Kaiser Wilhelm I. (1797-1888), von 1871 bis 1888 Deutscher Kaiser und von 1861 bis 1888 König von Preußen, Biographie, Lebenslauf in alten Postkarten und Bildern.
Kaiser Wilhelm I.
* 22.03.1797 in Berlin,
† 09.03.1888 in Berlin;
1861 – 1888 König von Preußen und 1871 – 1888 Deutscher Kaiser
Vater:
Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770 – 1840)
Mutter:
Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776 – 1810)
Ehefrau:
Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach (1811 – 1890), Hochzeit 1829
Kinder:
- Friedrich Wilhelm von Preußen (der spätere Kaiser Friedrich III.) 18.10.1831 – 15.06.1888
- Luise Marie Elisabeth von Preußen (die spätere Großherzogin von Baden) 03.12.1838 – 23.04.1923
Kaiser Wilhelm I. – Lebenslauf, Biografie
Kaiser Wilhelm I. wurde nach seinem Tode von seinem Enkel Kaiser Wilhelm II. zu „Kaiser Wilhelm der Große“ erhoben und ist unter diesem Namen auf vielen Denkmälern verewigt.
Wilhelm Friedrich Ludwig, deutscher Kaiser und König von Preußen, der zweite Sohn König Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise, geboren am 22. März 1797 in Berlin, wurde am 1. Januar 1807 Offizier und durch Delbrück und den Hauptmann von Reiche vortrefflich erzogen. Wilhelm zeigte früh einen klaren, praktischen Verstand, große Ordnungsliebe und einen ernsten, zuverlässigen Charakter, während er an geistiger Regsamkeit seinem älteren Bruder, Fritz (König Friedrich Wilhelm IV.), nachstand.
1814 Hauptmann geworden, begleitete der Prinz seinen Vater auf dem Feldzug gegen Napoleon I. nach Frankreich. Er erwarb sich bei Bar-sur-Aube am 26. Februar das Eiserne Kreuz, zog am 31. März mit in Paris ein, folgte den Monarchen auch beim Besuch in England und führte, am 8. Juni 1815 konfirmiert und zum Major befördert, ein Bataillon des 1. Garderegiments von neuem nach Frankreich, wo inzwischen der Krieg schon zu Ende war.
Seit 1. Januar 1816 führte er das Stettiner Gardelandwehrbataillon, erhielt 1818 als Generalmajor eine Gardeinfanteriebrigade, am 1. Mai. 1820 die 1. Gardedivision und 1825 als Generalleutnant das Gardekorps. Mit Treue die Pflichten seiner militärischen Stellung erfüllend, half er mit Erfolg in der langen Friedenszeit den militärischen Geist in den Truppen zu erhalten. Auch zu den Staatsangelegenheiten wurde er herangezogen und wiederholt an den Petersburger Hof nach Russland gesandt.
Prinz Wilhelms große Jugendliebe war Prinzessin Elisa Radziwill (1803 – 1834). Die Radziwills, eines der ältesten und hervorragendsten litauischen Fürstengeschlechter, besaßen zwar große Besitzungen in Polen, Litauen und Posen, waren aber keine regierenden Landesfürsten. Elisas Vater war lediglich ehemaliger preußischer Statthalter im Großherzogtum Posen. Obwohl der damals berühmte Rechtsgelehrte Karl Friedrich Eichhorn ein befürwortendes Gutachten ausstellte, wurde vonseiten der Minister die Ebenbürtigkeit der Prinzessin angezweifelt. Dabei beriefen sie sich auf den Grundsatz, den Friedrich der Große aufstellte und der besagt, dass nur die Töchter der regierenden Fürstenhäuser und der ehemaligen reichsständigen Landherren für ebenbürtig gelten sollten. Mehrere Jahre kämpfte Prinz Wilhelm einen schweren Kampf um seine Liebe. Seine und des Vaters letzte Hoffnung war, dass, wenn die Prinzessin durch den Prinzen August von Preußen an Kindes statt angenommen würde, dies als Ersatz für die Ebenbürtigkeit werde gelten können.
Zusätzlich kam es zu einem Erbfolgestreit, da nun einerseits die Ehe des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (Wilhelms älterer Bruder) kinderlos blieb, andererseits infolge der Ehe des Prinzen Karl von Preußen (Wilhelms jüngerer Bruder) mit der weimarischen Prinzessin, Maria Luisa Alexandrina Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach, der großherzogliche Hof in Weimar erklärte, er werde für die Kinder dieser Ehe den Vorrang fordern, falls Prinz Wilhelm eine morganatische (nicht ebenbürtige) Ehe eingehe, so blieb dem König nichts übrig, als von Wilhelm ein Verzicht zu fordern. Auch blieben die Minister dabei, dass die Kindesannahme das Blut nicht ersetzen könne und so musste sich Wilhelm schweren Herzens fügen. Prinzessin Elisa starb 1834 im Alter von 31 Jahren an Tuberkulose. Wilhelm vergaß sie nie, bis am Ende seines langen Lebens hatte er eine Porträtminiatur von ihr auf seinem Schreibtisch stehen.
Am 11. Juni 1829 vermählte er sich mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach. Sie gebar ihm am 18. Oktober 1831 den Prinzen Friedrich Wilhelm (Kaiser Friedrich III.) und am 3. Dezember 1838 die Prinzessin Luise (seit 1856 Großherzogin von Baden).
Am 22. Mai 1840 wurde der Kronprinz durch den Landes-Großmeister der Großen Landesloge, Wilhelm Ludwig Viktor Henckel von Donnersmarck (1775 – 1849), in Gegenwart der beiden anderen Großmeister für alle drei preußischen Lehrarten in die ersten drei Grade aufgenommen und übernahm zugleich das Protektorat über sie. Während der Märzrevolution 1848 trat er für die militärische Niederschlagung der Revolution ein. Irrtümlich für den Artillerieeinsatz gegen Berliner Barrikaden am 18. März 1848 verantwortlich gemacht, erhielt er die Bezeichnung „Kartätschenprinz“. (Den Befehl dazu gab in Wirklichkeit Generalleutnant von Prittwitz, Kommandeur der Gardekorps, der wiederum von König Friedrich Wilhelm IV. die Order zur Räumung des Schlossplatzes erhaltenen hatte.) Da er nun persönlich gefährdet war, flüchtete er am Morgen des 19. März in fremden Kleidern aus Berlin nach Spandau. Sein Palais wurde gestürmt, geplündert und wäre sicherlich geschleift worden, wenn nicht der Wortführer Ludwig Eichler die aufgebrachte Menge beruhigt hätte.
Seinen Geburtstag feierte er am 22. März 1848 in Verborgenheit auf der Pfaueninsel im engsten Familien- und Freundeskreis. Am Abend reiste er unerkannt nach Hamburg und von da nach London. Dort nahm er regen Anteil an der weiteren Entwicklung in Deutschland. Am 10. Mai 1848 forderten ihn sämtliche preußischen Staatsminister zur Rückkehr nach Berlin auf. Gegen seine Rückkehr protestierten am 12. und 13. Mai zwei riesige Volksversammlungen und am 14. Mai ein Aufmarsch von rund 50.000 Menschen. Dennoch entschieden die Wähler des Kreises Wirsitz in Posen den Prinzen als ihren Abgeordneten zur Nationalversammlung. Am 31. Mai traf er in Haag, am 4. Juni über Arnheim in Wesel ein, die weitere Bahnreise wurde bis Magdeburg zu einem Triumphzug. Am 6. Juni traf er in Magdeburg ein, wo ihn seine Frau mit den Kindern empfing und sie gemeinsam nach Potsdam fuhren. Am 8. Juni begab er sich weiter nach Berlin, um in der Singnalakademie, wo die Nationalversammlung damals tagte, seinen Sitz als Abgeordneter einzunehmen.
1849 leitete er die Niederschlagung des badischen und pfälzischen Aufstandes zur Durchsetzung der Deutschen Reichsverfassung. Auf der Zugfahrt von Mainz nach Kreuznach entging er nur knapp einer Gewehrkugel, die aus einem Getreidefeld abgefeuert worden war. Der Prinz lieferte den badischen Rebellen am 23. Juni bei Upstadt ein mörderisches Gefecht, in dem er sich rücksichtslos dem gegnerischen Feuer aussetzte. Am 25. nahm er am Gefecht bei Durlach teil und noch am selben Tag zog er mit seinen Truppen nachmittags in Karlsruhe ein, nachdem die provisorische Regierung abgezogen war. Im Juli 1849 war der Aufstand endgültig niedergeschlagen. Am 19. August empfing Wilhelm in Maxau den Großherzog von Baden und geleitete ihn in seine Residenz zurück. Als der Prinz am 13. Oktober nach Berlin zurückkehrte, waren die Berliner nicht wieder zu erkennen und bereiteten ihm einen großartigen Empfang durch das Brandenburger Tor.
1849-54 wurde Prinz Wilhelm Generalgouverneur in den Provinzen Rheinland und Westfalen und nahm seinen Wohnsitz in Koblenz. Dort wurde er 1854 Generaloberst der Infanterie mit dem Rang eines Feldmarschalls und zugleich Gouverneur der Festung in Mainz. Politisch wandte sich unter dem Einfluss seiner Frau zunehmend dem Liberalismus zu und geriet deshalb immer mehr in Konflikt zu der konservativen Regierung seines Bruders.
Am 26. Oktober 1858 übernahm er nach einem Schlaganfall seines Bruders, König Friedrich Wilhelm IV., die Regentschaft und bildete das Kabinett zugunsten der Liberalen (Ministerium der neuen Ära) um und legte am 8. November in einem Erlass an dieses seine Regierungsgrundsätze dar, die zu einer Stärkung Preußens, verbunden mit einer notwendigen Heeresreform versehen waren.
Während eines Besuches in Baden-Baden, verübte am 14. Juli 1861 der Student Oskar Becker auf König Wilhelm ein Pistolenattentat, bei dem dieser aber nur leicht verletzt wurde. Über dieses Erlebnis schrieb der König an Herzog Ernst, „Gottes Gnade hat mich gerettet wider Meuchelmord. Möge diese ruchlose Tat ein Fingerzeig sein, dass nichts überstürzt werden soll. Der Täter hat schriftlich erklärt vor der Tat, dass, da ich nicht genug für Deutschlands Einheit täte, ich ermordet werden sollte. Das ist klar, aber etwas drastisch.„
Nach dem Tod seines Bruders, Friedrich Wilhelm IV., bestieg Wilhelm den preußischen Thron. Am 18. Oktober 1861 fand die prachtvolle Krönungsversammlung in Königsberg statt. Wilhelm setzte sich selbst die Krone aufs Haupt und nahm das Szepter, den Reichsapfel und das Reichsschwert vom Altar, danach krönte er seine Frau zur Königin und sagte: „Von Gottes Gnaden tragen Preußens Könige seit 160 Jahren die Krone. Nachdem durch zeitgemäße Einrichtung der Thron umgeben ist, besteige ich ihn als König. Aber eingedenk, dass die Krone nur von Gott kommt, habe ich durch die Krönung an geheiligter Stätte bekundet, dass ich sie in Demut aus freien Händen empfangen habe.„
Über die Heeresreform geriet Wilhelm mit der Landtagsmehrheit in Konflikte. Ende 1861 gewannen die fortschrittlichen Kräfte die Wahlen, das Ministerium der neuen Ära trat zurück, da Wilhelm keine Abstriche von seiner Heeresreorganisation machen wollte, kam es zum Verfassungskonflikt. Dadurch verlor der König rasch seine frühere Popularität wieder, wie sich besonders bei den 50jährigen Erinnerungsfeiern an die Befreiungskriege und die Vereinigung der neuen Provinzen mit Preußen 1863-65 zeigte. Als sich die Problematik immer weiter zuspitzte, dachte Wilhelm I. daran zugunsten seines Sohnes Friedrich abzudanken. 1862 berief Wilhelm Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten von Preußen und ließ sich im Wesentlichen von ihm lenken. Bismarck verfolgte mit kühnem Plan die „kleindeutsche“ (ohne Österreich) Einigung des Reiches. Da aber die öffentliche Meinung in zwei Lager gespalten war und die „Großdeutschen“ keinesfalls die „kleindeutsche“, preußische Lösung akzeptieren wollte, wurden der König und Bismarck nach dem Fürstenkongress von 1863 und dem Konflikt um Schleswig-Holstein 1864 heftig kritisiert.
Im Deutschen Krieg vom 1866 kam es zur offenen Auseinandersetzung Preußens (zusammen mit einigen wenigen Verbündeten) gegen den Deutschen Bund unter Führung Österreichs. Am 11. Juni 1866 forderte Österreich im Bundestag zu Frankfurt a. M. „zum Schutze der inneren Sicherheit Deutschlands und der bedrohten Rechte seiner Bundesglieder“ die Mobilmachung der sieben nichtpreußischen Bundeskorps zum Bundeskrieg gegen Preußen. Für Preußen bedeutete dieser Antrag ein Bruch des Bundeshauptes, denn nach dem Bundesrecht gab es einen Bundeskrieg nur gegen einen äußeren Feind, aber niemals gegen ein Bundesmitglied. Der österreichische Antrag wurde am 14. Juni von der Mehrheit des Bundestages mit 9 gegen 6 Stimmen angenommen. In der entscheidenden Schlacht bei Königgrätz besiegte die modernisierte Armee Preußens unter des Leitung des von Wilhelm protegierten Generals Helmuth von Moltke die österreichisch-sächsischen Verbände und entschied so den Krieg. Am 23. August wurde der endgültige Frieden mit Österreich in Prag abgeschlossen. Der Deutsche Bund wurde aufgelöst, und das Habsburgerreich schied damit völlig aus dem deutschen Staatsverband aus. Das Königreich Hannover, das Kurfürstentum Hessen-Kassel, das Herzogtum Nassau und die Stadt Frankfurt am Main wurden dem preußischen Staat einverleibt. Bei den Friedensverhandlungen verzichtete Wilhelm nur ungern auf die Annexion des Königreichs Sachsens, um Bismarcks deutsche Einigungspläne nicht zu durchkreuzen, und bot dem Preußischen Landtag durch das Indemnitätsgesetz die Hand zum Frieden. Durch den Vertrag vom 18. August 1866 entstand der Norddeutsche Bund, dessen „Bundespräsidium“ Wilhelm wurde. Im Innern lenkte er in die liberale Bahn, die verhasstesten Minister der Konfliktsperiode wurden durch liberale Männer ersetzt.
Der Krieg mit Frankreich 1870–71 führte zu neuem Ruhm. Wilhelm übernahm offiziell (an der Seite seines Generalfeldmarschalls Moltke) den Oberbefehl über die gesamte in Frankreich einrückende Armee, befehligte bei Gravelotte und bei Sedan und leitete von Oktober 1870 bis März 1871 von Versailles aus die militärischen Operationen und die politischen Verhandlungen über die Errichtung des Deutschen Reiches. Durch die Kaiserproklamation, die am 18. Januar 1871 im Versailler Schloss stattfand, nahm Wilhelm für sich und seine Nachfolger an der Krone Preußen den Titel „Deutscher Kaiser“ an. Am 16. Juni 1871 hielt er seinen glänzenden Einzug in Berlin. Rastlos mit der Vollendung der militärischen Organisation des Deutschen Reiches und der inneren Reform des preußischen Staatswesens beschäftigt, hielt Wilhelm auch im Kulturkampf gegenüber allen ultramontanen Schmeicheleien und Drohungen entschlossen zu seinen Ministern und wies die Anmaßung des Papstes in seinem berühmten Schreiben vom 3. September 1873 zurück. Zur Sicherung des europäischen Friedens schloss er im September 1872 den Dreikaiserbund zwischen Deutschland, Russland und Österreich, der die beiden letztern Mächte einander annäherte. Demselben Zwecke dienten des Kaisers Besuche 1873 in St. Petersburg und Wien, 1875 in Mailand. Durch seine unermüdliche, aufopfernde Tätigkeit für das Gemeinwohl erlangte Wilhelm eine außerordentliche Beliebtheit, die sich bei seinem 70jährigen und 80jährigen Militärjubiläum, bei der Feier des 80. und 90. Geburtstags (1877 und 1887) sowie bei der Goldenen Hochzeit (1879) in großartigen Huldigungen des deutschen Volkes zeigte. Selten hat ein Fürst noch in so hohem Alter seinem Haus und Staat solche Ehren errungen wie er, der nicht bloß der älteste, sondern auch der angesehenste und mächtigste Monarch Europas war.
Um so größeres Erstaunen erregten die auf sein Leben von Hödel am 11. Mai 1878 und Nobiling am 2. Juni 1878 unternommenen Attentate. Bei dem Revolverattentat durch den Gelegenheitsarbeiter Emil Max Hödel „Unter den Linden“ in Berlin verfehlen beide Kugeln ihr Ziel. Da der Attentäter sozialdemokratischen Kreisen nahe steht, nahm Bismarck das Attentat zum Anlass die Sozialdemokraten zu verbieten. Emil Max Hödel wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet. Nur wenige Tage später, am 2. Juni verübte Karl Eduard Nobiling auf den 81jährigen Kaiser mit Schüssen aus einer Schrotflinte ein Attentat, wobei der Kaiser diesmal verletzt wird. Passanten überwältigten Nobiling, der versuchte sich nun selbst zu erschießen. Nobiling erlag später seinen Verletzungen, bevor ihm der Prozess gemacht werden konnte. Bismarck brachte nunmehr sein Sozialistengesetz im Reichstag durch.
Obwohl der Kaiser durch die bei letzterem erhaltenen Wunden an Kopf und Arm so krank wurde, dass er am 4. Juni den Kronprinzen zum Stellvertreter ernennen musste, so bewahrte er dennoch unerschütterliche Seelenruhe und übernahm nach längerem Aufenthalt in Baden und Wiesbaden am 5. Dezember die Regierung wieder. Im Sommer 1878 wurde im ganzen Deutschen Reich die Kaiser Wilhelms-Spende aus kleinen Gaben gesammelt. Am 17. November 1881 und am 14. April 1883 ergingen die Botschaften an den Reichstag, in denen die wichtigen Gesetze für das Wohl der Arbeiter angekündigt wurden. Auch knüpfte der Kaiser Verhandlungen mit dem neuen Papst Leo XIII. zur Beendigung des Kulturkampfes an. Ungeachtet seiner tief gewurzelten Sympathien für Russland gab er 1879 seine Zustimmung zum Bündnis mit Österreich, aus dem durch den Zutritt Italiens der Dreibund wurde. Unermüdlich tätig, weilte Wilhelm meist in Berlin und ging nur im Sommer kurze Zeit nach Ems und Gastein. Schmerzlich getroffen durch die Krankheit seines Sohnes und den Tod seines Enkels (des Prinzen Ludwig von Baden), starb Wilhelm nach kurzer Krankheit am 9. März 1888 in Berlin und wurde am 16. März im Mausoleum zu Charlottenburg beigesetzt.
Zahlreiche, teilweise großartige Denkmäler wurden ihm von Provinzen und Städten errichtet: Ende 1902 wurden 322 an 318 Orten gezählt. Die bedeutsamsten darunter sind
- das auf Reichskosten errichtete Nationaldenkmal in Berlin (von R. Begas, mit Halle von Halmhuber, 22. März. 1897, enthüllt),
- das vom deutschen Kriegerbund errichtete auf dem Kyffhäuser bei Frankenhausen (von Schmitz, mit Reiterstandbild von Hundrieser),
- das der Rheinprovinz am deutschen Eck bei Koblenz (von denselben) und
- das der Provinz Westfalen auf dem Wittekindsberg bei Minden (von Schmitz, mit Standbild von Zumbusch).
- Außerdem sind zu erwähnen das Jung Wilhelm-Denkmal auf der Luiseninsel im Tiergarten zu Berlin in Marmor (von Adolf Brütt, 3. Mai 1904 enthüllt), das den Prinzen in der Uniform der Gardefüsiliere im Alter von 17 Jahren zeigt,
- die Reiterdenkmäler in Eberfeld und
- Mannheim (beide von Eberlein),
- Bremen (von Bärwald),
- Görlitz (von Pfuhl),
- Frankfurt a. M. (von Buscher),
- Düsseldorf (von K. Janssen),
- Köln (von R. Anders),
- Kiel (von Brütt),
- Stettin (von Hilgers),
- Metz (von Fr. v. Miller),
- Breslau (von Behrens) und
- Magdeburg (von Siemering) und
- die Marmorstandbilder in Bad Ems (von P. Otto) und
- Wiesbaden (von Schilling).
Das 2. westpreußische Grenadierregiment Nr. 7 wurde Grenadierregiment König Wilhelm I. benannt.
Wilhelm war von großer, imposanter Gestalt und regelmäßigen, angenehmen und freundlichen Gesichtszügen. Geregelte Tätigkeit und einfache Lebensweise bewahrten ihm bis in sein hohes Alter eine seltene körperliche Rüstigkeit und geistige Frische. Allgemein bewundert wurden seine Liebenswürdigkeit im persönlichen Verkehr und seine unermüdliche Ausdauer in der Erfüllung seiner Pflichten als Monarch. „Einfach, bieder und verständig“, so hatte seine Mutter ihn 1810 bezeichnet, und so entwickelte er sich harmonisch. Er war ein gläubiger Christ, aber ohne Unduldsamkeit. Hervorragende Geistesgaben zeichneten ihn nicht aus; er zeigte hauptsächlich für militärische und politische Dinge Verständnis, weniger für Künste und Wissenschaften. Doch versuchte er sich als Herrscher über alle wichtigen Dinge genau zu unterrichten und sich ein selbständiges Urteil zu bilden. Seine Menschenkenntnis gestattete ihm, fast immer die richtigen Männer für die zu lösenden Aufgaben zu finden.
Bedeutend waren seine Charaktereigenschaften: seine Wahrheitsliebe, Treue, Dankbarkeit, sein sittlicher Mut, sein Pflichtgefühl als Herrscher, seine Standhaftigkeit in gefährlichen, seine Mäßigung in glücklichen Lagen. Mit Bescheidenheit pflegte er das Verdienst der von ihm selbst ausgewählten Gehilfen, besonders Bismarck, Moltke und Roon, nicht nur selbst anzuerkennen, sondern ertrug auch die ihn selbst in Schatten stellende Verherrlichung derselben ohne Eifersucht. Kaiser Wilhelm I. war ein glänzendes Beispiel dafür, dass im Staatsleben ein Charakter weit mehr wert ist als ein Talent. Den Beinamen „der Große“, den ihm sein Enkel Kaiser Wilhelm II. beigelegt und auf vielen Denkmälern verewigt hat, versagt ihm die Geschichte, aber als „Wilhelm der Siegreiche“ und populär als „der alte Wilhelm“ lebt er im Andenken des Volkes.
Otto von Bismarck über Wilhelm I.: „Der Große? – Das passt vielleicht nicht ganz: aber ein Ritter war er, – ein Held„.
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Quellenhinweise:
- „Meyers Konversations-Lexikon“ 5. Auflage in 17 Bänden 1893 – 1897
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1906 – 1908
- „Meyers Kleines Konversations-Lexikon“ 7. Auflage in 6 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1908
- „Gedanken und Erinnerungen“ Otto von Bismarck, die Autobiographie erschien postum 1898
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