Liegnitz in Schlesien im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Liegnitz 59.710 Einwohner – 1905 = 70. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.
Liegnitz in Schlesien im Königreich Preußen
Liegnitz ist die Hauptstadt des vormaligen reichsunmittelbaren schlesischen Fürstentums Liegnitz sowie des gleichnamigen Regierungsbezirks, Stadt- und Landkreises im Königreich Preußen, Provinz Schlesien.
Liegnitz liegt unweit der Mündung des Schwarzwassers in die Katzbach, welche die Stadt durchfließt, 120 Meter über dem Meer und besteht aus der mit schönen Promenaden umgebenen Stadt und mehreren Vorstädten. Die bedeutendsten Gebäude der Stadt Liegnitz sind das königliche Schloss (jetzt Regierungsgebäude), die Ritterakademie, das neue Rathaus, das Theater etc.
Außerdem hat Liegnitz 2 evangelische (darunter die zweitürmige Peter-Paulskirche mit Glockenspiel), 2 katholische (darunter die neue Dreifaltigkeitskirche) und eine altlutherische Kirche, ein Bethaus der Irvingianer und eine Synagoge. Im Jahr 1900 leben in Liegnitz mit der Garnison (ein Grenadierregiment Nr. 7) 54.882 Einwohner, der Großteil sind Evangelische, 9657 sind Katholische und 877 Juden.
Die Industrie ist bedeutend. Liegnitz hat eine große Tuch- und eine Textil- und Wollwarenfabrik, mehrere Eisengießereien und Maschinenfabriken, vier Pianofortefabriken, eine Hutfabrik (380 Arbeiter), bedeutende Handschuhfabriken, Dampftischlerei, Dampfziegelei und Tonwarenfabrikation, Klaviaturen-, Holzgalanteriewaren-, Kinderwagen-, Lampen-, Peitschen-,
Holzstifte- und Zigarrenfabrikation, Kunstdrechslerei, Dampfschneidemühlen, Gemüsebau etc. Handel und Gewerbe werden unterstützt durch eine Handels- und eine Handwerkskammer, eine Reichsbankstelle (Umsatz 1904: 590 Millionen Mark), eine Filiale der Breslauer Wechslerbank, eine Kommandite des Schlesischen Bankvereins und mehrere Bankgeschäfte.
Für den Eisenbahnverkehr ist Liegnitz Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Sommerfeld-Breslau, Liegnitz-Merzdorf, Sommerfeld-Kohlfurt-Liegnitz, Ziegenhals-Raudten u.a. An Bildungsinstituten etc. besitzt Liegnitz eine Ritterakademie (1708 gegründet, seit 1810 in ein Gymnasium umgewandelt mit Vorbehalt der adligen Freistellen), Gymnasium, Realschule, eine landwirtschaftliche Schule, ein evangelisches Schullehrer- und ein Lehrerinnenseminar, Taubstummenanstalt, Idiotenanstalt, ein adliges Fräuleinstift, eine Augenheilanstalt, ein Theater etc.
Liegnitz ist Sitz einer Regierung, eines Landratsamtes für den Landkreis Liegnitz, einer Oberpostdirektion, eines Landgerichts, eines Hauptsteueramtes und der Wohlau-Liegnitzer Fürstentums-Landschaft. Die städtischen Behörden zählen 12 Magistratsmitglieder und 48 Stadtverordnete. Zum Landgerichtsbezirk Liegnitz gehören die acht Amtsgerichte zu Bunzlau, Goldberg, Hainan, Jauer, Liegnitz, Lüben, Naumburg a. O. und Parchwitz.
Liegnitz Geschichte
Liegnitz wird zuerst 1004 erwähnt und wurde 1163 Residenz der Herzöge von Niederschlesien aus dem Hause der Piasten, die um 1170 das Schloss erbauten und 1675 mit Herzog Georg Wilhelm ausstarben, worauf Liegnitz wie ganz Schlesien vom Kaiser in Besitz genommen wurde. Erst seit 1742 ist es preußisch. Am 9. April 1241 fand in der Nähe (bei Wahlstatt) die große Schlacht gegen die Mongolen statt, die Liegnitz belagerten und zerstörten.
Die Reformation wurde 1522 hier eingeführt. 1632 wurde Liegnitz von den Schweden erobert, von den Kaiserlichen aber bald wieder genommen und 1638 dem Herzog wieder eingeräumt.
Am 13. Mai 1634 wurden hier die Kaiserlichen unter Colloredo von den Sachsen unter Arnim besiegt. Im Siebenjährigen Kriege fiel es 1757 den Österreichern in die Hände, wurde aber bald von den Preußen zurückerobert, und am 15. August 1760 besiegte in der Nähe (Pfaffendorf, Siegeshöh) Friedrich II. die Österreicher unter Laudon.
Dieser wollte die Preußen bei Nacht überfallen, wurde aber von Friedrich, der insgeheim die Höhen zwischen Katzbach und Schwarzwasser besetzt hatte, zurückgeschlagen, ohne dass es Dann und Lacy, die von Westen heranrückten, verhindern konnten. In der Nähe fand am 26. August 1813 die Schlacht an der Katzbach statt. Den Titel einer „Fürstin von Liegnitz“ erhielt 1824 die Gräfin Harrach, Friedrich Wilhelms III. zweite Gemahlin.
Der Regierungsbezirk Liegnitz, die ehemaligen schlesischen Fürstentümer Liegnitz, Glogau und Jauer sowie den größten Teil der 1815 vom Königreich Sachsen an Preußen abgetretenen Oberlausitz begreifend, umfasst 13,609 km² (247,17 Quadratmeilen), hat im Jahr 1900 = 1.102.992 Einwohner (81/km²), darunter 902.807 Evangelische, 192.167 Katholiken und 4031 Juden, 24.406 Personen mit wendischer (sorbischer), 7056 mit polnischer Muttersprache.
Der Regierungsbezirk Liegnitz besteht aus den 21 Kreisen: Bolkenhain, Bunzlau, Freystadt, Glogau, Goldberg-Haynau, Görlitz (Stadt), Görlitz (Land), Grünberg, Hirschberg, Hoyerswerda, Jauer, Landeshut, Lauban, Liegnitz (Stadt), Liegnitz (Land), Löwenberg, Lüben, Rothenburg (Oberlausitz), Sagan, Schönau und Sprottau.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945), im Februar 1945 eroberte die Rote Armee Liegnitz und unterstellte es der polnischen Verwaltung. Die Einwohner wurden vollständig vertrieben. Die Polen nennen die Stadt nun Legnica.
Legnica, deutsch Liegnitz, ist heute eine Stadt in Polen, Woiwodschaft Niederschlesien, mit rund 98.500 Einwohnern (2020).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
- „Schwarzbuch der Vertreibung 1945-1948: Das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit“ von Heinz Nawratil, Universitas 2007
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„Seiler Liegnitz“ ist mir seit meiner Kindheit ein „Begriff“, hatten wir doch ein Klavier auf dem wir Kinder alle das Klavierspielen lernten, ein Seiler – Liegnitz – Klavier. Wenn ich Klavierüben wollte hob ich den Klavierdeckel auf, dann lag auf den Tasten ein grüner Schaal, auf diesen stand in Goldschrift
„Seiler Liegnitz“. Davon war ich immer sehr beeindruckt.
Mein Opa war Musikdirektor am Leipziger Konservatorium und hatte das Klavier seine Tochter,unserer Mutti, geschenkt. Meine Mutti heiratete nach Niederschlesien und durch die wirren des Krieges mussten wir flüchten und so kamen wir wider nach Leipzig zurück. Das Klavier hat uns sehr oft Kraft und Mut gegeben die Nachkriegszeit zu überstehen. Es wurde viel musiziert, gesungen, Gäste eingeladen und wir Kinder haben unser „Können“ vorgetragen. Es war für uns alle eine wundervolle Zeit.
Liebe Grüße C.U.