S.M.S. Iltis (1898), Kanonenboot der Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.
S.M.S. Iltis (1898) – Angaben
Name: | Iltis |
Namensherkunft: | Iltis, Raubtiergattung aus der Familie der Marder |
Stapellauf: | 04.08.1898 in Danzig (Schichau Danzig) |
Schiffsklasse: | Kanonenboot, Typschiff Iltis |
Schwesterschiffe: | S.M.S. Eber, S.M.S. Iltis, S.M.S. Jaguar, S.M.S. Luchs, S.M.S. Panther, S.M.S. Tiger |
Besatzung: | ca. 121 Mann |
Maße: | Länge 62 m, Breite 9,10 m, Tiefgang 3,30 m |
Wasserverdrängung: | 900 Tonnen |
Maximale Geschwindigkeit: | 13 kn |
Bewaffnung: | 4 Schnellfeuerkanonen Kaliber 8,8 cm, 6 Maschinenkanonen Kaliber 3,7 cm |
Ende: | Selbstversenkung am 28.09.1914 im Hafen von Tsingtau / Kiautschou |
S.M.S. Iltis (1898) – Geschichte
Die Kanonenboote der Iltis-Klasse galten als sehr gute Seeschiffe mit angenehmen Bewegungen. Das Manövrieren und Steuern, außer in flachem Wasser und hoher Fahrt, wurde als vorzüglich eingeschätzt. Die Segel unterstützten gut, lagen gut bei und waren ziemlich trocken.
Während des Boxeraufstandes lag das Kanonenboot „Iltis“ mit anderen Schiffen der Alliierten vor der Peiho-Mündung, die von den Taku-Forts geschützt wurde. Am 16. Juni 1900 um 09.00 Uhr versammelten sich auf dem russischen Flaggschiff alle Befehlshaber der Seestreitkräfte. Hier sah man vom militärischen Gesichtspunkt die unbedingte Notwendigkeit der Inbesitznahme der Taku-Forts, die Befehlshaber stellten ein scharfes Ultimatum an alle Kommandanten der Taku-Forts und dem Vizekönig von Tientsin mit der Bedingung, die Forts bis zum 17. Juni, 02.00 Uhr morgens, zu räumen.
Für den Angriff war alles bis aufs letzte vorbereitet worden, die Angriffsziele der Landungsabteilungen und der Kanonenboote waren genau festgelegt. Das Nordwestfort musste zuerst fallen, wollte man sich nicht einem Beschuss von drei Seiten aussetzen.
Noch vor Ablauf der Frist des Ultimatums begannen die Kanonenboote zu feuern. Der erste Schuss fiel am 17. Juni 0.50 Uhr. Die „Iltis“ nahm langsame Fahrt stromabwärts auf, an den drei russischen Kanonenbooten vorbei, die bereits das Feuer erwiderten. Kurz nachdem auch die „Iltis“ das Feuer eröffnet hatte, warf sie 2.00 Uhr hinter der „Algerine“ Anker. Gegen 4.00 Uhr wurde das Feuer auf beiden Seiten lebhafter.
Bei zunehmender Helligkeit gewann auch das chinesische Feuer an Sicherheit und Wirkung. 4.26 Uhr erhielt die „Iltis“ ihren ersten Treffer im achtern Schornstein, weiter fünf folgten. Ein Schuss dieser Trefferserie verletzte den an Bord befindlichen Berichterstatter des „Ostasiatischen Lloyds“. Ein weiterer Treffer verwundete zwei Mann schwer und setzte eine Maschinenkanone außer Gefecht.
Um 5.45 Uhr erhielt das Kanonenboot abermals einen schweren Treffer unterhalb der Brücke. Er setzte einen Teil der Munition in Brand und tötete Oberleutnant zur See Hellmann. Durch einen weiteren Treffer wurde Korvettenkapitän Lans schwer verwundet. Oberleutnant zur See Hoffmann-Lamatsch Edler von Waffenstein (Albert Gustav Maria Joseph Hoffmann-Lamatsch Edler von Waffenstein, geb. 30. September 1870) übernahm das Kommando. Die Kanonenboote legten sich nun näher an das Südfort und konzentrierten ihr Feuer auf diese starke Festung. Die „Iltis“ erhielt abermals eine Trefferserie und erlitt weitere Verluste.
Im Kampf um die Takuforts am 17. Juni 1900 gefallene Besatzungsmitglieder der S.M.S. Iltis (8 Tote)
- Oberleutnant z.S. Hans Hellmann aus Neisse, durch Granatsplitter zerrissen
- Büchsenmachersmaat Ludwig Baestlein aus Heinrichs, Kreis Schleusingen, beide Arme abgerissen
- Obermatrose Max Sokopf aus Friedrichsart, Kreis Kiel, Kopfschuss
- Obermatrose Johannes Maas aus Gravenstein, Kreis Apenrade, Kopfschuss
- Obermatrose Felix Bothe aus Leipzig, beide Beine abgerissen
- Matrose Peter Lehnhoff aus Malstatt-Burbach, Kreis Saarbrücken, Brust aufgerissen
- Heizer Hans Holm aus Wehlau, Becken zertrümmert
- Heizer Emil Wehn aus Friedberg, Hessen – den Verletzungen am 22. Juni erlegen
Es wurden verwundet:
- Korvettenkapitän Wilhelm Lans aus Wesel (schwer verwundet)
- Obermatrose Karl Splinter aus Bodenbrock, Kreis Greifenhagen (schwer verwundet)
- Obermatrose Friedrich Runge aus Vegesack bei Bremen (leicht verwundet)
- Obermatrose Friedrich Homann aus Lemme, Kreis Linden (leicht verwundet)
- Matrose Otto Sontowski aus Lombeck, Kreis Neidenburg (schwer verwundet)
- Matrose Adam Schoppengerd aus Vowensell, Kreis Bielefeld (schwer verwundet)
- Matrose Friedrich Reents aus Jever in Oldenburg (leicht verwundet)
- Matrose Robert Schweizer aus Ulm (leicht verwundet)
- Bottelier Albert Fischer aus Flensburg (leicht verwundet)
- Obermaterialienveraltersmaat Hugo Casmir aus Nikolaiken, Kreis Sensburg (leicht verwundet)
- Oberbüchsenmachersgast Christian Lebherz aus Bitz, Kreis Bahlingen (leicht verwundet)
Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) stellen die Japaner am 15. August 1914 ein 24 Stunden Ultimatum zur bedingungslosen Übergabe Kiautschous. 4800 Verteidiger stehen einer Übermacht von 65.000 Japanern gegenüber, das Ultimatum bleibt unbeantwortet.
Die Besatzung der „Iltis“ nimmt, teils an Land teils auf anderen Schiffen, an den Kämpfen zur Verteidigung des Pachtgebietes teil, da ihre Außerdienststellung für Mitte 1914 ohnehin vorgesehen war.
Da eine Übergabe Kiautschous an die Japaner unvermeidlich ist, wird SMS Iltis am 28. September 1914 im Hafen von Tsingtau selbst versenkt.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
- „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
- „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
- „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
- „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
- „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
- „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
- „Marine-Album“ Berlin 1910
- „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
- „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
- „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
- „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
- „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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