Kronprinz Rudolf von Österreich
Rudolf Franz Karl Joseph
* 21.08.1858 in Wien,
† 30.01.1889 auf Schloss Mayerling (Selbstmord)
Erzherzog und Kronprinz von Österreich
Vater:
Kaiser Franz Joseph I. von Österreich (1830 – 1916)
Mutter:
Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837 – 1898)
Ehefrau:
Stephanie von Belgien (1864 – 1945), Hochzeit am 10. Mai 1881 in Wien
Kind:
Elisabeth Maria Henriette Stephanie Gisela von Österreich 02.09.1883 – 16.03.1963
Kronprinz Rudolf von Österreich, Biografie, Lebenslauf
Rudolf Franz Karl Joseph, Erzherzog und Kronprinz von Österreich, einziger Sohn des Kaisers Franz Joseph I. und der Kaiserin Elisabeth, wurde am 21. August 1858 in Wien geboren. Er erhielt anfangs durch den Grafen Gondrecourt eine überaus strenge Erziehung, die erst durch dessen Nachfolger, den Grafen Latour, gemildert wurde.
Der begabte Prinz genoss einen vielseitigen Unterricht, wurde in fast allen Sprachen seines künftigen Reiches unterrichtet und bewies namentlich großes Interesse für die Militär- und Naturwissenschaften.
Ein leidenschaftlicher Jäger, beobachtete er mit eingehendem Verständnis die Erscheinungen der Natur und die Eigenschaften der Tiere, insbesondere der Vögel, und wusste sie mit Geschick zu schildern; auch stand er in regem wissenschaftlichen Verkehr mit den Ornithologen Brehm und Homeyer.
Über militärwissenschaftliche Fragen hielt er in Offiziervereinen vortreffliche Vorträge. 1880 wurde er zum Generalmajor und Kommandeur einer Infanteriedivision in Prag und 1883 in Wien, 1888 zum Feldmarschalleutnant, Generalinspektor der Infanterie und Vizeadmiral ernannt. Er vermählte sich am 10. Mai 1881 mit der Erzherzogin Stephanie (geb. 21. Mai 1864), Tochter des Königs der Belgier, Leopold II. (seit 22. März 1900 vermählt mit Graf Elemer Lonyay, geb. 1863).
Am 2. September 1883 wurde ihm eine Tochter, Erzherzogin Elisabeth, geboren, die sich 1902 mit Otto Fürst zu Windisch-Grätz vermählte. Nach der Geburt ihrer Tochter konnte Stephanie keine weiteren Kinder bekommen und die Aussicht auf einen potentielle Thronfolger Rudolfs sahen schlecht aus. So suchte der Kronprinz beim Papst um eine Scheidungserlaubnis nach, die jedoch von seinem Vater Kaiser Franz Joseph I. hintertrieben wurde. Rudolf, längst als Schürzenjäger bekannt, verbrachte nun immer mehr Zeit mit seiner Geliebten Baronesse Mary Vetsera.
Lebhaften Geistes, fortschrittlich und durchaus deutsch gesinnt, erfreute sich Rudolf großer Sympathien in der deutschen Bevölkerung, bis in seinen letzten Lebensjahren sein Wesen sich veränderte.
Rudolf hielt sich für schikaniert, weil ihn sein Vater nicht mitreden und mitwirken, nicht einmal mitwissen ließ: „Ich gehöre zu den von offizieller Seite am wenigsten informierten Leuten in Ganz Österreich„. „Ich sehe die schiefe Ebene, auf der wir abwärtsgleiten„, schrieb er anfangs der 1880er Jahre. „Lebe den Dingen sehr nahe, kann aber in keiner Weise etwas tun, darf nicht einmal laut reden, das sagen, was ich fühle und glaube. Unser Kaiser hat keinen Freund, sein Charakter, sein Wesen lassen das nicht zu. Er steht verlassen auf seiner Höhe; mit seinen Dienern spricht er über Berufsgeschäfte jedes einzelnen, doch ein Gespräch vermeidet er ängstlich: darum weiß er so wenig über das Denken und Fühlen der Leute, über die Aussichten und Meinungen des Volkes.„
1888 wurde der nur ein Jahr jüngere Kronprinz Wilhelm als Wilhelm II. Deutscher Kaiser und konnte nun seine Vorstellungen für ein modernes Deutschland umsetzen. Der nun dreißigjährige Rudolf dagegen verglich seine Situation als „unheilige Stille„, die wie „die drückende Stille vor einem Gewitter“ sei.
Sein Freund, der Chefredakteur der Wiener Morgenpost Mariz Szeps (er veröffentlichte Rudolfs politische Texte anonymisiert in seiner Zeitung) antwortete ihm: „In der Schwüle nicht zu ermatten, für die Zeit der Tat den Geist und des Arm stark zu erhalten, das ist die Aufgabe, die Sie, Kaiserliche Hoheit sich gesetzt haben„.
Diese aufmunternden Worte trafen aber nur noch einen resignierenden Kronprinzen, der keine Zukunft für sich und seine Vorstellungen eines modernen Österreichs sah und tatsächlich hätte er noch einmal fast 30 Jahre warten müssen, ehe er den Thron im Jahr 1916 hätte besteigen können.
Am 30. Januar 1889 kam es auf Jagdschloss Mayerling bei Baden zur „Tragödie von Mayerling“. Noch lange konnte man in zeitgenössischen Nachschlagewerken lesen: „…starb er plötzlich auf tragische, bisher nicht ganz aufgeklärte Weise„.
Bis heute halten sich über 30 Mordtheorien. Zita von Bourbon-Parma (1892 – 1989), die letzte Kaiserin von Österreich behauptete später in mehreren Interviews immer wieder, dass Rudolf „Opfer eines politisch motivierten Mordanschlags“ und der Auftraggeber der französische Staatsmann und Freimaurer Georges Clemenceau (1841 – 1929) gewesen sei (siehe auch Zeit vom 25. März 1983 und Spiegel vom 20.03.1989). Von Kaiser Franz Joseph soll der Ausspruch stammen: „Die Wahrheit ist viel ärger als alle Versionen.“
Schuld an den vielen Spekulationen ist der Hof selbst, schon zwei Tage nach der Tat wurden die offiziellen Ermittlungen eingestellt. Die offensichtlich von Rudolf ermordete Geliebte, Baronesse Mary von Vetsera, von der angenommen wurde, sie wäre freiwilligen mit ihrem Geliebten aus dem Leben geschieden, wurde der Öffentlichkeit bis 1919 völlig verschwiegen.
Der offiziellen Version nach soll Rudolf sich und seine Geliebte aus Depressionen und Liebeskummer umgebracht haben. Das feierliche Begräbnis fand am 5. Februar 1889 in der Kapuzinerkirche in Wien statt.
Er schrieb:
- „Fünfzehn Tage auf der Donau“ (Wien 1881, 2. Aufl. 1885),
- „Eine Orientreise“ (das. 1884, mit Zeichnungen von F. v. Pausinger).
- 1884 fasste er den Plan zur Herausgabe des großen Werkes „Die Österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“, gewöhnlich das „Kronprinzenwerk“ genannt (Wien 1886–1902, 24 Bände).
Denkmäler sind ihm gesetzt in Meyerling und in Budapest.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
- „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908
- „Meyers Lexikon“ in 12 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig 1924
- „War alles falsch?“ Joachim von Kürenberg 1951
- „Als Deutschland mächtig schien“ J. Daniel Chamier 1954
- „Kaiserin Zita Legende und Wahrheit“ Erich Feigl 1977
- „Herrliche Zeiten“ Fischer-Fabian 1983
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