Frankfurt a. O., Rathaus

Frankfurt an der Oder

Frankfurt an der Oder im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Frankfurt an der Oder 64.291 Einwohner – 1905 = 61. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.

Frankfurt a. O., Rathaus
Frankfurt a. O., Rathaus

Neben der Stadt Frankfurt an der Oder existiert im Deutschen Reich (Kaiserreich):

Frankfurt an der Oder in Brandenburg im Königreich Preußen

Frankfurt an der Oder Stadtplan 1910 (Wagner & Debes).
Frankfurt an der Oder Stadtplan 1910 (Wagner & Debes).

Frankfurt an der Oder ist die Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks im Königreich Preußen, Provinz Brandenburg und Stadtkreis. Die Stadt liegt am linken Ufer der Oder und 22 – 56 Meter über dem Meer.

Landkarte Brandenburg
Landkarte Brandenburg

Frankfurt besteht aus der eigentlichen Stadt und drei Vorstädten, der Gubener Vorstadt im Süden, Lebuser Vorstadt im Norden und der Dammvorstadt auf dem rechten Oderufer, die mit der Stadt durch eine 260 Meter lange massive Brücke verbunden ist. Die Stadt hat geradlinige, breite Straßen, darunter die „Linden“.

Frankfurt Oder, Oderbrücke, Blick nach der Crossenerstraße
Frankfurt Oder, Oderbrücke, Blick nach der Crossenerstraße

Oberhalb der ehemaligen Festungswerke ist ein neuer Stadtteil mit hübschen Bauten entstanden, die sogenannte halbe Stadt, die bedeutend höher als die übrige Stadt liegt und mit dieser durch einen schönen Park verbunden ist. In diesem befindet sich das Denkmal des Dichters Ewald von Kleist (1715 – 1759), der an seinen Wunden in Frankfurt starb.

Frankfurt a. O., Oderbrücke
Frankfurt a. O., Oderbrücke

Unter den gottesdienstlichen Gebäuden (5 evangelische, eine katholische Kirche und eine Synagoge) verdienen die Marienkirche (fünfschiffige Hallenkirche aus dem 13. Jahrhundert, mit vortrefflichen Glasgemälden) und die gotische Nikolaikirche Erwähnung.

Frankfurt a. O, Stiftsplatz mit katholischer Kirche
Frankfurt a. O, Stiftsplatz mit katholischer Kirche

Die stattlichsten Gebäude von Frankfurt sind das Rathaus, das Herrenmeisterhaus, der frühere Bischofshof, das Regierungsgebäude, das Schauspielhaus. Frankfurt besitzt Denkmäler Kaiser Wilhelms I. auf dem Wilhelmsplatz und des Prinzen Friedrich Karl, ein Kriegerdenkmal und den Kleistturm auf Kleistshöhe, zum Andenken an Ewald von Kleist.

Frankfurt a. O., Regierung
Frankfurt a. O., Regierung

Außerdem ist noch das Denkmal des bei einem Rettungsversuch am 27. April 1785 in der Oder ertrunkenen Herzogs Leopold von Braunschweig am rechten Oderufer zu erwähnen.

Im Jahr 1900 leben in Frankfurt an der Oder mit der Garnison (2 Grenadierregimenter Nr. 8 u. 12, ein Feldartillerieregiment Nr. 18 und eine Abteilung Feldartillerie Nr. 54) 61.852, der Großteil sind Evangelische, 4132 sind Katholiken und 747 Juden.

Frankfurt a. O., Wilhelmsplatz
Frankfurt a. O., Wilhelmsplatz

Frankfurt hat Maschinen-, Eisen-, Stahl- und Metallwarenfabrikation, eine Eisenbahnwerkstatt, Orgelbau, Fabriken für chemische Präparate, Steingut, Ofen, Zigarren, Schokolade, Zuckerwaren, Kartoffelstärke, Sirup, Spiritus, Filzhüte, Leder, Holzwaren, Papier und Pappe, Bierbrauerei und Branntweinbrennerei.

Frankfurt a. O., Hohenzollernplatz
Frankfurt a. O., Hohenzollernplatz

Der Handel, unterstützt durch eine Reichsbankstelle (Umsatz 1902: 319,6 Millionen Mark), ist ansehnlich und wird durch die drei Messen (zu Reminiszere, Margarete und Martini) gefördert. Haupthandelsgegenstände derselben sind Leder, besonders Schafleder, Lausitzer Tuche und Buckskins und Rauchwaren. Frankfurt ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Berlin-Sommerfeld, Frankfurt-Küstrin, Großenhain-Frankfurt u. a. Die Schifffahrt auf der Oder ist für Frankfurt ebenfalls bedeutend.

Frankfurt a. O., Postgebäude am Wilhelmsplatz
Frankfurt a. O., Postgebäude am Wilhelmsplatz

Aus den in der Nähe der Stadt befindlichen Braunkohlengruben wurden 1901 = 1,3 Millionen hl Kohlen gefördert. Frankfurt hat ein Gymnasium, ein Realgymnasium, Baugewerkschule, Waisenhaus etc. und ist Sitz einer königlichen Regierung, der Generalkommission für die Provinzen Brandenburg und Pommern, eines Landgerichts, eines Landratsamts (für den Landkreis Frankfurt), einer Oberpostdirektion, eines Hauptsteueramts, des Stabes der 5. Division, der 9. und 10. Infanterie-, der 5. Kavallerie- und 5. Feldartilleriebrigade.

Frankfurt a. O., Kaiser Wilhelm-Denkmal
Frankfurt a. O., Kaiser Wilhelm-Denkmal

Die städtischen Behörden zählen 17 Magistratsmitglieder und 54 Stadtverordnete. Frankfurt ist der Geburtsort der Dichter Ringwaldt (1530), Heinrich von Kleist (1776) und Franz von Gaudy (1800). 4 km südlich von Frankfurt liegt der Vergnügungsort Buschmühle. Zum Landgerichtsbezirk Frankfurt gehören die elf Amtsgerichte zu: Beeskow, Wendisch-Buchholz, Drossen, Frankfurt, Fürstenwalde, Müncheberg, Reppen, Seelow, Sonnenburg, Storkow und Zielenzig.

Frankfurt a. O., Blick von der Marienkirche
Frankfurt a. O., Blick von der Marienkirche

Geschichte:

Frankfurt, im 13. Jahrhundert aus einer Ansiedelung fränkischer Kaufleute entstanden, wurde am 14. Juli 1253 vom Markgrafen Johann I. von Brandenburg zur Stadt erhoben, die von Berlin das magdeburgische Recht übernahm und bald befestigt wurde. Als während der Wirren unter der Herrschaft des ersten Wittelsbachers in der Mark die Polen auf Veranlassung des Bischofs Stephan von Lebus verwüstend in das Land einbrachen, überfielen die Bürger von Frankfurt die bischöfliche Residenz Göritz und brannten sie nieder. Deshalb wurde Frankfurt vom Papst Johann XXII. mit dem Interdikt (Kirchenstrafe, Verbot von gottesdienstlichen Handlungen) belegt, 1334 zwar davon befreit, aber 1338 und 1350 von Benedikt XII. von neuem damit heimgesucht, und erst 1354 wurde dieses aufgehoben.

Frankfurt a. O., Prinz Leopold-Denkmal
Frankfurt a. O., Prinz Leopold-Denkmal

1348 wurde die Stadt, weil sie treu zu Markgraf Ludwig hielt, vom falschen Waldemar vergebens belagert.1348 wurde die Stadt, weil sie treu zu Markgraf Ludwig hielt, vom falschen Waldemar vergebens belagert. Siegmund sicherte der Stadt 1379 die freie Schifffahrt auf der Oder zu. Von 1368 bis etwa 1450 gehörte sie zur Hanse. Die Hussiten belagerten Frankfurt zweimal (1429 und 1432) vergeblich, desgleichen 1450 die Polen und 1477 Herzog Hans von Sagan. Am 26. April 1506 eröffnete Kurfürst Joachim I. die vom Papst Julius II. 15. März errichtete Universität (Viadrina), die bald 450 Studierende zählte, 1516 aber nach Cottbus verlegt und erst 1539 in Frankfurt wiederhergestellt wurde.

Frankfurt a. O., Marienkirche und Große Scharrnstraße
Frankfurt a. O., Marienkirche und Große Scharrnstraße

Damals wurde auch die Reformation in Frankfurt eingeführt. Während des Dreißigjährigen Krieges nahm Gustav Adolf von Schweden die schlecht befestigte und von 6000 Mann kaiserlicher Truppen verteidigte Stadt am 3. April 1631 im Sturm und hielt sie bis 11. August 1632 besetzt. Nach dem Treffen von Steinau (1633) nahm sie Wallenstein in Besitz, doch zwang der Kurfürst, verstärkt durch schwedische Truppen, den kaiserlichen Oberst von Manteuffel am 23. Mai 1634 zur Übergabe der Stadt. Von 1640-44 war sie wieder in den Händen der Schweden.

Frankfurt a. O., Kleistturm
Frankfurt a. O., Kleistturm

Unter dem Großen Kurfürsten wurde die Universität wiederhergestellt und während der Pest 1656 nach Fürstenwalde verlegt. König Friedrich I. ernannte den Kronprinzen zum Rektor Magnifikus. Der Handel Frankfurts litt in dieser Zeit zuerst durch den Krieg und später durch die Anlegung des Müllroser Kanals; doch blieben die Messen stark besucht. Der Siebenjährige Krieg brachte der Stadt neue Leiden. Nach der Schlacht bei Kay (23. Juli 1759) besetzten die Russen unter Soltikow Frankfurt, in dessen nächster Nähe am 12. August die Schlacht bei Kunersdorf geschlagen wurde, und blieben auch in dem nächsten Jahre Herren der Stadt.

Frankfurt a. O., Wilhelmsplatz
Frankfurt a. O., Wilhelmsplatz

1812 wurde Frankfurt vom Grenierschen Korps besetzt, dem der Vizekönig Eugen nachfolgte. Am 21. Februar 1813 brach dieser auf und ließ den General Girard mit 2500 Mann als Besatzung zurück; dieser räumte Frankfurt am 2. März, worauf es am 9. März von den Russen besetzt wurde. Für den Verlust der Universität, die 1811 nach Breslau übersiedelte, wurde Frankfurt einigermaßen dadurch entschädigt, dass die beiden Landeskollegien, nämlich die neumärkische Regierung (früher zu Königsberg in der Neumark) und das neumärkische Oberlandesgericht (früher in Soldin), hierher verlegt wurden; das letztere, das Appellationsgericht, verlor Frankfurt wieder 1879.

Frankfurt a. O., Rathaus
Frankfurt a. O., Rathaus

Der Regierungsbezirk Frankfurt umfasst 19.198 km² (348,67 Quadratmeilen) mit im Jahr 1900 = 1.179.250 Einwohner (61/km²), davon 1.123.712 Evangelische, 46.512 Katholiken und 4986 Juden, und besteht aus den 22 Kreisen: Arnswalde, Forst (Stadt), Frankfurt (Stadt), Friedeberg i. NM., Guben (Stadt), Guben (Land), Kalau, Könisgberg i. NM., Cottbus (Stadt), Cottbus (Land), Crossen, Landsberg (Stadt), Landsberg (Land), Lebus, Lübben, Luckau, Osterberg, Soldin, Sorau, Spremberg, Weststernberg, Züllichau-Schwiebus.

Frankfurt a. d. Oder, Hohenzollernplatz während des Militärkonzertes
Frankfurt a. d. Oder, Hohenzollernplatz während des Militärkonzertes

Ende des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) belagerte die Rote Armee Frankfurt vom 16. bis 23. April 1945, dabei wurde die Stadt nahezu vollständig zerstört. Im Mai 1945 wurden die Einwohner im Stadtteil rechts der Oder (Dammvorstadt) vollständig vertrieben und dieser Polen einverleibt. Die Polen nennen den östlichen Teil Frankfurts nun Słubice.

Frankfurt an der Oder ist heute eine kreisfreie Stadt im Land Brandenburg mit rund 57.00 Einwohnern (2020).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Quellenhinweise:
    • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
    • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
    • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
    • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
    • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
    • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
    • „Schwarzbuch der Vertreibung 1945-1948: Das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit“ von Heinz Nawratil, Universitas 2007
Reichsadler 1889-1918

Ähnliche Beiträge

Vorherige SeiteNächste Seite
ForstFürstenwalde

Kommentar verfassen