Die preußische Provinz Schleswig-Holstein mit der Landeshauptstadt Schleswig, Geschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Provinz Schleswig-Holstein (Elbherzogtümer)
Schleswig-Holstein, preußische Provinz zwischen der Nord- und Ostsee, ist gebildet aus den bis 1864 zu Dänemark gehörigen Herzogtümern Schleswig, Holstein und Lauenburg, von denen die beiden ersteren Österreich im Prager Frieden (23. August 1866) an Preußen abtrat, während Lauenburg, bereits im Vertrag von Gastein (1865) von Österreich an die Krone Preußen überlassen, erst 1876 als „Kreis Herzogtum Lauenburg“ dem preußischen Staat eingegliedert und zur Provinz Schleswig-Holstein geschlagen wurde.
Die Provinz grenzt im Norden an Jütland, im Osten an die Ostsee, an das oldenburgische Fürstentum Lübeck, an Lübeck und Mecklenburg, im Süden an Hamburg und die Provinz Hannover, im Westen an die Nordsee und hat einen Flächeninhalt von 19.005 km² (345,17 Quadratmeilen).
Wappen:
Das Wappen der Provinz Schleswig-Holstein zeigt einen von Gold und Rot gespaltenen Schild; vorn zwei blaue Löwen, hier nach einwärts gestellt (Schleswig), hinten ein silbernes sogenanntes Nesselblatt (richtiger Schildbeschlag), in der Mitte belegt mit einem von Silber über Rot geteilten Schildchen (Holstein).
Landesfarben:
Die Landesfarben sind Blau, Gelb, Rot, Weiß.
Verwaltungshauptstadt der Provinz Schleswig-Holstein:
Schleswig (1905): 19.032 Einwohner
Reichstag:
10 Abgeordnete
Preußisches Abgeordnetenhaus:
19 Mitglieder
Größe der Provinz Schleswig-Holstein:
19.004,28 km² (345,17 Quadratmeilen)
Gerichtsbezirke der Provinz Schleswig-Holstein:
Die Provinz Schleswig-Holstein bildet den Bezirk des Königlichen Oberlandesgerichts Kiel, diesem sind unterstellt 3 Landgerichte mit 68 Amtsgerichten:
- Landgericht Altona (Elbe) mit den Amtsgerichten: Ahrensburg, Altona (Elbe), Bargteheide, Blankenese, Eddelak, Elmshorn, Glückstadt, Itzehoe, Kellinghusen, Krempe, Lauenburg (Elbe), Marne, Meldorf, Mölln (Lauenburg), Oldesloe, Pinneberg, Rantzau, Ratzeburg, Reinbek, Reinfeld (Holstein), Schwarzenbek, Steinhorst (Lauenburg), Trittau, Uetersen, Wandsbek und Wilster.
- Landgericht Flensburg mit den Amtsgerichten: Apenrade, Bredstedt, Flensburg, Friedrichstadt, Garding, Hadersleben, Husum, Kappeln, Leck, Lügumkloster, Niebüll, Norburg, Rödding, Schleswig, Sonderburg, Tönning, Tostlund, Tondern, Westerland und Wyk.
- Landgericht Kiel mit den Amtsgerichten: Bordesholm, Bramstedt, Burg a. Fehmarn, Eckernförde, Gettorf, Heide (Holstein), Heiligenhafen, Hohenwestedt, Kiel, Lütjenburg, Lunden, Neumünster, Neustadt (Holstein), Nortorf, Oldenburg (Holstein), Plön, Preetz, Rendsburg, Schenefeld, Schönberg (Holstein), Segeberg und Wesselburen.
Einwohner:
Die Bevölkerung betrug nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 = 1.621.004 Einwohner:
- 830.834 männlich
- 790.170 weiblich
Bevölkerungsentwicklung:
- 1835: 772.974
- 1864: 960.306
- 1880: 1.127.149
- 1890: 1.219.523
- 1900: 1.387.968
- 1905: 1.504.248
- 1910: 1.621.004
Natürliche Gebiete:
In Schleswig-Holstein liegen Höhenrücken, Heideebenen und Marschraum nebeneinander, Inseln an der Ostküste (Alsen 310 km² gegenüber der Halbinseln Sundewitt und Düppel, Fehmarn 185 km²), an der Westküste die Inseln des Wattenmeeres und Helgoland.
Geschichtlich gliedert sich Schleswig-Holstein in drei Teile: die Herzogtümer Schleswig (nördlich der Eider), Holstein (südlich der Eider) und Lauenburg.
Gewässer:
Unterelbe, Eider, Eiderkanal, Kaiser-Wilhelm-Kanal, Elb-Trave-Kanal, Grenzfluss Königsau, Schwentinesee.
Klima:
Seeklima, reichlich Niederschläge, selten Windstille, im Frühjahr und Herbst Stürme.
Bewohner der Provinz Schleswig-Holstein:
- In den Marschen zwischen Elbe und Eider der niedersächsisch-friesische Stamm der Dithmarscher, in der Halbinsel Angeln der gleichnamige Volksstamm. Friesen an der Westküste, die noch teilweise ihre Stammessprache sprechen.
- Nördlich der Linie Tondern–Flensburg 132.217 Personen mit dänischer Muttersprache.
- 19.650 Personen mit friesischer Muttersprache.
- 1905: 30.803 Reichsausländer (meist Dänen, dann Österreicher und Schweden)
Bevölkerungsdichte:
79,1/km²
Religion: 1905
- 1.454.526 Evangelische
- 41.227 Katholiken
- 3.270 Juden
Militär: 1881
Die Provinz ist Ersatzbezirk für den größeren Teil des IX. Armeekorps (35., 36. und zum Teil 33. Brigade), Garnisonsbezirk für die 18. Division des IX. Armeekorps mit General-Kommando in Altona. Befestigungen befinden sich in Sonderburg-Düppel, Friedrichsort und Kriegshafen Kiel mit der Marinestation der Ostsee.
Wirtschaft der Provinz Schleswig-Holstein:
- Landwirtschaft ist blühend, die Rindviehzucht nimmt die erste Stelle in Preußen ein (Breitenburger Rindvieh), Pferdezucht (2. Platz in Preußen), geringster Waldbestand unter den preußischen Provinzen (6,5 %), wichtigstes Fischereizentrum Preußens .
- Bergbau – Bohrungen auf Petroleum bei Heide, große Torflager.
- Industrie nur Schiffbau, aber dieser hervorragend (Kiel, Kaiserliche Werft, Altona, Flensburg), Eisengießereien und Maschinenbau, Tuchfabriken in Neumünster.
- Handel ist hervorragend auf Grund der Meereslage, Seehandel in Kiel.
Administrative Einteilung der Provinz Schleswig-Holstein:
Die oberste Verwaltung der Provinz Schleswig-Holstein wird von dem Königlichen Oberpräsidium in Schleswig ausgeübt, welches dem Königlichen Staatsministerium unmittelbar unterstellt ist. Die Provinz Schleswig-Holstein bildet den Regierungsbezirk Schleswig und wird in 25 Kreise (inklusive Stadtkreise) eingeteilt:
- Regierungsbezirk Schleswig mit einer Fläche von 19 004,28 km² und 1.504.339 Einwohnern (Jahr 1910), gliedert sich in 25 Kreise (inklusive Stadtkreise): Altona (Stadt) , Apenrade, Bordesholm, Eckernförde, Eiderstedt, Flensburg (Stadt), Flensburg (Land), Hadersleben, Herzogtum Lauenburg (Sitz in St. Georgsberg), Husum, Kiel (Stadt), Neumünster (Stadt), Norderdithmarschen (Sitz in Heide), Oldenburg in Holstein, Pinneberg, Plön, Rendsburg, Schleswig, Segeberg, Sonderburg, Steinburg, Stormarn (Sintz in Wandsbek), Süderdithmarschen (Sitz in Meldorf), Tondern und Wandsbek (Stadt)
Sitze der alten Landratsämter:
- Apenrade = Schloss Brunlund b.A.
- Eiderstedt = Tönning
- Husum = Schloss vor H.
- Oldenburg = Cismar b. Neustadt i. H.
- Norderditmarschen = Heide
- Süderditmarschen = Meldorf
- Steinburg = Itzehoe
- Stormarn = Schloss Reinbeck
Oberpräsidenten 1867 – 1918 der Provinz Schleswig-Holstein:
- 1867 – 1879 Carl Theodor August von Scheel-Plessen (1811 – 1892)
- 1879 – 1880 Carl Heinrich von Boetticher (1833 – 1907)
- 1880 – 1896 Georg Franz Maximilian von Steinmann (1830 – 1901)
- 1897 – 1901 Ernst Matthias von Köller (1841 – 1928)
- 1901 – 1906 Adolf Wilhelm Kurt Freiherr von Wilmowski (1850 – 1941)
- 1906 – 1907 Kurt Ludwig Karl von Dewitz (1847 – 1925)
- 1907 – 1914 Detlev Wilhelm Theodor von Bülow (1854 – 1926)
- 1914 – 1918 Friedrich Ludwig Elisa von Moltk (1852 – 1927)
Geschichte Schleswig-Holsteins:
Die Rendsburger Linie des Schauenburgischen Hauses hatte 1386 das Herzogtum Schleswig und den größten Teil von Holstein unter ihrer Herrschaft vereinigt. Nachdem diese 1459 ausgestorben war, wählten die Stände 1460 Christian I. von Dänemark zum Herzog, der versprechen musste, dass „die Lande ewig zusammenbleiben sollten ungeteilt„. Trotzdem war das Land seit 1481 unter seinen Söhnen, dem dänischen König Hans (Segeberger Anteil) und dem Herzog Friedrich I. (Gottorpischer Anteil) geteilt, bis es 1523 wieder vereinigt wurde.
Eine abermalige Teilung erfolgte 1544 unter Friedrichs Söhnen Christian III., der die königliche (Segeberger, später Glückstadter) Linie, Johann der Ältere, der die Haderslebener Linie (1580 erloschen), und Adolf, der die Linie Holstein-Gottorp begründete, während der zweite Sohn Christians III., Johann der Jüngere, 1564 Stifter der später vielfach geteilten apanagierten Sonderburgischen Linie wurde. Auf Adolf folgten die Herzöge Friedrich II. (1586-87), Philipp (bis 1590), Joh. Adolf (bis 1616), Friedrich III. (bis 1659), Christian Albrecht (bis 1694), Friedrich IV. (bis 1702), Karl Friedrich (bis 1739), Karl Peter Ulrich, als Peter III. russischer Zar (bis 1762), und Großfürst Paul (als Zar Paul I.). Letzterer trat 1773 seinen Anteil an Christian VII. (1766-1808) von Dänemark ab, worauf Schleswig, nun wieder vereinigt, als dänische Provinz behandelt wurde. Friedrich VI. (1808-39) musste für Holstein 1815 dem Deutschen Bund beitreten.
Unter Christian VIII. (1839-48) trat die national-dänischen Partei dem Deutschtum in Schleswig rücksichtsloser entgegen. Der „Offene Brief vom 8. Juli 1846“ erklärte das dänische Erbfolgegesetz auch für Schleswig, Lauenburg und einige Teile Holsteins für gültig und rief eine Opposition hervor. Als Friedrich VII. (1848-63) am 28. Januar 1848 die völlige Vereinigung Schleswigs mit Dänemark proklamierte, folgte der bewaffnete Widerstand in Schleswig. Anfangs wurde Schleswig vom Deutschen Bund unterstützt (Deutsch-Dänischer Krieg von 1848-50), jedoch als dieser infolge Russlands Einmischung am 2. Juli 1850 Frieden schloss, aufgegeben. Schleswig musste sich unterwerfen und wurde seitdem von den Dänen willkürlich beherrscht und danisiert.
Der dänische Reichsrat nahm 1863 eine Verfassung an, die Schleswig vollständig Dänemark einverleibte; diese bestätigte der durch das Londoner Protokoll vom 18. Mai 1852 zum Nachfolger Friedrichs VII. bestimmte Prinz Christian von Glücksburg. Als sich darauf Prinz Friedrich von Augustenburg als Friedrich VIII. zum Herzog von Schleswig erklärte, beschloss der Deutsche Bund bis zur Entscheidung der Sukzessionsfrage die Besetzung von Holstein, die im Dezember vollendet wurde.
Österreich und Preußen verlangten die Aufhebung der Verfassung von 1863. Auf die Weigerung Dänemarks rückten ihre Truppen in Schleswig ein (Deutsch-Dänischer Krieg von 1864) und nötigten Dänemark im Wiener Frieden vom 30. Oktober 1864 zum Verzicht auf Schleswig. Über die Verwaltung der Herzogtümer kam es bald zwischen Österreich und Preußen zu Zwistigkeiten, die Veranlassung zum Deutschen Krieg von 1866 gaben. Im Frieden von Prag am 23. August 1866 trat Österreich seine Rechte auf Schleswig an Preußen ab. Die Herzogtümer Schleswig und Holstein wurden durch Gesetz vom 24. Dezember 1866 mit der Preußischen Monarchie vereinigt, nachdem durch Vertrag vom 27. September 1866 ein Teil von Holstein (Amt Ahrensböck) an Oldenburg abgetreten war. Durch königlichen Erlass vom 20. Juni 1868 wurde die Bezirksregierung in Kiel mit der in Schleswig vereinigt, so dass die Provinz Schleswig-Holstein nur einen Regierungsbezirk bildet. Das Herzogtum Lauenburg, welches im Wiener Frieden 30. Oktober 1864 an Österreich und Preußen gelangte, ging am 15. September 1865 endgültig in den Besitz der Krone Preußens über und wurde am 1. Juli 1876 mit der Preußischen Monarchie und speziell mit der Provinz Schleswig-Holstein vereinigt. Am 8. September 1890 erfolgt gemäß dem Helgoland-Sansibar-Vertrag die Besitzergreifung von Helgoland in Gegenwart Kaiser Wilhelms II.
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) sah man in Dänemark die Chance gekommen sich nun doch noch ganz Schleswig einzuverleiben und das obwohl man an den Kampfhandlungen gar nicht teilgenommen hatte. Im April 1864 war es der dänischen Verhandlungsführer, der das Angebot einer Teilung Schleswigs nach Nationalitäten zurückwiesen hatten und so wurde am 30. Oktober des Jahres der Frieden von Wien unterzeichnet, in welchem die dänische Monarchie auf ganz Schleswig, Holstein und Lauenburg verzichten musste. Im Jahr 1919 bestimmte der Versailler Vertrag die Durchführung einer Volksabstimmung nach der von Napoleon III. durchgesetzten Einschränkung (Artikel 5). Um Dänemark einen möglichst großen Gebietszuwachs sicherzustellen wurde Schleswig in drei Abstimmungszonen eingeteilt.
Die nördlichste, bis zur sogenannten Clausenlinie (nach dem Dänen Clausen 1891 vorgeschlagenen Grenzziehung), musste geschlossen „en bloc“ abstimmen, wodurch das Schicksal diesen Gebietes von vornherein festgelegt wurde. In den beiden südlichen Zonen sollte stattdessen eine gemeindeweise Abstimmung stattfinden in der Hoffnung, dass möglichst viele einzelne Gemeinden nach Dänemark wechseln würden. In der 1. Zone votieren erwartungsgemäß 74,2 % der Stimmberechtigten für Dänemark, Städte wie Sonderburg (56 %), Tondern (77 %) und Apenrade (55,1 %), die mehrheitlich für Deutschland votiert hatten, fielen so an Dänemark. In der 2. Zone stimmten 80 % für Deutschland. In der besonders hart umkämpften Stadt Flensburg der 2. Abstimmungszone votierte eine überwältigende Mehrheit für den Verbleib in Deutschland, dadurch unterblieb die Abstimmung in der 3. Zone wegen Aussichtslosigkeit völlig. Die neue Grenzziehung brachte eine erhebliche deutsche Minderheit unter dänischer Herrschaft, Schleswig-Holstein verlor so Nordschleswig mit 3878 km² an Dänemark.
1937 erfolgte die Eingliederung des ehemaligen Fürstentums Lübeck (ein Landesteil Oldenburgs) und der Freien und Hansestadt Lübeck in die preußische Provinz Schleswig-Holstein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) wurde Schleswig-Holstein ein Teil der britischen Besatzungszone. Die Dänen sprengen in Nordschleswig die alten Denkmäler (Düppeldenkmal, Knivsbergdenkmal und Arnkieldenkmal), die an den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 erinnert haben.
Am 23. August 1946 entsteht durch alliierten Beschluss das Land Schleswig-Holstein mit Kiel als Landeshauptstadt. Seit 1949 ist Schleswig-Holstein ein Bundesland der Bundesrepublik Deutschland.
Der Nordschleswiger, Zeitung der Deutschen in Dänemark.
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Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
- „Oberstufen-Altas für höhere Lehranstalten“ Gotha Justus Perthes 1914
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