Die Könige Preußens von 1701 bis 1918
Stammbaum der Könige Preußens (Hohenzollern)
Könige Preußens (Hohenzollern) 1701-1918
Die Grundlage der preußischen Monarchie bildet die Mark Brandenburg, die Friedrich I. aus dem Hause Hohenzollern 1415 zugleich mit der Kurwürde zu Lehn erhielt; er erwarb die Uckermark, sein Nachfolger, Kurfürst Friedrich II. (1440-70), die Neumark, Cottbus und Lübben; ihm folgte Albrecht Achilles (1470-86); Johann Cicero (1486-99) erwarb Crossen und Züllichau sowie Sommerfeld, kaufte die Herrschaft Zossen. Joachim I. (1499-1535) gründete 1506 die Universität Frankfurt. Joachim II. (1535-71) führte 1539 die Reformation ein und erwarb 1537 das Anrecht auf Liegnitz, Brieg und Wohlau.
Johann Georg (1571-98) zog die Bistümer Brandenburg, Havelberg und Lebus ein und vereinigte die Neumark wieder mit den Kurlanden; sein auf die Erwerbung des Herzogtums Preußen sowie der Jülichschen Lande gerichteter Plan wurde durch seinen Sohn, Joachim Friedrich (1598-1608), weiter verfolgt und durch dessen Sohn Johann Sigismund (1608-19), größtenteils erreicht; aus der jülichschen Erbschaft fiel diesem 1614 Cleve, Mark und Ravensberg zu, und 1618 vereinigte er das Herzogtum Preußen mit Brandenburg. Unter Georg Wilhelm (1619-40) litt das Land viel durch den Dreißigjährigen Krieg. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1640-88), schuf eine Heeresmacht, erhielt im Westfälischen Frieden Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt, Minden, Cammin und das Erzstift Magdeburg, beteiligte sich am Schwedisch-Polnischen Krieg (1655-60), erlangte 1660 die Souveränität im Herzogtum Preußen, siegte über die Schweden bei Fehrbellin (1675), unterdrücke die Opposition der Landstände und wurde der wahre Begründer des preußischen Staates.
Das in Preußen regierende Fürstenhaus ist das Haus Hohenzollern, Ahnherr Burchardus de Zolorin († 1061). Das Königreich Preußen ist eine konstitutionelle Monarchie, deren Staatsgrundgesetz in der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 niedergelegt ist, die indessen durch spätere Gesetze sowie durch die deutsche Reichsverfassung vom 16. April 1871 in Einzelheiten mehrfache Änderungen erfahren hat. Staatsoberhaupt ist der König. Die Krone ist (seit 1871 mit der deutschen Kaiserwürde) erblich im Mannesstamm des königlich preußischen Hauses Hohenzollern nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischen Linealfolge. Der König wird mit Vollendung des 18. Lebensjahrs volljährig. Der erstgeborene Sohn des Kaisers und Königs heißt „Kronprinz des Deutschen Reichs und Kronprinz von Preußen“ und bekleidet als Kronprinz von Preußen zugleich die Würde des Statthalters von Pommern. Falls dagegen der Bruder des Königs oder ein anderer Prinz des Hauses vermutlicher Thronerbe ist, führt er nur den Titel „Prinz von Preußen“. Ist der König minderjährig oder dauernd an der Regierung verhindert, so hat der der Krone zunächst stehende volljährige Agnat oder in Ermangelung eines solchen das Staatsministerium den Landtag zur Beschlussnahme über die Regentschaft zu berufen. Nach dem Antritt der Regierung legt der König den Eid auf die Verfassung ab. Der König, welcher unverletzlich und unverantwortlich ist, aber für alle Regierungsakte der Gegenzeichnung der Minister bedarf, welche damit die Verantwortlichkeit übernehmen, ist im Grunde der Repräsentant der gesamten Staatsgewalt; ihm allein steht die Exekutive (vollziehende Gewalt) zu. Mit dem Landtag gemeinsam übt er die gesetzgebende Gewalt aus; aber erst durch die Bekanntmachung der Gesetze (Promulgation) durch den König treten dieselben in Wirksamkeit, und die zu deren Ausführung nötigen Verordnungen erfolgen seinerseits. Eine nähere gesetzliche Regelung der im Art. 61 der Verfassungsurkunde behandelten Ministerverantwortlichkeit ist bisher nicht erfolgt. Keiner Gegenzeichnung bedürfen diejenigen Akte, welche der König als oberster Kriegsherr (Armeebefehle) oder als Träger des landesherrlichen Kirchenregiments vollzieht.
Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg (1640-88), auch der Große Kurfürst genannt, wurde am 16. Februar 1620 in Berlin geboren. Er folgte seinem Vater Kurfürst Georg Wilhelm am 1. Dezember 1640 in der Regierung. Friedrich Wilhelm bewahrte sein Land in dem noch andauernden Dreißigjährigen Kriege durch Waffenstillstand mit Schweden vor weiterer Not, erlangte im Westfälischen Frieden für die Reformierten gleiche Rechte mit den Lutherischen, sowie Länderzuwachs (Hinterpommern, Halberstadt, Minden, Cammin, Magdeburg). Er zwang den Pfalzgrafen von Neuburg (1647) zu einem Vergleich über die cleve-jülichsche Erbschaft, focht 1655 aufseiten Schwedens gegen Polen, 1657 mit Polen gegen Schweden, erlangte im Frieden zu Oliva (3. Mai 1660) die Souveränität des Herzogtum Preußen, schloss 1672 mit dem von Ludwig XIV. angegriffenen Holland ein Bündnis, doch der Einfall der Franzosen in seine rheinischen Lande nötigte ihn zum Vertrag von Vossem (Juni 1673). Im Reichskrieg gegen Frankreich kämpfte er erst im Elsaß, zog dann gegen die in die Mark eingefallenen Schweden, schlug sie 28. Juni 1675 bei Fehrbellin, eroberte Pommern, musste aber im Frieden von St.-Germain (Juni 1679) fast alle Eroberungen herausgeben. Seine Allianz mit Frankreich löste sich, als er nach Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) den vertriebenen Reformierten (Hugenotten) Zuflucht in seinen Staaten bot. Er starb am 9. Mai 1688 in Potsdam im Alter von 68 Jahren. Der Große Kurfürst gilt als der Schöpfer des Glanzes seines Hauses und Gründer des preußischen Staates. Nachfolger wurde sein Sohn Friedrich aus der Ehe mit Luise Henriette von Oranien (1627-1667).
König Friedrich I. in Preußen
* 11.07.1657 in Königsberg,
† 25.02.1713 in Berlin;
Kurfürst von Brandenburg (1688-1701), König in Preußen (1701-1713)
Friedrich I., erster König von Preußen (1701-13), seit 1688 als Friedrich III. Kurfürst von Brandenburg und Herzog von Preußen, Sohn des Großer Kurfürsten wurde am 11. Juli 1657 in Königsberg geboren. Er unterstützte Wilhelm von Oranien gegen England, 1689 und 1690 die Reichsarmee gegen Frankreich und 1691 den Deutschen Kaiser in Ungarn. Für seine im Spanischen Erbfolgekriege zu leistende Hilfe erlangte er durch den sogenannten Krontraktat (16. November 1700) die Anerkennung des Königstitels. Am 18. Januar 1701 setzte er sich zu Königsberg die Krone auf, erwarb neue Gebiete, teils durch Erbschaft (Neuchâtel, Valengin), teils durch Kauf (Tecklenburg, Nordhausen u.a.). Prunkliebend und verschwenderisch, beförderte er Wissenschaft und Kunst, gründete die Universität Halle (1694), die Akademie der Wissenschaften zu Berlin (1700) und erbaute Charlottenburg. Friedrich I. starb am 25. Februar 1713 im Alter von 55 Jahren in Berlin. Nachfolger wurde sein Sohn Friedrich Wilhelm aus der Ehe mit Sophie Charlotte von Hannover (1668-1705).
Friedrich Wilhelm I., König von Preußen (1713-40), Sohn Friedrichs I., wurde am 15. August 1688 in Cölln (Berlin) geboren. Er gewann im Utrechter Frieden (1713) Geldern, eroberte, im Kriege gegen Schweden mit Rußland, Sachsen und Dänemark verbündet, Rügen und Stralsund, erhielt im Frieden zu Stockholm (1720) Vorpommern bis zur Peene. Am 12. Oktober 1626 schloss er zu Wusterhausen mit Österreich ein Bündnis, in dem er diesem die „Pragmatische Sanktion“ garantierte. Er vermehrte das Heer (zuletzt 80.000 Mann), galt als Soldatenkönig, regelte die Verwaltung, verstärkte die Kraft des Staates durch eine Verbesserung und Entwicklung der Landwirtschaft und sparsame Finanzverwaltung. Er starb im Alter von 51 Jahren am 31. Mai 1740 in Potsdam. Nachfolger wurde sein Sohn Friedrich aus der Ehe mit Sophie Dorothea von Hannover (1687-1757).
Friedrich II., der Große, König von Preußen (1740-86), Sohn Friedrich Wilhelms I. wurde am 24. Januar 1712 in Berlin geboren. Er versuchte sich der harten, rein militärischen Erziehung, der seine Vorliebe für Poesie und Musik widerstrebte und den Misshandlungen seines Vaters 1730 durch die Flucht zu entziehen. Mit strenger Haft in Cüstrin, musste er sich 1733 gegen seine Neigung mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern vermählen und lebte bis zu seiner Thronbesteigung am 31. Mai 1740 in Rheinsberg von Gelehrten und Künstlern umgeben. Nach Ablehnung seiner Ansprüche auf die schlesischen Fürstentümer Jägerndorf, Liegnitz, Brieg und Wohlau durch Maria Theresia, gewann er durch die Schlesischen Kriege 1740-45 ganz Schlesien bis zur Oppa; 1744 erwarb er Ostfriesland. Den gegen ihn verbündeten Mächten Österreich, Russland, Frankreich und Sachsen kam er durch seinen Einfall in Sachsen am 24. August 1756 zuvor und behauptete im Siebenjährigen Krieg seinen Besitzstand. Bei der ersten Teilung Polens (1772) erhielt er Polnisch-Preußen und Großpolen bis an die Netze, verhinderte 1778 Österreichs Pläne auf Bayern (Bayrischer Erbfolgekrieg) und schloss 1785 zum Schutze der Verfassung Deutschlands gegen die Eingriffe Kaiser Josephs II. den Deutschen Fürstenbund. Friedrich II. gilt als der größte Feldherr und Staatsmann seiner Zeit, hinterließ seinem Neffen, Friedrich Wilhelm II., ein um 78.000 km² vergrößertes Reich, einen Schatz von über 50 Millionen Taler, ein Heer von 200.000 Mann und einen durch Bevölkerung, Gewerbefleiß, Wohlstand, wissenschaftliche Bildung und geregelte Verwaltung gehobenen Staat. Friedrich II starb am 17. August 1786 zu Sanssouci bei Potsdam im Alter von 66 Jahren. Da seine Ehe mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern kinderlos blieb wurde der Sohn seines Bruders Prinz August Wilhelm von Preußen sein Nachfolger.
Friedrich Wilhelm II., König von Preußen (1786-97), Neffe und Nachfolger Friedrichs II., geboren am 25. September 1744 in Berlin, ist der Sohn des Prinzen August Wilhelm und dessen Frau Prinzessin Luise Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel. Er verwickelte sich 1791 durch die Pillnitzer Konvention in den französischen Revolutionskrieg, dem er sich durch den Baseler Separatfrieden 1795 entzog, erhielt in der zweiten Teilung Polens (1793) Südpreußen, in der dritten (1795) Neuostpreußen. Trotz vieler Verbesserungen im Staatswesen (Einführung des „Preußischen Landrechts“ 1794) erregte er durch Verschwendung, Günstlings- (Wöllner, Bishoffwerder) und Maitressenwirtschaft sowie reaktionäre Maßnahmen Unzufriedenheit und erschütterte das Ansehen des Staates. Er starb am 16. November 1797 in Potsdam im Alter von 53 Jahren. Nachfolger wurde sein Sohn Friedrich Wilhelm aus der Ehe mit Friederike Luise von Hessen-Darmstadt.
Friedrich Wilhelm III., König von Preußen (1797-1840) ist der Sohn Friedrich Wilhelms II. und wurde am 3. August 1770 in Berlin geboren. Er vermählte sich am 24. Dezember 1793 mit Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776 – 1810), der späteren Königin Luise. Er blieb anfangs in den Kämpfen der europäischen Mächte gegen Frankreich neutral, trat am 3. November 1805 der dritten Koalition bei, schloss aber bald einen demütigenden Vertrag mit Napoleon I. Er verlor durch den Krieg von 1806-7 im Tilsiter Frieden (9. Juli 1807) die Hälfte seines Landes, der Rest blieb von französischen Truppen besetzt. (Siehe Rheinbund.) Nun ließ Friedrich Wilhelm III. den Ministern Stein und später Hardenberg freie Hand, den Staat von Grund aus zu reformieren. Nach Napoleons gescheitertem Russlandfeldzug 1812 rief er von Breslau aus am 17. März 1813 sein Volk zum Befreiungskampf auf. Nach dem Kriege war er bestrebt, das Volkswohl durch Fürsorge für Kirche (1817 Einführung der Union) und Schule, Kunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe zu fördern, doch schloss er sich den reaktionären politischen Bestrebungen Österreichs und Russlands an. In zweiter Ehe war er seit 9. November 1824 morganatisch mit der Gräfin Auguste von Harrach, Fürstin von Liegnitz (1800 – 1873) vermählt. Friedrich Wilhelm III. starb am 7. Juni 1840 in Berlin im Alter von 69 Jahren. Nachfolger wurde sein Sohn Friedrich Wilhelm aus der Ehe mit Luise von Mecklenburg-Strelitz.
König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen
* 15.10.1795 in Berlin,
† 02.01.1861 in Potsdam;
König von Preußen 1840 – 1861
Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen (1840-61), Sohn Friedrich Wilhelms III., wurde am 15. Oktober 1795 in Berlin geboren. Im Jahre 1823 vermählte er sich mit Elisabeth, Prinzessin von Bayern († 14. Dezember 1873). Er berief freisinnige Männer, hob die Zensur zum Teil auf, legte den Streit mit der römischen Kirche bei, berief 1847 den Vereinigten Landtag und gab nach der Märzrevolution von 1848 Preußen eine konstitutionelle Verfassung. Friedrich Wilhelm IV. lehnte am 3. April 1849 die ihm von der Nationalversammlung zu Frankfurt/M angetragene Kaiserkrone ab; nachdem er im Vertrag von Olmütz (29. November 1850) das deutsche Verfassungswerk aufgegeben und die sogenannte Union aufgelöst war, trat die Reaktion ein. Nach einem Schlaganfall beauftragte er seinen Bruder, den Prinzen von Preußen, am 23. Oktober 1857 mit der Stellvertretung. Friedrich Wilhelm IV. starb am 2. Januar 1861 in Potsdam im Alter von 65 Jahren kinderlos. Nachfolger wurde sein Bruder Wilhelm.
Kaiser Wilhelm I.
* 22.03.1797 in Berlin,
† 09.03.1888 in Berlin,
1871 – 1888 Deutscher Kaiser und König von Preußen
Wilhelm I., Deutscher Kaiser und König von Preußen, 2. Sohn Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise, wurde am 22. März 1797 in Berlin geboren. Er zog nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon 1814 und 1815 mit in Paris ein und erhielt bei der Thronbesteigung (1840) seines Bruders Friedrich Wilhelm IV. als präsumtiver Thronfolger den Titel „Prinz von Preußen“. Wilhelm wurde Statthalter von Pommern und General der Infanterie. Als Reaktionär und Absolutist verdächtigt, lebte er von März bis Juni 1848 in London, schlug als Oberbefehlshaber 1849 den Aufstand in der Pfalz und in Baden nieder, wurde darauf Militärgouverneur von Rheinland und Westfalen in Koblenz und 1854 Generaloberst und Gouverneur von Mainz. Während der Krankheit seines Bruders, des Königs Friedrich Wilhelm IV. seit 23. Oktober 1857 dessen Stellvertreter, übernahm er am 7. Oktober 1858 die Regentschaft und bestieg am 2. Januar 1861 den Thron. Er führte die Heeresorganisation als sein eigenstes Werk trotz Widerstands der Kammer durch und verfolgte, von Bismarck unterstützt, eine entschiedene deutsche Politik. Nach dem Sieg im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 und den Deutschen Krieg von 1866, wurde er 1867 Präsident des Norddeutschen Bundes, übernahm 2. August 1870 im Deutsch-Französischen Krieg den Oberbefehl über die gesamte deutsche Armee und wurde am 18. Januar 1871 in Versailles zum erblichen deutschen Kaiser proklamiert. Die Attentate von Hödel am 11. Mai, Nobiling am 2. Juni 1878 überlebte er. Wilhelm I. starb am 9. März 1888 in Berlin und wurde am 16. März im Mausoleum in Charlottenburg beigesetzt. Seit 11. Juni 1829 war Wilhelm mit Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach vermählt. Nachfolger wurde sein Sohn Friedrich.
Kaiser Friedrich III.
* 18.10.1831 in Potsdam,
† 15.06.1888 in Potsdam,
1888 (99 Tage) Deutscher Kaiser und König von Preußen
Friedrich III., deutscher Kaiser und König von Preußen, als Kronprinz Friedrich Wilhelm genannt wurde am 18. Oktober 1831 in Potsdam geboren. Er befehligte im Deutschen Krieg von 1866 die Zweite Armee und entschied die Schlacht bei Königgrätz, führte im Deutsch-Französischen Krieg 1870-71 die Dritte Armee und damit die süddeutschen Truppen siegreich bei Weißenburg, Wörth und Sedan. Am 28. Oktober 1870 wurde er zum Generalfeldmarschall ernannt. Friedrich erkrankte 1887 an Kehlkopfkrebs, trat trotzdem nach dem Tode seines Vaters am 9. März 1888 die Regierung an und starb nach 99 Tagen als Deutscher Kaiser am 15. Juni 1888 in Potsdam im Alter von 57 Jahren. Nachfolger wurde sein Sohn Wilhelm aus der Ehe (1858) mit Victoria, Princeß Royal von Großbritannien.
Kaiser Wilhelm II.
* 27.01.1859 in Berlin,
† 04.06.1941 in Doorn (Niederlande),
1888 – 1918 Deutscher Kaiser und König von Preußen
Wilhelm II., Deutscher Kaiser und König von Preußen, ältester Sohn Kaiser Friedrichs III. wurde am 27. Januar 1859 in Berlin geboren. Er besuchte 1874-77 das Gymnasium in Kassel, studierte 1877-79 in Bonn, wurde 1885 Oberst und Kommandeur des Gardehusarenregiments und 1888 Generalmajor. Wilhelm folgte seinem Vater am 15. Juni 1888 auf dem Thron. Er versuchte durch viele Reisen („Reisekaiser“) die Bürgschaften für den europäischen Frieden zu erhöhen, verfolgte seit 1890 mit Eifer sozialpolitische Pläne und wirkte lebhaft auf die Reform des höheren Unterrichtswesens ein; das Heerwesen förderte er durch Verjüngung des Offizierskorps etc., das Marinewesen besonders seit 1891 durch die Modernisierung und Vergrößerung der Kaiserlichen Marine. Die Verdienste des Kaisers um den Frieden wurden vom Ausland oft, so 1913 bei seinem 25jährigen Regierungsjubiläum, anerkannt und gewürdigt. Erst nach Ausbruch des Weltkrieges 1914 wurde er als Vertreter des deutschen Militarismus beschimpft und als Kriegsurheber hingestellt; die angebliche „Verschwörung in Konopischt“ (siehe Erzherzog Franz Ferdinand) sowie der „Potsdamer Kronrat“ sind Legenden. Als US-Präsident Wilson Oktober 1918 die Entmachtung der Monarchie forcierte, gab Wilhelm II. den Forderungen auf Verfassungsänderungen nach. Als der Kaiser ins Hauptquartier nach Spa reiste, verkündete Reichskanzler Prinz Max von Baden offiziell die Rücktrittserklärung des Kaisers, die dieser gar nicht erklärt hatte. Wilhelm II. begab sich am 10. November 1918 in die Niederlande und verzichtete am 28. November in aller Form auf den Thron. Die von der Entente verlangte Auslieferung scheiterte 1920 an der Standhaftigkeit der niederländischen Regierung. Der letzte deutsche Kaiser starb am 4. Juni 1941 im niederländischen Exil im Alter von 82 Jahren.
Quellenhinweise:
- „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
- „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908
- „Brockhaus kleines Konversations-Lexikon“ Leipzig 1911
- „Meyers Lexikon“ in 12 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig 1924
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