Klausenburg in Siebenbürgen im Königreich Ungarn, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Klausenburg 49.295 Einwohner (1901), Städte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
Klausenburg (Kolozsvár, Cluj) in Siebenbürgen im Königreich Ungarn
Klausenburg (magyar. Kolozsvár, spr. kóloschwār, rumän. Clusu – später Cluj) ist eine Stadt im Königreich Ungarn und Sitz des gleichnamigen ungarischen Komitats.
Klausenburg liegt am Kleinen Szamos und ist Knotenpunkt der Bahnlinien Budapest-Predeal und Klausenburg-Deés-Zilah. Klausenburg ist von Bergausläufern umschlossen und besteht aus der inneren, ehemals befestigten Stadt und fünf Vorstädten. Auf dem 411 m hohen Hügel jenseits des Flusses liegt die 1715 erbaute Zitadelle (Fellegvár).
Inmitten des großen Hauptplatzes steht die von König Siegmund gegründete gotische Pfarrkirche St. Michael (1396–1432); erwähnenswert sind die Franziskanerkirche (der älteste Bau in Klausenburg), die reformierten Kirchen, deren eine, ein gotischer Bau, einst eine Minoritenkirche war; ferner die unitarische Kirche in italienischem Stil die neue reformierte Kirche mit minarettartigen Türmen und 2 Synagogen.
Klausenburg hat zahlreiche altertümliche Privatbauten und Paläste, ein Villenviertel und viele monumentale öffentliche Gebäude, wie das Rathaus, das Bánffypalais mit Arkaden, das Industriegebäude, das Kasino, die Redoute, das Jósikapalais (jetzt königliche Tafel), den neuen Justizpalast (1902), das Palais des Emke (siebenbürgisch-ungarischer Kulturverein), die Handelsakademie, das 1902 eröffnete neue Zentralgebäude der Universität, die Universitätskliniken, das Finanz-, das Forstpalais, das Post- und Telegraphengebäude, jenes der königlich ungarischen Staatsbahnen, das ungarische Nationaltheater, das neue Schlachthaus, das neue Militärspital, die neuen Kasernen; in einem der alten Häuser (jetzt Honvédkaserne) wurde Matthias Corvinus (1443 – 1490) geboren.
Von Denkmälern in Klausenburg ist die von Fadrusz geschaffene Reiterstatue des Matthias Corvinus und die Büste der Königin Elisabeth zu nennen. Im Jahr 1901 leben in Klausenburg 49.295 meist magyarische (ungarische) Einwohner. Sie betreiben lebhaften Handel, hervorragende Industrie, Acker- und Weinbau. Die Stadt besitzt 6 Spiritusfabriken, Kunstmühlen, eine königliche Zigarrenfabrik mit 1500 Arbeitern, Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen, Seife und Kerzen, Parketts, Gas, Ziegel etc. und eine große Maschinenwerkstätte der ungarischen Staatsbahnen.
Klausenburg, der Sitz des siebenbürgisch-evangelischen und eines unitarischen Bischofs und zahlreicher höherer Behörden (Militär-Divisionskommando, Honvédkommando, königliche Tafel, Gerichtshof, Finanzdirektion, Forstdirektion, Handels- und Gewerbekammer etc.), ist der Mittelpunkt des geistigen Lebens im östlichen Ungarn sowie der Unitarier. An wissenschaftlichen Anstalten sind zu nennen die Franz Josephs-Universität, römisch-katholisches Obergymnasium, reformiertes Seminar und Kollegium (Obergymnasium), unitarische Hochschule mit Seminar und Obergymnasium,
Handelsakademie, Lehrer- und Lehrerinnenpräparandie, höhere Mädchenschule, Taubstummeninstitut, ferner der Siebenbürgisch-ungarische Kulturverein, der Siebenbürger landwirtschaftliche Verein und der Siebenbürgische Karpathenverein, die Gesellschaft der siebenbürgischen Schriftsteller, das Musikkonservatorium, der Siebenbürgische Museumsverein mit Bibliothek (51.000 Bände), das neue Gewerbemuseum (1899), das Ethnographische Museum (1902), technologisches Gewerbemuseum, botanischer Garten etc.
Klausenburg hat zahlreiche Wohltätigkeitsanstalten (Spitäler, Waisenhäuser) und gesellschaftliche Vereinigungspunkte (Kasinos, Klubs etc.). Eine Promenade mit Teichen, Schwimmschule, Sommertheater und Belustigungsorten befindet sich am Westende der Stadt auf einer Insel, eine andere am Theresienplatz, Parkanlagen im Museumsgarten etc. Angrenzend an Klausenburg, am rechten Szamosufer, liegt das seit 1894 mit Klausenburg vereinigte Dorf Kolozsmonostor mit einer landwirtschaftlichen Lehranstalt und Musterwirtschaft und einem alten Kloster.
Klausenburg liegt unweit der Stelle der römischen Kolonie Napoca, wo sich später der Sitz des Komitats Kulus oder Klus (Castrum Clus) erhob und im 13. Jahrhundert um die Komitatsburg eine 1173 gegründete und rasch aufblühende deutsche Kolonie zeigt, deren Rechte und Freiheiten König Stephan V. (1270–72) verbriefte, Karl Robert 1316 bestätigte, Ludwig und Siegmund mehrten. Letzterer erhob 1405 Klausenburg zur königlichen Freistadt. Der deutsche Ortsname Klausenburg erscheint urkundlich 1348 zum ersten Mal. (Der lateinische Name Claudiopolis ist eine sklavische Übersetzung des deutschen Ortsnamens und stammt aus den Jahren 1559–60.) Im 16. Jahrhundert sprach man von „der reichen Klausenburg“ Das Deutschtum war indessen schon im 16. Jahrhundert sehr geschwächt, gegen das Ende des 17. Jahrhunderts unter den Einwohnern fast ganz verschwunden. Mit dem Magyarentum zog der Calvinismus und Unitarismus ein.
Klausenburg wurde bald der Hauptort des siebenbürgischen Magyarentums. Im Beginn der ungarischen Erhebung von Puchner für die Kaiserlichen behauptet, wurde die Stadt am 25. Dezember 1848 von Bem genommen und besetzt.
Cluj-Napoca, deutsch Klausenburg, ungarisch Kolozsvár, ist heute eine Stadt in Rumänien, Kreis Cluj, mit rund 325.000 Einwohnern (2011).
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Quellenhinweise:
- „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
- „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
- „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
- „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
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