Erstürmung des Landauer Tores zu Weißenburg, 4. August 1870

Deutsch-Französischer Krieg 1870/71 (Einleitung)

Deutsch-Französischer Krieg 1870/71 (Einleitung)

Einzug des siegreichen Heeres in Berlin 1871
Einzug des siegreichen Heeres in Berlin 1871

In Frankreich empfand man die Entscheidung des Deutschen Kriegs von 1866 zugunsten Preußens als eine Niederlage. Weite Kreise in der französischen Gesellschaft verlangten „Revanche für Sadowa“ (Bataille de Sadowa = Schlacht bei Königgrätz) und beschuldigten Kaiser Napoleon III., der nicht einmal das Großherzogtum Luxemburg als Kompensation zu gewinnen wusste, des Verrates an Frankreichs Macht und Ehre. Unter allerlei Vorwänden kam es zum entscheidenden Krieg zwischen der politisch und militärisch führenden Macht Europas Frankreich und dem unter Preußen vereinten Deutschland.

Napoleon III.

Kaiser Napoleon III.
* 20.04.1808 in Paris
† 09.01.1873 in Chislehurst bei London,
1852 – 1870 Kaiser der Franzosen

Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich dem Königreich Preußen und damit dem gesamten Norddeutschen Bund den Krieg. Am Anfang hing alles an einem Haar, nicht nur Österreich, dem man es nicht verdenken konnte, dass die Wunde des Deutschen Krieges von 1866 noch schmerzte, sondern auch der treulose Victor Emanuel II. von Italien, der doch allein dem preußischen Vorgehen vor vier Jahren den Besitz Venedigs und die Behauptung der Lombardei verdankte, waren bereit, mit Louis Napoleon ein Bündnis gegen den Norddeutschen Bund zu schließen. Wahrscheinlich wusste Bismarck darum, oder erwog wenigstens, da er seine Leute kannte, die Möglichkeit eines solchen Bündnisses, aber er hatte den Mut alles auf eine Karte zu setzen und der Erfolg gab ihm recht: Als die ersten deutschen Siege in Wien und Florenz bekannt wurden, zogen Victor Emanuel und Franz Joseph, den sein Premierminister Graf Beust und der Erzherzog Albrecht umsonst bestürmten, noch rechtzeitig ihre Hände zurück und verweigerten den bedrängten Franzosen jede Hilfe.

Kaiser Wilhelm I.

König Wilhelm von Preußen
* 22.03.1797 in Berlin,
† 09.03.1888 in Berlin,
1861 – 1888 König von Preußen und
1871 – 1888 Deutscher Kaiser

Auf den Gebiet Frankreichs folgte Schlag auf Schlag. Nach Wörth und Weißenburg der furchtbare Tag von Gravelotte und die Einschließung von Metz. Nach Gravelotte die Kapitulation von Sedan; nach Sedan der Vormarsch auf Paris, wo inzwischen die Republik erklärt worden war. Hierauf Kämpfe im Norden, die deutschen Truppen bis an den Ärmelkanal führten, und im Süden an der Loire. Inzwischen beraubten die Italiener den Papst seines letzten Territorialbesitzes, nahmen ihm Rom, und verlegten von Florenz dorthin die Hauptstadt des Königreiches Italien. Im südlichen Frankreich organisierte Gambetta, der im Luftballon aus dem belagerten Paris entflohen war, einen verzweifelten Widerstand und stampfte Volksmilizen aus dem Boden. Im Dezember versuchte Bourbaki einen kühnen Streich, um mit 150.000 Mann in den Rücken des deutschen Heeres zu kommen und den Krieg nach Süddeutschland zu tragen, wo die Franzosen immer noch auf Zuneigung hofften. Doch der Streich misslang völlig! Grade durch einen Süddeutschen, den bayrischen General Werder, der nur über 43.000 Mann gebot, wurde Bourbaki Ende Januar auf Schweizer Gebiet gedrängt und dort entwaffnet. Nun begann die Beschießung von Paris, schon waren Metz und Straßburg gefallen. Die Aussichten auf die Einmischung fremder Mächte waren gleich Null, vor allem hielt Russland, das sich indessen Vorteile am Schwarzen Meere verschaffte, zu Deutschland. Bourbaki war gescheitert. Die Ausfälle der Pariser Besatzung wurden zurückgewiesen. Die Milizen an der Loire und in der Picardie machten keine Fortschritte, weitere Hilfe blieb aus. So war die Hoffnung der Pariser auf Rettung nur gering. Trotzdem hielt sich die Stadt mit bemerkenswerter Ausdauer. Nicht die Beschießung, sondern erst der Hunger brachte sie zu Fall. Vorher aber hatten die Pariser noch den Schmerz, dass vor ihren Toren, am 18. Januar 1871, zu Versailles das deutsche Kaisertum verkündet wurde. Wilhelm I. willigte nur mit Widerstreben ein. Das greifbare Preußen schien ihm wichtiger und begehrenswerter als der schattenhafte Begriff, den ihm Bismarck aufzwingen wollte. Wenn aber, dann wollte er zumindest „Kaiser von Deutschland“ heißen. Nur mit Mühe konnte ihm dies Bismarck ausreden. Der preußische, allzu preußische Standpunkt zeigte sich aber noch bei dem Sohn Wilhelms I., der einmal die Könige von Bayern, Württemberg und Sachsen ihres Titels wieder entreißen wollte und der außerdem achtzehn Jahre später sich nicht, wie man hätte erwarten dürfen, Friedrich I., sondern, in eigensinniger Auslegung der Überlieferung befangen, Kaiser Friedrich III. nannte.

Kaiser Friedrich III.

Kaiser Friedrich III.
* 18.10.1831 in Potsdam,
† 15.06.1888 in Potsdam;
1888 für 99 Tage Deutscher Kaiser und König von Preußen

Louis Adolphe Thiers, der nun die Geschicke Frankreichs leitete, kam zu Bismarck mit einem Friedensangebot. Als er aber die Forderungen hörte, war er entsetzt und wollte nichts davon wissen. Der Reichskanzler aber sagte kalt: Nun, dann kämpfen wir weiter! Er wusste nur zu gut, dass der Hunger die Franzosen zu allem zwingen werde. So bewilligten sie denn die Abtretung von Elsaß-Lothringen (mit Ausnahme von Belfort) und die Zahlung von fünf Milliarden Franc ein. Bismarck dachte erst an sehr viel weniger Geld, bevor ihn der von Berlin eiligst herbeigeholte Bleichröder finanziell aufklärte und später hat er bereut, dass er nicht noch mehr gefordert, denn Frankreich bezahlte die Kriegsentschädigung weit eher, als ausgemacht war.

Otto von Bismarck

Otto von Bismarck
* 01.04.1815 Schönhausen/Elbe (Reg.-Bez. Magdeburg),
† 30.07.1898 Gut Friedrichsruh in Sachsenwald (bei Hamburg).
Staatsmann, Reichskanzler des Norddeutschen Bundes (1867 – 1870) und des Deutschen Reichs (1871 – 1890)

Der Friede wurde am 8. Mai zu Frankfurt am Main unterzeichnet. Die Besetzung der Champagne und noch einiger Striche durch deutsche Truppen dauerte aber noch einige Jahre, bis September 1873.
Wiederum zog Italien Nutzen aus den deutschen Siegen; es nahm Rom. Das Papsttum aber raffte sich zu nur um so größerer geistlicher Anstrengung auf. Es begründete seine Macht aufs Neue: Durch die Lehre von der Unfehlbarkeit, wodurch es sich über die Konzilien stellte, und durch das Dogma von der unbefleckten Empfängnis. In Deutschland führte die starre Haltung des römischen Stuhles, den Pius IX. einnahm, zum Kulturkampf. Des weiteren zogen die Briten Vorteil aus den deutschen Erfolgen. Man kann sagen, dass die Franzosen durch den Krieg von 1870/71 auch Ägypten verloren haben.

Quellenhinweise:

  • „Meyers Konversations-Lexikon“ Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Oberstufen-Altas für höhere Lehranstalten“ Gotha Justus Perthes 1914

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