Deutsche Kaiser

Deutsche Kaiser 1871 – 1918
Deutscher Kaiser ist nach Artikel 11 der Reichsverfassung der Titel des Oberhauptes des neuen Deutschen Reiches, das vom 18. Januar 1871 bis November 1918 bestand.

Kaiser Wilhelm I.
* 22.03.1797 in Berlin,
† 09.03.1888 in Berlin;
1871 – 1888 Deutscher Kaiser und König von Preußen

Kaiser Friedrich III.
* 18.10.1831 in Potsdam,
† 15.06.1888 in Potsdam,
1888 (99 Tage) Deutscher Kaiser und König von Preußen

Kaiser Wilhelm II.
* 27.01.1859 in Berlin,
† 04.06.1941 in Doorn (Niederlande),
1888 – 1918 Deutscher Kaiser und König von Preußen
Deutsches Reich 1871 – 1918 (Kaiserreich)
Das Deutsche Reich ist nach der Reichsverfassung vom 16. April 1871 ein „ewiger Bund“, den die deutschen Fürsten und freien Städte „zum Schutze des Bundesgebiets und des innerhalb desselben gültigen Rechts sowie zur Pflege der Wohlfahrt des deutschen Volkes“ geschlossen haben. Inhaber der Reichsgewalt sind die Verbündeten. Deren Organ ist der Bundesrat. Das Präsidium des Bundes steht der Krone Preußen zu. Die Präsidialrechte sind Vorrechte Preußens im Bunde und sind im einzelnen in der Reichsverfassung festgestellt. Mit dem Bundespräsidium ist für den König von Preußen der Titel Deutscher Kaiser verbunden (nicht „Kaiser von Deutschland“, denn der Kaiser ist nicht Monarch des Reiches, jeder Bundesstaat hat seinen eigenen Monarchen bzw. die Stadtstaaten ihren gewählten Repräsentanten). Er übt die ihm übertragenen Befugnisse „im Namen des Reiches“ oder „im Namen der verbündeten Regierungen“ aus. Der Kaiser hat daher auch nicht das Recht der Sanktion, sondern nur der Ausfertigung und Verkündigung der Reichsgesetze.

Als König von Preußen hat er bei gewissen Gegenständen ein Veto im Bundesrat und vermag mit seinen 17 Stimmen jede Verfassungsänderung zu hindern. Die vom Bundesrat beschlossenen Vorlagen werden auf Befehl des Kaisers im Namen der verbündeten Regierungen vor den Reichstag gebracht. Der Kaiser beruft, eröffnet, vertagt und schließt den Bundesrat und den Reichstag. Die Auflösung des letztern erfolgt durch Beschluss des Bundesrats mit Zustimmung des Kaisers (Reichsverfassung, Art. 12,24). Der Kaiser ist der oberste Chef der gesamten eignen Verwaltung des Reiches. Er ernennt die Reichsbeamten, lässt sie vereidigen und verfügt erforderlichenfalls ihre Entlassung (Art. 18). Der Kaiser hat das Reich völkerrechtlich zu vertreten, im Namen des Reiches Krieg zu erklären und Frieden zu schließen, Bündnisse und andere Verträge mit fremden Staaten einzugehen, Gesandte zu beglaubigen und zu empfangen. Zur Kriegserklärung bedarf er der Zustimmung des Bundesrats, es sei denn, dass ein Angriff auf das Bundesgebiet oder dessen Küsten erfolgt. Verträge mit fremden Staaten, die sich auf Gegenstände beziehen, die in den Bereich der Reichsgesetzgebung gehören, bedürfen zu ihrem Abschluss der Zustimmung des Bundesrats und zu ihrer Gültigkeit der Genehmigung des Reichstags (Art. 11).

Der Kaiser ist auch Bundesfeldherr. Nach der Reichsverfassung (Art. 63) bildet die gesamte Landmacht des Reiches ein einheitliches Heer, das in Krieg und Frieden unter dem Befehl des Kaisers steht, vorbehaltlich des bayrischen Sonderrechts, wonach das bayrische Heer einen in sich geschlossenen Bestandteil des deutschen Bundesheeres mit selbständiger Verwaltung unter der Militärhoheit des Königs von Bayern bildet und nur im Krieg unter dem Befehl des Kaisers steht. Die Kriegsmarine des Reiches ist eine einheitliche unter dem Oberbefehl des Kaisers, daher „Kaiserliche Marine„. Der Kaiser übt namens des Reiches die Staatsgewalt im Reichsland Elsaß-Lothringen und in den deutschen Schutzgebieten (Kolonien) aus, welch letztere zwar zum Inland, aber nicht zum Bundesgebiet im Sinne der Reichsverfassung gehören.

Deutsches Reich 911 – 1806 (Heiliges römisches Reich deutscher Nation)

Die Bezeichnung der Beherrscher des alten, bis 1806 bestehenden Reiches als deutsche Kaiser ist zwar unrichtig, da jene römische Kaiser und deutsche Könige waren (Deutscher König und Heiliges Römisches Reich); dennoch ist der Name „deutscher Kaiser“ für die deutschen Herrscher von Heinrich I. (919–936) an selbst für solche üblich geworden, die die römische Kaiserwürde nie erlangt hatten.
Deutscher König (Rex Germaniae oder Rex Germanorum) wird seit dem 11. Jahrhundert bisweilen als Titel der deutschen Herrscher gebraucht. Noch nach dem Erlöschen der Karolinger und der Begründung des Deutschen Reiches durch Heinrich I. (919–936), den ersten wirklichen deutschen König, nannten sich die Könige von Deutschland „Könige der Franken“ oder schlechtweg „Könige“. Seitdem sich Otto I. 962, wie einst Karl der Große, in Rom zum römischen Kaiser hatte krönen lassen, besaßen seine Nachfolger auf dem deutschen Thron ein gewisses Anrecht auf den römischen Kaisertitel: nach der Krönung wurde immer der Titel „Römischer Kaiser“ gebraucht; vorher war der Titel „Römischer König“ (Rex Romanorum) üblich. Diesen führten auch die Söhne von Kaisern, wenn sie bei deren Lebzeiten zu Nachfolgern gewählt und gekrönt worden waren. Der letzte in Rom zum Kaiser gekrönte deutsche Herrscher war Karl V.; seit Ferdinand I. führte der deutsche König als solcher den Titel „Erwählter römischer Kaiser“. Die deutschen Könige wurden gewählt, seit dem 13. Jahrhundert von einer beschränkten Zahl Fürsten (Kurfürsten) und zwar in Frankfurt a. M. Die Krönung erfolgte in Aachen zuerst durch den Erzbischof von Mainz, seit dem 11. Jahrhundert durch den von Köln. Eine feste Residenz hatten die deutschen Könige nicht.

Deutsche Könige und Kaiser 911 – 1806
- 911 – 918 Konrad I.
Ottonen
- 919 – 936 Heinrich I.
- 936 – 973 Otto I., der Große
- 973 – 983 Otto II.
- 983 – 1002 Otto III.
- 1002 – 1024 Heinrich II.
Salier
- 1024 – 1039 Konrad II.
- 1039 – 1056 Heinrich III.
- 1056 – 1106 Heinrich IV.
- 1077 – 1080 Rudolf von Rheinfelden als Gegenkönig Heinrich IV.
- 1081 – 1088 Hermann von Salm als Gegenkönig Heinrich IV.
- 1106 – 1125 Heinrich V.
- 1125 – 1137 Lothar III. von Supplinburg (Sachse)
Staufer
- 1138 – 1152 Konrad III.
- 1152 – 1190 Friedrich I. Barbarossa
- 1190 – 1197 Heinrich VI.
- 1198 – 1208 Philipp von Schwaben (Doppelwahl)
- 1198 – 1218 Otto IV. (Welfe) (Doppelwahl)
- 1212 – 1250 Friedrich II.
- 1246 – 1247 Heinrich Raspe von Thüringen als Gegenkönig Friedrichs II.
- 1247 – 1256 Wilhelm von Holland als Gegenkönig Friedrichs II.
- 1250 – 1254 Konrad IV.
Interregnum
- 1257 – 1275 Alfons X. von Kastilien
- 1257 – 1272 Richard von Cornwall
Habsburger, Luxemburger u.a.
- 1273 – 1291 Rudolf I. von Habsburg
- 1292 – 1298 Adolf von Nassau
- 1298 – 1308 Albrecht I. von Österreich (Habsburger)
- 1308 – 1313 Heinrich VII. von Luxemburg
- 1314 – 1347 Ludwig IV., der Bayer (Wittelsbacher) (Doppelwahl)
- 1314 – 1330 Friedrich der Schöne von Österreich (Habsburger) (Doppelwahl)
- 1346 – 1378 Karl IV. (Luxemburger)
- 1349 Günther von Schwarzburg (Gegenkönig Karls IV.)
- 1378 – 1400 Wenzel von Böhmen (Luxemburger)
- 1400 – 1410 Ruprecht von der Pfalz (Wittelsbacher)
- 1410 – 1437 Sigismund (Luxemburger)
- 1410 – 1411 Jobst von Mähren (Luxemburger) (Gegenkönig)
Habsburger
- 1438/39 Albrecht II.
- 1440 – 1493 Friedrich III.
- 1493 – 1519 Maximilian I.
- 1519 – 1556 Karl V.
- 1556 – 1564 Ferdinand I.
- 1564 – 1576 Maximilian II.
- 1576 – 1612 Rudolf Il.
- 1612 – 1619 Matthias
- 1619 – 1637 Ferdinand II.
- 1637 – 1657 Ferdinand III.
- 1658 – 1705 Leopold I.
- 1705 – 1711 Joseph I.
- 1711 – 1740 Karl VI.
- 1742 – 1745 Karl VII. von Bayern (Wittelsbacher)
Habsburg-Lothringen
- 1745 – 1765 Franz I.
- 1765 – 1790 Joseph II.
- 1790 – 1792 Leopold II.
- 1792 – 1806 Franz II.

Reichspräsidenten 1919 – 1945 und Bundespräsidenten seit 1949
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) und dem Sturz der Monarchie in Deutschland wurde als Staatsoberhaupt das Amt des Reichspräsidenten geschaffen.
Erster Reichspräsident war Friedrich Ebert, sein Nachfolger Paul von Hindenburg. Während Friedrich Ebert von der Nationalversammlung bzw. dem Reichstag zum Reichspräsidenten gewählt wurde ist Paul von Hindenburg bis heute das einzige Staatsoberhaupt das vom deutschen Volk direkt gewählt wurde.
Reichspräsidenten der Weimarer Republik

Friedrich Ebert
* 04.02.1871 in Heidelberg,
† 28.02.1925 in Berlin;
am 11. Februar 1919 von der Nationalversammlung in Weimar zum provisorischen Reichspräsidenten gewählt.

Paul von Hindenburg
* 02.10.1847 in Posen (Provinz Posen),
† 02.08.1934 in Neudeck (Ostpreußen);
General und Reichspräsident. 12.05.1925 – 02.08.1934
Reichspräsidenten zur Zeit des Nationalsozialismus 1933 – 1945 (Drittes Reich)
Nach dem Tod Paul von Hindenburg übernahm Reichskanzler Adolf Hitler auch das Amt des Reichspräsidenten und nannte sich fortan „Führer und Reichskanzler“. Vor seinem Selbstmord bestimmte Hitler Großadmiral Karl Dönitz testamentarisch zu seinem Nachfolger im Reichspräsidentenamt.

Adolf Hitler
* 20.04.1889 in Braunau am Inn,
† 30.04.1945 (Selbstmord) in Berlin;
als „Führer und Reichskanzler“ vom 30.01.1933 bis 30.04.1945, NSDAP

Am 23. Mai wurde Reichspräsident Karl Dönitz mit den übrigen Mitgliedern der in Mürwik bei Flensburg residierenden geschäftsführenden Reichsregierung in Kriegsgefangenschaft genommen. Mit der Berliner Deklaration vom 5. Juni 1945 übernehmen die vier Siegermächte USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich die Oberste Regierungsgewalt in Deutschland.
Staatsoberhäupter der DDR
Präsident der DDR:
- 1949 – 1960 Wilhelm Pieck
Staatsratsvorsitzernde:
- 1960 – 1973 Walter Ulbricht
- 1973 – 1976 Willi Stoph
- 1976 – 1989 Erich Honecker
- 1989 Egon Krenz
- 1989 – 1990 Manfred Gerlach
Präsidentin der Volkskammer:
- 1990 Sabine Bergmann-Pohl
Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland
In der Bundesrepublik Deutschland ist der Bundespräsident das Staatsoberhaupt, jedoch erfüllt er de facto nur repräsentative Aufgaben. Er wird nicht direkt vom deutschen Volk sondern von der Bundesversammlung gewählt.
- 1949 – 1959 Theodor Heuss
- 1959 – 1969 Heinrich Lübke
- 1969 – 1974 Gustav Heinemann
- 1974 – 1979 Walter Scheel
- 1979 – 1984 Karl Carstens
- 1984 – 1994 Richard von Weizsäcker
- 1994 – 1999 Roman Herzog
- 1999 – 2004 Johannes Rau
- 2004 – 2010 Horst Köhler
- 2010 – 2012 Christian Wulff
- 2012 – 2017 Joachim Gauck
- seit 2017 Frank-Walter Steinmeier
Quellenhinweise:
- „Meyers Konversations-Lexikon“ 5. Auflage in 17 Bänden 1893 – 1897
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1906 – 1908
- „Meyers Kleines Konversations-Lexikon“, 7. Auflage in 6 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1908
- „Kleine Deutsche Staatskunde“, E. Stutzer – Dresden und Berlin 1910
- „Bertelsmann Universallexikon“, in 20 Bänden Gütersloh 1993
- http://worldstatesmen.org/Germany.html

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