Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen

Friedrich Wilhelm IV. von Preußen

Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (1795-1861), von 1840 bis 1861 König von Preußen, Biographie, Lebenslauf in alten Postkarten und Bildern.

Friedrich Wilhelm IV. von Preußen

Friedrich Wilhelm IV. von Preußen
* 15.10.1795 in Berlin,
† 02.01.1861 in Potsdam;
König von Preußen 1840 – 1861

Vater:

Friedrich Wilhelm III. (* 3. August 1770 in Potsdam – † 7. Juni 1840 in Berlin), seit 1797 König von Preußen und Kurfürst von Brandenburg.

Mutter:

Luise von Mecklenburg-Strelitz (* 10. März 1776 in Hannover – † 19. Juli 1810 in Hohenzieritz (Dorf im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz)

Stammbaum der Könige Preußens
Stammbaum der Könige Preußens

Ehefrau:

Elisabeth Ludovika, Prinzessin von Bayern (* 13. November 1801 in München – † 14. Dezember 1873 in Dresden). Elisabeth ist die Tochter des Königs Maximilian I. von Bayern und der Königin Caroline. Hochzeit am  29. November 1823; die Ehe blieb kinderlos.

Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen
Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen

König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen

Friedrich Wilhelm IV. wurde am 15. Oktober 1795 in Berlin als Sohn Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise geboren. Er entwickelte unter der Leitung seiner geist- und gemütvollen Mutter seine reiche, für das Edle und Schöne empfängliche Begabung. Friedrich Wilhelm wurde von den Pädagogen I. F. G. Delbrück und danach von Ancillon in den Schulwissenschaften und der Philosophie unterrichtet, die seine Neigung zur Romantik beförderten. Weiterhin wurde er von Scharnhorst und Knesebeck in den Militärwissenschaften und von Niebuhr in der Finanzkunde unterrichtet und trieb Rechts- und Staatswissenschaft unter Savigny, Niebuhr und Lancizolle, während Schinkel und Rauch sein Talent für die zeichnenden Künste ausbildeten und den Kunstsinn in ihm entwickelten.

Königin Luise von Preußen mit ihren beiden ältesten Söhnen (1808), den späteren König Friedrich Wilhelm IV. und Kaiser Wilhelm I.
Königin Luise von Preußen mit ihren beiden ältesten Söhnen (1808), den späteren König Friedrich Wilhelm IV. und Kaiser Wilhelm I.

Während der Befreiungskriege von 1813 und 1814 wohnte er den meisten Hauptschlachten bei, wurde frühzeitig Militärgouverneur und Statthalter der Provinz Pommern und nahm an den Sitzungen des Staatsrats und des Staatsministeriums teil. Am 29. November 1823 vermählte er sich mit der katholischen Prinzessin Elisabeth von Bayern, Tochter des Königs Maximilian I. von Bayern und der Königin Caroline; die Ehe galt als glücklich, blieb jedoch kinderlos. 

Prinzessin Elisabeth Ludovika von Bayern

Prinzessin Elisabeth Ludovika von Bayern
* 13.11.1801 in München,
† 14.12.1873 in Dresden;
seit 1830 evangelisch, 1840 – 1861 Königin von Preußen

Ein Aufenthalt in Paris und eine Reise nach Italien 1828, wo er die Protektion des damals durch E. Gerhard in Anregung gebrachten Instituts für archäologische Korrespondenz übernahm, regten seinen Kunstsinn an, aber daneben entwickelte sich immer mehr jene mittelalterlich-romantische Geistesrichtung, die sich bereits 1823 in seinem Anteil an der Provinzialständeordnung (er war Präsident der mit ihrer Ausarbeitung beauftragten Kommission) und später in seiner Begünstigung des Adels und der Majorate (Ältestenrecht) bekundete.

Friedrich Wilhelm Kronprinz von Preußen (1820)

Im Gegensatz zu seinem Vater hatte Friedrich Wilhelm IV. Verständnis für die freiheitlichen und nationalen Bestrebungen in Deutschland. Sein Regierungsantritt am 7. Juni 1840 wurde mit überschwänglicher Hoffnung begrüßt und seine ersten Handlungen und Äußerungen schienen diese Erwartungen zu erfüllen. Er begnadigte eine Anzahl wegen politischer Vergehen Verurteilter, setzte Arndt in Bonn in seine Professur wieder ein, berief Boyen und I. A. F. Eichhorn zu Ministern, zog berühmte Vertreter der Literatur und Kunst, wie A. W. v. Schlegel, Tieck, Rückert, Schelling, Cornelius, Mendelssohn-Bartholdy etc., in seine Nähe und stiftete eine Friedensklasse des Ordens pour le mérite für die berühmtesten Gelehrten und Künstler Deutschlands und des Auslandes.

Pour le mérite, Friedensklasse
Pour le mérite, Friedensklasse

Umso tiefer war die Enttäuschung, als sich zeigte, dass Friedrich Wilhelm IV. eine Verfassung im westeuropäischen Sinne verabscheute und in den Vorstellungen eines patriarchal Absolutismus von Gottes Gnaden lebte. Er beschäftige sich eingehend mit der Verfassungsfrage und berief am 3. Februar 1847 den „Vereinigten Landtag“ dem er aber, zur großen Enttäuschung seiner Mitglieder, nicht die Stellung eines Parlaments einräumen wollte. Aus romantischer Bewunderung für die katholische Kirche heraus suchte er das Unrecht, das ihr im Kölner Kirchenstreit um Mischehen angeblich geschehen war, wiedergutzumachen. Auf Versuche der süddeutschen Regierungen, eine Einheitsfront gegen den romtreuen politischen Katholizismus herzustellen, ging er nicht ein. Er ließ die gefangengesetzten Geistlichen bedingungslos frei und verzichtete auf wichtige Hoheitsrechte.

Friedrich Wilhelm Kronprinz von Preußen
Friedrich Wilhelm Kronprinz von Preußen

Die neuerrichtete katholische Abteilung im Kultusministerium besorgte geradezu die katholischen und die polnischen Interessen. Die evangelische Kirche war er bestrebt, unter einem „Fürstbischof von Magdeburg“ zu einigen und von der weltlichen Übermacht zu befreien. Aber seine Pläne scheiterten an ihrer Unklarheit und brachten nur Unfrieden und Verwirrung in die protestantische Kirche. Den deutschfeindlichen Jesuiten und Erzbischof von Gnesen, Martin von Dunin (1774 – 1842), setzte er wieder ein, begnadigte die Anführer des polnischen Aufstandes von 1830, versetzte auf Wunsch der Polen den ihnen wegen seines betonten Deutschtums verhassten Oberpräsidenten von Eduard Heinrich von Flottwell (1786 – 1865), erließ eine polenfreundliche Sprachenverordnung und gab dadurch der polnischen Propaganda neuen Auftrieb zum Schaden für die Deutschen im Osten. Den Dank der Polen erntete er im polnischen Aufstand von 1848.

Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen. Zur Erinnerung an den 15. Oktober 1840.
Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen. Zur Erinnerung an den 15. Oktober 1840.

Erst die Revolution vom März 1848 trieb den König zu Reformen. Am 18. März 1848 verkündete er die vorbehaltslose Pressefreiheit in Preußen. Gegen Mittag zogen mehrere Tausend Berliner zum Schlossplatz, um dem König zu danken. Nach einer Rede des Ministerpräsidenten und den Dankesworten des Königs blieben die Menschen freudig erregt auf dem Schlossplatz, auf Aufforderungen diesen zu verlassen reagierten sie nicht. König Friedrich Wilhelm IV. erteilte daraufhin die Order zur Räumung. Generalleutnant von Prittwitz, Kommandeur der Gardekorps, gab daraufhin seinen Truppen den Befehl die Menschen zurückzudrängen, als zwei Schüsse fielen kam es zu panikartigen Reaktion, schnell hieß es: „Verrat! Der König schießt auf das Volk!“

Barrikaden in Berlin 1848
Barrikaden in Berlin 1848

Innerhalb weniger Stunden wurden in Berlin 200 Barrikaden erreichtet, auf einigen von ihnen wehte die schwarz-rot-goldene Fahne. Nun ging das Militär gegen die Aufständischen (vorwiegend Handwerker, Dienstboten und Arbeiter) vor, um die Kontrolle über die Innenstadt wieder zu erlangen. Nach Ende der Kämpfe waren der Tod von 270 Aufständischen und von über 200 Soldaten zu beklagen. Für den Artillerieeinsatz gegen die Barrikaden wurde irrtümlich der Bruder König Friedrich Wilhelms IV. verantwortlich gemacht und so erhielt der spätere König Wilhelm (ab 1871 Kaiser Wilhelm I.) von seinen Gegnern die Bezeichnung „Kartätschenprinz“. Dem blutigen Straßenkampf in Berlin folgten am 21. März der Umritt des Königs mit der deutschen Fahne und die Erklärung, welche den Freiheitskampf Schleswig-Holsteins gegen die dänische Fremdherrschaft zur Angelegenheit Preußens machte. 

Deutscher Bund 1815-1866
Deutscher Bund 1815-1866

Die Märzrevolution von 1848 erschütterte Friedrich Wilhelm IV. so sehr, dass er fortan willenlos nachgab. Erst mit der Verlegung der preußischen Nationalversammlung im November 1848 errang er seine Autorität wieder. Auch in der deutschen Frage lebte er in romantischen Vorstellungen und kam zu keiner klaren Linie; sein Ideal war das mittelalterliche Reich (HRRDN). Er erstrebte wohl die Reform des Deutschen Bundes, wollte aber nichts gegen das von ihm und seiner Frau verehrte habsburgische Kaiserhaus unternehmen. Die ihm vom Frankfurter Parlament angebotene Kaiserkrone lehnte er ab, da er nicht die „aus Dreck und Letten gebackene“ Krone der Revolution annehmen wollte, sondern nur eine Krone mit dem „Stempel Gottes“. 

Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen. Ein Vereinsthaler 1859
Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen. Ein Vereinsthaler 1859

Nun versuchte er von sich aus, von seinem Minister Joseph von Radowitz (1797 – 1853) beraten, einen deutschen Bund unter Preußens Führung herzustellen (Erfurter Parlament), unterwarf sich aber 1850 in Olmütz der österreichischen Drohung. In Preußen war die Verfassungsangelegenheit durch eine Änderung des am 5. Dezember 1848 oktroyierten Entwurfs abgeschlossen, aber Friedrich Wilhelm IV. regierte seitdem ohne persönlich Anteilnahme und lebte nunmehr für die Kunst. In der Außenpolitik ging er im Schlepptau Österreichs, im Krimkrieg verbürgte er, ohne Gegenleistung zu erhalten, Österreich seinen Besitzstand und Schutz seiner Rechte in Deutschland. Auch im Kampf um Neuenburg nahm er eine schwächliche Haltung ein, so dass schließlich die Mächte über seinen Kopf hinweg die Frage zu seinen Ungunsten regelten.

König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen schwört auf die Verfassung: 6. Februar 1850
König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen schwört auf die Verfassung: 6. Februar 1850

Am 26. Juli 1844 unternahm der ehemalige Bürgermeister von Storkow Heinrich Ludwig Tschech (1789 – 1844 hingerichtet) und am 22. Mai 1850 der abgedankte Soldat Max Sefeloge (1821 – 1859) Attentate auf sein Leben, beide ohne politische Motive. Im Spätsommer 1857 erlitt Friedrich Wilhelm IV. mehrere Schlaganfälle und übertrug im Oktober die Stellvertretung in der Regierung seinem Bruder Wilhelm, Prinz von Preußen, zunächst provisorisch; am 7. Oktober 1858 endgültig. Friedrich Wilhelm IV, von seiner Frau liebevoll umsorgt, reiste zur Kur nach Meran, hielt sich im Winter 1858/59 in Italien auf und starb nach weiteren Schlaganfällen am 2. Januar 1861 in Potsdam Schloss Sanssouci.

Briefmarke 4 Pfenninge Preußen 1856, König Friedrich Wilhelm IV.
Briefmarke 4 Pfenninge Preußen 1856, König Friedrich Wilhelm IV.
Briefmarke halber Silbergroschen/6 Pfennige Preußen 1859, König Friedrich Wilhelm IV.
Briefmarke halber Silbergroschen/6 Pfennige Preußen 1859, König Friedrich Wilhelm IV.
Briefmarke 3 Silbergroschen Preußen 1859, König Friedrich Wilhelm IV.
Briefmarke 3 Silbergroschen Preußen 1859, König Friedrich Wilhelm IV.

Wissenschaftlich gebildet, geistig sehr gewandt und regsam, mit künstlerischen und wissenschaftlichen Interessen, gefühl- und phantasievoll, voll tiefen religiösen Gefühlt, aber ohne zielbewussten harten Willen und ohne klaren, nüchternen Verstand gilt er als der Romantiker auf dem preußischen Thron. Von einer überspannten Vorstellung seine königlichen Machtvollkommenheit beherrscht, beschäftigte er sich von seinem mystischen Standpunkt aus viel mit kirchlichen Fragen, hasste Liberalismus und Konstitutionalismus; sein Ideal war der Patriarchalstaat.

Leichenbegräbnis König Friedrich Wilhelms am 7. Januar 1861
Leichenbegräbnis König Friedrich Wilhelms am 7. Januar 1861

Die ihn beeinflussenden Männer trugen mit ihren einander widersprechenden Ideen dazu bei, dass Friedrich Wilhelm IV. zu keiner einheitlichen Politik kam: Radowitz vertrat ultramontane Gedanken, Bunsen einen idealisierten Protestantismus, die Brüder Gerlach und von Thiele das orthodoxe Luthertum und reaktionäre Mystik, Ancillon einen verschwommenen Konservatismus und Stahl Gottesgnadentum und orthodoxes Luthertum.

Berlin, Nationalgalerie, Denkmal Friedrich Wilhelm IV.
Berlin, Nationalgalerie, Denkmal Friedrich Wilhelm IV.

Sein Denkmal in der Siegesallee zu Berlin (1947 abgerissen) hat Karl Beyrs entworfen; ein anderes (von Bläser) stand vor dem Orangeriegebäude bei Potsdam. Sein Reiterstandbild vor der Berliner Nationalgalerie wurde zwischen 1875 und 1886 von Alexander Calandrelli nach einem Entwurf Gustav Blaesers geschaffen.

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
  • „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908
  • „Meyers Lexikon“ in 12 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig 1924
Tinte

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