Bonn am Rhein, Blick vom Alten Zoll auf die Rheinbrücke

Bonn

Bonn im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Bonn 81.997 Einwohner – 1905 = 50. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.

Bonn am Rhein, Marktplatz mit Rathaus
Bonn am Rhein, Marktplatz mit Rathaus

Bonn in der Provinz Rheinland im Königreich Preußen

Bonn ist eine Stadt (Stadtkreis) im Königreich Preußen, Provinz Rheinland, Regierungsbezirk Köln.

Bonn Stadtplan 1871 (L. Ravenstein dir. Stich n. Seidel)
Bonn Stadtplan 1871 (L. Ravenstein dir. Stich n. Seidel)

Sie liegt in reizender Gegend am linken Ufer des Rheins, über den hier eine 1898 vollendete schöne Brücke nach dem gegenüberliegenden Beuel führt und 50 Meter über dem Meer.

Landkarte Rheinland
Landkarte Rheinland

Die Stadt Bonn ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Köln-Koblenz und anderer Linien und hat 2 evangelische und 6 katholische Kirchen, eine englische Kirche und eine Synagoge. Unter den katholischen Kirchen Bonns ist das Münster, ein imposanter Tuffbau mit fünf Türmen (der Mittelturm 95 m hoch), die älteste und ausgezeichnetste. Es ist teils im romanischen, teils im sogenannten Übergangsstil erbaut, stammt in seiner jetzigen Form aus dem 11. bis 13. Jahrhundert und ist seit 1847 restauriert.

Bonn am Rhein, Münsterplatz mit Münsterkirche
Bonn am Rhein, Münsterplatz mit Münsterkirche

Die übrigen Kirchen Bonns sind die Stiftskirche, 1879–81 neu erbaut, die Jesuitenkirche von 1693, die Minoritenkirche (1278–1318 erbaut), die Herz-Jesukirche von 1862 u. die 1892 vollendete Marienkirche. Von hervorragenden Profanbauten sind zu nennen das 1717, bez. 1777 erbaute ehemalige kurfürstliche Schloss (jetzt Universität), das Rathaus (von 1737), das Theater, das Haus von E. M. Arndt (Was ist des Deutschen Vaterland?) in der schönen Koblenzer Straße, Beethovens Geburtshaus in der Bonngasse.

Bonn, Münsterplatz und Beethovendenkmal
Bonn, Münsterplatz und Beethovendenkmal

Auf dem Münsterplatz steht Beethovens Bronzestandbild (von Hähnel modelliert) und auf dem sogenannten Alten Zoll, einer ehemaligen Bastion, jetzt Gartenanlage am Rhein, das Arndtdenkmal (von Afinger). Sonst besitzt die Stadt noch ein Denkmal des altkatholischen Bischofs Reinkens. Bonn hat im Jahr 1900 mit der Garnison (Königs-Husarenregiment Nr. 7 und ein Infanteriebataillon Nr. 160) 50.736 Einwohner, die überwiegende Mehrheit sind Katholiken, 10.937 sind Evangelische und 877 Juden.

Bonn, Denkmal Kaiser Wilhelm I. mit Blick auf das Münster
Bonn, Denkmal Kaiser Wilhelm I. mit Blick auf das Münster

Die Industrie Bonns ist vertreten durch eine Steingutfabrik und Kunsttöpferei, Jutespinnerei und-Weberei, Dampfsägewerke, Fabriken für Fahnen, Zement, Besenwaren aus Reisstroh, Korbmöbel etc., Bierbrauerei, Gerberei, Obst- und Gemüsebau etc. Der Handel, unterstützt durch die Handelskammer, eine Nebenstelle der Reichsbank, die Bonner Bank und andere Bankinstitute, ist besonders lebhaft in Wein. Unter den wissenschaftlichen Anstalten nimmt die Universität die erste Stelle ein; sie zählte im Wintersemester 1902/1903: 159 Dozenten und 2214 Studierende.

Bonn am Rhein, Universität
Bonn am Rhein, Universität

Das Universitätsgebäude enthält die Bibliothek von über 230.000 Bänden, die Münzsammlung (ca. 4000 römische und griechische Münzen) und das rheinische Museum für vaterländische Altertümer, das physikalische Institut und die schöne Aula mit großen Freskobildern. Außerdem gehören zur Universität das akademische Kunstmuseum (1884), ein chemisches Laboratorium (1868 vollendet), eine Anatomie, ein physiologisches, ein pathologisches und pharmakologisches Institut, 5 klinische Anstalten und eine Sternwarte. In dem benachbarten Poppelsdorfer Schloss am Fuße des Kreuzbergs befindet sich das naturhistorische Museum sowie das botanische Institut der Universität.

Bonn, Akad. Kunst-Museum
Bonn, Akad. Kunst-Museum

In einem dem Schloss gegenüberliegenden Gebäude sind die landwirtschaftliche Akademie und das dazu gehörige chemische Laboratorium untergebracht. An sonstigen Bildungsanstalten hat Bonn ein katholisches Konvikt (Collegium Albertinum), ein königliches und ein städtisches Gymnasium, letzteres verbunden mit Oberrealschule, ferner ein Provinzialmuseum, eine Privatirrenanstalt, eine städtische Irrenanstalt, 2 Waisenhäuser, eine Provinzialirrenanstalt etc.

Bonn, Rheinbrücke
Bonn, Rheinbrücke

Der Naturhistorische Verein für Rheinland und Westfalen, die Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, der Verein von Altertumsfreunden im Rheinland, der Landwirtschaftliche Verein für die Rheinprovinz u. a. haben hier ihren Sitz. Auch befinden sich dort ein Oberbergamt, ein Land- und Schwurgericht und das Landratsamt für den Landkreis Bonn, die Landwirtschaftskammer der Rheinprovinz sowie der altkatholische Bischof.

Bonn, Poststraße
Bonn, Poststraße

Die städtischen Behörden Bonns zählen 5 Magistratsmitglieder und 30 Stadtverordnete. In der mit den prachtvollsten Promenaden geschmückten Umgebung der Stadt ist zunächst der alte Kirchhof (vor dem Sternentor im Westen) mit der 1847 von der Kommende Ramersdorf hierher versetzten zierlichen Deutsch-Ordenskapelle (aus dem 13. Jahrhundert) wegen seines Reichtums an Gräbern berühmter Männer (B. G. Niebuhr, A. W. v. Schlegel, die Gebr. Boisserée, R. Schumann, E. M. Arndt u. a.) bemerkenswert. Auch ruhen hier Schillers Gattin Charlotte († 1826) und Schillers ältester Sohn, Ernst († 1841).

Bonn am Rhein, Oberbergamt und Rheinpromenade
Bonn am Rhein, Oberbergamt und Rheinpromenade

Ein Kriegerdenkmal in karrarischem Marmor (1877 von Küppers in Rom) und ein monumentaler Brunnen nach Afinger (1879) zieren den Kirchhof. Außerdem sind der Kreuzberg mit einer 1627 erbauten berühmten Wallfahrtskirche und schöner Aussicht, weiter entfernt Godesberg, Rolandseck, der Drachenfels etc. Glanzpunkte in der Umgebung der Stadt. Neuere Ausgrabungen haben einen Teil des umfangreichen römischen Castrum am Rhein freigelegt. Zum Bezirk des Landgerichts Bonn gehören die neun Amtsgerichte zu Bonn, Eitorf, Euskirchen, Hennef, Königswinter, Lechenich, Rheinbach, Siegburg und Waldbröl.

Bonn am Rhein, Bahnhof
Bonn am Rhein, Bahnhof

Bonn ist römisch-keltischen Ursprungs. An die von Tacitus erwähnten „Castra Bonnensia“, die Drusus gegründet haben soll, lehnte sich ein (vorrömischer) keltischer Ort Bonn an. 70 n. Chr. wurden in der Nähe die Römer unter Herennius Gallus von den Batavern geschlagen. Im 4. Jahrhundert zerstört, wurde die Stadt durch Kaiser Julian wieder aufgebaut, dann aber in den Kämpfen der Völkerwanderung öfter, zuletzt 869 von den Normannen, verwüstet.

Bonn am Rhein, Kaiserplatz
Bonn am Rhein, Kaiserplatz

Hier schloss Heinrich I. mit König Karl von Frankreich 921 einen Freundschaftsbund. Befestigt wurde die Stadt vom Erzbischof Konrad von Hochstaden, und Engelbert II. von Falkenburg, von den Kölnern vertrieben, verlegte um 1265 seinen Wohnsitz nach Bonn, das auch bis 1794 erzbischöfliche Residenz blieb. Die Stadt wurde 1673 von den Kaiserlichen und Niederländern, 1689 vom Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg, im Spanischen Erbfolgekrieg von Marlborough und dem Holländer Coehoorn erobert. 1717 wurden die Festungswerke geschleift.

Bonn am Rhein, Rheinischer Hof und Franziskaner
Bonn am Rhein, Rheinischer Hof und Franziskaner

Im Oktober 1794 wurde Bonn von den Franzosen besetzt, kam durch den Lüneviller Frieden 1801 an Frankreich und 1814 an Preußen. Die schon 1777 begründete und 1786 eröffnete Universität wurde von Napoleon I. aufgehoben und erst am 18. Oktober 1818 von König Friedrich Wilhelm III. wiederhergestellt. 1948 wurde Bonn Sitz des Parlamentarischen Rates (Westdeutschlands) und von 1949 bis 1991 vorläufige Bundeshauptstadt (Bonner Republik).

Bonn ist heute eine kreisfreie Großstadt in Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Köln, mit rund 332.000 Einwohnern (2020).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
Reichsadler 1889-1918

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