Kiautschou mit Tsingtau (deutsches Pachtgebiet 1898-1919) in einer Übersicht, Geschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Verwaltungszentrum Tsingtau
Pachtgebiet Kiautschou
Die Kiautschou-Bucht wurde 1898 mit Hinterland von China mit allen Hoheitsrechten auf 99 Jahre an das Deutsche Reich verpachtet.
Größe von Kiautschou:
552 km², zuzüglich eines 50 km breiten neutralen Streifen. Das Pachtgebiet entspricht der Größe von Hamburg. Das gesamte Einflussgebiet entspricht der Hälfte von Sachsen.
Gouverneure (Reichsmarineamt) von Kiautschou:
Amtszeit | Name |
---|---|
07.03.1898 – 19.02.1899 | Carl Rosendahl (1852 – 1917), Kapitän zur See |
19.02.1899 – 27.01.1901 | Otto Ferdinand Paul Jäschke (1851 – 1901), Kapitän zur See |
27.01.1901 – 08.06.1901 | Max Rollmann (provisorisch), Kapitän zur See |
08.06.1901 – 19.08.1911 | Oskar von Truppel (1854 – 1931), Kapitän zur See |
19.08.1911 – 07.11.1914 | Alfred Meyer-Waldeck (1864 – 1928), Kapitän zur See |
Kiautschou Beschreibung
Kiautschou, deutsches Pachtgebiet in der chinesischen Provinz Schantung, benannt nach der Kiautschoubucht und der früher an dieser belegenen, jetzt ganz verlandeten und unansehnlich gewordenen Stadt Kiautschou („Leimstadt“ nach dem Kiauhö, „Leimfluss“), umfasst 515 km² und hat 84.000 Einwohner. Das Pachtgebiet erstreckt sich hauptsächlich auf die beiden nach SW., bez. NO. gerichteten Halbinseln, die den Eingang in die 33 km lange, 26 km breite und etwa 550 km² große Kiautschoubucht flankieren, und auf die der Bucht vor- und eingelagerten Inseln sowie auf einen schmalen, um die Bucht laufenden Landstreifen, der die beiden auf den Halbinseln gelegenen Bezirke miteinander verbindet.
Die Grenzlinien wurden durch eine deutsch-chinesische Kommission festgelegt, die ihre Arbeiten am 10. Oktober 1898 beendete. Nach dem Land zu wird das Pachtgebiet von einer neutralen Zone zu 50 km Breite umschlossen, einschließlich derer das Gebiet eine Fläche von 7100 km² besitzt; in der neutralen Zone bedarf China für jede Maßnahme der deutschen Zustimmung.
Die Kiautschoubucht liegt auf der südöstlichen Seite der Halbinsel Schantung, wo diese an den Rumpf des Festlandes ansetzt. Von den zahlreichen der fast genau nach Osten gerichteten Einfahrt vorgelagerten sämtlich zum Pachtgebiet gehörigen Riffe und Inseln sind die wichtigsten Tai-kungtau und Tschu-tscha-tau (Round Island); weiter ab liegen die Inseln Fu-tau vor dem Eingang des Lauschan-Hafens auf der Südseite der östlichen Halbinsel und die erheblich größere Insel Tolo-schan (Schuiling-schan) südlich der westlichen Halbinsel.
Innerhalb der Einfahrt liegt die niedrige Insel Tschi-posan oder Hwang-tau, im nördlichen Teil der Bucht die große Insel Yin-tau (Kartoffelinsel) Der randliche Teil der Bucht ist stark versandet, so dass weite Strecken bei Ebbe trocken gelegt werden und die beiden letztgenannten Inseln fast schon verlandet sind.
Die Bucht friert selbst in strengen Wintern nur in den flachen, für Seeschifffahrt unwichtigen Teilen zu. Die Einfahrt ist 3,4 km breit, 24–40 m tief und bietet gute Ankerplätze mit 12–20 m Tiefe. Von den auf die beiden Halbinseln beiderseits entfallenden Bezirken des Pachtgebiets ist der auf der östlichen Seite, an dessen Spitze sich der Hauptort Tsingtau befindet, der größere. Die am weitesten gegen die Einfahrt vorspringenden Punkte der Halbinseln sind die Landzunge an der Iltisbucht auf der östlichen und das Kap Jäschke (Kap Evelyn) auf der westlichen Seite. Die größere östliche Halbinsel ist verhältnismäßig wenig gegliedert, während in die westliche von Norden die Hai-hsi-Bucht und von Süden die Arkona-See tief einschneiden.
Besatzungstruppen in Kiautschou:
III. Seebataillon (Cuxhaven)
Letzter Kommandeur: von Kessinger
Gesamtbevölkerung:
200.000, 4.500 Weiße, ca. 400 Deutsche (Stand 1912)
Währung in Kiautschou:
Mark und Pfennig, ab 1905 Dollar und Cents (chinesische Dollarwährung)
Verwaltung in Kiautschou:
Die oberste Verwaltung liegt in den Händen eines Gouverneurs, dem ein Gouvernementsrat und zur Beratung in chinesischen Angelegenheiten versuchsweise ein chinesisches Komitee von zwölf Mitgliedern zur Seite gestellt sind. Das Gouvernement hat gegenüber den heimischen Behörden die größtmögliche Selbständigkeit, hat aber große Freiheit bezüglich der Selbstverwaltung, des Handels und des Gewerbebetriebes gewährt. Die Regierung hat überall das Verkaufsrecht auf Grundstücke und übernimmt den Landverkauf teilweise selbst. Angekauft wurden 1902/03 von der Regierung rund 196, verkauft rund 15 Hektar. Dafür bleibt die Regierung an einer beim Weiterverkauf der Grundstücke sich ergebenden Preissteigerung beteiligt.
Die deutsche Schule in Tsingtau ist 1902 von der Regierung übernommen worden; in demselben Jahr wurde eine höhere deutsch-chinesische Lehranstalt von der Berliner evangelischen Mission eröffnet und seitdem noch eine chinesische Mädchenschule. Der Allgemeine evangelisch-protestantische Missionsverein hat ferner ein deutsch-chinesisches Seminar und das Faber-Hospital begründet, die katholische Mission ein deutsches Mädchenpensionat, eine höhere Töchterschule und einen Kindergarten. Die American Presbyterian Mission hatte schon vor 40 Jahren von Tschifu aus in Kiautschou ihre Tätigkeit begonnen. Die Rechtspflege wird geregelt durch das Reichsgesetz vom 5. März 1888, betreffend die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete. Für die Chinesen gilt mit Ausnahme des zu harten Strafrechts das heimische Recht.
Wirtschaft:
Steuern werden erhoben: Grundsteuer, Verkaufssteuer für Opium, Abgaben für Hafen und Leuchtfeuer, Hundesteuer, Jagdgebühren, Gewerbescheingebühren, Stempelabgaben, Gerichtsgebühren. Immerhin hat das Deutsche Reich bisher fast die gesamten Ausgaben bestritten. Die Einnahmen beliefen sich 1901/02 auf 495.990 Mark, während der deutsche Etat von 1904 einen Reichszuschuss von 12.583.000 Mark für Kiautschou eingestellt hat.
Die Germania-Brauerei wurde 1901 in Tsingtau gegründet. Inzwischen ist sie eine der größten Brauereien Chinas. „Tsingtao“-Bier kann man auch in Deutschland kaufen.
Die deutsche Besatzung in Tsingtau besteht regelmäßig aus einem Seebataillon, einer Feldbatterie und einer Abteilung Matrosenartillerie. Dazu kommt eine Chinesentruppe von 120 Mann unter deutschen Offizieren; auch für den Polizeidienst werden teilweise Chinesen verwendet.
Die Besetzung der zur chinesischen Provinz Schantung gehörigen Kiautschou-Bai und des um die Bai gelegenen Bezirks durch Deutschland erfolgte am 14. November 1897 durch die Landung der unter dem Befehl des Vizeadmirals von Diederichs stehenden deutschen Truppen.
Durch Vereinbarung mit der chinesischen Regierung sind dem Deutschen Reich für die Dauer der vereinbarten Pachtzeit von 99 Jahren alle der chinesischen Regierung zustehenden Hoheitsrechte übertragen worden.
Es steht der deutschen Regierung frei, innerhalb des überlassenen Gebietes alle nötigen Baulichkeiten und Anlagen zu errichten und für den Schutz derselben die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Das überlassene Gebiet umfasst die gesamten inneren Wasserbecken der Kiautschou-Bucht bis zur Hochwassergrenze, ferner die südlich und nördlich von dem Eingang der Bucht liegenden grösseren Landzungen bis zu deren natürlichen Abgrenzung durch die geeigneten Höhenzüge‚ sowie die innerhalb der Bucht und vor derselben gelegenen Inseln.
Briefmarken:
Eine deutsche Postagentur ist am Hauptsitz der Regierung in Tsingtau eröffnet worden. .
Eine vierzehntägige Postdampfer-Verbindung zwischen Kiautschou- Bucht und Schanghai ist eingerichtet.
Geschichte von Kiautschou:
1860
Expedition der preußischen Kriegsschiffe „Arcona„, „Thetis“ und „Frauenlob“ nach China. „Frauenlob“ geht am 2. September 1860 im Taifun vor Yokohama verloren.
1861
Handelsvertrag zwischen China und Preußen.
1868 – 1871
Freiherr von Richthofen unternimmt sieben große Reisen nach China und weist auf die künftige Rolle Kiautschous als Flottenstützpunkt hin. Auf diese Landeskenntnis beruft sich Admiral von Tirpitz, als er einen solchen Stützpunkt in Asien sucht.
1886
Die Reichspost eröffnet Poststellen in China.
23. Juli 1896
Das deutsche Kriegsschiff S.M.S. Iltis fällt einem Taifun zum Opfer, auch der Kommandant, Kapitänleutnant Braun, ertrinkt. Er war von Admiral von Tirpitz beauftragt worden, die Bucht von Kiautschou auf ihre Eignung zum Flottenstützpunkt zu untersuchen.
1. November 1897
Nachdem die deutschen katholischen Missionare Nies und Henle in China ermordet wurden, gibt Kaiser Wilhelm II. den Befehl zur sofortigen Besetzung der Kiautschou-Bucht. Das ostasiatische Geschwader, bestehend aus S.M.S. Kaiser, S.M.S. Prinzess Wilhelm und S.M.S. Cormoran (später noch S.M.S. Irene und S.M.S. Arcona [II]) begeben sich unter Befehl des Konteradmirals Otto von Diederichs (1843 – 1918) nach Kiautschou um die dortige Bucht nebst Befestigungen zu besetzten. Diese Aktion war keinesfalls eine spontane Reaktion auf die Ermordung der Deutschen, sondern nur der offizielle Vorwand eines über Jahre sorgfältig vorbereiteten Unternehmens.
1898
In Tsingtau eröffnet eine deutsche Postagentur.
6. März 1898
Abschluss eines Pachtvertrages Deutschlands mit der chinesischen Regierung auf 99 Jahre über ein an der Kiautschoubucht gelegenes Gebiet. Der deutsche Handel mit China beläuft sich 1897 bereits auf 80 Millionen Mark, während im gleichen Jahr der Gesamthandel mit den deutschen Schutzgebieten erst 35 Millionen Mark ausmacht.
27. April 1898
Das vertraglich bestimmte Pachtgebiet von Kiautschou wird offiziell unter deutschen „Schutz“ genommen. Die Deutschen errichten eine Musterkolonie. Das kleine Fischerdorf TsingTau entwickelt sich schnell zu einer modernen Stadt. Dank einer modernen Trinkwasseranlage und Abwasserversorgung zählt Tsingtau zu den gesündesten Städten und entwickelt sich zu einer blühenden Stadt, die Bevölkerung wächst von 83.000 auf ca. 200.000 Menschen im Jahr 1914 an.
1. Juni 1899
In Tsingtau wird ein Stadtfernsprechdienst eröffnet.
Dezember 1900
Das Pachtgebiete Kiautschou erhält Anschluss an das Welttelegrafennetz durch die deutschen Kabel Schanghai-Tsingtau und Tschifu-Tsingtau.
1900/01
Der Boxeraufstand in China wird von einem internationalen Expeditionskorps, hauptsächlich bestehend aus Russen und Japanern, blutig niedergeschlagen. Später wird Generalfeldmarschalls Graf von Waldersee Oberbefehlshaber der internationalen Streitkräfte.
Februar 1901
Im Pachtgebiet Kiautschou werden die deutschen Kolonialmarken 1901 (mit Schiffsmotiv) eingeführt, nachdem bis dahin die deutschen Inlandswert-Zeichen mit Aufdruck „China“ benutzt worden sind.
8. April 1901
Die erste Teilstrecke der Shantungeisenbahn Tsingtau-Kiautschou wird eröffnet.
1904
Eröffnung der Mole 1 des neuen Überseehafens für Ozeandampfer.
17. Juni 1907
Die Deutsch-Asiatische Bank in Tsingtau gibt eigene Banknoten aus.
25. Oktober 1909
Die deutsch-chinesische Hochschule in Tsingtau wird eröffnet.
1913
Eine Monatsschrift, der „West-östliche Bote“, in deutscher Sprache mit chinesischen Anmerkungen, erscheint erstmals.
Kiautschou im Ersten Weltkrieg
15. August 1914
24 Stunden Ultimatum der Japaner zur bedingungslosen Übergabe (ca. 4800 Deutsche stehen ca. 65.000 Japanern gegenüber). Das Ultimatum bleibt unbeantwortet. Kapitän zur See Meyer-Waldeck telegrafiert am 23.08.1914 an Kaiser Wilhelm II. : „Einstehe für Pflichterfüllung bis zum äußersten„.
27. August 1914
Blockade des Pachtgebietes durch englische und japanische Kriegsschiffe.
2. September 1914
1. Landungswelle von 2000 Engländern und 2300 Japaner. Deutsche Hilfskreuzer und der österreichische Kreuzer Kaiserin Elisabeth greifen in die Kämpfe ein.
5. September 1914
Weit überlegene japanische Truppenverbände greifen völkerrechtswidrig vom neutralen chinesischen Gebiet aus an. Die Japaner landen in Kiautschou und beginnen mit der Beschießung Tsingtaus.
26./27. September 1914
Rollende Sturmangriffe der japanischen und englischen Truppen. Sie erleiden schwere Verluste, der Eroberungsversuch der Festung wird vereitelt.
28. September 1914
Völlige Einschließung der Kolonie auch von Land her.
Anfang Oktober 1914
Die deutsche Besatzung verteidigt sich mit aller Entschlossenheit. Oberleutnant zur See Plüschow „der Flieger von Tsingtau“ mit seinem Flugzeug (Typ Taube) unternimmt er immer wieder Angriffe auf japanische Schiffe.
Gunther Plüschow
* 08.02.1886 in München,
† 28.01.1931 in Argentinien (Flugzeugabsturz).
„Der Flieger von Tsingtau.“
17. Oktober 1914
Das deutsche Torpedoboot „S90“ unter dem Kommando von Kapitänleutnant Brunner durchbricht die Blockade und versenkt den japanischen Kreuzer „Takatschio“.
29. Oktober 1914
Das Gebiet wird 9 Tage und Nächte von Land und See aus beschossen. S.M.S. Iltis wird von der eigenen Mannschaft versenkt.
31. Oktober 1914
Zum Geburtstag des japanischen Kaisers unternehmen die Japaner einen vergeblichen Generalsturm.
7. November 1914
Den deutschen und österreichischen Truppen geht die Munition aus, damit endet die Verteidigung Tsingtaus. Die deutschen Kriegsschiffe sowie der Kleine Kreuzer Kaiserin Elisabeth der k. u. k. Kriegsmarine werden von der eigenen Besatzung versenkt. Die Festung kapituliert unter ehrenvollen Bedingungen. Die Besatzung wird in eine 5 Jährige Kriegsgefangenschaft nach Japan abtransportiert. Der deutsche Pilot Gunther Plüschow, „Der Flieger von Tsingtau“, erhält vorher den Befehl die Stadt mit wichtigen Dokumenten zu verlassen. Er erreicht nach abenteuerlichem Fluge die Heimat.
Mitsuomi Kamio (1856 – 1925) übernimmt als japanischer Militärgouverneur von 1914 bis 1919 das Pachtgebiet Kiautschou.
März 1917
Abschluss eines englisch-japanischen Geheimvertrages über die Abtretung Kiautschous sowie der sonstigen Rechte und Privilegien Deutschlands in Schantung an Japan.
Kiautschou unter japanischem Mandat
1919
Der Versailler Vertrag bestimmt in seinen Artikeln 156 bis 158, dass das Deutsche Reich alle seine Rechte am Kiautschou-Gebiet, ebenso Eisenbahnen, Bergwerke und Unterseekabel entschädigungslos an Japan abtreten muss.
Alfred Meyer-Waldeck
* 27.11.1864 in Sankt Petersburg (Russland),
† 25.08.1928 in Bad Kissingen;
Gouverneur des Pachtgebietes Kiautschou von 1911 bis 1914
Alfred Meyer-Waldeck blieb bis 1920 in japanischer Kriegsgefangenschaft. Er wurde danach rückwirkend zum Vizeadmiral befördert.
Kiautschou – Qingdao
1922 wird Kiautschou von Japan an China zurückgegeben.
Qingdao, das alte Tsingtau ist heute eine Hafenstadt in der ostchinesischen Provinz Shandong. Die Stadt ist für ihr Tsingtao-Bier, das auf die alte Germania-Brauerei aus der deutschen Kolonialzeit zurückgeht, bekannt. Die Altstadt ist von deutscher Architektur geprägt. In Qingdao leben heute ca. 4 Millionen Einwohner.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Deutschlands Kolonien“ von Rochus Schmidt Verlag des Vereins der Bücherfreunde Schall & Grund 1898
- „Großes Lehrbuch der Geographie“ E. von Seydlitz, Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“ 7. Auflage Braunschweig und Leipzig Hellmuth Wollermann 1906
- „Konversationslexikon“, Leipzig und Wien 1909
- „Die deutschen Kolonien“ Geographie, E. von Seydlitz – Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1910
- „Deutschlands Kolonien“ von W. Scheel Verlagsanstalt für Farbfotographie Weller & Hüttich 1912
- „Die deutschen Kolonien“ Herausgegeben von Kurd Schwabe Nationalausgabe – Band I/II 1914
- „Deutsches Kolonial-Lexikon“ Leipzig 1920
- „Der Kampf um unsere Schutzgebiete – Unsere Kolonien einst und jetzt“ von P. Jos. M. Abs Düsseldorf 1926
- zeitgenössische Postkarten mit ihren originalen Bildunterschriften.
Ähnliche Beiträge
Vorherige Seite | Nächste Seite |
---|---|
Samoa | Kaiserliche Marine |
Früher waren diese Seiten deutlich klarer und schöner gestaltet
Der versenkte japanische Kreuzer hieß nicht Takatschio. Im Japanischen gibt es zwar ein „tschi“ – heute, d.h. seit 1918, meist „chi“ transkribiert – und auch ein „o“, aber aus Gründen, deren Kenntnis sich mir entzieht, kein „tschio“ bzw. „chio“, sondern nur ein „tschyo“ bzw. „chyo“. {Es gibt auch kein „Tokio“, sondern nur ein „Tokyo“, aber das nur nebenbei.}
In diesem Fall kann es aber auch kein „chyo“ sein, weil es sich nicht mit „o“ schreibt, sondern mit „ho“, dem Kanjii Nelson Nr. 3.300 {auf der deutschen Wikipedia-Seite leider zu klein gedruckt und daher so gut wie unleserlich, aber auf der japanischen gut lesbar}.
Das Schiff hieß also „Takatschiho“ oder „Takachiho“ {teuer tausend Ähren – Japan hatte den Pott in England gekauft und teuer bezahlt}.Betont wird das übrigens auf der 2. Silbe, wie alle viersilbigen Wörter, z.B. Yokóhama, sayónara, Hiróhito, Hiróshima, Nagásaki, Kagémusha, Kamíkaze und was deutsche Muttersprachler sonst noch gerne falsch machen.
Ne
Doch
Daß Plüschow Angriffe auf japanische Schiffe und Stellungen geflogen haben soll, ist ein Propagandamärchen.
Die Etrich Taube war kein Kampfflugzeug – so etwas gab es 1914 noch gar nicht -, sondern ein reines Aufklärungsflugzeug. Die ersten Kampfflugzeuge und Bomber wurden 1915 entwickelt, da war Tsingtao längst gefallen.
Mit Ihren Ausführungen zur Entwicklung der damaligen Flugzeuge mögen Sie durchaus recht haben, aber Sie unterschätzen den Erfindungsreichtum der damaligen Protagonisten.
Ich zitiere Gunther Plüschow in „Die Abenteuer des Fliegers von Tsingtau“, Seite 71:
„Im Artilleriedepot hatte nämlich einer der Herren inzwischen Bomben für mich angefertigt. Ganz großartige Dinger! Große Zwei-Kilogramm-Blechbüchsen, auf denen schön zu lesen war: ‘Sietas, Plambeck & Co., bester Javakaffee‘ wurden mit Dynamit, Hufeisennägeln und Eisenstücken gefüllt. Unten wurde eine Bleispitze angebracht und oben ein Zünder, der daraus bestand, daß ein spitzer Eisenkern beim Aufschlagen auf das Zündhütchen einer Gewehrpatrone schlug und dadurch die ganze Bombe zur Explosion brachte. Etwas unheimlich waren mir ja diese Dinger, und wie ein rohes Ei faßte ich sie an, und ich war immer herzlich froh, wenn ich sie abgeworfen hatte. Viel Schaden haben sie nicht angerichtet…“
Sehr informativ und aufschlussreich!