Danzig, Langebrücke mit Krantor

Danzig

Danzig Hauptstadt der preußischen Provinz Westpreußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Danzig 140.563 Einwohner – 1905 = 28. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.

Danzig. Rathaus und Marienkirche.
Danzig. Rathaus und Marienkirche.

Danzig in Westpreußen im Königreich Preußen

Danzig ist eine Stadt im Königreich Preußen, Hauptstadt der Provinz Westpreußen und des Regierungsbezirks Danzig und Festung zweiten Ranges.

Danzig Stadtplan 1890 (Meyers Konversations-Lexikon 4. Auflage)
Danzig Stadtplan 1890 (Meyers Konversations-Lexikon 4. Auflage)

Die Stadt Danzig war einst eine mächtige Hansestadt und noch um 1900 als Handelsplatz wichtig. Danzig ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Dirschau-Neufahrwasser und Belgard-Danzig, liegt anmutig am linken Ufer des westlichen Weichselarmes, der Danziger Weichsel, ca. 6 km von der Ostsee.

Danzig Stadtplan 1900 Stadtplan 1900 (Meyers Konversations-Lexikon 6. Auflage)
Danzig Stadtplan 1900 Stadtplan 1900 (Meyers Konversations-Lexikon 6. Auflage)

Danzig wird in mehreren Armen von der Mottlau durchflossen, die durch Baggerung bis zu 4,5 Meter vertieft ist, so dass große Handelsschiffe bis in die Mitte der Stadt gelangen können. An der Westseite fließt die Radaune. Beide Flüsse münden vereinigt unterhalb Danzigs in die Weichsel.

Danzig, Hauptwache mit Stockturm
Danzig. Hauptwache mit Stockturm.

Danzig ist der Sitz des Oberpräsidenten, der Regierung, der Provinzialverwaltung, des Konsistoriums, der westpreußischen Landschaftsdirektion, einer Spezialkommission, zweier Landratsämter (für die Kreise Danziger Höhe und Danziger Niederung), eines Landgerichts, Lotsenamtes, Hauptzollamtes, einer Provinzialsteuerdirektion, einer Eisenbahn- und einer Oberpostdirektion, mehrerer Konsuln etc. Von militärischen Behörden befinden sich in Danzig das Generalkommando des 17. Armeekorps, das Kommando der 36. Division, der 71. Infanterie-, der Leibhusaren-, der 12. Gendarmerie- und der 36. Feldartilleriebrigade sowie die Festungskommandantur.

Danzig, Unsere Kronprinzliche Familie und Ihr Heim in Danzig-Langfuhr
Danzig. Unsere Kronprinzliche Familie und Ihr Heim in Danzig-Langfuhr.

Der Magistrat von Danzig zählt 23, die Stadtverordnetenversammlung 63 Mitglieder. Das städtische Budget belief sich 1901 in den Einnahmen auf 12,4 Millionen, in den Ausgaben auf 11,2 Millionen Mark. Danzig ist der Geburtsort von Hevel, Fahrenheit, Chodowiecki, Archenholz, Koppe, Johannes Falk, Artur Schopenhauer, H. Döring u. a. Zum Landgerichtsbezirk Danzig gehören die neun Amtsgerichte zu Berent, Danzig, Dirschau, Karthaus, Neustadt, Putzig, Schöneck, Preußisch-Stargard und Zoppot.

Danzig, Das nordische Venedig
Danzig. Das nordische Venedig.

Die eigentliche Stadt besteht aus fünf Teilen: der Altstadt, der Rechtstadt, der Vorstadt, der Niederstadt und dem Langgarten. Unter den Toren ist das Hohe Tor eins der bedeutendsten monumentalen Bauwerke des 16. Jahrhunderts, nach Art der römischen Triumphbogen, von dem die Langgasse auf den Langen Markt führt. Neun Vorstädte umlagern den westlichen Halbkreis der Stadt, unter denen einige ziemlich entfernt liegen: St. Albrecht (7 km südlich), Altschottland, Schidlitz, Langfuhr, die schönste Vorstadt (4 km im Nordwesten), wohin eine doppelte Lindenallee führt, Neuschottland und Neufahrwasser, der Hafen von Danzig.

Danzig. Diele.
Danzig. Diele.

Wie wenige Städte hat Danzig in seiner mittelalterlichen Bauart eine scharf ausgeprägte Physiognomie bis heute erhalten. Die oft turmartigen Häuser mit vielen hohen, eng aneinander gestellten Fenstern und zierlichen, arabeskenartig emporstrebenden Dachspitzen kehren alle die schmale Giebelseite der Straße zu, dehnen sich aber nach hinten zu oft unverhältnismäßig weit aus.

Danzig, Holzmarkt und Kriegerdenkmal
Danzig. Holzmarkt und Kriegerdenkmal.

Eine Eigentümlichkeit derselben, die Beischläge, terrassenartige Vorbauten mit Kellern vor dem Erdgeschoß, ist aus Rücksicht auf den Verkehr fast ganz verschwunden. Die stattlichsten Teile der Stadt bilden die Langgasse und der Lange Markt bis südlich zur Mottlau, die mit den prächtigsten alten Bauten prangen, von denen einige Häusern in Portugal und Italien nachgeahmt sind. Im Jahr 1900 leben in Danzig 140.563 Einwohner. Die Stadt Danzig wird nahezu ausschließlich von Deutschen bewohnt, lediglich 2791 Personen sprechen polnisch. Danzig beherbergt im Jahr 1905 das Grenadierregiment Nr. 5, das Infanterieregiment Nr. 128, 2 Leibhusarenregimenter Nr. 1 und Nr. 2, das Feldartillerieregiment Nr. 36, eine Abteilung der Feldartillerie Nr. 72 und das Trainbatallion Nr. 17.

Danzig, Marienkirche
Danzig. Marienkirche.

Die öffentlichen Gebäude Danzigs sind meist großartige Bauten. Unter den 19 Kirchen, von denen 7 katholisch sind, ist die 1343–1502 erbaute, 104 Meter lange, 34,8 Meter breite und 28,0 Meter hohe, dreischiffige Oberpfarrkirche zu St. Marien die bedeutendste und mit ihren 76 Meter hohem Turm und 10 kleineren Türmen zugleich eine der größten evangelischen Kirchen. Eine Eigentümlichkeit dieser Kirche sind die nach innen hineingezogenen, überwölbten und zu Kapellen benutzten Strebepfeiler, wodurch die Kirche eigentlich fünfschiffig wird. Unter ihren Kunstschätzen sind ein Jüngstes Gericht aus 1467, vermutlich von Memling, ein kunstvoll in Holz geschnitzter Hochaltar (von M. Schwartz, 1511–17) und mehrere kostbare Paramente bemerkenswert.

Danzig. Hauptbahnhof.
Danzig. Hauptbahnhof.

Der Dichter M. Opitz ruht in dieser Kirche. Die älteste Kirche ist die Katharinenkirche (1326–30) mit einem schönen Glockenspiel. Außerdem besitzt Danzig zwei Synagogen und ein mennonitisches Bethaus. Die hervorragendsten weltlichen Gebäude sind das großartige gotische Rathaus in der Rechtstadt, in seinem Hauptkern aus dem 15. Jahrhundert., mit einem zierlichen 82 m hohen Turm und einem ehernen Springbrunnen daneben und das altstädtische Rathaus, ein Renaissancebau (1587 vollendet). Auch das Krantor und das Zeughaus sind altertümliche Gebäude.

Danzig, Totalansicht
Danzig. Totalansicht.

Auf dem Langen Markt steht der Artus- oder Junkerhof (die großen Kaufleute hießen im Mittelalter hier „Junker“), dessen Inneres eine einzige große, viereckige, von vier Granitsäulen getragene und in der eigentümlichsten Weise mit Gemälden und Schnitzwerk aus der Sagenwelt verzierte Halle bildet, die ehedem zu Gelagen bestimmt war und jetzt als Börse dient. Schlussendlich sind noch zu erwähnen die berühmte alte Mühle von 18 Gängen an der Radaune, der sogenannte Stockturm und das spätgotische, 1871 restaurierte Franziskanerkloster (das einzige noch vorhandene Klostergebäude), dessen oberes und unteres Geschoß die städtische Gemäldegalerie und Altertümersammlung einnimmt, während das mittlere zum Lokal des Realgymnasiums bestimmt ist. Von neuern Gebäuden sind hervorzuheben das Oberpostdirektionsgebäude, das Landeshaus und das Dikasterialgebäude (Sitz des Oberpräsidiums), beide auf Neugarten, das Generalkommando, der Hauptbahnhof, die neue Synagoge, das Staatsarchiv etc. An Denkmälern besitzt die Stadt ein Gralathdenkmal in der Mitte der Großen Allee und das russische Denkmal auf dem Hagelsberg. Ein Denkmal Kaiser Wilhelms I. steht vor dem Hohen Tor und ein Kriegerdenkmal auf dem Holzmarkt.

Danzig, Kaiser Wilhelm-Denkmal
Danzig. Kaiser Wilhelm-Denkmal.

Die Einwohnerzahl beläuft sich im Jahr 1900 mit der Garnison (ein Grenadierregiment Nr. 5, ein Infanterieregiment Nr. 128,2 Leibhusarenregimenter Nr. 1 und 2, ein Feldartillerieregiment Nr. 36, eine Abteilung Feldartillerie Nr. 72 und ein Trainbataillon Nr. 17) auf 140.563 Seelen. Der Großteil der Bewohner sind Evangelische, 44.265 sind Katholiken und 2553 Juden.

Danzig, Oliva, Zoppot, Umgebung 1913

An Industriestätten sind besonders hervorzuheben die Danziger Werften, darunter die große kaiserliche Werft mit Trockendock, die Schichausche Werft (zum Bau von Kriegsschiffen und Handelsdampfern), die Klawittersche und die Johannsensche Werft. Weiterhin eine Maschinenfabrik, die königliche Artilleriewerkstatt und die Gewehrfabrik, die Westpreußische Zuckerraffinerie, eine bedeutende Ölmühle, Waggonfabrik, Nietenfabrik, chemische Fabrik und Glashütte; ferner bedeutende Bierbrauerei, Sprit-, Likör-, Bernsteinwaren- und Tabakfabrikation, große Mahlmühlen, Dampfschneidemühlen, Eisengießereien und Maschinenbauanstalten, Schiffs- und Kesselschmieden, Fabriken für Drahtseile und Tauwerk, ätherische Öle, Farben, Lack, Firnis, Dachpappe, Zündwaren, Öfen, Papier u. a.

Danzig, Rathaus
Danzig. Rathaus.

Der Handel Danzigs ist zwar zurückgegangen, aber immer noch sehr bedeutend und wird unterstützt durch eine Handelskammer, eine Hauptstelle der Reichsbank (Umsatz 1902: 1248 Millionen Mark), die Danziger Privataktienbank, die Moskauer internationale Handelsbank, die Ostdeutsche Bank und eine Filiale der Norddeutschen Kreditanstalt in Königsberg. Die Reederei Danzigs, ebenfalls im Rückgang begriffen, zählte 1901: 36 Dampfschiffe zu 23.730 Registertonnen und 10 Segelschiffe zu 2103 Registertonnen Raumgehalt. Mit Ladung kamen 1900 an: 1463 Seeschiffe zu 553.400 Registertonnen, in Ballast oder leer 212 Seeschiffe zu 120.282 Registertonnen Raumgehalt. Es gingen ab mit Ladung: 1417 Schiffe zu 500.374 Registertonnen, in Ballast oder leer 267 Schiffe zu 176.550 Registertonnen Raumgehalt. Der Verkehr auf der Weichsel bezifferte sich auf 12.267 Schiffe.

Danzig, Das nordische Venedig
Danzig. Das nordische Venedig.

Zur Ausfuhr kommen besonders Zucker, Holz, Getreide, Mehl, Spiritus; die Einfuhr erstreckt sich auf Heringe, Roheisen, Steinkohlen, Kolonialwaren, Drogen, Reis, Wein, Petroleum. 1900 belief sich die Einfuhr zur See auf 8 Millionen Zentner im Wert von 107,7 Millionen Mark, die Ausfuhr zur See auf 7,1 Millionen Zentner im Wert von 114,6 Millionen Mark.

Landkarte Westpreussen
Landkarte Westpreussen

Elektrische Bahnlinien vermitteln den Verkehr im Innern und mit der Umgebung. Danzig hat Wasserleitung, Kanalisation, ein öffentliches Schlachthaus und eine Markthalle. Das Fernsprechnetz umfasst ca. 1300 Sprechstellen; die Zahl der Gespräche beträgt jährlich 3 Millionen. In Danzig erscheinen ca. 20 Zeitungen und Zeitschriften, darunter ist am bedeutendsten die „Danziger Zeitung“.

Danzig, Müllergewerkhaus und Katharinenkirche
Danzig. Müllergewerkhaus und Katharinenkirche.

Von Bildungs- und Wohltätigkeitseinrichtungen befinden sich in Danzig eine technische Hochschule, 2 Gymnasien, ein Realgymnasium, eine Oberreal- und eine Realschule (letztere in Langfuhr), ein städtisches Lehrerinnenseminar, eine Kriegsschule, eine Handelsakademie, Navigationsschule, Taubstummenschule; dazu ein Hebammeninstitut, mehrere gelehrte Gesellschaften, 2 Sternwarten, eine Stadtbibliothek mit 100.000 Bänden und einigen Manuskripten, eine Gemälde- und Antiquitätensammlung, 2 Theater, Stadtmuseum, Provinzial-Kunstgewerbemuseum, Musikschule, Kunstschule; ferner gute Armenanstalten, 2 Waisen- und 2 Krankenhäuser (Marienkrankenhaus und Diakonissenanstalt) und ca. 130 milde Stiftungen, darunter einige sehr bedeutende, wie das Heilige Leichnamshospital, das Elisabethhospital, das Gertrudenhospital u. a. Danzig ist auch Zentralsitz der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (1865 gegründet) und des Deutschen nautischen Vereins sowie mehrerer gewerblicher Bildungs- und Unterstützungsvereine. In der schönen Umgebung sind außer den schon erwähnten Punkten noch Jäschkenthal, Kahlbude, die Badeorte Brösen und Zoppot und der Flecken Oliva, Glettkau und Heubude zu nennen.

Danzig, Partie am Langenmarkt
Danzig. Partie am Langenmarkt.

Die Befestigungen der Stadt bestehen aus einem Hauptwall mit 20 Bastionen. Sämtliche Gräben vor dem Hauptwall sind mit Wasser angefüllt, und die Umfassung ist zu zwei Dritteln durch die Weichsel und durch Überschwemmungen gedeckt, die mittels der Steinschleuse am Legetor bewirkt werden können. Der Hauptwall hat daher nur vor drei Fronten kleine Ravelins und Lünetten als Außenwerke vor sich, aber nach den überschwemmbaren Seiten im Norden, Osten und Westen hin einen bedeckten Weg mit Glacis.

Danzig, An der Mottlau
Danzig. An der Mottlau.

Außerdem hat man die nahe an die Stadt tretenden Höhen, wie den Hagelsberg und Bischofsberg im Westen, als zweite Verteidigungslinie mit selbständigen Werken besetzt, welche die Stadt von außen decken. Der Hagelsberg ist durch eine bedeckte Kaponniere mit der Stadt verbunden. Neun Defensivkasernen in den Werken verstärken die Verteidigungsfähigkeit des Platzes. Auch mehrere einzelne Außenwerke sind an wichtigen Punkten vorgeschoben. Namentlich zieht sich von der Nordseite der Stadt eine Reihe von Werken längs der Weichsel bis an ihre Mündung, wo sie mit den Batterien am Kanal Neufahrwasser oder Hafenkanal endigen.

Danzig. An der grünen Brücke.
Danzig. An der grünen Brücke.

An diesem Kanal, der 970 m lang und 26 m breit ist und wegen Versandung der alten Weichselmündung angelegt wurde, liegt bei Neufahrwasser der Hafen von Danzig, mit einer großen Steinmole und zwei Leuchttürmen versehen und durch Dampfschifffahrt (wie durch Eisenbahn) mit der Stadt verbunden. Gegenüber, an der rechten Seite der Weichselmündung, liegt die Festung Weichselmünde, ein bastioniertes Viereck, das mit der Westerschanze und mehreren Forts den Flecken und Kanal Neufahrwasser und die Reede deckt.

Danzig, Kohlenmarkt mit Stockturm
Danzig. Kohlenmarkt mit Stockturm.

Durch den Holm, eine befestigte große Insel der Weichsel, und mehrere Forts wird die Verbindung zwischen Danzig und dem 4 km entfernten Weichselmünde bewerkstelligt. Zwischen dem Meer und Neufahrwasser liegt der in einen schattigen Park verwandelte Küstenstrich Westerplatte. Der frühere Ausfluss der Weichsel ist, seit dem 1. Februar 1840 der Strom die Sanddüne bei dem Dorf Neufähr durchwühlte und sich eine neue Mündung machte, ganz geschlossen, so dass die Seeschiffe nur durch den Hafenkanal von der Reede in die Weichsel gelangen. Der Weichseldurchbruch ist an der Mündung zu sehr versandet und darum für Schiffe nicht zu benutzen, dennoch aber durch ein Fort geschützt. Eine neue Mündung, bei dem Dorfe Schiewenhorst, ist neuerdings durch den Bau eines 6 km langen Durchstichkanals hergestellt.

Danzig, Langebrücke
Danzig. Langebrücke.

Danzig Geschichte:

Danzig Wappen
Danzig Wappen

Die Stadt Danzig besitzt seit 1237 deutsches Stadtrecht, kam 1310 an den Deutschen Orden und wurde 1360 Mitglied der Hanse. 1410 beteiligte sich Danzig an der Rettung von Marienburg, als aber der Deutsche Orden den Landständen alle Rechte verweigerte, sagte sich Danzig vom Orden los und stellte sich unter die Schutzherrschaft König Kasimirs IV. von Polen. Danzig wurde dadurch zu einem kleinen Freistaat und durfte in Gesetzmäßigkeit des ihm erteilten „Privilegium Casimirianum“ seine Ämter selbst besetzten und erhielt die vollständige Gerichtsbarkeit („Danziger Willkür“), Befreiung von allen Zöllen und Abgaben, das Münzrecht, das Recht eigene Besatzung zu halten und völlig freie Entscheidung über Krieg, Bündnisse und Frieden.

Danzig, Marienkirche
Danzig. Marienkirche.

Die Oberhoheit des Königs von Polen repräsentierte ein Vertreter des Stadtrates, der Burggraf. Die vier Stadtteile wurden nun vereint und und dem rechtstädtischen Rat untergeordnet. Streitigkeiten mit dem polnischen König wegen der Besetzung des Bistums Ermland führten zum achtjährigem Pfaffenkrieg (1472 – 1480), in dem sich Danzig bewährte. 1523 fand die Reformation Einzug in Danzig und setzte sich 1557 durch. Da 1577 Danzig sich dem deutschen Kaiser Maximilian II. unterstellen wollte ,wurde es von den Polen belagert und musste sich durch die Zahlung von 200.000 Gulden freikaufen.

Danzig. Generalkommando.
Danzig. Generalkommando.

1656 belagerten die Schweden die Stadt, wurden aber durch Hilfstruppen und durch eine holländische Flotte vertrieben, worauf die Holländer mit dem großen Kurfürsten von Brandenburg den Elbinger Vertrag über die Neutralität Danzigs schlossen. 1734 wurde Danzig von den Russen und Sachsen belagert, weil es dem polnischen König Zuflucht gewährt hatte. Am 7. Juli musste die Stadt kapitulieren. Bei der zweiten Teilung Polens 1793 kam die Stadt an Preußen.

Danzig-Neufahrwasser, Kriegsflotte im Hafen
Danzig-Neufahrwasser. Kriegsflotte im Hafen.

1807 wurde Danzig von den Franzosen, die unter Napoleon I. in ganz Deutschland eingefallen waren, angegriffen und musste sich am 24. Mai ergeben. Den Einwohnern wurde eine Kriegssteuer von 20 Millionen Franc auferlegt. Im Frieden von Tilsit vom 9. Juli 1807 wurde Danzig als Freistaat mit einem Gebiet von 2 deutschen Meilen unter der Hoheit Frankreichs erklärt. Nach Napoleons Rückzug aus Russland besetzten französische und polnische Truppen Danzig und verschanzten sich dort. Russische Truppen und preußische Landwehr belagerten daraufhin die Stadt. Am 29. November 1813 mussten sich die fremden Besatzer ergeben und Danzig kam unter die Herrschaft Preußens zurück. 1816 wurde Danzig der Sitz der Regierung des Danziger Bezirks und bis 1823 des Oberpräsidiums von Westpreußen.

Weichselmünde bei Danzig
Weichselmünde bei Danzig.

Großen Schaden erlitt die Stadt durch ein Hochwasser der Weichsel 1829, 1831 durch die asiatische Cholera und durch einen Brand im Juni 1829. 1863 nahm die die städtische Verwaltung einen neuen, erfolgreichen Aufschwung, hervorgerufen durch den Bürgermeister von Winter. Ihm verdankt die Stadt die Anlage einer Wasserleitung und die Kanalisation, die hier zuerst in Europa durchgeführt wurde. Vom 3. Dezember 1829 bis 1. April 1878 waren Ostpreußen und Westpreußen als eine Provinz vereinigt. Westpreußen sah sich jedoch stets hinter Ostpreußen zurückgesetzt und wünschte die Trennung. Trotz des Widerspruches aus Ostpreußen, wurde die Provinz Westpreußen am 1. April 1878 per Gesetz vom 19. März 1877 von Ostpreußen wieder getrennt. Seitdem ist Danzig die Hauptstadt der Provinz Westpreußen.

Westpreußen und Ostpreußen 1919
Westpreußen und Ostpreußen 1919 nach dem Versailler Vertrag

Die fast ausschließlich von Deutschen bewohnte Stadt Danzig (seit 1237 deutsches Stadtrecht) wird am 10. Januar 1920 ohne Plebiszit und gegen den ausdrücklichen Wunsch der Bevölkerung durch den Versailler Vertrag zur „Freien Stadt Danzig“ erklärt. Zum Gebiet der „Freie Stadt Danzig“ gehörten die Städte Danzig und Zoppot sowie die Orte Tiegenhof, Neuteich, Oliva und Ohra.

Danzig, Vignette
Danzig Vignette

Die Stadt steht unter dem „Schutz“ des Völkerbundes in enger wirtschaftlicher Verbindung mit Polen. Die Polen versuchen in den folgenden Jahren die Stadt mit allen Mitteln unter ihre vollständige Kontrolle zu bringen.

Freie Stadt Danzig. Abrüstung? Ja!
„Freie Stadt Danzig. Abrüstung? Ja!“ – Der Konflikt über das polnische Munitionsdepot auf der Westerplatte in Danzig.

Der Konflikt um Danzig mündet 1939 schließlich in den Krieg gegen Polen. Im September 1939 wurde Danzig wieder ein Teil Deutschlands. Am Ende des Zweiten Weltkrieges, im März 1945 kommt es zur Eroberung der Stadt durch die Rote Armee. Danzig, durch Luftangriffe zu etwa 30% zerstört, wird nun zu 90% in Schutt und Asche gelegt.

Danzig, DAPOSTA 1937
Danzig. DAPOSTA 1937.

Nach der Einnahme kam zu zahlreichen Grausamkeiten gegen die Bevölkerung und Brandstiftungen in der ganzen Stadt. Die Einwohner wurden, soweit nicht vorher geflohen, ermordet, verschleppt bzw. vertrieben und Danzig unter polnischer Verwaltung gestellt. Danzig (polnisch Gdansk) ist heute eine Stadt im Norden Polens und hat 582.205 (2017) Einwohner.

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Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
  • „Schwarzbuch der Vertreibung 1945-1948: Das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit“ von Heinz Nawratil, Universitas 2007
Reichsadler 1889-1918

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