Deutsch-Ost-Afrika, Strand in Lindi

Deutsch-Ostafrika

Deutsch-Ostafrika (deutsche Kolonie 1885-1919) in einer Übersicht, Geschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Verwaltungszentrum Daressalam

Gruß aus Dar-es-Salam - Haus des Gouverneurs - Postgebäude - Reichkommissar von Wissmann und Generalmajor von Liebert
Gruß aus Dar-es-Salam – Haus des Gouverneurs – Postgebäude – Reichkommissar von Wissmann und Generalmajor von Liebert

Deutsch-Ostafrika

Wappen:

Deutsch-Ostafrika, Wappen (Entwurf)
Deutsch-Ostafrika, Wappen (Entwurf)

Größe von Deutsch-Ostafrika:

Mit den dazu gehörigen Wasserflächen 995.000 km² (= 2 x Deutsches Reich).

Deutsch-Ostafrika, Landkarte 1912
Deutsch-Ostafrika, Landkarte 1912

Reichskommissare und Gouverneure von Deutsch-Ostafrika:

AmtszeitName
27.05.1885 – 08.02.1888Dr. Carl Peters (1856 – 1918), Reichskommissar
08.02.1888 – 21.02.1891Herrmann von Wissmann (1853 – 1905), Reichskommissar
14.02.1891 – 15.09.1893Julius Freiherr von Soden (1846 – 1921), Gouverneur
15.09.1893 – 26.04.1895Friedrich Radbod Freiherr von Scheele (1847 – 1904), Gouverneur
26.04.1895 – 03.12.1896Herrmann von Wissmann (1853 – 1905), Gouverneur
03.12.1896 – 12.03.1901Eduard von Liebert (1850 – 1934), Gouverneur
12.03.1901 – 15.04.1906Gustav Adolf Graf von Götzen (1866 – 1910), Gouverneur
15.04.1906 – 22.04.1912Georg Albrecht Freiherr von Rechenberg (1861 – 1935), Gouverneur
22.04.1912 – 14.11.1918Dr. Albert Heinrich Schnee (1871 – 1949), Gouverneur
Deutsch-Ostafrika, Daressaalam, Blick auf den Hafen, Kaiserstraße, Kaiser Wilhelm-Denkmal
Deutsch-Ostafrika, Daressaalam, Blick auf den Hafen, Kaiserstraße, Kaiser Wilhelm-Denkmal

Bevölkerung:

Deutsch-Ostafrika hat mehr als 4 Millionen Einwohner, wesentlichster Bestandteil sind die Bantu. Die Bantu des südlichen Teils des Schutzgebietes sind mit den Sulus verwandt. In den Steppen des Nordens bis in die Mitte des Schutzgebietes wohnen die republikanisch organisierten, von Norden eingedrungenen Massai (Hamiten mit der Sprache der Nilotischen Völker). Im Nordwesten, zwischen Victoria- und Tanganyika-See wohnen als herrschende Klasse inmitten von Bantu die hamitischen Wahuma oder Watussi. Zu den Sulustämmen des Südens gehören die monarchisch organisierten Wahehe (im Flussgebiet des Rufiyi) und die Mafiti, beide Stämme sind von Süden eingedrungen. Ein Mischvolk von Arabern und Eingeborenen sind die Suaheli. Neben den Eingeborenen wohnen an der Küste: Araber (Maskat- und Schihiriaraber), Beludschen, Inder, Parsi, Goanesen, Syrer, Ägypter, Türken, Europäer: 922, darunter 678 Deutsche.

Gruss aus Deutsch-Ost-Afrika
Gruss aus Deutsch-Ost-Afrika

Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika:

Am 1. April 1897: 2139 Mann, davon 1694 eigentliche Truppe, 445 Landespolizei. November 1896 gab es 41 Offiziere, 17 Ärzte, 119 Zahlmeister, Unteroffiziere etc., 10 farbige Offiziere, 123 farbige Unteroffiziere, 1694 reguläre und 238 irreguläre Askaris.

Exzellenz Staatssekretär Dernburg die Ehrenkompanie abschreitend, Dar-es-Salaam 1908, Deutsch-Ost-Afrika
Exzellenz Staatssekretär Dernburg die Ehrenkompanie abschreitend, Dar-es-Salaam 1908, Deutsch-Ost-Afrika

Kommandeure der Schutztruppe:

AmtszeitName
01.04.1891 – 17.08.1891Leutnant von Zelewski (1854 – 1891)
1892 – 1893Stelle nicht besetzt
23.10.1893 – 25.03.1895Oberst Freiherr von Scheele (1847 – 1904)
25.05.1895 – 17.08.1897Oberstleutnant von Trotha (1848 – 1920)
22.09.1897 – 12.03.1901Generalmajor von Liebert (1897 – 1901)
12.03.1901 – 14.04.1906Major Graf von Götzen (1866 – 1910)
28.05.1907 – 13.04.1914Oberstleutnant Kurt Freiherr von Schleinitz (1859 – 1928)
1914 – 1918Oberstleutnant Paul von Lettow-Vorbeck (1870 – 1964)
Deutsch-Ost-Afrika, Kaiserliches Bezirksamt in Dar-es-Salaam
Deutsch-Ost-Afrika, Kaiserliches Bezirksamt in Dar-es-Salaam

Regierungssitz von Deutsch-Ostafrika:

Dar-es-Ssalam.

Daressalam, Stadtplan Hafen und Ort, 1910
Daressalam, Stadtplan Hafen und Ort, 1910

Das deutsche Schutzgebiet gliedert sich in 22 Bezirke: Kilimandscharo, West-Usambara, Tanga, Pangani, Saa-dani, Bagamoyo, Dar-es-Ssalam, Kissakki, Kilossa, Mpapwa, Kilimatinde, Tabora, Mwansa‚ Bukoba, Udjidji, Ukonongo, Iringa, Langenburg, Magwangwara, Kilwa, Lindi und Mikindani.

Deutsch-Ostafrika, Dar-es-Salaam, Kaiser Wilhelm-Denkmal und das Kaiserliche Bezirks-Amt
Deutsch-Ostafrika, Dar-es-Salaam, Kaiser Wilhelm-Denkmal und das Kaiserliche Bezirks-Amt

Stationen:

Von Norden nach Süden und Westen nach Osten geordnet.

  • Schutztruppe: Dar-es-Ssalam, Bukoba, Mwansa, Moshi, Marangu, Udjidji, Tabora, matinde, Pangani, Iringa, Mpapwa, Kilossa, Malangali, Kalinga, Dwangire, Ssongea.
  • Polizeitruppe: Kisswani, Wilhelmsthal, Masinde, Tanga (Ausgangspunkt der bis Muhesa fertiggestellten Eisenbahn nach Korogwe), Pangani, Saadani, Kissakki, Bagamoyo, Dar-es-Ssalam, Langenburg, Bari- kiwa in Donde, Kilwa, Lindi, Mikindani.
Deutsch-Ostafrika, Tanga, Boma, Bahnhof, D.O.A.G.
Deutsch-Ostafrika, Tanga, Boma, Bahnhof, D.O.A.G.

Briefmarken:

Die Reichspost ist seit dem 4. Oktober 1890 in Deutsch-Ostafrika vertreten. Kurze Zeit waren deutsche Postämter auch in Lamu (Stempel: LAMU – OSTAFRIKA) und Sansibar (Stempel: ZANZIBAR KAISERL DEUTSCHE POSTAGENTUR) in Betrieb. In Deutsch-Ostafrika wurden zunächst die Briefmarken (Adlerausgabe) der Reichspost verwendet und sind nur an den entsprechenden Stempeln (DAR-ES-SALAAM und TANGA) erkennbar. Das Schutzgebiet selbst gehörte seit 1891 dem Weltpostverein an. 1893 wurden Marken der Adlerausgabe mit Aufdruck in ostafrikanischer Pesa-Währung verwendet. Ab 1901 wurden eigene Briefmarken mit der Kaiserlichen Yacht S.M.S. Hohenzollern als Motiv zur Ausgabe gebracht.

Deutsch-Ostafrika 2 Pesa, 1893
Deutsch-Ostafrika 2 Pesa, 1893
Deutsch-Ostafrika 5 Pesa, 1893
Deutsch-Ostafrika 5 Pesa, 1893
Deutsch-Ostafrika 10 Pesa, 1893
Deutsch-Ostafrika 10 Pesa, 1893
Deutsch-Ostafrika 2 Pesa, 1896
Deutsch-Ostafrika 2 Pesa, 1896
Deutsch-Ostafrika 5 Pesa, 1896
Deutsch-Ostafrika 5 Pesa, 1896
Deutsch-Ostafrika 10 Pesa, 1896
Deutsch-Ostafrika 10 Pesa, 1896
Deutsch-Ostafrika 30 Heller, 1905
Deutsch-Ostafrika 30 Heller, 1905
Deutsch-Ostafrika 60 Heller, 1905
Deutsch-Ostafrika 60 Heller, 1905
Deutsch-Ostafrika 3 Rupien, 1905
Deutsch-Ostafrika 3 Rupien, 1905

Handel:

Ausgeführt werden unbearbeitetes Elfenbein, roher Kautschuk, Sesam, Kopal, fossiles und Baumharz, Kokosnüsse, Matten, einheimische Bauhölzer, Hörner, Kopra, Kaffee, Tee, Kakao, Flusspferdzähne, Tabak etc. Gesamtwert der Ausfuhr 1897: 3.736.197 Rupien oder 5.146.611 Mark und 36 Pfennig.

Deutsche Ost-Afrika-Linie Hamburg
Deutsche Ost-Afrika-Linie Hamburg

Eingeführt werden Baumwollwaren, geschälter Reis, Eisen und Eisenwaren, Wein, Mtama und Mawele, Butter, Schmalz, Käse, Schinken, Speck, Fleisch, Bier, Mineralöl, Gemüse und Obst, Mehl, Tabak, Spirituosen etc. Wert der Einfuhr 1897: 6.840.781 Rupien oder 9.423.106 Mark und 95 Pfennig. 

Deutsch-Ost-Afrika, Zollhafen in Daressalam
Deutsch-Ost-Afrika, Zollhafen in Daressalam

Währung in Deutsch-Ostafrika:

  • 1 Rupie = 64 Pesa
  • 1 Rupie = 100 Heller (ab 1905)

Kurs: 1 Rupie ≈ 1,33 Mark

Siehe Beitrag: Münzen und Banknoten in Deutsch-Ostafrika

Deutsch-Ostafrika 1 Rupie, 1906
Deutsch-Ostafrika 1 Rupie, 1906
Deutsch-Ostafrikanische Bank 5 Rupien, 1905
Deutsch-Ostafrikanische Bank 5 Rupien, 1905

Bodengestaltung:

Deutsch-Ostafrika ist ein Teil des sich von Abessinien bis Kapstadt erstreckenden Hochplateaus; dasselbe, vom Indischen Ozean landeinwärts ansteigend, gliedert sich durch mehrere meridional verlaufende Längsspalten (Gräben) und erhebt sich im Schutzgebiet zu einer Höhe von 1000—1500 m und darüber. An der Nordgrenze der doppelgipflige Kilimandscharo (westliche Spitze: Kibo, nach Dr. H. Meyer 6010 m, nach von Höhnel 6130 m, östliche Spitze: Mawensi, nach Dr. H. Meyer 5300 m, nach von Höhnel 5545 m) bedeckt eine Fläche von 3770 km² oder 67 deutschen Quadratmeilen. 

Deutsch-Ost-Afrika, Masama, Deutsche Siedler am Kilimandscharo
Deutsch-Ost-Afrika, Masama, Deutsche Siedler am Kilimandscharo

Dem Kilimandscharo zunächst zur Linken des Pangani, das nach Westen steil abfallende Paregebirge, östlich davon nahe der Küste das Handeigebirge (Kaffeeplantagen). Als Fortsetzung des Paregebirges erscheint auf dem rechten Panganiufer die Terrasse von Useguha. Mit dem Gebirge von Nguru beginnt das durch Ussagara und Uhehe bis zum Nassa in einem Bogen sich fortsetzende, dem Lauf der Küste folgende Randgebirge. Auf der Grenze zwischen Ussagara und Uhehe die Rubeho-Berge. In den Nyassabergen Gipfel von 3000 m, am Nordostende des Nyassa das Livingstonegebirge.

Deutsch-Ost-Afrika, Usaa, Kirche und Schulhaus am Kilimandscharo
Deutsch-Ost-Afrika, Usaa, Kirche und Schulhaus am Kilimandscharo

Bewässerung: Das Hochplateau im Innern ist wasserarm. In den Indischen Ozean (in der Reihenfolge von Norden nach Süden) ergießen sich folgende Flüsse: der Umba. (Grenzfluss im Norden, der Pangani (Quelle auf dem Kilimandscharo), der Wami und Kingani münden Sansibar gegenüber, der Rufidji (mit dem Ulanga und Ruaha, am Ausfluss des Rufidji die Insel Mafia), der Ruvuma, Grenzfluss im Süden, entspringt auf den Nyassabergen. In den Tanganyika-See fließt der Mlagarassi, in den Victoria—Nyansa der Kagera, der südlichste Quellfluss des Nils, dessen Quellen (1899) noch nicht festgestellt sind.

Deutsch-Ost-Afrika, Strand in Lindi
Deutsch-Ost-Afrika, Strand in Lindi

Zum Teil zum deutschen Schutzgebiet gehören die drei Süßwasserseen Afrikas: der Victoria—Nyansa (1180 m über dem Meeresspiegel, 66.000 km² groß = Königreich Bayern), der Tanganyika (880 m über dem Meeresspiegel, 35.000 km² groß = Provinz Ostpreußen), der Nyassa-See (500 m über dem Meeresspiegel, 27.000 km² groß = Provinz Westpreußen).

Westlich vom Kilimandscharo befinden sich der Guassonyiro-, der Eyassi- und der Manyara—See. Der nordwestlich vom Nyassa befindliche lewa-See liegt 780 m hoch und bildet ein abflussloses Becken, das augenblicklich fast ganz ausgetrocknet ist.

Deutsch-Ostafrika, Hütte der Konde
Deutsch-Ostafrika, Hütte der Konde

Klima:

Deutsch-Ostafrika gehört in seiner ganzen Ausdehnung der tropischen Zone an. Vom Mai bis September weht der Südwestpassat, vom Dezember bis März der Nordostpassat. Die Winde tragen die Feuchtigkeit über das Festland und bestimmen die Regen- und Trockenzeit. Im Innern wechselt eine durchschnittlich 6 Monate währende Regenzeit mit einer ebenso langen Trockenzeit ab.

An der Küste tritt nach den Regenzeiten (Ende Dezember bzw. Ende April) eine kühle Periode ein, in welcher die Temperatur des Nachts auf 10° C sinkt, während sie bei Tage 35° C und mehr beträgt.

Deutsch-Ostafrika, Missionsschule, Dschagga-Kinder
Deutsch-Ostafrika, Missionsschule, Dschagga-Kinder

Die Geschichte von Deutsch-Ostafrika:

16. September 1884
Ausschusssitzung der Gesellschaft für deutsche Kolonisation in Berlin, in welcher Dr. Carl Peters den Auftrag erhält, nach Afrika zu reisen, um Land für die Gesellschaft zu erwerben. Als Begleiter werden Dr. jur. Jühlke und Graf J. Pfeil ausersehen. Bald darauf reisen die drei Herren nach Sansibar ab, jedoch versuchen sie, das Ziel ihrer Reise zu tarnen, um die Engländer nicht frühzeitig auf ihr Vorhaben aufmerksam zu machen.

Carl Peters

Carl Peters
* 27.09.1856 Neuhaus an der Elbe,
† 10.09.1918 Bad Harzburg.
Carl Peter gilt als der Begründer der Kolonie Deutsch-Ostafrika.

8. November 1884
Der deutsche Konsul William Oswald in Sansibar teilt Dr. Carl Peters mit, dass ihn die deutsche Regierung in einem Erlass angewiesen habe, dem p. p. Peters, wenn er wirklich in Sansibar eintreffen sollte, zu eröffnen, dass er dort weder Anspruch auf Reichsschutz für seine Kolonie, noch Garantie für sein eigenes Leben haben könne.

10. November 1884
Dr. Carl Peters landet mit seinen Begleitern Jühlke und Pfeil in Sadani an der Küste Ostafrikas.

10. November und 17. Dezember 1884
Dr. Carl Peters schließt in Begleitung von Dr. Jühlke und Graf Pfeil mit den Stammesführern des Hinterlandes von Sadani und Bagamoyo in Ostafrika Verträge (Carl Peters Vertrag) ab, die neben der Flaggenhissung die Rechtsgrundlage zur späteren Übernahme der Schutzherrschaft durch das Reich abgeben. Es sind die Landstriche zwischen Pangani und Kingani in einem Umfang, der dem Süddeutschlands etwa gleichkommt. Außerdem lässt sich Dr. Peters von dem Agenten des Sultans von Sansibar, Said Bargash, bestätigen, dass der Sultan in diesen Gebieten, speziell in Nguru und Usagara, keine Oberhoheit und Schutzrechte besitzt (26. November 1884). Am 17. Dezember ist die Expedition bereits zu Ende und Dr. Peters trifft am 5. Februar 1885 wieder in Berlin ein. Die Unkosten betragen nicht ganz 2000 Mark.

Dr. Karl Jühlke, Dr. Carl Peters, Joachim Graf Pfeil in Berlin 1884
Dr. Karl Jühlke, Dr. Carl Peters, Joachim Graf Pfeil in Berlin 1884

1884
Carl Peters schließt mit Sultan Usagara einen Schutzvertrag.

12. Februar 1885
Der Ausschuss der Gesellschaft für deutsche Kolonisation beschließt, ein Direktorium auf 15 Jahre zu ernennen. Mitglieder sind Dr. Peters, Graf Behr, Hofgartendirektor Jühlke, Dr. Lange und Konsul Roghe. Auf Antrag von Dr. Peters wird eine eigene Flagge angenommen. Die Flagge wurde von dem damaligen Sekretär der Gesellschaft und späteren Hauptmann A. Leue entworfen.

Flagge der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft
Flagge der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft

27. Februar 1885
Kaiser Wilhelm I. unterzeichnet den Schutzbrief für die ostafrikanischen Erwerbungen der „Gesellschaft für deutsche Kolonisation“.

2. April 1885
Die „Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, Carl Peters und Genossen“ wird in das Handelsregister Berlin eingetragen.

Am 9. April erhält Dr. Peters Generalvollmacht von der Gesellschaft. A. Leue wird Sekretär; Dr. Jühlke ist in Sansibar Vertreter der Gesellschaft und wird vom Reichskanzler mit der Ausübung der Gerichtsbarkeit im Schutzgebiet beauftragt. Man plant dieses zu erweitern vom Kap Guardafui bis zum Rovuma, von den Komoren bis nach Madagaskar. Es werden zum Zwecke der Landerwerbung elf Expeditionen hinausgeschickt.

Postkutsche in Deutsch-Ost-Afrika
Postkutsche in Deutsch-Ost-Afrika

8. April 1885
Clemens Dehnhardt schließt in Gegenwart seines jüngeren Bruders Gustav und des Landwirtes Schunke einen Schutz- und Landkaufvertrag mit dem Sultan Achmed (genannt Simba = der Löwe) von Witu ab, durch den sich der Sultan von Witu unter die Schutzherrschaft des Deutschen Reiches (Deutsch-Witu) stellt und gleichzeitig Clemens Dehnhardt als seinen Bevollmächtigten ernennt. Unabhängig hiervon erwirbt Clemens Dehnhardt für die Witu-Gesellschaft durch Kauf ein Landgebiet von 25 qkm Umfang. Kaufpreis: 50 Gewehre, Tuch, Glasperlen und einige 1000 Maria-Theresien-Taler. Das Sultanat Witu war ungefähr zwei Drittel so groß wie das damalige Deutsche Reich.

27. Mai 1885
Bismarck teilt telegrafisch dem Generalkonsul Gerhard Rohlfs in Sansibar mit, dass das Deutsche Reich das Anerbieten des Sultans Achmed von Witu in Ostafrika, sein Land unter die deutsche Schutzherrschaft vorbehaltlich der Rechte Dritter zu stellen, an nimmt.

Deutsch-Witu, Landkarte
Deutsch-Witu, Landkarte

7. August 1885
Ein deutsches Flottengeschwader unter Konteradmiral Knorr erscheint vor Sansibar, da der Sultan den Deutschen Probleme bereitet, wobei er von England unterstützt wird. Sir John Kirk, englischer Konsul in Sansibar, ist Gegenspieler von Carl Peters.

1. November 1886
Deutsch-englischer Vertrag über die gegenseitigen Interessengrenzen in Sansibar und Ostafrika.

24. November 1886
Gründung der Deutsch-Ostafrikanischen Plantagengesellschaft Lewa durch die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft. Nachdem Versuche mit Tabakbau misslungen sind, wird mit Erfolg Kautschuk (Manihot Glac.) gepflanzt. Diese älteste Pflanzung (Leiter der Sumatrapflanzer Köhler) wird 1910 an eine englische Gesellschaft verkauft.

Unsere Marine. Du kennst mein Herz noch lange nicht!
Unsere Marine. Du kennst mein Herz noch lange nicht!

30. Dezember 1886
Festlegung der deutsch-portugiesischen Grenze. (Heutige Grenze zwischen Tansania und Mozambique.)

30. Juli 1887
Vertrag zwischen Sultan Said Bargash und Carl Peters als Vertreter der DOAG, welche am 26. Februar 1886 mit Karl von der Heydt als Vorsitzenden neu konstituiert war. Durch diesen Vertrag wird Peters die ganze Küste vom Umba bis zum Rovuma zwecks Weiterübertragung an die DOAG überlassen. 1888 scheidet Peters aus der DOAG-Leitung aus und unternimmt am 17. Juni 1889 die Emin-Pascha-Expedition (bis 6. Juli 1890).

Unsere Marine. Fahr mich hinüber schöner Schiffer!
Unsere Marine. Fahr mich hinüber schöner Schiffer!

28. April 1888
Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft schließt mit dem Sultan von Sansibar einen Vertrag ab, nach welchem sie einen 10 Meilen breiten Streifen an der ostafrikanischen Küste von ihm pachtet.

2. Dezember 1888
Bismarck entschließt sich zu einer weiteren Hilfeleistung der bedrängten Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. Es wird unter Mitwirkung eines englischen Geschwaders die Blockade gegen Waffeneinfuhr und Sklavenausfuhr über die ostafrikanische Küste verhängt.

Hermann von Wissmann
Hermann von Wissmann

Dezember 1888
Der so genannte „Araberaufstand“ unter Führung von Buschiri bricht aus.

2. Februar 1889
Veröffentlichung im Reichsgesetzblatt: „Der Reichskanzler wird ermächtigt, für Maßregeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum Schutz der deutschen Interessen in Ostafrika über eine Summe von zwei Millionen Mark zu verfügen und die Ausführung der erforderlichen Maßregeln einem Reichskommissar zu übertragen.

3. Februar 1889
Hauptmann Hermann Wissmann, welcher bereits seit dem 1. Januar dem Auswärtigen Amt zugeteilt war, wird zum Reichskommissar ernannt.

Hermann von Wissmann

Hermann von Wissmann
* 04.09.1853 in Frankfurt/Oder,
† 15.06.1905 in Weißenbach bei Liezen; Reichskommissar 1888 – 1891, Gouverneure 1895 – 1896.

8. Februar 1889
Bildung eines Stabes mit Wissmann als Kommandanten an der Spitze. Am 15. Februar tritt Wissmann die Ausreise an. Er begibt sich nach Ägypten zur Anwerbung von 650 Sudanesen, die um 350 Mann aus Mozambique verstärkt werden. Am 19. Februar wird die Kaiserliche Verordnung zur Bildung einer Polizeitruppe in Ostafrika erlassen.

1889/90
Die militärischen Operationen gegen die Aufständischen unter Buschiri und Banaheri beginnen. Am 8. Mai 1889 wird deren Lager erstürmt. Nachdem Buschiri bereits im Dezember 1889 gefangen und zu Tode verurteilt und auch Banaheri geschlagen wurde, ist die „Ruhe“ im Norden des Schutzgebietes wiederhergestellt.

Zanzibar, Askaritruppe
Zanzibar, Askaritruppe

Mai 1889
Bismarck teilt nach London mit, dass Dr. Peters, der in der Zeit von 1888 bis 1889 noch weitere Verträge mit eingeborenen Sultanen und Häuptlingen abgeschlossen bzw. dieselben veranlasst hatte, bereits mit England abgeschlossene Verträge zugunsten des Reiches rückgängig zu machen, ohne Auftrag der Regierung handele. Dies wird Dr. Peters in Sansibar mitgeteilt. Bismarck schreibt auf ein Aktenstück am 23. Juli die Randbemerkung: „Bisher brauchen wir England, wenn der Friede noch etwas erhalten werden soll.“ Damit sind die großen Pläne des Dr. Carl Peters endgültig gescheitert.

1. Juli 1890
Mit dem Helgoland-Sansibar-Vertrag zieht Deutschland seine Schutzherrschaft über Witu zugunsten von Großbritannien zurück. Unterzeichnet ist der Vertrag vom Reichskanzler von Caprivi und Legationsrat Krauel.

Reichspostdampfer Bürgermeister
Reichspostdampfer Bürgermeister

23. Juli 1890
Der erste deutsche Reichspostdampfer der neu gegründeten Deutschen Ostafrikalinie (DOAL.) tritt die Ausreise nach Deutsch-Ostafrika von Hamburg aus an. Der mit diesem Dampfer fahrende erste deutsche Fachpostbeamte eröffnet am 27. August eine Postagentur in Sansibar.

10. September 1890
Die Verlegung eines Seekabels Sansibar-Bagamoyo-Daressalam durch eine englische Gesellschaft, mit der ein Vertrag abgeschlossen ist, wird beendigt. Am 18. September tritt der Telegraf in Bagamoyo, am 22. in Daressalam in Tätigkeit. Am 4. Oktober werden in beiden Orten auch von Fachbeamten bediente Postagenturen eröffnet.

8. November 1890
Die Deutsche Reichsregierung erklärt England gegenüber, dass sie mit einer Entschädigung der durch den Aufstand in Witu schwer geschädigten Deutschen rechne. England gibt eine unklare Zusage, die nicht gehalten wird. (Die Aufgabe der Schutzherrschaft in Witu wurde von den Einheimischen als Verrat angesehen, wodurch die dort lebenden Deutschen in eine gefährliche Lage gerieten und teils niedergemacht, teils ihrer Habe beraubt wurden.)

Askari beim Exerzieren
Askari beim Exerzieren

20. November 1890
Das Deutsche Reich schließt einen Vertrag mit der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, nach der die Verwaltung und Zollerhebung Ostafrikas auf das Reich übergeht gegen die Verpflichtung, jährlich 600.000 Mark für Amortisation und Verzinsung einer von der Gesellschaft aufzunehmenden Anleihe in Höhe von 10.556.000 Mark zu zahlen. Dafür hat die Gesellschaft ihrerseits die Verpflichtung, an den Sultan von Sansibar den Entschädigungsbetrag von 4 Millionen Mark für Abtretung des Küstenstriches zu zahlen.

1890
Verlegung des Gouvernementssitzes von Bagamoyo nach Daressalam.

1. Januar 1891
Deutsch-Ostafrika erhält für den zurückberufenen Reichskommissar einen Zivilgouverneur.

22. März 1891
Die Wissmanntruppe wird in eine reguläre Kaiserliche Schutztruppe umgewandelt, welche dem Reichsmarineamt untersteht. Zum Kommandeur wird am 9. April der Leutnant von Zelewski ernannt.

Barra Rasta Inder-Straße in Daresalam, Gruß von der Deutsch-Ostafrikanischen Ausstellung (in Leipzig) 1897
Barra Rasta Inder-Straße in Daresalam, Gruß von der Deutsch-Ostafrikanischen Ausstellung (in Leipzig) 1897

1890
Die Rinderpest bricht im Schutzgebiet aus.

17. August 1891
Vier Kompanien der Schutztruppe werden bei Rugaro auf dem Marsch von den Wahehe überfallen. Der Kommandeur der Schutztruppe von Zelewski gerät in einen Hinterhalt und kommt mit 9 Europäern und 150 Askari ums Leben.

5. Mai 1892
Die erste Telegrafenlinie Bagamoyo-Sadani wird eröffnet. (Bis 1892 zum Beginn des Ersten Weltkrieges waren 3000 km Leitungen im Betrieb.)

5. Dezember 1892
Die Regierungsschule in Tanga wird mit 50 Schülern in einem Kaufladen eröffnet. Schon 1895 kann der spätere Rektor Blank mit 100 Schülern in das Gouvernementsschulhaus ziehen.

Station Usungula mit den Pflanzungen, Gruß von der Deutsch-Ostafrikanischen Ausstellung (in Leipzig) 1897
Station Usungula mit den Pflanzungen, Gruß von der Deutsch-Ostafrikanischen Ausstellung (in Leipzig) 1897

1892/93
Die Rinderpest geht zurück. Erst um 1913 konnte der 1892/93 Viehbestand von der Zeit vor der Pest wieder erreicht, ja überschritten werden (nach Schätzung 12 Millionen Rinder, 5 Millionen Stück Kleinvieh).

1893
Es wird der erste erfolgreiche Versuch unternommen, die aus Mexiko eingeführte Sisalagave (Sisalhanf) zu kultivieren.

1893
Durch Stiftung eines Inders wird am Hafen von Daressalam das 1893 Sewa-Hadji-Krankenhaus für Einheimische und Inder erbaut.

1. Juli 1893
Postwertzeichen (Adlerzeichnung) mit schwarzem Aufdruck des Pesabetrages (1 Rupie e 64 Pesa) werden herausgegeben. 1896 erhalten 1. Juli die Marken, bis dahin mit waagerechtem Pesaüberdruck, einen schrägen Pesaüberdruck mit der Angabe „Deutsch-Ostafrika“. 1901 werden Marken mit Schiffszeichnung und Rupie- und Pesaangaben herausgegeben.

Briefmarken aus Deutsch-Ostafrika
Briefmarken aus Deutsch-Ostafrika

1893/94
Unterwerfung der Wahehe und Wadschagga durch Gouverneur von Scheele.

16. Oktober 1884
Die erste koloniale Eisenbahnstrecke von Tanga nach Pongwe wird eröffnet (14 km). Erst nach 11 Jahren wird die Bahn auf 129 km verlängert.

1895
Eröffnung des Gouvernementskrankenhauses in Daressalam.

5. Juni 1896
Die Kronlandsverordnung der Reichsregierung tritt in Kraft. Land, welches von der Schutzgebietsverwaltung an Europäer abgegeben wird, muss vorher nach Prüfung etwaiger Rechte Dritter zum Kronland erklärt werden.

1. Januar 1897
In Daressalam wird das Eingeborenenhospital, welches nach seinem Stifter, dem Inder Sewa Hadji benannt wird, in Betrieb genommen.

Deutsch-Ost-Afrika, Gouvernements-Krankenhaus in Dar-es-Salaam
Deutsch-Ost-Afrika, Gouvernements-Krankenhaus in Dar-es-Salaam

1897
Die Errichtung einer Zuckerfabrik am Pangani wird geplant, doch erst 1900/01 ausgeführt. Die erste Kampagne fällt in das Jahr 1901. (Das Unternehmen wird jedoch schon 1902 liquidiert, da man mit großen Verlusten arbeitet und nicht durchhalten will.)

19. Juli 1898
Sultan Quawa der Wahehe fällt. Damit ist der Waheheaufstand beendet.

1899
In Daressalam erscheint zum ersten Male die „Deutsch-Ostafrikanische Zeitung“, Herausgeber und Schriftleiter Wilhelm (Willy) von Roy-Quadendorf.

1. August 1899
Das Bezirksamt von Tanga führt den allgemeinen Schulunterricht für einheimische Jungen ein (täglich 2 Stunden Unterricht).

Deutsch-Ost-Afrika, Bergweg im Usambara-Gebirge
Deutsch-Ost-Afrika, Bergweg im Usambara-Gebirge

1900
Einführung der Kautschukkultur (Manihot Glaciovii), die sich jedoch erst ab 1905 stärker entwickelte.

1902
Einführung des Baumwollanbaues durch das kolonialwirtschaftliche Komitee, dessen mustergültige Organisation zum Vorbild für gleiche Einrichtungen in den englischen und französischen Kolonien Afrikas wird.

Juni 1902
Gründung des Kaiserlichen landwirtschaftlich-biologischen Institutes in Amani in Ostusambara (920 m hoch) als Ergänzung des in Daressalam bestehenden Kulturgarten.

Deutsch-Ost-Afrika, Mais stampfende Mädchen
Deutsch-Ost-Afrika, Mais stampfende Mädchen

1904
Aufhebung der Sklaverei. Es wird bestimmt, dass alle nach dem 31. Dezember 1905 geborenen Kinder der Sklaven entschädigungslos frei sein sollen. Die Haussklaverei soll nach dem Reichstagsbeschluss, der dieser Verordnung zugrunde liegt, im Jahre 1920 völlig aufhören.

1904
Die erste Baumwollversuchsstation wird in Mpanganya am Südufer des Rufijiflusses mit Schulbetrieb gegründet.

28. Februar 1904
Die Reichsregierung erlässt eine Verordnung über das Münzwesen in Deutsch-Ostafrika und setzt als Einheit die Rupie, in 100 Heller geteilt, fest. 1 Rupie erhielt den festen Kurs von 1,333 Mark. Es werden fortan nur Postwertzeichen mit Hellerangaben herausgegeben.

Deutsch-Ostafrika, Münzen
Deutsch-Ostafrika, Münzen

1. September 1904
Das Höhensanatorium Wugiri im Nordosten wird eröffnet, nachdem ein Kolonialfreund, Lienhardt, ein Kapital von 100.000 Mark dazu gestiftet hatte.

1. Oktober 1904
Mombo, von wo der Aufstieg nach Wilhelmstal in Westusambara erfolgt, erhält Stadtrechte (ab Februar 1905 erreicht der Eisenbahnbau von Tanga aus Mombo).

Januar 1905
Die Deutsch-Ostafrikanische Bank wird gegründet. Da ihr das Recht der Notenausgabe verliehen wird, gibt sie bereits im Dezember die ersten 5-Rupie-Noten heraus.

1905
Das Gouvernement von Deutsch-Ostafrika gibt gedruckte Auskünfte für Ansiedler in Westusambara und Moschi heraus, die die Auswanderungslustigen eher abschrecken als anziehen. Als Betriebskapital werden 9000 Mark verlangt.

Münzen aus Deutsch-Ostafrika
Münzen aus Deutsch-Ostafrika

1905
Erste Reise des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg nach Deutsch-Ostafrika.

1905/06
Im Süden des Landes bricht der „Maji Maji-Aufstand“ aus. Ursache war u.a. eine Erhöhung der Steuer, wodurch die Einheimischen zur Plantagenarbeit gezwungen werden sollten. Es kommt zu zahlreichen, schweren Kämpfen der Afrikaner gegen die Schutz- und Polizeitruppe. Am Ende der Kämpfe schätzt die Kolonialbehörde die Zahl der einheimischen Toten auf rund 75.000. Auf deutscher Seite sind 345 Askaris und 23 Europäer zu Tote gekommen.

1907
Die Loslösung der Zivilverwaltungsaufgaben (Bezirksämter) von der Schutztruppe wird zum größten Teil durchgeführt.

Deutsch-Ostafrika, Hafeneinfahrt von Daressalam
Deutsch-Ostafrika, Hafeneinfahrt von Daressalam

12. Mai 1907
Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg begibt sich nach Deutsch-Ostafrika, um eine Forschungsreise quer durch Afrika von Ost nach West anzutreten. Seine Begleiter sind Hauptmann Weiß und Oberleutnant von Wiese und Kaiserswaldau, außerdem eine Anzahl von Fachgelehrten. Die Expedition endigt 1908 erfolgreich.

19. August 1907
Eröffnung der Reichstelegrafenstation in Moschi.

23. September 1907
Die erste Privatreisegesellschaft des Reisebüros Carl Stangen kommt in das Schutzgebiet.

Vermessungsschiff Möwe und S.M.S. Königsberg vor Daressalam
Vermessungsschiff Möwe und S.M.S. Königsberg vor Daressalam

5. Oktober 1907
Eröffnung der Bahn von Daressalam-Morogoro bis zur Station 1907 Mikeke. Die ganze Strecke wird am 16. Dezember eröffnet. Der erste Spatenstich fand am 1. Februar 1905 in Daressalam statt.

23. November 1907
Um die Ausbreitung der Sisalhanfkultur besonders in Britisch-Ostafrika zu verhindern, wird ein Ausfuhrzoll für Sisalpflanzgut eingeführt.

1907 – 1910
Oberleutnant Paul Graetz durchquert als erster Afrika im Automobil 1907-1910 (für den Verlag Seherl). Oberleutnant Graetz gehörte der ostafrikanischen Schutztruppe von 1902-1904 an. Sein Kisuaheliname war „Bwana Tucke-Tucke“, dem Motorengeräusch nachgebildet. 1911/12 wiederholte er die Durchquerung im Motorboot, das allerdings weite Strecken geschleppt werden musste.

Französische Mission in Bagamoyo - Hospital in Bagamoyo
Französische Mission in Bagamoyo – Hospital in Bagamoyo

1908
Die Kironda-Goldminengesellschaft beginnt ihren Betrieb in Sekenke (200 km nördlich von der Zentraleisenbahn entfernt, daher sehr schwieriger Transport der Maschinen usw. Das Gold wird aus Quarzgängen gewonnen, je Tonne Erz durchschnittlich 45 g Gold, später nur 25 bis 14 g.)

1909 – 1911
Forschungsexpedition zur Ausgrabung von Riesensauriern am Tendaguruberge, nordwestlich von Lindi unter Leitung von Dr. W. Janensch sowie unter Mitarbeit der Herren Dr. E. Hennig, Dr. von Staff und Sattler. Die Arbeiten werden 1912 wieder aufgenommen.

Exzellenz Staatssekretär Dernburg's Empfang, Dar-es-Salaam 1908, Deutsch-Ost-Afrika
Exzellenz Staatssekretär Dernburg’s Empfang, Dar-es-Salaam 1908, Deutsch-Ost-Afrika

1900/10
Nach heftigen Pockenepidemien im Norden und im Gebiet der Zentralbahn, werden fast eine Million Pockenschutzimpfungen vorm genommen.

1910
Das Gouvernement von Britisch-Ostafrika kauft von diesem Jahre ab jährlich große Mengen der deutschen Schutzlymphe. Schon 1902 war es dem Stabsarzt Dr. Exner in Bismarckburg gelungen, im Schutzgebiet brauchbare Kälberlymphe herzustellen.

1911
Vertrag zwischen Deutschland und Belgien über die gegenseitigen Grenzansprüche in Deutsch-Ostafrika. Es wird der Kiwusee und der Lauf des Russissi als Grenze zwischen deutschem und belgischem Schutzgebiet festgelegt.

Dr. Albert Heinrich Schnee

Albert Heinrich Schnee
* 04.02.1871 in Haldensleben,
† 23.06.1949 in Berlin; Gouverneur 1912 – 1918

1912/13
In Daressalam wird gerichtet ein Institut für Seuchenforschung eingerichtet.

1913
Seit dem Jahre 1903 wurde der Kampf gegen die Pocken durch Impfungen aufgenommen. Bis 1913 ist fast die Hälfte der Einheimischen geimpft worden.

9. März 1913
Gründung eines Freiwilligenkorps von Usambara unter Hauptmann a. D. von Prince in Wilhelmstal.

20. März 1913
In Daressalam wird eine Funktelegrafenstation eröffnet.

Deutsch-Ostafrika, Askaris
Deutsch-Ostafrika, Askaris

20. März 1913
Vereinbarung zwischen Deutschland und Portugal über die Rovuma-Inseln.

1. April 1913
Deutsche Maße und Gewichte werden im Schutzgebiet eingeführt.

1. Oktober 1913
Einführung der Zeit von Moschi am Kilimandscharo als Einheitszeit für das ganze Schutzgebiet.

3. Dezember 1913
Tanga erhält eine Städteordnung.

12. Dezember 1913
Oberstleutnant von Lettow-Vorbeck wird an Stelle des Oberstleutnants von Schleinitz Kommandeur der Schutztruppe von Deutsch-Ostafrika.

Paul von Lettow-Vorbeck

Paul von Lettow-Vorbeck
* 20.03.1870 in Saarlouis,
† 09.03.1964 in Hamburg
Kommandeur der Schutztruppe 1914 – 1918

Deutsch-Ostafrika im Ersten Weltkrieg

2. August 1914
Dem Gouvernement wird durch Kabel nach der Mobilmachung in Deutschland mitgeteilt, dass die Kolonie sich außer Kriegsgefahr befinde. Ein weiteres Kabelgramm wird angekündigt, kommt aber nicht an. Durch einen deutschen Dampfer wird dann das von Sansibar kommende Gerücht, dass auch mit England Kriegsgefahr bestehe, bestätigt. Die Kriegserklärung selbst erhält die Kolonie durch Funkspruch am 5. August früh 4 Uhr 45 Min.

Deutsch-Ostafrika, Askaris
Deutsch-Ostafrika, Askaris

August 1914 bis März 1916
Der erste Abschnitt des Krieges in dem Schutzgebiet.
Das ganze Schutzgebiet bleibt, abgesehen von kleinen unbedeutenden Gebäudeverlusten an den Grenzen, in deutscher Hand. Die Operationen im Ostteil werden von dem Kommandeur selbst geleitet, im Westteil (um den Viktoria-, Tanganjika-, Kiwu- und Njassasee) von General Wahle von dessen Hauptquartier in Kigoma aus.

17. August 1914
Der englische Kreuzer „Pegasus“ läuft Tanga an. Nach einem Abkommen mit den Engländern wird Tanga, wie am 8. August Daressalam, als offene Stadt erklärt. Im November wird das Abkommen von den Briten gekündigt.

S.M.S. Königsberg vor Daressalam
S.M.S. Königsberg vor Daressalam

7. September 1914
Gefecht einer deutschen Abteilung unter Hauptmann Schulz bei Tsavo an der Ugandabahn. Am 26. September greift die Abteilung in der Nähe stehende, aus Indern gebildete Truppen an, die dabei große Verluste erleiden.

September 1914
Eine kleine Abteilung in Bismarckburg greift Abercorn in Rhodesien.

14. September 1914
Im Westen des Viktoriasees besetzen die Engländer das Gebiet bis zum Kagera. Die Deutschen dringen am Ostufer in englisches Gebiet, müssen sich aber bei Kissi wieder zurückziehen.

September 1914
Die Deutschen wehren sich bis zum März 1916 erfolgreich gegen Angriffe der Belgier auf und am Tanganjikasee.

Der englische Kreuzer Pegasus wird von dem deutschen Kreuzer Königsberg bei Sansibar versenkt
Der englische Kreuzer Pegasus wird von dem deutschen Kreuzer Königsberg bei Sansibar versenkt

20.September 1914
Der Kreuzer S.M.S. Königsberg, Kommandant Kapitän zur See Looff, vernichtet den englischen Kreuzer „Pegasus“ vor Sansibar.

24. September 1914
Hauptmann Wintgens, Kommandant der im Sultanat Ruanda stationierten Truppen, greift die Belgier am Kiwusee an und besiegt sie.

25. September 1914
Die Briten greifen die 10. Kompanie unter Hauptmann Tafel am Engitoberg an.

S.M.S. Königsberg im Kampfe mit dem englischen Kreuzer Pagasus vor Sansibar
S.M.S. Königsberg im Kampfe mit dem englischen Kreuzer Pagasus vor Sansibar

Oktober 1914
Major von Stuemer erhält den Oberbefehl über die gesamte Schutztruppe am Viktoriasee; Bukoba wird Zentralkommandostelle. Verschiedene See- und Landgefechte finden in den nächsten Monaten statt.

1. Oktober 1914
Auf diesen Tag war die Einführung des Postsparkassendienstes in 1914 Deutsch-Ostafrika festgesetzt. Der Krieg verhinderte die Durchführung. (In Deutschland erst 1939 eingeführt.)

4. Oktober 1914
Belgische Truppen (4 Kompanien) erleiden eine völlige Niederlage bei Kissenji am Kiwusee. Auch einen zweiten noch stärkeren Angriff am 21. Dezember 1915 weist Hauptmann Wintgens ab. Am 26. Januar 1916 erfolgt ein dritter Angriff mit sehr überlegenen Kräften, der von Hauptmann Klinghardt abgewiesen wird.

8. Oktober 1914
Siebenstündiges Gefecht der Abteilung Major Baumstark bei Gazi (südlich Mombassa an der Küste) mit englischen Truppen. Das Gefecht wird auf deutscher Seite wegen Munitionsmangel abgebrochen.

Deutsch-Ostafrika, Askaritreue
Deutsch-Ostafrika, Askaritreue

2. November 1914
Der erste große Vorstoß der Briten beginnt. Zwei englische Kreuzer erscheinen vor Tanga und landen Truppen. Unter Kündigung des früheren Abkommens fordert der englische Kommandant die Stadt zur Übergabe auf. Nach Weigerung entwickelt sich die dreitägige Schlacht von Tanga. Von Lettow-Vorbeck steht am 2. November mit der Hauptmacht am Kilimandscharo, während nur einige Züge in Tanga stehen. Es gelingt, die Truppen aus dem Innern sowie das freiwillige deutsche Schützenkorps unter Hauptmann von Prince zur rechten Zeit von Usambara nach der Küste zu bringen. Das britische Landungskorps unter Generalmajor Aitken besteht aus einem englischen (Northlancashire) und acht indischen Regimentern sowie einigen Spezialtruppen.
Am 4. November, dem Hauptkampftag, besteht die deutsche Heeresmacht aus 1000 Mann mit 21 Maschinengewehren. Von Lettow-Vorbeck kam in der Nacht vom 3. zum 4. November in Tanga an. Am 4. November fällt von Prince („Bwana Sakkarani“). Die Schlacht endet mit einem Sieg der Deutschen. Am 6./7. November dampft die britische Flotte mit allen Truppen wieder ab.

Deutsch-Ostafrika, Schlacht von Tanga
Deutsch-Ostafrika, Schlacht von Tanga

3. November 1914
Britische Streitkräfte gehen gegen den nordwestlich vom Kilimandscharo gelegenen Longidoberg vor, wo sie von der Abteilung des Majors Kraut unter schweren Verlusten zurückgeschlagen werden.

28./30. November 1914
Beschießung Daressalams durch britische Kriegsschiffe.
Am 11. Dezember wird Tanga, am 16. Dezember Kilwa-Kisiwani beschossen.

10. Januar 1915
Die Insel Mafia, die von einem Offizier, zwei deutschen Unteroffizieren und 20 Askaris besetzt war, wird nach heftigem Beschuss von den Briten im Sturm genommen. Sie landeten zu diesem Zweck nicht weniger als sechs Kompanien indischer und schwarzer Truppen. Die Besetzung von Mafia hatte den Zweck, in der Bucht von Tirene einen geschützten Ankerplatz für die Schiffe und einen Stützpunkt für den Blockadedienst an der Küste zu gewinnen. Die Besetzung von Mafia war für die „Königsberg“ insofern ein herber Verlust, als sie hierdurch einer zuverlässigen Nachrichtenstation beraubt war.

Deutsch-Ostafrika 2,5 Heller, 1915 Mafia
Mafia Ausgabe von 1915 (Britische Besetzung). Im Januar und im Juli 1915 erschienen Marken von Deutsch-Ostafrika mit schwarzem, violettem oder grünem Aufdruck: Januar 1915: „G.R./Mafia“ , Juli 1915: „G.R./Post/6 Cents/Mafia“

18. Januar 1915
Gefecht bei Jassini nahe der Küste im Norden an der englischen Grenze (heutige Grenze zwischen Tansania und Kenia). Die britischen Truppen erleiden schwere Verluste und müssen kapitulieren. Nach diesem neuen misslungenen Versuch der Engländer, mit Hilfe von indischen Truppen vom Norden und der Küste her einzudringen, entsteht eine längere Pause in den englischen Landangriffen.

April 1915
Die von den Engländern gegen Deutsch-Ostafrika verhängte Blockade (1. März) wird von dem von der deutschen Marine ausgesandten Hilfsschiff „Rubens“ unter Führung des Kapitänleutnants d. R. Christiansen durchbrochen. Die „Rubens“ wird von den Engländern in Brand geschossen, doch gelingt es, Munition und Gewehre zu bergen.

20. Juni 1915
Die Briten besetzen Bukoba, müssen jedoch bald wieder zurückweichen, nachdem sie den Ort geplündert und die Funkstation zerstört haben.

S.M.S. Königsberg im Rufidji
S.M.S. Königsberg im Rufidji

11. Juli 1915
Der Kreuzer S.M.S. Königsberg wird in der Kikunjamündung des Rufijiflusses von überlegenen Kräften der britischen Marine blockiert und auf Befehl des schwerverwundeten Kommandanten Looff gesprengt. Die Besatzung wird, ebenso wie vorher die des Vermessungsschiffes „Möwe“ (Kommandant Korvettenkapitän Zimmer), den Truppen Lettow-Vorbecks eingereiht.

19. August 1915
Britische Kriegsschiffe greifen Tanga an, ziehen sich jedoch bald wieder zurück. Bereits am 29. Juli erscheinen die Engländer in Lindi und beschießen am 17. August Daressalam, welches inzwischen mit ausgedehnten Verteidigungsanlagen versehen worden ist. Die Geschütze der „Königsberg“ fanden dabei Verwendung. Auch die Truppe ist durch die Marine bedeutend verstärkt. Insgesamt sind 54 Offiziere und 884 Unteroffiziere und Mannschaften von der Marine in die Truppe übernommen.
Bis zum Februar 1916 bleibt es an der Küste im ganzen ruhig.

S.M.S. Königsberg nach der Versenkung
S.M.S. Königsberg nach der Versenkung

17 Januar 1916
Am Kagera auf dem westlichen Kriegsschauplatz finden verschiedene Gefechte (16. Februar bis Juni) statt, als die von Westen vordringenden Belgier die Bukobaabteilung zum Abzug zwingen.

März bis September 1916
Der zweite Abschnitt des Krieges im Schutzgebiet umfasst die Zeit des Vordringens der weit überlegenen Ententemächte bis zum Verlust der Zentralbahn und damit des größten Teiles der Kolonie. Ende September befinden sich im wesentlichen nur noch die Gebiete südlich des Rovuma sowie der westlich angrenzende Mahengebezirk in deutschem Besitz. Bereits im Januar erfolgt der erste große Vorstoß. Am 9. Januar erscheinen die ersten britischen Landflugzeuge im Norden über Taveta. Vorher hatten die Briten nur zwei Marineflugzeuge im Endgefecht gegen die „Königsberg“ verwendet. Auch tauchen am 22. Januar bei Taveta die ersten Panzerautos auf. Den britischen Oberbefehl führt der Burengeneral Smuts, sein Stabschef ist der englische Brigadegeneral Collyer. Die Gesamtstärke der Gegner (Engländer, Belgier, Südafrikaner und Portugiesen) beträgt ungefähr 100.000 Mann.

S.M.S. Königsberg, im Vordergrund die Grabstätte der Gefallenen
S.M.S. Königsberg, im Vordergrund die Grabstätte der Gefallenen

8. März 1916
Der Vormarsch der britischen Haupttruppen unter General Smuts auf Taveta beginnt. Das Ziel ist, die deutsche Hauptmacht, welche zwischen dem Kilimandscharo und dem Paregebirge steht, anzugreifen und gleichzeitig dieselbe von der Usambarabahn (Kahe) abzuriegeln. Am 11. März kommt es am Reataberg zum Kampf. Die deutschen Truppen müssen sich zurückziehen, auch Neumoschi wird geräumt.

Jan Christiaan Smuts

Jan Christiaan Smuts
* 24.05.1870 auf der Farm Bovenplaats, Kapkolonie,
† 11.09.1950 in Irene bei Pretoria;
General der südafrikanischen Armee

15. März 1916
Das Hilfsschiff „Marie“ unter Führung des Kapitäns Sörensen durchbricht die britische Blockade und läuft unbemerkt in die Sudibucht im Süden ein, wo es Kriegsmaterial löscht, darunter sechs Geschütze, eine Anzahl Maschinengewehre und 2000 Karabiner. Auch bringt das Schiff Postwertzeichen, da die vorhandenen inzwischen ausgegangen sind. Die Postverwaltung hat bereits in der Missionsdruckerei in Wuga bei Mombö Aushilfsmarken drucken lassen, die nun nicht mehr zur Ausgabe gelangen. Der Abtransport der Ladung macht 50.000 Trägerlasten für den mehr als drei Wochen dauernden Marsch nach der Zentralbahn erforderlich.

April 1916
Die große belgische Offensive im Nordwesten am Kiwusee setzt ein. Hauptmann Wintgens ist gezwungen, sich kämpfend vor den zahlenmäßig weit überlegenen Gegner zurückzuziehen. Auch die Briten drängen vom Südwesten und Süden her gegen Tabora vor.

Mai 1916
Das deutsche Kommando nimmt für den Fall, dass das Gebiet nördlich der Zentralbahn nicht gehalten werden kann, den Rückzug nach Süden auf Mahenge in Aussicht. Die Hauptmacht (4000 Askari) unter von Lettow rückt von Dodoma auf Kondoa-Irangi vor, es kommt zu einem verlustreichen Gefecht.

Deutsch-Ostafrika, Aufziehen der Wache. Tabora
Deutsch-Ostafrika, Aufziehen der Wache. Tabora

23. Juni 1916
Britische Marinetruppen besetzen Pangani und am 1. August 1916 Sadani.

1. August 1916
Die Briten dringen bis zur Zentralbahn vor.

16./17. August 1916
Nachdem die deutsche Hauptabteilung sich auf Kilossa und Morogoro an der Zentralbahn unter mehreren Gefechten zurückziehen musste, wird bei Morogoro ein neuer Angriff der Briten zurückgewiesen. Der Gouverneur, der bis dahin seinen Sitz in Morogoro hatte, geht mit seinem Stabe südlich nach Kissaki, auch von Lettow nimmt am 25. August dort Quartier. Am 26. August besetzen die Briten Morogoro.

Deutsch-Ostafrika, Kigali Wacht Parade
Deutsch-Ostafrika, Kigali Wacht Parade

4. September 1916
Die Engländer besetzen Daressalam, nachdem die letzten deutschen Truppen dort abgezogen sind.

7. September 1916
Die Briten greifen bei Kissaki die deutschen Truppen von Westen und Südwesten her an, werden aber unter erheblichen Verlusten zunächst zurückgeschlagen. Auch der Angriff einer anderen Brigade vom Norden her bleibt vorerst ohne Erfolg. Es folgen weitere Gefechte in deren Folge Kissaki geräumt werden muss. Die großen Vorräte an Lebensmitteln usw. werden verbrannt. Am 15. September besetzen die Briten Kissaki.
Es tritt eine längere Gefechtspause ein, da die Truppen erschöpft sind. Die Briten lagern nördlich des Mgetaflusses, die deutschen Truppen halten die Stellungen am südlichen Ufer.

13./14. September 1916
Gefecht bei Itagaberg nördlich von Tabora. General Wahle bringt den Belgiern zwar große Verluste bei, muss sich dann aber am 18. September 1916 zurückziehen. In drei Kolonnen wird auf Iringa zu marschiert.

Die Belgier besetzen am 19. September 1916 Tabora. Es kommt zu schwere Ausschreitungen und Misshandlungen gegen die Zivilbevölkerung. Frauen, Kinder und Zivilgefangene werden quer durch Afrika nach Frankreich transportiert.

Deutsch Ostafrika, 15 Rupien (Gold Au 750 - 7,168 g), 1916
Deutsch Ostafrika, 15 Rupien (Gold Au 750 – 7,168 g), 1916

Da Deutsch-Ostafrika während des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) vom Mutterland abgeschnitten war und akuter Mangel an Zahlungsmitteln herrschte, wurden 1916 in Tabora aus ostafrikanischem Rohgold und Elektrolytkupfer zirka 15.000 Münzen zu 15 Rupien (Au 750 7,168 g) geprägt.

September 1916 bis November 1917
Der dritte Abschnitt des Krieges bis zur Räumung des Schutzgebietes durch die Reste der Schutztruppe und der Übergang derselben über den Rovuma in portugiesisches Gebiet.

November 1916
Die drei Westabteilungen des Generals Wahle, der Iringa schon besetzt findet und daher nach dem Süden weitermarschieren lässt, liefern sich mit den den Feinden verschiedene Gefechte und können sich schließlich bei Lupembe, welches von Hauptmann Wintgens vergeblich angegriffen wird, vereinigen. Die Kolonne unter Oberstleutnant a. D. Hübener findet den Anschluss nicht, wird am 24. November bei Ilembule eingekreist und muss nach zweitägigen Kämpfen kapitulieren. Die Abteilung des Majors Kraut, die in der Gegend von Mahenge verschiedene Gefechte zu bestehen hat, wird von General Wahle Ende Dezember zurückgenommen.

Deutsch-Ost-Afrika, Dar-es-Salaam, Akazienstraße
Deutsch-Ost-Afrika, Dar-es-Salaam, Akazienstraße

1. Januar 1917
Eine erneute große Offensive der Briten an der Mgeta-Kiderengwa-Front setzt ein. Die deutschen Truppen gehen über den Rufiji zurück.
General Smuts verlässt Deutsch-Ostafrika, den Oberbefehl übernimmt General Hoskins. Smuts, der nach London geht, glaubt, dass der Feldzug zu Ende sei. Der größte Teil der südafrikanischen Truppen wird abtransportiert. Britische und mit ihnen verbündete Truppen besetzt das Rufijidelta und den Süden des Bezirks Daressalam.

21. April 1917
Mpanganja muss von den Deutschen geräumt werden. Die Regenzeit behindert die Operationen auf beiden Seiten, auch die Waldgebiete behindern die Briten im Vorgehen, so dass sie nun ihre Haupttruppen von der Küste her ansetzen.

Juni 1917
Im englischen Oberbefehl tritt ein neuer Wechsel ein. Hoskins wird von dem Burengeneral van Deventer abgelöst.

Deutsch Ost-Afrika, Wagaya-Stamm
Deutsch Ost-Afrika, Wagaya-Stamm

19. Juli 1917
In einem Gefecht bei Narungombe gelingt es Hauptmann von Liebermann mit 95 Europäern und 850 Askari 2 Geschütze und 15 Maschinengewehre die britischen Truppen aufzuhalten und fügt ihnen schwere Verluste zu. Die britische Offensive stockt hierdurch bis zum September 1917. Dann werden die deutschen Truppen in ständigen schweren Gefechten zurückgedrängt.

29. Juni 1917
Die Abteilung Wintgens versucht sich vom Viktoriasee aus nach Südwesten durchzuschlagen. Nachdem Wintgens schwer an Typhus erkrankt ist, wird er den Briten anvertraut, die ihn auch behandeln. Hauptmann Naumann übernimmt die deutsche Truppe, ergibt sich aber nach einem halben Jahr den Briten.

15. bis 18. August 1917
Viertägige Schlacht (neben Tanga das größte Gefecht des ganzen Feldzuges) bei Mahiwa im Lukuledital. Die Abteilung Wahle wird von den Briten angegriffen, von Lettow-Vorbeck eilt zu Hilfe. Es gelingt ihm die zahlenmäßig weit überlegen Briten zurückzuschlagen.

Deutsch-Ostafrika, Straße in Tanga
Deutsch-Ostafrika, Straße in Tanga

9. Oktober 1917
Die telegraphische Verbindung zwischen der den Westtruppen unter Hauptmann Tafel bei Mahenge ist unterbrochen. Die Westtruppen marschieren weiter nach Süden, müssen sich aber am Einfluss des Bangala in den Rovuma wegen völligen Mangels an Lebensmitteln den Engländern am 28. November ergeben mit Ausnahme einer größeren Patrouille unter Hauptmann Otto, der weiter nach Süden marschiert. 110 Deutsche, 1220 Askari und 2000 Träger ergeben sich.

21. November 1917
In Bulgarien (in Jambul bei Burgas) steigt der deutsche Zeppelin L 59 mit einer Ladung von Munition, Medikamenten usw. für die ostafrikanische Schutztruppe auf. Am 22. November über Chartum erhält der Kommandant durch Funkspruch den Befehl zur Umkehr. Der Urheber dieses Befehls ist unbekannt geblieben.

Mit L59 nach Afrika
Mit L59 nach Afrika

25. November 1917
Die deutsche Schutztruppe geht nahe der Einmündung des Ludjenda über den Rovuma und tritt damit nach Portugiesisch-Ostafrika (Mozambique) über. (278 Europäer, 1600 Askari, 4000 Träger und 1000 Askarifrauen und Askariboys.)

Deutsch-Ostafrika, Askari
Deutsch-Ostafrika, Askari

Der vierte Abschnitt des Feldzuges vom Übergang über den Rovuma bis zum Waffenstillstand.

Nach Übergang über den Rövuma wird das portugiesische Fort Ngomano erstürmt; es wird viel Kriegsmaterial erbeutet. Die Verpflegung der Truppe wird aber trotzdem immer schlechter. Im Laufe der nächsten Monate werden noch weitere kleine Forts der Portugiesen eingenommen. Nach der Regenzeit, Anfang April 1918, beginnt ein ständiges Wanderleben der Truppe.

Deutsch-Ost-Afrika, Daressalam, Robert-Kochstraße
Deutsch-Ost-Afrika, Daressalam, Robert-Kochstraße

22. Mai 1918
Nach einem schweren Gefecht mit den Briten bei Mopelia, nordwestlich von Nanungu, am 5. Mai erleiden die deutsche Truppe am Timbaniberg große Verluste an Munition, Gepäck, Geld usw. Am 1. Juli gelingt es jedoch den Deutschen den Portugiesen und Engländern größere Bestände abzunehmen, die eine Wiederausstattung der deutschen Truppen ermöglichen. Der Marsch wird fortgesetzt, wobei es dauernd zu Gefechten kommt, so u. a. am 3. Juli bei Nhamacurra.

28. September 1918
Fortwährend kämpfend, geht die deutsche Truppe, bei der sich General Wahle und der Gouverneur befinden, wieder auf deutsches Gebiet (Tansania) zurück. Die Truppe hat unter Erkrankungen aller Art sehr zu leiden. In den zehn Monaten, welche die Schutztruppe in Portugiesisch-Ostafrika (Mozambique) zubrachte, hat sie 2500 km zurückgelegt.

31. Oktober 1918
Die Truppe marschiert durch die Bezirke Iringa und Langenburg und überschreitet die deutsch-rhodesische (Tansania – Sambia) Grenze bei Fife. In Ubena fand am 17. Oktober ein kleineres Gefecht statt; General Wahle ist so schwer erkrank, dass er zurückgelassen werden muss.

12. November 1918
Letztes Gefecht im Feldzug nördlich von Kasama.

Einzug der Ostafrika-Kämpfer in Berlin
Einzug der Ostafrika-Kämpfer in Berlin

14. November 1918
Lettow-Vorbeck muss auf Befehl aus Berlin bei Kasama die Waffen nach 41/2jährigem Kampf strecken. Am 13. November erhält die Truppe zum ersten Mal genaue Nachrichten über die Vorgänge in der Heimat. Übergabe der Truppe bei Abercorn in Rhodesien (heutiges Sambia) an die Briten unter General Edwards. Die Truppe zählt 30 Offiziere, 125 Unteroffiziere und Mannschaften, 1168 Askari, 1522 Träger und einige hundert Frauen. Am 8. treffen die Deutschen in Daressalam ein. Grippeerkrankungen fordern noch 11 Todesopfer.

17. Januar 1919
Abtransport auf dem Dampfer der DOAL. „Feldmarschall“ über Großbritannien und Holland nach Deutschland.

Anfang 1919
Die Reichpost in Berlin gibt am Sammlerschalter die letzten Deutsch-Ostafrika-Briefmarken aus.

2. März 1919
Einzug der deutschen Schutztruppe mit Gouverneur Schnee, Generalmajor von Lettow-Vorbeck und Kapitän zur See Looff durch das Brandenburger Tor in Berlin.

Einzug der Ostafrika-Kämpfer in Berlin
Einzug der Ostafrika-Kämpfer in Berlin

Ostafrika als Mandatsgebiet Großbritanniens und Belgiens

7. Mai 1919
Das Deutsche Reich verliert mit dem Versailler Vertrag nun auch völkerrechtlich die Kolonie in Ostafrika an Belgien und Großbritannien.

Deutsch-Ostafrika, Landkarte 1919
Deutsch-Ostafrika, Landkarte 1919

1920/23
Ruanda und Burundi, seit 1916 von Belgien besetzt, werden offiziell belgisches Völkerbundsmandat.

Deutsch-Ostafrika, Vignette
Deutsch-Ostafrika, Vignette
Deutsch-Ostafrika, Vignette
Deutsch-Ostafrika, Vignette

1945
Großbritannien übernimmt Tanganyika als Treuhandgebiet. Ruanda und Burundi werden belgisches Treuhandgebiet.

Die Republiken Tanganyika, später als Tansania, Burundi und Ruanda

9. Dezember 1961
Proklamation der Republik Tanganyika, Nyerere wird erster Premierminister.

1. Juli 1962
Ruanda erlangt die Unabhängigkeit, erste Republik unter Präsident Grégoire Kayibanda.

10. Dezember 1963
Die Insel Sansibar (seit 1890 britisches Protektorat) wird unabhängig.

26. April 1964
Zusammenschluss von Tanganyika und Sansibar zur Vereinigten Republik Tansania mit (Verfassung von 1965).

Tansania, amtlich Vereinigte Republik Tansania, ist heute ein Staat im Osten von Afrika mit rund 56 Millionen Einwohnern (2019).

Burundi ist heute ein Staat im Osten von Afrika mit rund 12 Millionen Einwohnern (2019).

Ruanda ist heute ein Staat im Osten von Afrika mit rund 13 Millionen Einwohnern (2019).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Deutschlands Kolonien“ von Rochus Schmidt Verlag des Vereins der Bücherfreunde Schall & Grund 1898
  • „Großes Lehrbuch der Geographie“ E. von Seydlitz, Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“ 7. Auflage Braunschweig und Leipzig Hellmuth Wollermann 1906
  • „Konversationslexikon“, Leipzig und Wien 1909
  • „Die deutschen Kolonien“ Geographie, E. von Seydlitz – Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1910
  • „Deutschlands Kolonien“ von W. Scheel Verlagsanstalt für Farbfotographie Weller & Hüttich 1912
  • „Die deutschen Kolonien“ Herausgegeben von Kurd Schwabe Nationalausgabe – Band I/II 1914
  • „Deutsches Kolonial-Lexikon“ Leipzig 1920
  • „Der Kampf um unsere Schutzgebiete – Unsere Kolonien einst und jetzt“ von P. Jos. M. Abs Düsseldorf 1926
  • zeitgenössische Postkarten mit ihren originalen Bildunterschriften.
Reichsadler 1889-1918

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Deutsch-SüdwestafrikaKamerun

5 Kommentare

  1. Zitat von oben: „Ein Mischvolk von Arabern und Eingeborenen sind die Suaheli.“ Dieser Satz stimmt nicht. Meine Frau kommt aus Kenia und daher befasse ich mich auch mit diesem Thema. Suaheli ist kein Volk. Es ist eine Kunst-Sprache entlang der Ostküste Afrikas. Kamba, Kikuyu, Maasai, die Samburu und andere Stämme haben neben Suaheli auch eine eigene Sprache. Sie bilden aber kein Mischvolk.

    Aber sonst ist diese Seite sehr gut.

  2. Bei eurer Umrechnung im Bereich Handel stimmt etwas nicht.
    Wenn 1 Mark = 1.3775 Rupien sind, dann ist die Umrechnung von Rupien zu Mark = Rupien/1.3775 und nicht Rupien * 1.3775 während die Umrechnung von Mark auf Rupie dann Mark * 1,3775 währe. Am Ende müssen letztich mehr Rupien als Mark rauskommen.
    3.736.197 Rupien sind dementsprechend = 2.712.302 Mark und nicht 5.146.611 Mark. Das gleiche Spiel dann noch mal bei der Einfuhr

    1. Das ist korrekt, vielen Dank für den Hinweis!
      Das Verhältnis ist, wie man an den unten gezeigten Münzen-Karten sehen kann, umgekehrt.
      1 Rupie ≈ 1,33 Mark.

  3. Hallo,

    im Beitrag steht daß Peters verurteilt wurde, warum steht nichts von seiner Rehabilitierung? Es soll sogar später den SPD-Reichstagsabgeordneten leid getan haben daß sie sich an der Hetze gg. Peters beteiligt hatten.

    Gruß

  4. Die Antwort liegt doch auf der Hand: Peter wurde zu Lebzeiten nie „rehabilitiert“, er wurde lediglich 1914 halbherzig begnadigt. Rehabilitiert wurde er erst 1933 durch die bösen Nazis – und das kann/soll/muß/darf ja heute nicht unbedingt breitgetreten werden. Das mit den SPD-Abgeordneten dürfte ein Märchen sein. Bis zu seinem Tode haßten sie ihn von Herzen; und im Zeitpunkt seiner Begnadigung gab es keine mehr 🙂

    Aber es wäre zuviel verlangt, sich im Rahmen einer Seite über Deutsch-Ostafrika über solche Einzelheiten auszulassen. Der Wert der Präsenz „Deutsche Schutzgebiete“ liegt gerade darin, daß man trotz der vielen Bäume noch den Wald sieht – im Gegensatz etwa zu den inzwischen völlig überladenen Seiten von Wiki & Co!

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