Bielefeld in Westfalen im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Bielefeld 71.797 Einwohner – 1905 = 56. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.
Bielefeld in Westfalen im Königreich Preußen
Bielefeld ist eine Stadt und Stadtkreis im Königreich Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Minden und liegt an der Lutter, am Teutoburger Wald und an der Staatsbahnlinie Wustermark-Hamm, sowie 118 Meter über dem Meer.
Bielefeld hat 6 evangelische Kirchen, eine katholische Kirche und eine Synagoge. Im Jahr 1900 leben hier mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 55) 63.046 Einwohner, darunter 54.327 Evangelische, 7400 Katholiken und 793 Juden.
Die Stadt Bielefeld ist Hauptsitz der westfälischen Leinen- und Damast- sowie sehr bedeutender Wäschefabrikation, deren Erzeugnisse fast nach allen Ländern der Erde ausgeführt werden. Von großer Bedeutung ist auch die Seiden- und Plüschweberei, die Flachsspinnerei (2760 Arbeiter) und die Nähmaschinen- u. Fahrradfabrikation (5300 Arbeiter).
Bielefeld besitzt Fabriken für Herstellung von Werkzeug- und landwirtschaftlichen Maschinen, Dampfmaschinen, Zentrifugen, Automobilen, Feilen, Geldschränken, Wagen, Armaturen und Eisenkonstruktionen, Papier, Geschäftsbüchern und Kartonnagen, Pianofortes, Möbeln, Margarine, Backpulver, Cakes, Likör etc., eine Glashütte, Glasschleiferei, Brennerei und Bierbrauerei, Bleicherei, Färberei und Appreturanstalten. Den bedeutenden Handel unterstützen eine Reichsbankstelle (Umsatz 1901: 750,3 Millionen Mark), die Westfälische Bank und eine Handelskammer.
Bielefeld hat ein Gymnasium mit Realgymnasium, eine Realschule, das Landratsamt des Landkreises Bielefeld, ein Landgericht und in der Vorstadt Gadderbaum die bekannten Wohltätigkeitsanstalten des Pastors von Bodelschwingh. Der Magistrat zählt 11, die Stadtverordnetenversammlung 39 Mitglieder. In der Nähe liegt die alte Feste Sparrenberg, früher Gefängnis, jetzt wieder ausgebaut, mit historischem Museum, Festsaal etc. und dem Denkmal des Großen Kurfürsten; ferner der Johannisberg mit schönen Anlagen und die Hünenburg.
Zum Landgerichtsbezirk Bielefeld gehören die 14 Amtsgerichte zu Bielefeld, Bünde, Gütersloh, Halle i. W., Herford, Lübbecke, Minden, Öynhausen, Petershagen, Rahden, Rheda, Rietberg, Vlotho und Wiedenbrück.
Der Ort ist 1015 als Bilivelde nachzuweisen und erscheint zuerst 1233 urkundlich als Stadt. Bielefeld gehörte den Grafen von Ravensberg, die vielfach auf der Sparrenburg residierten, und fiel 1347 an die Herzöge von Jülich. Am Ende des 13. Jahrhunderts trat Bielefeld der Hanse bei. Die Reformation fand um 1545 in der Stadt Eingang. 1614 fiel Bielefeld an Brandenburg, wurde aber erst 1647 vom Großen Kurfürsten dauernd in Besitz genommen.
Bielefeld ist heute eine kreisfreie Großstadt in Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Detmold, mit rund 334.000 Einwohnern (2021).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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