Städte im Königreich Ungarn
Ungarn (magyar. Magyar-ország, Land der Magyaren), man unterscheidet zwischen
- dem eigentlichen Königreich Ungarn mit dem 1868 einverleibten Großherzogtum Siebenbürgen und
- den Ländern der ungarischen Krone, dem östlichen Teil (Transleithanien) der Österreichisch-Ungarischen Monarchie zu dem noch Fiume, Kroatien-Slawonien und die ehemalige Militärgrenze zählt, zusammen 324.851 km². Im Jahr 1900 leben hier 19.254.559 Einwohner.
Ungarn umfasst den größten Teil des Kessellandes der mittleren Donau, im Nordosten und Südosten von den Karpaten begrenzt, meist sehr fruchtbar, reich an Getreide, Wein, Wald, Mineralien, Mineralquellen. Haupterwerbszweige: Viehzucht, Acker-, Weinbau, Fischerei, Bergbau. Die Industrie ist wenig entwickelt, der Handel lebhaft. Die Verfassung beruht auf dem Grundgesetz vom 21. Dezember 1867.
Das Nationalitätengesetz vom 29. November 1868 bestimmte, dass alle Bewohner der ungarischen Reichshälfte die einheitliche und unteilbare ungarische Nation bilden und die ungarische Sprache Staatssprache sein sollte. Damit setzte eine rücksichtslose Magyarisierung im ganzen Land ein, die zu vielen Ungerechtigkeiten gegen die Nationalitäten führten. Unter anderem bekamen so alle Ortschaften ausschließlich ungarische Namen.
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) verlor Ungarn zwei Drittel seines Staatsgebiets an die Tschechoslowakei, Rumänien, den südslawischen Staat (Jugoslawien) und Österreich.
Städte im Königreich Ungarn (Auswahl):
Budapest (spr. -pescht), Haupt- und Residenzstadt von Ungarn sowie Hauptort des Komitats Pest-Pilis-Solt-Kleinkumanien, an beiden Seiten der Donau, aus den 1872 vereinigten Städten Ofen (Buda) und Pest bestehend. Im Jahr 1900 leben hier mit Garnison (15.846) 732.322 Einwohner.
Arad (Altarad, ungar. Ó-Arad, slaw. Stary Hrad) königliche Freistadt und Hauptstadt des Komitats Arad, an der Maros, gegenüber von Neuarad. Im Jahr 1900 leben hier 56.250 meist katholische magyarische Einwohner.
Bistritz, ungar. Besztercze, rumän. Bistrița, Hauptstadt des Komitats Bistritz-Naszód, an der Bistritza (zum Großen Szamos). Im Jahr 1900 leben hier 12.081 Einwohner.
Debreczin (spr. débrezin), ungar. Debreczen, königliche Freistadt im Heiduckenkomitat, an der Theiß. Im Jahr 1900 leben hier 75.006 Einwohner.
Erlau, ungar. Eger, Stadt im Komitat Heves, am Fluss Erlau, Sitz eines Erzbischofs. Im Jahr 1900 leben hier 24.893 Einwohner.
Fünfkirchen, ungar. Pécs, königliche Freistadt, Hauptstadt des Komitats Baránya. Im Jahr 1900 leben hier 43.982 Eeinwohner.
Großwardein, ungar. Nagyvárad, rumän. Oradea, Hauptstadt des Komitats Bihár, an der Schnellen Körös, Sitz eines röm.- und eines griech.-kath. Bischofs und griech.-orient. Konsistoriums. Im Jahr 1900 leben hier 50.177 Einwohner.
Hermannstadt, ungar. Nagyszeben, rumän. Sibiu (lat. Cibinium), ehemalige Hauptstadt des Großfürstentums Siebenbürgen, am Cibin. Im Jahr 1900 leben hier 29.577 Einwohner.
Karlsburg, ungar. Gyulafehérvár, auch Belgrad (Alba Iulia) oder Weißenburg, Stadt und Festung im Komitat Unterweißenburg, an der Maros. Im Jahr 1900 leben hier 11.507 Einwohner.
Klausenburg, ungar. Koloszvár, rumän. Cluj, Hauptstadt von Siebenbürgen und des Komitats Klausenburg oder Kolosz, an der Kleinen Szamos. Im Jahr 1900 leben hier 49.295 Einwohner.
Kronstadt, ungar. Brassó, rumän. Brașov, königliche Freistadt, Hauptstadt des Komitats Kronstadt. Im Jahr 1900 leben hier 36.646 Einwohner.
Munkács (spr. múnnkahtsch) deutsch Munkatsch, ukrainisch Mukatschewe, Hauptstadt des Komitats Bereg, an der Latorcza, Sitz eines griech. Bischofs. Im Jahr 1900 leben hier 14.416 Einwohner.
Neusatz, ungar. Ujvĭdék, serb. Novi Sad, Freistadt im Komitat Bács-Bodrog, an der Donau, gegenüber von Peterwardein. Im Jahr 1900 leben hier 29.296 Einwohner. Sitz des griech.-orient. Bischofs der Bácska.
Ödenburg, ungar. Sopron, Hauptstadt des Komitats Ödenburg, unweit des Neusiedler Sees. Im Jahr 1900 leben hier 33.478 Einwohner.
Preßburg, ungar. Pozsony, slowakisch Bratislawa, Hauptstadt des Komitats Preßburg, königliche Freistadt, an der Donau. Im Jahr 1900 leben hier 65.867 Einwohner.
Schäßburg, ungar. Segesvár, rumän. Sighisora, Hauptstadt des Komitats Großkokelburg, an der Großen Kokel. Im Jahr 1900 leben hier 10.868 Einwohner.
Stuhlweißenburg, ungar. Székesfehérvár, königliche Freistadt und Hauptstadt des Komitats Stuhlweißenburg. Im Jahr 1900 leben hier 32.167 Einwohner.
Szatmár-Németi (spr. ßáttmahr), rumän. Satu Mare, königliche Freistadt im Komitat Szatmár, an der Szamos. Im Jahr 1900 leben hier 26.881 Einwohner.
Szegedin (spr. ßegg-), jetzt Szeged, königliche Freistadt und Hauptstadt des Komitats Csongrád, an der Mündung der Maros in die Theiß. Im Jahr 1900 leben hier 102.991 Einwohner.
Temesvár (spr. témmeschwahr), deutsch Temeschburg, rumän. Timișoara, königliche Freistadt und Hauptstadt des Komitats Temes, ehemalige Festung, am Begakanal. Im Jahr 1900 leben hier 53.033 Einwohner.
Fiume, deutsch St. Veit am Flaum, kroat. Reka oder Rjeka, jetzt Rijeka, königliche ungarische Frei- und Freihafenstadt, an der Mündung der Fiumara (Reka) in den Golf von Fiume, ist Sitz eines königlichen Gouverneurs. Im Jahr 1900 leben hier 38.955 Einwohner. 17.354 Italiener, 5136 Illyrier, 7497 Kroaten, 2842 Ungarn, 2251 Winden, 1945 Deutsche) Seit dem zwischen Ungarn und Kroatien 1870 geschlossenen staatsrechtlichen Ausgleich bildet es ein dem ungarischen Staat einverleibtes, doch autonomes Territorium.
Quellenhinweise:
- „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
- „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
- „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
- „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
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