Brandenburg an der Havel im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Brandenburg a. H. 51.251 Einwohner – 1905 = 83. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.
Neben der Stadt Brandenburg an der Havel existieren im Deutschen Reich (Kaiserreich):
- Brandenburg in Ostpreußen, ein Flecken im Königreich Preußen, Provinz Ostpreußen, Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Heiligenbeil, am Einfluss des Frisching ins Frische Haff. Der Ort hat eine evangelische Kirche, einen Hafen, Fischerei und im Jahr 1900 = 1420 Einwohner In der Nähe bedindet sich die königliche Domäne Brandenburg, ehemals Deutschordens-Kommende (1266 gegründet), mit 231 Einwohnern.
- Brandenburg eine Burgruine bei Herleshausen, einem Dorf im Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege, an der Werra und der Staatsbahnlinie Bebra-Weißenfels und 108 Meter über dem Meer. Der Ort hat eine evangelische Kirche, Synagoge, Schloss (Augustenau) des Landgrafen von Hessen-Philippsthal-Barchfeld und hat im Jahr 1900 = 1150 evangelische Einwohner. Wobei die Ruine Brandenburg selbst, gegenüber im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach liegt.
Brandenburg an der Havel im Königreich Preußen
Brandenburg (das alte wendische Brennaburg, wovon die Mark Brandenburg den Namen erhielt) ist eine Stadt (Stadtkreis; mit dem Ehrentitel Kur- und Hauptstadt) im Königreich Preußen, Provinz Brandenburg, Regierungsbezirk Potsdam, an der Staatsbahnlinie Berlin–Magdeburg.
Die Stadt Brandenburg a. H. liegt an der Havel, welche die Altstadt auf dem rechten von der Neustadt auf dem linken Ufer scheidet, hat 4 evangelische Kirchen (darunter die gotische Katharinenkirche von 1401), eine katholische Kirche, eine Synagoge, Gymnasium, Realgymnasium, Wredows Zeichen- und Modellierschule, 2 alte Rathäuser, eine Rolandssäule vor dem Rathaus der Neustadt und eine Strafanstalt.
Brandenburg a. H. hat im Jahr 1900 mit der Garnison (ein Füsilierregiment Nr. 35, Kürassierregiment Nr. 6 und ein Feldartillerieregiment Nr. 3) 49.250 Einwohner, der Großteil sind Evangelische, 2705 sind Katholiken und 341 Juden. Die Industrie der Stadt ist bedeutend; es gibt eine Kammgarnspinnerei,
eine Korbwarenfabrik (die größte ihrer Art im Deutschen Reich, über 1000 Arbeiter), Tuchfabriken, Eisengießerei, Jutespinnerei, eine Kunstdruckanstalt, Fabriken für Fahrräder, Hüte, Goldleisten, Leder, Posamentierwaren, Zigarren etc., dazu bedeutende Weißgerbereien, Ziegeleien, Öl-, Schneide- und Mahlmühlen, Gartenbau und Schifffahrt.
Brandenburg a. H. ist Sitz des Stabes der 6. Division, der 11. und 12. Infanterie-, der 6. Kavallerie- und 6. Feldartilleriebrigade, eines Amtsgerichts, einer Handelskammer und Reichsbankstelle (Umsatz 1901: 135,6 Millionen Mark.). Der Magistrat zählt 16, die Stadtverordnetenversammlung 45 Mitglieder.
In der Nähe von Brandenburg a. H. befindet sich der 65 Meter hohe Marienberg, mit Kriegerdenkmal. Unmittelbar bei Brandenburg liegt auf einer Havelinsel Dom-Brandenburg, eine besondere Gemeinde im Kreis Westhavelland, mit 820 Einwohnern, einer Ritterakademie (seit 1856 wiederhergestellt) in dem ehemaligen Prämonstratenserkloster, einem Domkapitel und der Domkirche aus dem 14. Jahrhundert.
Brandenburg wurde 928 von Kaiser Heinrich I. den Hevellern entrissen, blieb aber bis ins 12. Jahrhundert ein Zankapfel zwischen Deutschen und Slawen, so dass das schon von Otto I. 948 hier errichtete Bistum erst unter Albrecht dem Bären Bedeutung erlangte. Brandenburg vergrößerte sich dadurch, dass aus dem Dorf Parduin die nachmalige Altstadt und aus dem „deutschen Dorf“ die Neustadt erwuchs, die erst 1715 zu einer Stadt vereinigt wurden.
Die Zerstörung und der Niedergang im Dreißigjährigen Krieg konnte erst um 1800 aufgeholt werden. Die Ansiedlung von Hugenotten 1686 brachte die Bildung einer reformierten Gemeinde und mit der Gerberei und Lederverarbeitung eine wirtschaftliche Belebung. Der Aufbau des brandenburgischen Heeres seit dem späten 17. Jahrhundert machte Brandenburg zu einer Garnisonsstadt. 1830 hatte Brandenburg 13.538 Einwohner. 1846 erhielt es Bahnverbindung nach Berlin und Magdeburg, 1904 nach Rathenow und Belzig, drei weitere Kleinbahnen entstanden 1901/12.
Im November und Dezember 1848 tagte hier die preußische Nationalversammlung bis zu ihrer Auflösung. Die Industrialisierung setzte nach 1870 ein, die Brennabor-Werke (1871) erzeugten Fahrräder, Kinderwagen und Autos, um 1900 folgten zwei weitere Fahrradwerke, eine Schiffswerft, eine Eisengießerei, Fabriken für Blechspielwaren, Textilien und Möbel. 1913 entstand ein Stahl- und Walzwerk, während die alte Tuch- und Seidenweberei einging.
Brandenburg an der Havel ist heute eine kreisfreie Stadt im Land Brandenburg und hat ca. 72.000 Einwohner (2020).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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Eine Frage aus Holland.
Ich habe ein Briefmarke mit stempel „BRAND Bz. Frankfurt Oder“.Datum 13-12 ’20
Frage: gab es ein Stadt mit name „Brand“ umgebung Frankfurt O rund 1920??
Vielen dank
Henk van Vliet
Brand (Bezirk Frankfurt Oder), Bahnhof (Gutsbezirk Priesen), Kreis Luckau.