Wörth 6. August 1870, Eroberung eines franz. Adlers durch das 2. bayer. Infanterie-Regiement

Deutsch-Französischer Krieg 1870/71

Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71, eine kurze Zusammenfassung zu Ursachen und Geschichte. Der dritte Reichseinigungskrieg.

Durchbruchsversuch französischer Kürassiere in den Kämpfen bei Wörth
Durchbruchsversuch französischer Kürassiere in den Kämpfen bei Wörth

Die Ursache des Deutsch-Französischer Krieges von 1870-71 war die Missgunst Frankreichs auf den Aufschwung Preußens seit 1866; als Vorwand zur Kriegserklärung (19. Juli 1870) benutzte Napoleon III. die infolge der Kandidatur des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern für den spanischen Thron entstandenen Differenzen. Die deutsche Streitmacht, wozu auch die süddeutschen Staaten auf Grund der Bündnisverträge ihre Heere gestellt hatten, nahm Ende Juli auf der Linie TrierMainz-Rastatt folgende Aufstellung:

  • I. Armee unter General von Steinmetz, rechter Flügel,
  • II. Armee unter Prinz Friedrich Karl von Preußen, Zentrum,
  • III. Armee unter dem Kronprinzen von Preußen, linker Flügel.

Anfang August traten die 3 Armeen unter dem Oberbefehl des Königs Wilhelm von Preußen und General Helmuth Graf von Moltkes militärischer Führung den Vormarsch an.

Schlacht bei Sedan am 1. September 1870
Schlacht bei Sedan am 1. September 1870

Die III. Armee schlug am 4. August eine Division vom Korps Mac-Mahon bei Weißenburg und besiegte diesen am 6. August bei Wörth gänzlich. Da am selben Tage General Steinmetz durch die Erstürmung der Spicherer Höhen bei Saarbrücken über General Frossard siegte, trat die ganze französische Armee den Rückzug nach der Mosel an. Während die deutsche III. Armee unter Zurücklassung eines Einkreisungskorps vor Straßburg (Kapitulation 27. September 1870) ihren Vormarsch beschleunigt hatte, wurde Bazaine durch die von der deutschen I. und II. Armee geschlagenen Schlachten von Colombey-Nouilly (14. August 1870), Vionville-Mars-la-Tour (16. August 1870) und besonders bei Gravelotte-St.-Privat (18. August) in die Festung Metz zurückgeworfen und damit seine Vereinigung mit der Armee Mac-Mahons vereitelt. 

Die Schlachten um Metz 1870
Die Schlachten um Metz 1870

Die I. und der größte Teil der II. Armee blieb zur Einkreisung von Metz zurück; aus dem Rest der letztern wurde eine IV. (Maas-)Armee unter dem Oberbefehl des Kronprinzen Albert von Sachsen gebildet, die mit der III. Armee gegen Mac-Mahon vorging, der Metz entsetzen wollte, aber am 30. August bei Beaumont und 1. September bei Sedan geschlagen und am 2. September zur Kapitulation gezwungen wurde, wodurch auch Napoleon III. in deutsche Gefangenschaft geriet. Da die Provisorische Regierung in Paris die Weiterführung des Krieges beschloss, rückten die deutschen Heere vor Paris, dessen Einschließung am 19. September 1870 vollendet war.

Napoleon III.

Kaiser Napoleon III.
* 20.04.1808 in Paris
† 09.01.1873 in Chislehurst bei London,
1852 – 1870 Kaiser der Franzosen

Nach verschiedenen vergeblichen Durchbruchsversuchen Bazaines (Schlacht bei Noisseville 31. August 1870) erfolgte am 27. Oktober 1870 die Kapitulation von Metz mit 180.000 Mann, wodurch die Heere des Prinzen Friedrich Karl für die Bekämpfung der besonders durch Gambetta an der Loire neu gebildeten Armee verwendbar wurden. Diese wurde am 4. Dezember 1870 bei Orléans, das die Bayern nach schweren Kampf bei Coulmiers (9. November 1870) hatten räumen müssen, und am 12. Januar 1871 bei Le Mans geschlagen. Über die auch im Norden neu gebildeten französischen Streitkräfte siegte General von Manteuffel am 27. November 1870 bei Amiens, General von Göben am 19. Januar 1871 bei St.-Quentin, während General von Werder bei Belfort, das von deutschen Heeresabteilungen eingeschlossen war, Bourbaki, der zum Entsatz und zur Unterbrechung der Verbindung der deutschen Heere mit Deutschland herangerückt war, nach erbitterten Kämpfen an der Lisaine (15. bis 17. Januar 1871) zwang, da gleichzeitig von Nordwesten her Manteuffel herbeieilte, mit den Resten seiner Armee am 1. Februar 1871 bei Pontarlier auf schweizerisches Gebiet über zutreten.

Kaiser Wilhelm I.

König Wilhelm von Preußen
* 22.03.1797 in Berlin,
† 09.03.1888 in Berlin,
1861 – 1888 König von Preußen und
1871 – 1888 Deutscher Kaiser

Am 27. Dezember 1870 wurde das Bombardement auf Paris und seine Forts eröffnet, die zahlreichen Ausfälle der Besatzung (am 30. November und 2. Dezember 1870 bei Champigny; zuletzt am 19. Januar 1871 bei Mont Valérien) wurden siegreich zurückgeschlagen. Der Mangel an Lebensmitteln nötigte die französische Regierung am 28. Januar 1871 zum Abschluss eines Waffenstillstandes und zur Übergabe sämtlicher Pariser Forts. Die Kraft Frankreichs war gebrochen; 400.000 französische Soldaten, darunter fast 12.000 Offiziere, gefangen, 80.000 Mann in der Schweiz interniert. Am 1. März 1871 ratifizierte die in Bordeaux zusammenberufene Nationalversammlung die am 26. Februar 1871 in Versailles unterzeichneten Friedenspräliminarien. Danach bewilligte Frankreich die Abtretung Elsaß-Lothringens mit Metz und Straßburg (aber ohne Belfort), die Zahlung von 5 Milliarden Franc Kriegskosten und die Besetzung französischen Gebietes bis zur Abtragung dieser Summe. Die am 1. März 1871 in Paris eingerückten 30.000 Mann deutscher Truppen räumten infolgedessen die Stadt schon am 3. März 1871 wieder. Am 10. Mai 1871 kam zu Frankfurt a. M. der definitive Friede zustande.

Helmuth Karl Bernhard von Moltke

Helmuth Karl Bernhard von Moltke
* 26.10.1800 in Parchim,
† 24.04.1891 in Berlin.
Preußischer Generalfeldmarschall und Chef des Generalstabes.

Statistik zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/71

  • Der Krieg dauerte 190 Tage.
  • 15 größere Schlachten und weit über 100 Gefechte, fast alle für die Deutschen siegreich, wurden geschlagen.
  • 370.000 Franzosen nebst 12.000 Offizieren wurden gefangen genommen und nach Deutschland abgeführt.
  • 7400 Geschütze und 107 Fahnen wurden von den Deutschen erbeutet.
  • 702.000 Mann und 26.000 Offiziere der französischen Armee mussten sich ergeben.
  • Die französischen Verluste beliefen sich auf 80.000 Tote und 14 Milliarden an Kriegskosten.
  • Der deutsche Gesamtverlust betrug 6247 Offiziere und Ärzte und 123.453 Mann, darunter 40.080 Tote.
  • Auf deutscher Seite wurden insgesamt 44.420 Offiziere und 1.451.944 Mann unter Waffen gestellt.
Einzug der deutschen Truppen in Paris am 1. März 1871
Einzug der deutschen Truppen in Paris am 1. März 1871

Quellenhinweise:

  • „Meyers Konversations-Lexikon“ Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Oberstufen-Altas für höhere Lehranstalten“ Gotha Justus Perthes 1914

Einzelbeiträge zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/71:

Reichsadler 1889-1918

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Ein Kommentar

  1. THE SEDAN ‚BREAKERS‘
    In an article published more than fifty years ago in the Revue Internationale d’Histoire Militaire, Major Georges Hautecler, attached to the EMGA’s historical section, mentioned the many cases of French soldiers crossing into Belgian territory on September 1, 1870, in the hours following the Imperial Army’s debacle at Sedan. The officer thus revealed the first concrete violation of Belgian neutrality, before that of 1914, without this preceeding ‚fault‘ having attracted the slightest publicity, let alone the reprobation that would be poured over the Germans a few decades later. Major Hautecler explained:
    „During the day of September 1st, a certain number of French troops penetrated into Belgium, then, heading west, gained Mézières via Sugny and Pussemange (around 5,000 to 6,000 men). Contrary to orders, the Belgians posted in this region allowed these armed units to enter and showed them the route back to France, while carefully stopping German patrols“. These facts still remain little known.
    With an abundance of patriotic literature and the recollections of veterans, French memorialists systematically glorified the most edifying and heroic episodes, while the search for the culprits of the appalling misdeed forced the main witnesses into an embarrassing silence, or and agreed historical falsification about some of the war’s less glorious episodes.

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