Karpaten gehörigen Beskiden (Lissa Hora 1325 m). Bewässert wird es hauptsächlich von der Oder und deren Zuflüssen Oppa (mit der Mohra), Ostrawitza und Olsa, im Osten von der Weichsel und ihren kleinen Zuflüssen. Der gegen Nordosten offenen Lage entspricht ein etwas raues Klima (mittlere Temperatur 8°C). Der Niederschlag hält sich im jährlichen Durchschnitt von 60 cm (Troppau) bis 71 cm (Teschen). Von den Mineralquellen ist der Säuerling in Karlsbrunn der bedeutendste.

Troppau, Stadttheater
Troppau, Stadttheater

Bekannt ist auch die Wasserheilanstalt in Gräfenberg. Die Bevölkerung betrug im Jahr 1900 = 680.422 Seelen und hat seit 1890 um 74.773 Bewohner oder 12,35 % zugenommen. Österreichisch-Schlesien ist mit 132 Einwohner/km² nächst Niederösterreich das am dichtesten bevölkerte Land Österreichs. Die Einwohner sind mit 44,7 % Deutsche, mit 55,3 % Slawen (Polen 33,2 %, Tschechen 22,1 %) und bekennen sich, bis auf 91.741 Protestanten (lutherischer Konfession) und 11.988 Juden, zur katholischen Kirche, die hier (abgesehen von dem zur Erzdiözese von Olmütz gehörigen Troppauer Archipresbyterat) unter Leitung eines vom Fürstbischof von Breslau ernannten und vom Kaiser von Österreich bestätigten Generalvikars steht.

Bielitz, Stadtberg
Bielitz, Stadtberg

Wappen:

Das Wappen von Österreichisch Schlesien zeigt in Gold einen gekrönten, goldbewehrten schwarzen Adler mit einem silbernen bekreuzten Kleeblattmond auf der Brust.

Österreichisch Schlesien, Wappen
Österreichisch Schlesien, Wappen

Landesfarben:

Die Landesfarben von Österreichisch Schlesien sind Gelb und Schwarz.

Österreichisch Schlesien, Flagge
Österreichisch Schlesien, Flagge

Größe:

5.147 km²

Gerichtsbarkeit:

Die oberste Instanz der Gerichtsbarkeit ist das Oberlandesgericht in Brünn (Mähren); ihm untersteht das Landesgericht in Troppau und das Kreisgericht in Teschen, diesen wieder 25 Bezirksgerichte.

Freistadt, Österreichisch-Schlesien
Freistadt, Österreichisch-Schlesien

Einwohner:

  • 1895: 634.324
  • 1900: 680.422
  • 1910: 756.949

Gewässer:

Mohra, Weichsel, Olsa

Freiwaldau in Österreichisch-Schlesien
Freiwaldau in Österreichisch-Schlesien

Bewohner:

  • Deutsche        325.523
  • Polen             235.224
  • Tschechen      180.348
Nationalitäten- und Sprachen-Karte von Österreich-Ungarn 1895 (Prof. Hickmann's geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)
Nationalitäten- und Sprachen-Karte von Österreich-Ungarn 1895 (Prof. Hickmann’s geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)

Bevölkerungsdichte:

147 Einwohner/km² (Volkszählung von 1910)

Religion:

  • römisch Katholisch             641.435
  • Evangelisch A.B./ H.B.          102.072
  • Jüdisch                              13.442

Die geistliche Organisation umfasst zwei Diözesen: Olmütz und Breslau. Der Fürstbischof von Breslau ernennt einen vom Kaiser zu bestätigenden Generalvikar.

Religions-Karte von Österreich-Ungarn 1895 (Prof. Hickmann's geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)
Religions-Karte von Österreich-Ungarn 1895 (Prof. Hickmann’s geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)

Wirtschaft:

Die Landwirtschaft steht auf guter Entwicklungsstufe, bietet aber infolge des rauen Klimas geringeren Ertrag. Von der Bodenfläche kommen 49,4 % auf Ackerland, 7,1 % auf Wiesen und Gärten, 6,2 % auf Hutweiden und 34,2 % auf Waldungen. Hauptfrüchte sind: Getreide (1905: 133.243 metrische  Zentner Weizen, 654.608 metrische Zentner Roggen, 295.980 metrische Zentner Gerste und 572.324 metrische Zentner Hafer), ferner Hülsenfrüchte (49.964 hl), Kartoffeln (4.974.170 metrische Zentner), Zuckerrüben (459.470 metrische Zentner), Futterrüben (600.300 metrische Zentner), Flachs (9989 metrische Zentner), Kraut (41.625 metrische Zentner) und Klee (1.515.407 metrische Zentner).

Jägerndorf, Stadtansicht
Jägerndorf, Stadtansicht

Die Viehzucht steht auf befriedigender Stufe; 1900 wurden 29.609 Pferde, 203.788 Rinder, 9640 Schafe, 25.539 Ziegen, 107.420 Schweine sowie 19.929 Bienenstöcke gezählt. An Käse und Butter werden jährlich ca. 52.000 metrische Zentner erzeugt. Der Bergbau liefert vor allem ausgezeichnete Steinkohlen (1905 im Ostrau-Karwiner Becken 52.05 Millionen metrische Zentner Produktion), außerdem Braunkohlen (11.758 metrische Zentner) und Eisenerz (1981 metrische Zentner); der Hüttenbetrieb ergab 749.703 metrische Zentner Roheisen. Die Zahl der Berg- und Hüttenarbeiter belief sich auf 29.158, der Gesamtwert der Bergbau- und Hüttenproduktion auf 50,4 Millionen Kronen. Von hoher Bedeutung ist die Industrie, die sich durch Umfang und Vielseitigkeit auszeichnet. Nach der gewerblichen Betriebszählung von 1902 gibt es in Österreichisch-Schlesien 1444 Motorenbetriebe mit 77.276 beschäftigten Personen und 92.625 PS. Dem Verkehr dienen 3806 km Landstraßen, 27 km Wasserstraßen und 592 km Eisenbahnen.

Teschen, Bahnhofstraße
Teschen, Bahnhofstraße

Bildungsanstalten sind 7 Obergymnasien, 4 Oberrealschulen, 3 Lehrer- und 2 Lehrerinnenbildungsanstalten, 10 Handelsschulen, eine Staatsgewerbeschule, 6 gewerbliche Fach- und 26 Fortbildungsschulen, 6 landwirtschaftliche Lehranstalten, eine theologische Lehranstalt, 21 Bürgerschulen, 538 öffentliche und 48 private Volksschulen.

Politische Verwaltung und Einteilung Österreichisch Schlesiens:

Hauptstadt, Sitz der Landesregierung, des Landtags und Landesausschusses ist Troppau. An der Spitze der Landesregierung steht der Landespräsident. Ihm unterstehen die Bezirkshauptmannschaften und autonomen Gemeinden. Für die autonome Verwaltung besteht der Landtag, bzw. der Landesausschuss mit dem Landeshauptmann an der Spitze. Mitglieder des Landtages sind:

  • der Fürstbischof von Breslau
  • 9 Abgeordnete des Großgrundbesitzes
  • 10 Städtevertreter
  • 2 Abgeordnete der Handelskammer
  • 9 Landgemeindevertreter.

Autonome Städte:

NameEinwohner
Troppau30762
Bielitz18568
Friedek9879

Bezirkshauptmannschaften:

NameEinwohner
Bielitz Land82835
Freistadt Ö.-S.122030
Freiwaldau68823
Freudental49306
Jägerndorf98957
Teschen60785
Troppau102552
Wagstadt66990
Friedek45.46

 

Geschichte Österreichisch Schlesiens:

Völker Mitteleuropas nach 476
Völker Mitteleuropas nach 476

Ursprünglich war Schlesien von den ostgermanischen Stämmen der Silinger und Lugier bewohnt. Von den wandalischen Silingern leitet sich der heutige Landesname „Schlesien“ ab. In der Zeit der Völkerwanderung wanderten die Ostgermanen nach Süden und es siedelten sich in der zweiten Hälfte des 5 Jahrhunderts Slawen in Schlesien an. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts nahmen sie an der Bildung des polnischen Reiches unter Mscislaw I. teil. Der deutsche Kaiser Otto III. gründete im Jahre 1000 das bis 1821 existierende Erzbistums Gnesen. Im 12. Jahrhundert bildete sich aus dem Haus der Piasten eine eigenständige schlesische Herzogs-Herrschaftslinie heraus.

Österreichisch Schlesien, 1900
Österreichisch Schlesien, 1900

Seit sich Herzog Heinrich I. dem Bärtigen (1208-38) gegen Polen stellte, wurde die gezielte Ansiedlung von deutschen Bauern, Handwerkern, Bergleuten und Kaufleuten, die vorrangig aus fränkischen, thüringischen und obersächsischen Gebieten kamen, gefördert. Nachfolgend wurden 1300 – 1500 deutsche Dörfer begründet. 1241 stellte sich, unter Führung des schlesischen Herzogs Heinrich des Frommen, ein deutsch-polnisches Heer aus Rittern und Bauern bei Liegnitz (Schlacht bei Liegnitz) einem eingedrungenen Mongolenheer entgegen und wurde dabei vollständig aufgerieben. Nach 1241 wurde die Gründung von Städten in Angriff genommen, die mit Magdeburgischem Recht ausgestattet wurden.

Teschen, Schlossgasse
Teschen, Schlossgasse

Durch dynastische Aufteilungen gab es 1320 zehn niederschlesische und sieben oberschlesische Fürstentümer, die sich stark nach Böhmen hin orientierten. 1327 erkannten die Piasten die böhmische Lehnshoheit an. Trotz der Verwüstungen der Hussitenkriege stiegt die wirtschaftliche Bedeutung Schlesien stetig an. Früh schloss sich das Land der Reformation an und behauptete sich auch, nachdem es 1526 für über 200 Jahre mit dem Königreich Böhmen unter Habsburger Herrschaft gekommen war. 1675 nach dem Tode des letzten Piasten wurde Schlesien eine österreichische Provinz. Nach dem ersten Schlesischen Krieg musste Kaiserin Maria Theresia im Frieden von Breslau (1742) Schlesien an König Friedrich II. von Preußen abtreten. Es folgten der zweite und der dritte schlesische Krieg, der 1763 mit dem Frieden von Hubertusburg (bei Leipzig) endete. Schlesien blieb als Provinz bei Preußen, nur ein kleines Gebiet um Troppau und Teschen verbliebt als Herzogtum Schlesien bei Österreich. Nach der Reichsverfassung vom 4. März 1849 wurden die früheren Kreise Troppau und Teschen Mährens zu einem eigenen Kronland erhoben.
Das Herzogtum Schlesien besteht aus zwei getrennten Landesteilen, West-Schlesien und Ost-Schlesien. Es ist das kleinste Kronland. Neben dem Herzogtum Schlesien existierte im Deutschen Reich, Königreich Preußen auch die Provinz Schlesien.

Österreichisch Schlesien nach der Teilung 1920
Österreichisch Schlesien nach der Teilung 1920

Nach der Niederlage der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) kam es 1919 zwischen dem neu gegründeten Polen und der Tschechoslowakei zu kriegerischen Auseinandersetzungen um das österreichische Ostschlesien. 1920 wurde nach einem alliierten Schiedsspruch und ohne die geforderte Volksabstimmung der Westteil mit dem Olsaland der Tschechoslowakei, der östliche Teil bis zur Bialka Polen zugeteilt. Selbst die Stadt Teschen wurde dabei zwischen beiden Ländern geteilt. Die Altstadt (Cieszyn) gehört zu Polen, die Vorstadt (Český Těšín) gehört heute zur Tschechischen Republik.

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
  • „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
  • „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
  • „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
Wappen Kaisertum Österreich

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