Saarbrücken, Total

Saarbrücken

Saarbrücken im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Saarbrücken 26.942 Einwohner – 1905 = 152. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.

Saarbrücken, Schlossplatz mit Rathaus und Kreishaus
Saarbrücken, Schlossplatz mit Rathaus und Kreishaus

Saarbrücken in der Provinz Rheinland im Königreich Preußen

Saarbrücken ist Kreisstadt im Königreich Preußen, Provinz Rheinland, Regierungsbezirk Trier, liegt an der kanalisierten Saar und 183 Meter über dem Meer.

Saarbrücken St. Johann Malstatt-Burbach Stadtplan 1900 (Meyers Konversations-Lexikon 6. Auflage)
Saarbrücken St. Johann Malstatt-Burbach Stadtplan 1900 (Meyers Konversations-Lexikon 6. Auflage)

Saarbrücken ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Saarbrücken-Konz, Wellesweiler-Saarbrücken, Saarbrücken-Saargemünd u.a.

Landkarte Rheinland
Landkarte Rheinland

Die Stadt Saarbrücken hat 4 evangelische Kirchen (darunter die Ludwigskirche, 1762–75 im Rokokostil erbaut, und die Kirche im Stadtteil St. Arnual, im gotischen Stil, mit Grabdenkmälern der Grafen und Gräfinnen von Nassau-Saarbrücken), eine katholische und eine altkatholische Kirche, ein Schloss, ein Rathaus (mit Gemälden von A. v. Werner, Episoden aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 darstellend), ein Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. und ein Standbild Bismarcks.

Saarbrücken, Hauptbahnhof
Saarbrücken, Hauptbahnhof

Im Jahr 1905 leben in Saarbrücken mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 70, ein Dragonerregiment Nr. 7 und eine Reitende Abteilung Feldartillerie Nr. 8) 26.944 Einwohner, die knappe Mehrheit sind Evangelische, 10.292 sind Katholiken und 108 Juden. Die Industrie besteht in Fabrikation von Leder, Eisenkonstruktionen, Drahtgeweben, Kleineisenzeug, chemischen Produkten, Ketten, Seife, Lichten, Strohhüten, Eisenwaren für Baubedarf, Tapeten etc.,

Saarbrücken, Rathaus
Saarbrücken, Rathaus

auch findet sich dort ein Elektrizitätswerk, Bierbrauerei, Schifffahrt etc. Den Handel, besonders lebhaft in Steinkohlen und Koks, unterstützt eine Handelskammer und eine Nebenstelle der Reichsbank. Den Verkehr in der Stadt und mit dem anliegenden St. Johann, Malstatt-Burbach etc. vermittelt eine elektrische Straßenbahn.

Saarbrücken, Kaiser Friedrich-Brücke
Saarbrücken, Kaiser Friedrich-Brücke

Die Stadt Saarbrücken ist Sitz eines Landgerichts, eines Hauptsteueramts, einer königlichen Eisenbahndirektion, von 2 Oberförstereien, sowie des Stabes der 32. Infanterie- und der 16. Kavalleriebrigade und hat ein Gymnasium, eine Bergschule und ein Waisenhaus. Saarbrücken ist Mittelpunkt des nach ihm benannten Steinkohlengebirges sowie eines Gebietes für Großindustrie (Eisenwerke, Glashütten etc.).

Saarbrücken, Reichsstraße
Saarbrücken, Reichsstraße

In der Nähe von Saarbrücken befindet sich der Winterberg mit Siegesdenkmal (Winterbergdenkmal), der Reppersberg mit Bismarckturm und Ehrental, der Schauplatz des Kampfes am 2. August 1870 mit zahlreichen Kriegergräbern und einem Denkmal.

Saarbrücken, Winterbergdenkmal
Saarbrücken, Winterbergdenkmal

Zum Landgerichtsbezirk Saarbrücken gehören die elf preußischen Amtsgerichte in Baumholder, Grumbach, Lebach, Neunkirchen, Ottweiler, Saarbrücken, Saarlouis, St. Wendel, Sulzbach, Tholey und Völklingen und die drei oldenburgischen Amtsgerichte in Birkenfeld, Nohfelden und Oberstein.

Saarbrücken, Total
Saarbrücken, Total

Saarbrücken verdankt seinen Namen einer Brücke, die in römischer Zeit am Halberg (2 km oberhalb der jetzigen Stadt) über die Saar führte. In fränkischer Zeit war Sarabrucca ein Königshof, zu dessen Schutz eine gleichnamige Burg erbaut wurde. Letztere kam 999 an das Bistum Metz und von diesem erhielt sie der Graf des untern Saargaues zu Lehen.

Saarbrücken - St. Arnual, Artillerie-Kaserne
Saarbrücken – St. Arnual, Artillerie-Kaserne

1321 verlieh Graf Johann I. der Stadt Saarbrücken und dem gegenüberliegenden Dorf St. Johann einen Freiheitsbrief, durch den beide zu einer Stadtgemeinde vereinigt wurden; sie blieben bis 1859 eine Gemeinde. Seit 1859 bildet Sankt Johann a. d. S. eine selbständige Stadtgemeinde, aber seit 1906 schweben wieder Verhandlungen, die auf die Vereinigung der Städte Sankt Johann a. d. S., Saarbrücken und Malstatt-Burbach zu einer Großstadt abzielen. 1909 wurde diese Vereinigung vollzogen.

Saarbrücken, Schlossplatz
Saarbrücken, Schlossplatz

Bis 1233 im Besitz der alten Grafen der Ardennen, kam Saarbrücken 1381 an Nassau und wurde 1677, als es die Kaiserlichen den Franzosen abgenommen, verbrannt; 1801 fiel es an Frankreich und 1815 an Preußen. Im Deutsch-Französischen Krieg fand hier 2. August 1870 das erste Gefecht statt.

Saarbrücken, Eingang zum Ehrental
Saarbrücken, Eingang zum Ehrental

Nach mehrstündigem Kampf und geringen Verlusten zogen sich die Deutschen (ein Bataillon Nr. 40 und ein paar Eskadrons Ulanen) zurück, worauf der französische General Frossard die Stadt auf kurze Zeit besetzte. Der Sieg bei Spichern am 6. August befreite sie von weiterer Gefahr.

Saarbrücken, Denkmal des Inf-Regts. Nr. 48
Saarbrücken, Denkmal des Inf-Regts. Nr. 48

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) wurde das Saargebiet im Jahr 1920 infolge der Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles unter die Verwaltung des Völkerbundes gestellt und von französischen Truppen besetzt. Saarbrücken ist seit 1920 die Landeshauptstadt des Saarlandes und hat jetzt rund 180.000 Einwohner (2021).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
Reichsadler 1889-1918

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SaarburgSankt Johann

3 Kommentare

  1. Saarbrücken hat den Namen nicht von einer Brücke! Der alte Name ist Sarabrucca und das heißt Saarbrocken. Das ist der Fels, auf dem heute das Schloß steht.

    1. Interessante Hypothese, für die ich gern eine Quellenangabe hätte.
      In der 1999 von Wittenbrock herausgegebenen „Geschichte der Stadt Saarbrücken“ (Band 1, S. 130) wird der Name auf das frühalthochdeutsche „Sara-bruggja“ zurückgeführt, was entweder „Brücke über die Saar“ oder „Anlagestelle an der Saar“ bedeutet.

      1. Zum Beispiel hier

        https://www.wortbedeutung.info/Saarbr%C3%BCcken/

        Für die Brocken/Felsthese spricht, dass die alte Saarbrücke der Römer bei St. Arnual zu der Zeit als Saarbrücken zum ersten mal erwähnt wurde längst das Zeitliche gesegnet hatte und somit der Name etwa fünfhundert Jahre älter ist als die Alte Brücke. Dementsprechend tun sich die Brückenanhänger etwas schwieriger mit ihren Erklärungen als die Brockenanhänger, da die Keimzelle des „neuen“ Saarbrückens unstrittig auf einem Fels – keltisch Briga – entstanden ist.

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