Potsdam, Breitstrasse, Aufziehende Schlosswache Garde-Regiment

Provinz Brandenburg

Die preußische Provinz Brandenburg mit der Landeshauptstadt Potsdam, Geschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Potsdam, Panorama vom Braunsberg
Potsdam, Panorama vom Braunsberg

Provinz Brandenburg (Markgrafschaft Brandenburg)

Brandenburg, Lage im Deutschen Reich
Brandenburg, Lage im Deutschen Reich

Brandenburg, Provinz und Stammland der preußischen Monarchie, grenzt gegen Westen an die Provinzen Hannover und Sachsen und das Herzogtum Anhalt, gegen Süden an Schlesien, gegen Osten an Posen und Westpreußen, gegen Norden an Pommern und Mecklenburg und hat einen Flächeninhalt von 39,838 km² (723,5 QM.).

Brandenburg
Brandenburg

Die 1816 gebildete Provinz beinhaltet von der ehemaligen Mark Brandenburg die Mittelmark, die Ukermark, die Priegnitz und den größten Teil der Neumark, von Schlesien den Schwiebuser Kreis und einen Teil des Saganer Kreises, einige Orte des Großherzogtums Posen und von Sachsen die Niederlausitz, die Ämter Dahme und Jüterbog, die Herrschaften Baruth und Sonnewalde nebst dem Amt Belzig des Wittenberger Kreises und die Ämter Finsterwalde und Senftenberg des Meißener Kreises.

Wappen:

Das Wappen der Provinz Brandenburg ist ein in Silber ein mit Kurfürstenhut gekrönter, goldbewehrter roter Adler mit goldenen Kleestengeln; Zepter und Schwert in den Fängen. Blaues Brustschild mit goldenem Zepter (Erzkämmereramt).

Provinz Brandenburg, Großes Wappen
Provinz Brandenburg, Großes Wappen

Landesfarben:

Die Farben der Provinz Brandenburg sind Rot und Weiß.

Provinz Brandenburg, Flagge
Provinz Brandenburg, Flagge

Verwaltungshauptstadt:

Potsdam 61.373 Einwohner – 1905 = 62. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs. Potsdam ist die zweite Residenz des deutschen Kaisers und Königs von Preußen.

Potsdam, Panorama
Potsdam, Panorama

Reichstag:

20 Abgeordnete

Preußisches Abgeordnetenhaus:

36 Mitglieder

Größe:

39.837,8 km²

Provinz Brandenburg, Landkarte 1914
Provinz Brandenburg, Landkarte 1914

Gerichtsbezirke:

Die Provinz Brandenburg bildet den Bezirk des Königlichen Kammergerichts (soviel wie Oberlandesgericht) in Berlin. Denselben sind unterstellt 10 Landgerichte mit 110 Amtsgerichten:

  1. Landgericht I Berlin mit dem Amtsgericht Berlin-Mitte
  2. Landgericht II Berlin mit den Amtsgerichten: Berlin-Schöneberg, Berlin-Tempelhof, Köpenick, Großlichterfelde, Königswusterhausen, Mittenwalde, Rixdorf, Trebbin und Zossen.
  3. Landgericht III Berlin mit den Amtsgerichten: Altlandsberg, Berlin-Wedding, Bernau, Charlottenburg, Kalkberge, Lichtenberg b. Berlin, Liebenwalde, Nauen, Oranienburg, Pankow, Spandau, Strausberg und Weißensee.
  4. Landgericht Cottbus mit den Amtsgerichten: Calau, Cottbus, Dobrilugk, Finsterwalde, Kirchhain (NdLaus.), Lieberose, Luckau, Lübben, Lübbenau, Peitz, Senftenberg und Spremberg (Laus.).
  5. Landgericht Frankfurt (Oder) mit den Amtsgerichten: Beeskow, Drossen, Frankfurt (Oder), Fürstenwalde (Spree), Müncheberg, Reppen, Seelow, Sonnenburg (Neumark), Storkow, Wendisch-Buchholz und Zielienzig.
  6. Landgericht Guben mit den Amtsgerichten: Crossen (Oder), Forst (Laus.), Fürstenberg (Oder), Guben, Pförten, Schwiebus, Sommerfeld, Sorau (NdLaus.), Triebel und Züllichau.
  7. Landgericht Landsberg (Warthe) mit den Amtsgerichten: Arnswalde, Bärwalde (Neumark), Berlinchen, Cüstrin (Küstrin), Driesen, Friedeberg (Neumark), Königsberg (Neumark), Landsberg (Warthe), Lippehne, Neudamm, Neuwedell, Reetz, Soldin, Vietz, Woldenberg und Zehden.
  8. Landgericht Neuruppin mit den Amtsgerichten: Fehrbellin, Gransee, Havelberg, Kremmen, Kyritz, Lenzen, Lindow, Meyenburg, Neuruppin, Perleberg, Pritzwalk, Rheinsberg (Mark), Wittenberge, Wittstock (Dosse) und Wusterhausen.
  9. Landgericht Potsdam mit den Amtsgerichten: Baruth (Mark), Beelitz, Belzig, Brandenburg, Dahme, Jüterbog, Luckenwalde, Potsdam, Rathenow, Treuenbrietzen und Werder (Havel).
  10. Landgericht Prenzlau mit den Amtsgerichten: Angermünde, Brüssow, Eberswalde, Freienwalde (Oder), Lychen, Oderberg, Prenzlau, Schwedt, Strasburg (Uckermark), Templin, Wriezen und Zehdenick.
Potsdam, Panorama
Potsdam, Panorama

Einwohner:

Die Bevölkerung (inklusive Berlin) betrug nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 = 6.163.873

  • 2.986.222 männlich
  • 3.177.651 weiblich

Bevölkerungsentwicklung:

  • 1816 :1.283.616
  • 1875: 3.126.411
  • 1900: 3.108.554
  • 1905: 3 529 839
  • 1910: 4.092.616

Angaben 1816 und 1875 einschließlich Berlin, 1900, 1905 und 1910 ohne Berlin.

Charlottenburg, Schlossbrücke
Charlottenburg, Schlossbrücke

Natürliche Gebiete:

Brandenburg ist eine natürlich Einheit.

Gewässer:

Die Flüsse gehören zum Elb- und Odergebiet. Die Elbe berührt die Provinz nur im Nordwesten, empfängt hier die Havel, zu der links die Spree (mit der Dahme), Nuthe und Plane, rechts der Rhin und die Dosse fließen; zu der Oder, dem Hauptfluss der östlichen Hälfte, gehen links der Bober und die Lausitzer Neiße, rechts die Warthe mit der Netze; Uker und Ihna münden bereits in Pommern. Zahlreich sind die Kanäle, unter denen der Finow- und der Oder-Spreekanal Elb- und Odergebiet verbinden: ersterer die Havel, letzterer die Spree mit der Oder. Andere Kanäle dienen zur Abkürzung der schiffbaren Wasserstrecken, wie der Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal zwischen Berlin und dem Tegelschen See an der Havel, der Sakrow-Paretzer Kanal, nördlich von Potsdam, der aus der Havel zur Havel, ein Stück des alten Müllroser oder Friedrich Wilhelms-Kanals, der von Müllrose nach dem Oder-Spreekanal führt, und der  Teltower Kanal, der die Havel bei Berlin, Berlin südlich umgehend, mit der Oberspree verbindet. Die zahlreichen Seen liegen meist im Norden und in der Mitte, auf dem nördlichen Landrücken oder zu seinen Seiten der Ruppiner See, die Ukerseen, der Werbelliner, Grimnitz- und Paarsteiner See, alle westlich, der Soldiner See östlich von der Oder; an der Havel ist der Schwielow-, an der Spree der Schwielugsee, im Süden von der Spree der Scharmützelsee am Storkower Kanal am bedeutendsten.

Klima:

Die Mitte zwischen dem des deutschen Ostens und Westens und ist insbesondere milder als das benachbarte, höher gelegene Posen.

Frankfurt a. O., Oderbrücke
Frankfurt a. O., Oderbrücke

Bewohner:

Die Bevölkerung entstand hauptsächlich aus einer Vermischung slawischer und deutscher Stämme, zu denen zahlreiche Einwanderer anderer Nationen kamen. Durch Ansiedlung, insbesondere von Hugenotten aus Frankreich, aber auch von Holländern, Schweizern und anderen, förderte insbesondere Kurfürst Friedrich Wilhelm den Aufbau des Landes und die Entwicklung von Handel und Gewerbe. An 50.000 meist deutsch redende Wenden (Sorben) leben im Spreewald und die Spree weiter aufwärts (Cottbus, Spremberg).

Bevölkerungsdichte:

88,6/km²

Religion:

  • 2.907.863 Evangelisch
  •   160.305 Römisch-katholisch
  •     25.766 Juden
Küstrin, Kaserne des Infanterie-Regiments
Küstrin, Kaserne des Infanterie-Regiments

Militär:

In Brandenburg garnisoniert (1881) fast das ganze Gardekorps und das III. Armeekorps. Es bildet den ausschließlichen Ersatzbezirk für des III. Armeekorps. Festungen befinden sich in Spandau und Küstrin. Garnisonen befinden sich in

  • Teltow = Landwehr 60,2
  • Friesack = Husaren 3,4
  • Brandenburg/H. = Kürassiere 6. und Landwehr 24,1
  • Jüterbog = Feld-Artillerie 3,2 und Landwehr 20,2
  • Rathenow = Husaren 3,1 2. 3. 5
  • Potsdam Garde-Regiment zu Fuß, Garde-Jäger, Lehr-Infanterie-Bataillon, Gardes du Corps, 1. 2. 5. Garde-Husaren, 1 Garde-Ulanen, 3. Garde-Ulanen Landwehr 20,1

Wirtschaft:

  • Landwirtschaft: Trotz der dürftigen Bodenbeschaffenheit ist der Ackerbau dank der fleißigen Bevölkerung stark verbreitet, kann allerdings den Bedarf der Bevölkerung (mit Berlin 5,5 Millionen Menschen) nicht decken. Die fruchtbarsten Gebiete sind die kolonialisierten Brüche (namentlich Oderbruch, Warthebruch und Spreewald) und die Uckermark. Die Sandböden dienen namentlich einem umfangreichen Kartoffelanbau, sind zu einem großen Anteil aber auch mit Wald bestanden (Brandenburg ist nach Hessen-Nassau die waldreichste Provinz Preußens). Hervorragend ist der Garten- und Obstanbau. Das ganze Havelland bildet gleichsam einen großen Gemüse-, Obst-, und Blumengarten.
  • Bergbau Die Niederlausitz liegt im Gebiet eines großen Braunkohlelagers, das bei Spremberg abgebaut wird (ebenfalls südlich von Eberswalde und Frankfurt an der Oder. Unter dem Gips bei Spremberg befindet sich ein mächtiges Salzlager. Sehr ertragreich sind die Kalksteinbrüche bei Rüdersdorf, östlich von Köpenick. Zahlreiche Ziegeleien, namentlich in der Umgebung Berlins.
  • Industrie ist hervorragend, indem die Südost-Ecke , die Niederlausitz, eines der Hauptgebiete deutscher Tuchweberei ist. (Hauptsitze: Cottbus, Guben, Forst, Sorau, Finsterwalde, Luckenwalde am Fläming.
  • Handel sehr lebhaft durch Berlin
Landsberg a. W., Markt, St. Marienkirche und Pauckschbrunnen
Landsberg a. W., Markt, St. Marienkirche und Pauckschbrunnen

Administrative Gliederung der Provinz Brandenburg:

Eingeteilt wird die Provinz nach Ausschluss von Berlin in die Regierungsbezirke Potsdam mit 20 und Frankfurt mit 22 Kreisen; das Oberpräsidium hat seinen Sitz in Potsdam, die Generalkommission in Frankfurt a. O. In kirchlicher Beziehung steht Brandenburg unter dem Konsistorium in Berlin; andere Oberbehörden sind die Provinzialsteuerdirektion und das Provinzialschulkollegium in Berlin; in betreff des Berg- und Hüttenwesens das Oberbergamt in Halle; für die Justiz bestehen ein Oberlandesgericht (Kammergericht) in Berlin, 9 Landgerichte (Berlin I und II, Frankfurt a. O., Guben, Cottbus, Landsberg a. W., Neuruppin, Potsdam und Prenzlau; die Errichtung eines Landgerichts in Charlottenburg ist beschlossen) und 104 Amtsgerichte. Militärisch gehört die Provinz zum Bezirk des 3. Armeekorps; in Berlin und Umgegend steht außerdem das Gardekorps. Der Provinziallandtag hat seinen Sitz in Berlin.

Von älteren Benennungen sind noch im Volksmund: Ukermark, die Kreise Prenzlau, Angermünde und Templin; Neumark, das Land im Osten von der Oder, in engerer Bedeutung das im Norden der Warthe; Niederlausitz, der südliche Teil des Regierungsbezirks Frankfurt. Andere Benennungen sind in den Kreisnamen beibehalten worden, z. B. Barnim, Havelland, Priegnitz, Lebus, Sternberg etc.
Die oberste Verwaltung der Provinz Brandenburg wird von dem Königlichen Oberpräsidium in Potsdam ausgeübt, welches dem Königlichen Staatsministerium unmittelbar unterstellt ist.

  1. Stadtbezirk der Haupt- und Residenzstadt Berlin. Die Stadt Berlin ist in Bezug auf die Verwaltung laut Gesetz vom 30. Juli 1883 aus der Provinz Brandenburg ausgeschieden und bildet einen selbstständigen Verwaltungsbezirk für sich. Die Aufsichtsbehörde von Berlin ist der Oberpräsident der Provinz Brandenburg.
  2. Regierungsbezirk Frankfurt (der Osten Brandenburgs) mit einer Fläche von 19 198.18 km² und 1 179 250 Einwohnern (Jahr 1900), gliedert sich in 5 Stadt- und 17 Landkreise,  418 Amtsbezirke und 622 Standesamtsbezirke: Stadtkreis Cottbus, Stadtkreis Forst, Stadtkreis Frankfurt a.d. Oder, Stadtkreis Guben, Stadtkreis Landsberg a.d. Warthe, die Landkreise Arnswalde, Calau, Cottbus, Crossen (Oder), Friedeberg (Neumark), Guben, Königsberg (Neumark), Landsberg a.d. Warthe, Lebus (Sitz in Seelow), Lübben, Luckau, Oststernberg (Sitz in Zielenzig), Soldin, Sorau, Spremberg, Weststernberg (Sitz in Reppen), Züllichau-Schwiebus (Sitz in Züllichau)
  3. Regierungsbezirk Potsdam (der Westen Brandenburgs) mit einer Fläche von 20.639,66 km² und 1.929.304 Einwohnern (Jahr 1900), gliedert sich in 6 Stadt- und 14 Landkreise, 450 Amts- und 606 Standesamtsbezirke: Stadtkreis Brandenburg a.d.H., Stadtkreis Charlottenburg, Stadtkreis Potsdam, Stadtkreis Rixdorf (entstanden aus den 1873/74 vereinigten beiden Dörfern Deutsch-Rixdorf und Böhmisch-Rixdorf), Stadtkreis Schöneberg, Stadtkreis Spandau, die Landkreise Angermünde, Beeskow-Storkow (Sitz in Beeskow), Jüterbog-Luckenwalde (Sitz in Jüterbog), Niederbarnim (Sitz in Berlin), Oberbarnim (Sitz in Freienwalde), Osthavelland (Sitz in Nauen), Ostprignitz (Sitz in Kyritz), Prenzlau, Ruppin (Sitz in Neuruppin), Teltow (Sitz in Berlin), Templin, Westhavelland (Sitz in Rathenow), Westprignitz (Sitz in Perleberg) und Zauch-Belzig (Sitz in Belzig)
Rixdorf, Hohenzollernplatz mit Kaiser Wilhelm Denkmal
Rixdorf, Hohenzollernplatz mit Kaiser Wilhelm Denkmal

Geschichte Brandenburgs:

Brandenburg, Wappen
Brandenburg, Wappen

Brandenburg wurde in ältester Zeit von den germanischen Semnonen, seit der Völkerwanderung von slawischen Völkern (Wenden), den Hevellern, Lutizen und Obotriten, bewohnt. Karls d. Gr. Eroberungsversuche hatten keinen dauernden Erfolg; König Heinrich I. schlug zwar die Slawen und eroberte ihre Stadt Brennaburg (Brandenburg), aber erst Markgraf Gero ging planvoll erobernd, organisierend und christianisierend vor.

Deutschland vor der zweiten (der ostgermanischen) Wanderung
Deutschland vor der zweiten (der ostgermanischen) Wanderung

Unter Otto I. wurden die Bistümer Havelberg (946) und Brandenburg (948) gestiftet, aber nach der Niederlage Ottos II. in Unteritalien 983 gingen durch einen gewaltigen Aufstand der Wenden alle Eroberungen wieder verloren; das Christentum wurde ausgerottet, die Wenden blieben heidnisch und unabhängig. Das deutsche Königtum hatte die Aufgabe nicht zu lösen vermocht, erst 150 Jahre später glückte dies einem deutschen Fürsten. Der Askanier Albrecht der Bär, nach mannigfachen Kämpfen mit der Nordmark belehnt (1134), drängte mit Gewalt und List die Wenden zurück und legte mit der Eroberung der Priegnitz und Zauche sowie der Spree- und Havelländer den Grund zur Mark Brandenburg, nannte sich auch Markgraf von Brandenburg, übte, wie es scheint, auch schon das Amt des Erzkämmerers aus und stand dem König, wie es seine gefährdete Stellung mit sich brachte, fast unabhängig gegenüber. Er stellte die zerstörten Bistümer wieder her, errichtete Klöster, zog Ritter heran, die Burgen bauten, und besiedelte das Land mit Bauern aus Westfalen und den Niederlanden.

Cottbus, Spremberger Turm
Cottbus, Spremberger Turm

Durch diese von Albrechts Nachfolgern fortgesetzte Kolonisation wurde Brandenburg allmählich wieder germanisiert. Sein Sohn Otto I. (1170–84) erwarb 1181 die Lehnshoheit über Pommern, aber Otto II. (1184–1205) musste, vom Magdeburger Erzbischof gebannt, alle seine Allodien in der Altmark und Westhavelland 1196 vom Erzstift zu Lehen nehmen. Der Versuch seines Bruders Albrecht II. (1205–20), die Güter dem Erzbischof wieder zu entreißen, misslang, dagegen vertrieb Albrecht die Dänen von der deutschen Küste. Albrechts Söhne, Johann I. und Otto III., erweiterten in ihrer langjährigen gemeinschaftlichen Regierung Brandenburg durch ansehnliche Erwerbungen und nahmen Barnim und Teltow den Wenden, Stargard und die Ukermark den Pommern, die 1244 ihre Lehnshoheit anerkannten; die Neumark wurde 1260 erobert, Lebus und die Oberlausitz durch Kauf erworben. Die Ansiedelung deutscher Einwanderer wurde befördert und mehrere wichtige Städte, so Landsberg a. W. in der Neumark, Frankfurt a. O. im Lande Lebus, entstanden.

Der Durchfuhr- wie Ausfuhrhandel, selbst nach den Niederlanden durch ein Privileg König Wilhelms von Holland und besonders nach Lübeck, hob sich; 1242 erhielt Berlin brandenburgisches Stadtrecht; ansehnliche Klöster, wie Chorin und Lehnin, wurden für die Bodenkultur von maßgebender Bedeutung. So blühten die Marken gerade in einer Zeit auf, wo im Westen des Reiches Unruhe herrschte. Nach dem Tode der Brüder (1266, 1267) entstanden zwei Linien, die Johanneische oder Stendaler und die Ottonische oder Salzwedeler. Durch Kauf und Pfand wurden die Besitzungen noch um die Mark Landsberg, die Niederlausitz, Torgau und Dresden vermehrt. Um Otto IV. mit dem Pfeil, den bekannten Minnesinger († 1309), haben sich mannigfache Sagen gebildet. Erst unter Woldemar (1309–19) wurden die Länder beider Linien wieder vereinigt und im Kampf mit den Nachbarn behauptet, aber mit dem Tode seines minderjährigen Vetters, Heinrich von Landsberg, erlosch 1320 die brandenburgische Dynastie der Askanier. Nach heftigen Kämpfen um das herrenlose Land, in denen ansehnliche Gebietsteile verloren gingen, verlieh es König Ludwig 1323 seinem unmündigen Sohn Ludwig dem älteren (1323–51), doch lag den Wittelsbachern das Wohl des Landes, das wegen des Streites zwischen Kaiser und Papst mit dem Interdikt belegt und 1325 von Polen und Litauern verwüstet wurde, sehr wenig am Herzen. Hierzu kam die von Karl IV. begünstigte Erhebung des falschen Waldemar, die zum Aufstand fast des ganzen Landes führte, das dadurch stark litt.

Guben,Blick von der Hauptkirche nach der Frankfurter Straße
Guben, Blick von der Hauptkirche nach der Frankfurter Straße

Gewerbe und Handel lagen danieder, der Landbau wurde vernachlässigt, und bei der häufigen Geldnot der Fürsten wurden die meisten landesherrlichen Rechte, Güter und Einkünfte an Private und Städte teils verpfändet, teils um geringen Preis verschleudert. Der Adel trotzte der Macht des Markgrafen und ergab sich der Wegelagerei, die bald so überhandnahm, dass sich die Städte durch Bündnisse ihrer erwehren mussten. Adel und Städte suchten mit Erfolg die staatlichen Hoheitsrechte für sich zu gewinnen und jede Landesregierung lahmzulegen. Unter Ludwig dem Römer (1351–65) wurde Brandenburg 1356 durch die Goldene Bulle im Besitz der Kurwürde bestätigt. Karl IV., der schon 1348 die Ober- und 1364 die Niederlausitz erworben hatte, benutzte die Streitigkeiten im Hause Wittelsbach und die Schwäche des letzten Wittelsbachers, Ottos des Faulen (1365–73), um durch den Vertrag von Fürstenwalde (1373) die Mark an das luxemburgische Haus zu bringen, führte für seinen Sohn Wenzel die Regierung und bemühte sich, Ordnung, Gewerbefleiß, Handel und Wohlstand wieder herzustellen. Er veranlasste bedeutende Bauten, suchte den Städten durch Erneuerung ihres alten Verhältnisses zur Hanse wieder aufzuhelfen, bestrafte den Straßenraub und suchte durch die Anlage eines Landbuches den Besitz an Grund und Boden zu befestigen und die Steuerkraft des Landes sicher zu ermitteln.

Wiederum mussten die Fürsten von Pommern und Mecklenburg Brandenburgs Lehnshoheit anerkennen. Doch nach Karls Tode (1378) kehrte das alte Übel zurück; Siegmund, dem die Marken zufielen, weilte nur ganz vorübergehend in ihnen, verpfändete sie 1388 an den Markgrafen Jost von Mähren, unter dem die alte Verwirrung bald in höherem Maße wiederkehrte und verkaufte 1402 die Neumark an den Deutschen Orden.Nach Josts Tod ernannte Siegmund am 8. Juli 1411 seinen Rat und Feldherrn, den Burggrafen Friedrich von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern, zum obersten Verweser und Hauptmann und am 30. April 1415 zum Kurfürsten von Brandenburg; die feierliche Belehnung erfolgte am 18. April 1417 zu Konstanz. Natürlich gelang es dem neuen Landesherrn nur allmählich, sich geltend zu machen, indem er bedeutende Summen aufwendete, um die verpfändeten fürstlichen Rechte und Einnahmen einzulösen, durch Anwendung aller friedlichen Mittel, besonders durch Anerkennung aller Rechte und Privilegien Städte und Adel zur Huldigung nötigte, indem er die meisten Nachbarfürsten für sich gewann und indem er schließlich den aufs neue aufsässigen und Fehde übenden Teil des Adels, zumal die Quitzows, gewaltsam niederwarf. Sein staatskluges Auftreten begründete für die Mark den Beginn einer bessern Zeit und allmählich fanden sich mit der wiederhergestellten Ordnung die frühere Regsamkeit und der frühere Verkehr wieder ein. Wie Friedrich I. († 1440) den Adel, so beugte Friedrich II. (1410–70) die Städte, namentlich Berlin, unter die landesfürstliche Gewalt.

Neuruppin, See mit Klosterkirche
Neuruppin, See mit Klosterkirche

Unter ihm fand der Lehnsstreit mit dem Erzstift Magdeburg 1450 ein Ende, 1455 wurde die Neumark, 1467 ein Teil der Niederlausitz wiedererworben. Mehrfache Kriegszüge, um den Besitz der im Mannesstamm erloschenen Herzöge von Pommern-Stettin zu gewinnen, führten auch unter seinem Nachfolger Albrecht Achilles (1470–86) in Verbindung mit anderen Verwickelungen nur zur Anerkennung der Lehnshoheit über Pommern. Albrecht trennte durch das Hausgesetz von 1473 (dispositio Achillea) zwar die fränkischen Fürstentümer von Brandenburg, setzte aber die Unteilbarkeit aller, auch der zu erwerbenden Landesteile unter gewissen Modalitäten in der Weise fest, dass sich ein wirkliches Staatswesen entwickeln konnte. Mit Kraft hielt er wie sein Sohn Johann Cicero (1486–99) den Städten und dem Adel gegenüber die Rechte der Landeshoheit aufrecht und diese erreichte unter Joachim I. (1499–1535), der jede Unbotmäßigkeit rücksichtslos strafte, ihren Höhepunkt. Der Reformation gegenüber verhielt sich Joachim ablehnend; doch gründete er 1506 die Universität Frankfurt a. O. und 1516 das Kammergericht zu Berlin als obersten Gerichtshof. Seine Söhne, Kurfürst Joachim II. und Johann von Küstrin, der die Neumark bekam (beide bis 1571), traten 1539 zur lutherischen Kirche über, doch befolgte Joachim im Schmalkaldischen Krieg eine vorsichtige Politik.

Erst nach dem Augsburger Religionsfrieden (1555) zeigte er sich als Beförderer der Reformation, zu deren Aufrechterhaltung er das Konsistorium zu Berlin errichtete. Politik und Prachtliebe nötigten ihn zu so umfangreichen Ausgaben, dass er zur Erlangung der erforderlichen Mittel ein Hoheitsrecht nach dem andern, selbst das über Krieg und Frieden, an die Stände abtreten oder doch mit ihnen teilen musste. Seine Macht als Landesherr war lahm gelegt, doch wurden für die Zukunft die Erbverbrüderungen von großer Bedeutung, die er 1537 mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau errichtete. Für seinen Enkel Joachim Friedrich erwarb er die Stifter Magdeburg und Halberstadt und erhielt 1569 von Polen die Mitbelehnung für Preußen. Sein Sohn Johann Georg (1571–98) vereinigte wieder das ganze brandenburgische Gebiet und eine abermalige Zerstückelung verhinderte dessen ältester Sohn, Joachim Friedrich (1598–1608), indem er 1603 die Unteilbarkeit des Kurfürstentums behauptete und seinen Stiefbrüdern Christian und Joachim Ernst die erledigten hohenzollernschen Besitzungen in Franken überließ. Er gründete 1605, nach damaliger Zeitrechnung am 25. Dezember 1604, das Kollegium des Geheimen Rats als oberste Verwaltungsbehörde.

Eberswalde, Panorama vom Drachenkopf gesehen
Eberswalde, Panorama vom Drachenkopf gesehen

Sein Sohn Johann Siegmund (1608–20), mit Anna, der ältesten Tochter des Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen, vermählt, wurde 1618 Herzog von Preußen, konnte aber seine Ansprüche auf die gesamte jülich-klevische Erbschaft, die Anna von ihrer Mutter Maria Eleonore, der ältesten Schwester des 1609 kinderlos verstorbenen Herzogs Johann Wilhelm von Jülich, überkommen hatte, nicht voll durchsetzen und musste sich 1614 mit Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein begnügen. Von noch größerer Bedeutung als diese Erwerbung wurde für Brandenburg der seine eigne Politik zunächst schädigende Übertritt des Kurfürsten zum reformierten Bekenntnis dadurch, dass er die Gewissensfreiheit im Lande begründete. Die ständische Übermacht, unter der er und seine Vorgänger schwer gelitten hatten, stürzte unter seinem schwachen Nachfolger Georg Wilhelm (1620–40) das Land vollends ins Verderben: der Kurfürst vermochte weder seine rheinischen Besitzungen zu behaupten, noch seine Ansprüche auf Pommern durchzusetzen, das 1637 beim Tode des kinderlosen Herzogs hätte an Brandenburg fallen müssen. Während des Dreißigjährigen Krieges schwankte er ratlos zwischen den Parteien, und Schweden und Kaiserliche zwangen den Kurfürsten abwechselnd zur Bundesgenossenschaft. Trotz dieser Wirren gelang es dem Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm (1640–1688), den Besitz des Landes zu sichern, durch neue Erwerbungen zu vermehren und die Vereinigung der einzelnen Landesteile zu einem organischen Ganzen einzuleiten. Seitdem geht die Geschichte Brandenburgs auf in der des preußischen Staates, dessen Kern die brandenburgischen Lande immer gebildet haben.

Durch Neuorganisation der Verwaltung 1815 wurde Brandenburg eine Provinz Preußens, jedoch mit erheblich veränderten Grenzen, indem der linkselbische Teil, die Altmark, zur neuen Provinz Sachsen geschlagen, dagegen ein Teil des 1814 abgetretenen Gebietes des Königreichs Sachsen (Belzig, Jüterbog und die Niederlausitz) mit Brandenburg vereinigt wurde. Die 1816 gebildete Provinz erhält aus der ehemaligen Mark Brandenburg die Mittelmark, die Uckermark, die Priegnitz und den größten Teil der Neumark, von Schlesien den Schiebuser Kreis und einen Teil des Saganer Kreises, einige Orte des Großherzogtums Posen und von Sachsen die Niederlausitz, die Ämter Dahme und Jüterbog, die Herrschaft Baruth und Sonnewalde nebst Amt Belzig des Wittenberger Kreises und die Ämter Finsterwalde und Senftenberg des Meißener Kreises.

Rathenow, Havelpartie am Weinberg
Rathenow, Havelpartie am Weinberg

Berlin schied am 1. April 1881 aus dem Provinzialverband mit Brandenburg aus. 1912 wurde die brandenburgische Stadt Rixdorf in Neukölln (seit 1920 zu Berlin) umbenannt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) werden die Gebiete Brandenburgs östlich der Flüsse Oder und Neiße unter polnische Verwaltung gestellt. Dabei werden selbst die Städte Frankfurt und Guben geteilt. Die Deutschen fliehen vor der heranrückenden Roten Armee, werden ermordet, verschleppt, bzw. komplett vertrieben. Insgesamt werden rund 18,5 Millionen Deutsche aus ihrer alten Heimat vertrieben, dazukommen rund 1,5 Millionen Russlanddeutsche. Der Kirchliche Suchdienst in München hat 18.367.957 Personen namentlich erfasst (Stand 21.12.1980). In Ostbrandenburg gelten rund 207.000 Deutsche (35 % der Einwohner) als „Nachkriegsverluste“, also als nach dem Krieg ermordet, in Lagern verhungert, in der Verschleppung umgekommen oder vermisst.

Das Land Brandenburg aktuell:

Das heutige Land Brandenburg mit der Landeshauptstadt Potsdam besteht aus:

  • dem westlich der Oder-Neiße-Linie gelegenem Teil der ehemaligen Provinz Brandenburg, der östliche Landesteil (ca. 25 % der alten Provinz) gehört seit 1945 zu Polen.
  • Die brandenburgischen Städte Charlottenburg, Köpenick, Rixdorf bzw. Neukölln, Schöneberg und Spandau wurden am 1. Oktober 1920 in das neu geschaffene Groß-Berlin eingemeindet.

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Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
  • „Oberstufen-Altas für höhere Lehranstalten“ Gotha Justus Perthes 1914
  • „Schwarzbuch der Vertreibung 1945-1948: Das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit“ von Heinz Nawratil, Universitas 2007
Reichsadler 1889-1918

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