Szegedin (Szeged), Látkép a Tisza hiddal

Szegedin

Szegedin im Königreich Ungarn, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Szegedin 102.991 Einwohner (1901), Städte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie

Szegedin (Szeged), Klauzál tér
Szegedin (Szeged), Klauzál tér

Szegedin (Szeged) im Königreich Ungarn

Szegedin (spr. ßéggedin) ist eine königliche Freistadt und Munizipium mit geordnetem Magistrat im Königreich Ungarn, Komitat Csongrád.

Ungarn, Galizien und Bukowina, Nationalitäten- und Sprachen-Karte 1900 (Prof. Hickmann's geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)
Ungarn, Galizien und Bukowina, Nationalitäten- und Sprachen-Karte 1900 (Prof. Hickmann’s geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)

Szegedin liegt am Zusammenfluss der Maros und Theiß, ist Knotenpunkt der Bahnlinien nach Budapest, Temesvár-Verciorova, Großwardein, EssekFiume, Groß-Becskerek, Zenta und Dampfschiffstation. Die Stadt Szegedin wurde durch die am 11. und 12. März 1879 eingetretene furchtbare Überschwemmung der Theiß und Maros beinahe ganz vernichtet. 5585 Häuser waren teils eingestürzt, teils unbewohnbar geworden, gegen 2000 Menschen sollen in den Fluten ums Leben gekommen sein.

Szegedin (Szeged), Rákóczi szobor
Szegedin (Szeged), Rákóczi szobor (Rákóczi-Denkmal und Rathaus)

Zur Sicherung der Stadt gegen die fast jährlich wiederkehrende Hochflut hat man zwei Dammgürtel und einen 9,5 m hohen Ringdamm errichtet. Die ganze Stadt, für die damals 2,9 Millionen Gulden an LSpenden eingingen, wurde nach der Überschwemmung neu erbaut. Das heutige Szegedin, der Hauptort des Alföld, ist eine moderne Stadt mit zwei großen, durch mehrere Radialstraßen verbundenen Ringen (körút), breiten, geraden, asphaltierten und bepflanzten Nebengassen, sieben großen Plätzen (darunter der Széchenyiplatz in der Mitte der Stadt) und zahlreichen stilvollen Pracht- und Monumentalbauten, hauptsächlich am Tisza Lajos-Ring.

Szegedin (Szeged), Közmüvelödési palota
Szegedin (Szeged), Közmüvelödési palota (Kulturpalast)

Die hervorragendsten neuen Gebäude Szegedins sind: mehrere Kirchen, eine Synagoge (mit 60 m hoher Kuppel), das große Rathaus mit imposantem Turme am Széchenyiplatz, das Hotel Tisza (Redoutengebäude), das Justiz-, Post- und Telegraphen- und das Finanzpalais, das Theater mit Kiosk und Stephaniepromenade am Theißkai (an Stelle der 1880 abgetragenen Zitadelle), der prachtvolle Kulturpalast mit der Somogyi-Bibliothek (80.000 Bände) und dem Bild der Überschwemmung von Vágó, die Honvéd- und Infanteriekaserne mit Offizierspavillon,

Szegedin (Szeged), Zsinagóga
Szegedin (Szeged), Zsinagóga (Synagoge)

die große Mädchenschule, eine Statue des Dichters Dugonies, eine Honvédstatue, eine Statue L. Kossuths (von Róna), eine Denksäule für den Stromingenieur Bertalan (in Neu-Szegedin), eine Statue des Ingenieurs Vásárhelyi und der Kaiserin Elisabeth (seit 1907). Über die Theiß führt außer der Eisenbahnbrücke eine monumentale eiserne Bogenbrücke (nach dem Plane Gustav Eiffels, samt Brückenköpfen und Auffahrtrampe 591 m lang).

Szegedin (Szeged), Klauzál tér és Kossuth szobor
Szegedin (Szeged), Klauzáltér és Kossuth szobor (Klausplatz und Kossuth-Denkmal)

Im Jahr 1901 leben in Szegedin 102.991 meist magyarische (überwiegend römisch-katholische) Einwohner (darunter 3174 Deutsche), viele Fabriken (für Tabak, Spiritus, Seife, Soda, Salami, Zündhölzer, Tuch, Ziegel, Seile etc.), 3 Dampfmühlen, eine Schiffswerft, großen Schiffsverkehr, lebhaften Handel mit Getreide, Holz, Wolle etc., bedeutende Viehzucht sowie Acker-, Tabak-, Wein-, Gemüse- und Paprikabau. Bekannte Szegediner Spezialitäten sind namentlich Paprika, Seife, Tarhonya (gedörrte Mehlspeise) und Taschenmesser.

Szegedin (Szeged), Tiszapart résziete a kultúrpalotával és színházzal
Szegedin (Szeged), Tiszapart résziete a kultúrpalotával és színházzal (Kulturpalast und Theater)

Szegedin besitzt viele Lehranstalten (katholisches Obergymnasium der Piaristen, eine staatliche Oberrealschule, höhere Mädchenschulen, Präparandie, Handelsschule, Hebammenschule mit Gebärklinik, Taubstummeninstitut, Knabenheim, Gewerbefachschule für Holz- und Metallindustrie etc.) und 4 Klöster. Szegedin ist Sitz eines Honvéd-Distriktskommandos, einer königlichen Gerichtstafel, eines Gerichtshofs, einer Finanzdirektion und einer Staatsbahnbetriebsleitung und hat ein Tabakeinlösungs- und Tabakmagazin, eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, mehrere neue Militär- und Zivilspitäler und mehrere artesische Brunnen, die für die neue Wasserleitung das Wasser liefern.

Szegedin (Szeged), Reformatus templom
Szegedin (Szeged), Reformatus templom (Reformierte Kirche)

Ein großer Teil der Bevölkerung hält sich auf den zum Stadtgebiet gehörigen Pußten und Tanyen auf. Auf dem linken Ufer der Theiß liegt der mit Szegedin durch die große Eisenbrücke verbundene Vorort Uj-Szegedin (Neu-Szegedin) mit einem Villenviertel, Volksgarten und Baumschule. Szegedin, schon zu Matthias Corvinus‘ Zeiten eine von Siegmund und Matthias Corvinus mit Privilegien bedachte ungarische Stadt, fiel 1541 in Solimans II. Gewalt, der sie stärker befestigen ließ. 1686 wurden die Türken vom General Mercy geschlagen und mussten Szegedin räumen. Hier war im Juli 1849 der Sitz der revolutionären Regierung und des Reichstags, bis 3. August Haynaus Sieg bei Szöreg über die Ungarn und dessen Einzug in Szegedin erfolgte.

Szegedin (Szeged), Látkép a Tisza hiddal
Szegedin (Szeged), Látkép a Tisza hiddal (Blick mit der Theißbrücke)

Szeged, deutsch Szegedin, ist heute eine Stadt in Ungarn, Komitat Csongrád-Csanád, mit rund 160.000 Einwohnern (2011)

Ungarn vor und nach dem Ersten Weltkrieg
Ungarn vor und nach dem Ersten Weltkrieg

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
  • „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
  • „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
  • „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
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