Georg Michaelis, Reichskanzler

Georg Michaelis

Georg Michaelis, preußischer Staatsmann und sechster deutscher Reichskanzler

Georg Michaelis

Georg Michaelis
* 08.09.1857 Haynau (Schlesien),
† 24.07.1936 in Bad Saarow (Brandenburg);
sechster Reichskanzler vom 14.07.1917 bis 01.11.1917

Georg Michaelis wurde am 8. September 1857 in Haynau in Schlesien geboren. Er entstammt einer Beamtenfamilie, die schon über sechs Generationen im preußischen Staatsdienst steht. Georg Michaelis, seit 1879 im preußischen Staatsdienst, gilt als sehr tüchtig, wird 1909 Unterstaatsekretär, 1915 Leiter der Reichsgetreidestelle und 1917 Staatskommissar für Volksernährung.

Dr. Michaelis, Reichskanzler
Dr. Michaelis, Reichskanzler

1917 stand das Deutsche Reich bereits 3 Jahre im Krieg, als die Generäle von Hindenburg und Ludendorff dem Reichskanzler von Bethmann Hollweg den Gnadenstoß versetzten, indem sie jede weitere Zusammen mit ihm ablehnen. Um die Nachfolge entbrennt sofort ein heftiger Kampf in den auch der ehemalige Reichskanzler von Bülow eingreift. Gegen diesen interveniert aber sofort die österreichische Regierung und wirft ihm vor in seiner Zeit als Botschafter in Rom „mit österreichischem Gut: mit Trient und Triest gewissenlosen Handel getrieben“ zu haben. Beide Städte werden fast ausschließlich von Italienern bewohnt, gehören aber seit Jahrhunderten zu Österreich und werden nun vom Kriegsgegner Italien beansprucht.

Reichskanzler Dr. Michaelis in seinem Arbeitszimmer
Reichskanzler Dr. Michaelis in seinem Arbeitszimmer

Die deutschen Generäle die in von Bethmann Hollweg einen „Kanzler von Habsburg Gnaden“ sehen, empfinden den Einwand als Vorteil, um aus dem österreichischen Fahrwasser herauszukommen. Um die drohende Gefahr der Ernennung von Bülows abzuwenden, interveniert schließlich der k. u. k. Außenminister Ottokar Czernin über Kaiser Karl I. von Österreich beim deutschen Kaiser Wilhelm II. Der ist eh kein Freund des treulosen Bülows und ernennt auf Vorschlag des Chefs des Zivilkabinetts von Valentini am 14. Juli 1917 Georg Michaelis zum sechsten Reichskanzler. Michaelis ist der erste nichtadelige Reichskanzler und hatte das höchste Amt niemals angestrebt. Erst als Kaiser Wilhelm II. ihn auffordert stellte er sich zur Verfügung. Michaelis ist ein tief religöser Mensch, der pastorenhaft dem lieben Gott morgens, mittags und abends fleißig dankt. 

Reichskanzler Dr. Georg Michaelis
Reichskanzler Dr. Georg Michaelis

Ins Reichskanzlerpalais bringt er viel Selbstvertrauen mit und einige seiner Zeitgenossen werfen ihm eine offene zur Schau getragene Überheblichkeit vor, als er mit der ganzen Familie dort einzieht und u.a. das historische Arbeitszimmer seiner Vorgänger Hohenlohe, Bülow und Bethmann zum Salon seiner Frau umwandelt. Schnell erweist sich, dass Michaelis den gewaltigen Aufgaben in der Kriegszeit in keinster Weise gewachsen und seine Berufung durch Kaiser Wilhelm II. nur eine unverantwortliche Notlösung war. Es wird schnell klar, dass der rundliche Michaelis in keinster Weise an den langen Bethmann-Hollweg heranreicht. Seine guten Charaktereigenschaft reichen in diesen schweren Kriegszeiten eben nicht aus, er ist kein Diplomat, zeigt wenig Geschicklichkeit und politischen Takt. Seine Bemerkung in einer Rede im Reichstag, dass Österreich-Ungarn das Deutsche Reich mit seiner expansiven Balkanpolitik in den Krieg hineingezogen hat ist zwar richtig, aber gegenüber der verbündeten Macht sehr undiplomatisch, zumal diese große Hoffnung auf Michaelis gesetzt hatten. Letztendlich wird ihm seine unklare Haltung zur Friedensresolution im Reichstag zum Verhängnis.

"Michaelis vor dem Ende" Vorwärts 10. Oktober 1917
„Michaelis vor dem Ende“ Vorwärts 10. Oktober 1917

Das Nichteinhalten seiner Zusage bei den Parteiführen der Mehrheitsparteien verursacht einen politischen Sturm gegen ihn. Als er anlässlich der Erörterung der Meuterei in der Kaiserlichen Marine die USPD-Abgeordneten als Vaterlandsverräter brandmarkte, forderten diese seinen Rücktritt und der Kaiser läßt ihn nach dreieinhalb Monaten im Amt fallen. Michaelis wurde anschließend von März bis April 1919 Oberpräsident von Pommern. Als strenggläubiger Protestant ist er Führer in der Gemeinschaftsbewegung, Vorsitzender der deutsch-christlichen Studentenvereinigung und hat sich nach dem Weltkrieg um das Studentenhilfswerk verdient gemacht. 1922 veröffentlichte er seine Autobiografie „Für Staat und Volk“. Am 24. Juli 1936 starb Georg Michaelis im Alter von 78 Jahren in Bad Saarow (Brandenburg).

Nachfolger Georg Michaelis im Amt des Reichskanzlers wurde Georg Graf von Hertling.

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Meyers Konversations-Lexikon“ 5. Auflage in 17 Bänden 1893 – 1897
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1906 – 1908
  • „Meyers Kleines Konversations-Lexikon“, 7. Auflage in 6 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1908
  • „Meyers Lexikon“, 7. Auflage in 9 Bänden Leipzig 1928
  • „War alles falsch?“ Joachim von Kürenberg 1951
Reichsadler 1889-1918

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