S.M.S. Panther (1901), Kanonenboot der Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.
S.M.S. Panther (1901) – Angaben
Name: | Panther |
Namensherkunft: | Panther, Raubkatze |
Stapellauf: | 01.04.1901 in Danzig (Kaiserliche Werft Danzig) |
Schiffsklasse: | Kanonenboot, Typschiff Iltis |
Schwesterschiffe: | S.M.S. Eber, S.M.S. Iltis, S.M.S. Jaguar, S.M.S. Luchs, S.M.S. Panther, S.M.S. Tiger |
Besatzung: | ca. 121 Mann |
Maße: | Länge 62 m, Breite 9,70 m, Tiefgang 3,30 m |
Wasserverdrängung: | 977 Tonnen |
Maximale Geschwindigkeit: | 13,5 kn |
Bewaffnung: | 2 Schnellfeuerkanonen Kaliber 10,5 cm, 6 Maschinenkanonen Kaliber 3,7 cm |
Ende: | Am 31.03.1931 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und abgewrackt. |
S.M.S. Panther (1901) – Geschichte
Die Kanonenboote der Iltis-Klasse galten als sehr gute Seeschiffe mit angenehmen Bewegungen. Das Manövrieren und Steuern, außer in flachem Wasser und hoher Fahrt, wurde als vorzüglich eingeschätzt. Die Segel unterstützten gut, lagen gut bei und waren ziemlich trocken.
Der Stapellauf des Kanonenbootes erfolgte am 1. April 1901 in Danzig (Kaiserliche Werft Danzig). Der Oberwerftdirektor Konteradmiral von Prittwitz und Gaffron hielt die Rede zur Taufe, die Schiffstaufe vollzog die Gattin des Kommandierenden Generals des XVII. Armeekorps von Lentze.
Am 31. Juli 1902 trat S.M.S. Panther eine Reise in die Karibik an, wo es auf Haiti zu einer Revolution gekommen war. Rebellen hatten dort den haitianischen Kreuzer „Crête-à-Pierrot“ in ihren Besitz gebracht und damit den deutschen HAPAG-Dampfer „Markomannia“ gekapert und seiner Ladung beraubt. Am 6. September 1902 in Gonaives angekommen, gab S.M.S. Panther einem scharfen Warnschuss ab. Die Besatzung des Kreuzers verließ danach sofort das Schiff.
Richard Eckermann
15.07.1862 bei Ratzeburg
13.01.1916 in Kiel
Kommandant S.M.S. Panther (3/1902 – 6/1903), seit 1914 Vizeadmiral.
Der auf dem Schiff verbliebene haitianische Marineminister, Hammerton Killick, der zu den Rebellen gehörte, zündete jedoch die Munition im Achterschiff, so dass Korvettenkapitän Eckermann den haitianischen Kreuzer versenken musste.
Wenig später wurde S.M.S. Panther vor die Küste Venezuelas beordert, wo es in die am 16. Dezember 1902 gebildete Ostamerikanische Kreuzer-Division eintrat. Hier unterstütze das Kanonenboot im Hafen von La Guaira ein Landungskorps von S.M.S. Vineta, dem Flaggschiff der Kreuzer-Division. Nach weiteren Einsätzen in Venezuela und Puerto Rico ging es zur Überholung nach Newport News im US-Bundesstaat Virginia.
Im Juni 1904 ging es gemeinsam mit dem französischen Großen Kreuzer „Jurien de la Gravière“ wieder nach Haiti, da dort der deutsche und der französische Gesandte von Soldaten angegriffen worden waren. Nach Auflösung der Ostamerikanischen Kreuzer-Division am 15. März 1905 besuchte S.M.S. Panther in den Jahren 1905/06 mehrere südamerikanische Hafenstädte.
Im Jahr 1907 verlagerte sich das Tätigkeitsgebiet vor die westafrikanische Küste. In Duala, dem Verwaltungszentrum der deutschen Kolonie Kamerun, nahm man das Vermessungsdetachement des zurückbeorderten Vermessungsschiffes S.M.S. Wolf auf. Die neue Tätigkeit als Vermessungsschiff erstreckte sich bis April 1911. Neben Besuchen an der westafrikanischen Küste u.a. wurden die alte brandenburgische Festung Großfriedrichsburg, Lüderitz und Swakopmund in Deutsch-Südwestafrika besucht.
Unter der Schlagzeile „Panthersprung nach Agadir„, anlässlich der zweiten Marokkokrise 1911, schaffte es das deutsche Kanonenboot in die Geschichtsbücher:
Frankreich, darauf aus sich sich nun endlich ganz Marokko als Kolonie einzuverleiben, nahm 1911 die Unruhen in Marokko zum Anlass die Städte Rabat und Fes zu besetzten. Unabhängig von den Entwicklungen in Marokko legte der Admiralsstab in Berlin im Vorjahr für 1911 eine notwendige Grundreparatur in der Heimat fest. In dieser Zeit befand sich S.M.S. Panther in den Gewässern vor dem deutschen Schutzgebiet Kamerun, da das Schiff auf seiner langen Heimreise nach Deutschland Kohle benötigte macht sich ein Zwischenstopp notwendig. Der Chef des Admiralstabes fragte am 8. März 1911 im Auswärtiges Amt an, ob gegen des Anlaufen von Casablanca und Mogador Bedenken bestünden. Um in jenen kritischen Tagen die Situation im Marokko nicht weiter zu eskalieren entschied sich das Auswärtige Amt den Hafen von Agadir anzulaufen, der im Süden sehr weit von dem französischen Operationsgebiet jener Zeit entfernt lag.
Bereits ca. 100.000 Franzosen und Spanier waren zu dieser Zeit in Marokko stationiert. S.M.S. Panther war zu diesem Zeitpunkt ein grundreparaturbedürftiges Kanonenboot mit einer Besatzung von nur ca. 120 Mann und einer Bewaffnung von 2 Schnellfeuerkanonen Kaliber 10,5 cm und 6 Maschinenkanonen Kaliber 3,7 cm, in dieser Situation ohne wirklichen Gefechtswert. Das Schiff lag vom 1. bis 20. Juli 1911 ohne irgendwelche Handlungen an Land zu unternehmen im Hafen von Agadir. Später wurde es von S.M.S. Berlin abgelöst, setzte seine Heimreise fort und wurde später in Danzig wie geplant generalüberholt. Die Anwesenheit der „Panther“ in Agadir wurde sofort, vor allem in Großbritannien, als gewaltsame Maßnahme gewertet. Man unterstellte Deutschland sogar einen Kriegshafen in Marokko anlegen zu wollen und weil der Name des Kanonenbootes so schön passte war die Mär vom „Panthersprung nach Agadir“ geboren. Jedoch steht eindeutig fest, dass die deutsche Admiralität nicht die treibende Kraft hinsichtlich des Besuches der „Panther“ in Agadir war, sondern im Gegenteil durch Rückfrage im Auswärtigen Amt Fingerspitzengefühl bewies.
Ein weiterer allgemein unbekannter Fakt könnte sogar die Entstehung des berühmten „Panthersprung“ Fotos erklären:
Ende Juli 1911 besetzte eine als Handelskarawane getarnte französische Heereseinheit die Kasbah von Agadir, hissten die französische Fahne und erklärten die Besetzung von Agadir. Gut möglich und sehr einleuchtend, wenn hier durch französisches Militär das symbolhafte Bild entstanden ist. Jedenfalls hatte man nun ein Foto für die Weltpresse, welches bis heute nachwirkt. Der „Panthersprung nach Agadir“ hatte ein Gesicht bekommen, wenn auch ein falsches, denn das Foto zeigte S.M.S. Berlin.
Nun sollte man es auch heute nicht unerwähnt lassen, dass es dem Kommandanten von S.M.S. Berlin, Fregattenkapitän Löhlein zu verdanken ist, dass diese offensichtliche Provokation der Franzosen dennoch friedlich ausgegangen ist. Die jungen deutschen Offiziere und die Mannschaft wollten diese Aktion natürlich nicht unbeantwortet lassen und forderten einen sofortigen Einsatz. Der besonnene Fregattenkapitän Löhlein war sich aber der eventuellen Folgen bewusst und ordnete konsequentes abwarten an. Später regelten Diplomaten die Angelegenheit und die französische Flagge wurde wieder eingeholt.
Der deutsche Schritt, der für die Eingeweihten keineswegs durchaus unerwartet kam, wurde zunächst überall verhältnismäßig ruhig aufgenommen. Der französische Außenminister war zwar überrascht, aber „nicht bestürzt„, die Pariser Presse verhielt sich in den ersten Tagen recht gemäßigt. Rom und Petersburg zeigten sich ziemlich gleichgültig. Nur der neue Unterstaatssekretär im englischen Auswärtigen Amt, der frühere Botschafter in Petersburg, Sir Arthur Nicolson, bemerkte, Agadir sei kein offener Hafen und stellte die Frage, ob Deutschland Truppen landen werde. Kurz nachher erklärte Grey, nun sei eine neue, heikle Lage entstanden, die England zwinge, seine eigenen Interessen in Marokko zu verfolgen. Eine schriftliche Mitteilung in diesem Sinne erfolgte am 4. Juli. Drei Tage später bekannte sich der französische Außenminister zu Verhandlungen mit Berlin bereit, und Cambon, der von Paris nach der deutschen Hauptstadt zurückkehrte, erhielt die Vollmacht zur Besprechung von Kompensationen. Seine erste Unterredung mit Kiderlen verlief verhältnismäßig günstig. Der Name des französischen Kongogebietes als Austauschobjekt wurde genannt, und der Vertreter der Republik war sichtlich erleichtert, als er erkannte, dass Deutschland in Marokko selbst keine Ansprüche erhebe.
Sir Eyre Crowe, Abteilungsleiter im britischen Außenministerium, notierte kurz nach dem „Panthersprung nach Agadir“, am 3. Juli 1911: „Die Tatsache, dass Deutschland den Sprung gemacht hat, muss der Annahme Raum geben, dass es sich jetzt in der Lage glaubt, der Gefahr einer französisch-britischen Gegnerschaft zu trotzen. […]. Wenn sich […] erweisen sollte, dass dem so ist, so stehen wir nun einer dringenden und unmittelbaren Gefahr gegenüber, für die gerüstet zu sein von vitaler Bedeutung ist.“
Von August bis Dezember 1911 wurde S.M.S. Panther in Danzig (Kaiserlichen Werft Danzig) den dringend benötigten Reparaturarbeiten getätigt. Über Las Palmas erreichte das Kanonenboot im April 1914 das alte Stationsgebiet vor der westafrikanischen Küste. Bei einem weiteren Besuch von Großfriedrichsburg im April 1914 wurden dort mehrere alte brandenburgische Geschützrohre entdeckt, die mit einem Frachter nach Deutschland gebracht wurden. Nach einem kurzen Einsatz in Liberia kehrte das Kanonenboot im Mai 1914 nach Deutschland zurück, wo es in Danzig einer Grundreparatur unterzogen wurde.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurde S.M.S. Panther zum Küstenschutz in der Ostsee herangezogen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 setzte die neue Reichsmarine das alte Kanonenboot ab Juli 1921 als Vermessungsschiff ein. Am 31. März 1931 wurde „Panther“ aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen in in Wilhelmshaven abgewrackt.
S.M.S. Panther der k.u.k. Marine
Neben dem deutschen Kanonenboot S.M.S. Panther gab es in der k. u. k. Kriegsmarine den Kleinen Kreuzer S.M.S. Panther.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
- „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
- „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
- „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
- „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
- „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
- „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
- „Marine-Album“ Berlin 1910
- „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
- „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
- „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
- „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
- „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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