Friedrich Ferdinand Graf von Beust

Friedrich Ferdinand Graf von Beust

Graf von Beust

Friedrich Ferdinand Graf von Beust

Friedrich Ferdinand Graf von Beust
* 13.01.1809 in Dresden,
† 24.10.1886 auf Schloss Altenberg bei Wien;
sächsischer und österreichischer Staatsmann

Friedrich Ferdinand von Beust wurde am 13. Januar 1809 in Dresden geboren. Er studierte in Göttingen und Leipzig Staatswissenschaften, trat 1831 in den Staatsdienst, war 1836–40 Legationssekretär in Berlin und Paris, ging Ende 1841 als Geschäftsträger nach München und 1846 als Ministerresident nach London. Nachdem er seit Mai 1848 Gesandter in Berlin gewesen war, übernahm er am 24. Februar 1849 im Ministerium Held die Verwaltung des Auswärtigen. Er erklärte sich gegen die Annahme der Frankfurter Reichsverfassung vom 28. März 1849, wodurch der Maiaufstand in Dresden hervorgerufen wurde, zu dessen Unterdrückung Beust die Hilfe Preußens anrief.

Friedrich Ferdinand von Beust
Friedrich Ferdinand von Beust

Im Ministerium Zschinsky übernahm er auch noch das Portefeuille des Kultus und tauschte es 1853 gegen das des Innern. Seitdem war sein Einfluss maßgebend für die Politik des Königreich Sachsens. Er schloss zwar am 30. Mai 1849 das Dreikönigsbündnis mit Preußen ab, trat aber auf Grund eines geheimen „Vorbehalts“ bald wieder davon zurück und schlug nun eine antipreußische Richtung mit Anschluss an Österreich ein. Innenpolitisch galt er als Reaktionär, der durch Beschränkung der Presse und des Vereinswesens, durch streng kirchliche Richtung in Schule und Kirche und überhaupt durch bürokratisch-polizeiliche Überwachung alle freiheitlichen Regungen einzudämmen versuchte.

Friedrich Ferdinand von Beust
Friedrich Ferdinand von Beust

1854 einigte er sich in der Bamberger Konferenz im Gegensatz zu Österreichs antirussischer Neutralität mit den Vertretern der übrigen Mittelstaaten über eine Sonderstellung. Als die nationale und liberale Bewegung in Deutschland und Sachsen 1859 immer lebhafter wurde, gab sich Beust den Anschein, als wenn er ihr eifrigster Anhänger wäre und trat mit dem Bundesreformprojekt vom 15. Oktober 1861 hervor, das die lose Vereinigung der deutschen Staaten im Deutschen Bund aufrecht erhielt, zugleich aber neben der Bundesversammlung auch den Vertretern des deutschen Volkes einen Anteil an der Entscheidung über die deutschen Angelegenheiten gestattete.

Graf Beust
Graf Beust

Den Deutsch-Dänischen Krieg 1864 nutzte er um sich weitere Popularität zu verschaffen. Beust erhielt 1864 vom Bundestag in Frankfurt den Auftrag, an den Londoner Konferenzen neben den Gesandten Österreichs und Preußens als Vertreter des Deutschen Bundes teilzunehmen; jede willkürliche Teilung Schleswigs zurückweisend, hielt er an dem Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung fest. Auch bei den weitern Phasen des schleswig-holsteinischen Streites vertrat er insofern die Sache des Deutschen Bundes, als er die Entscheidung der Streitfrage diesem aufgehoben wissen wollte. Da zuletzt auch Österreich diesen Weg betrat, während Preußen dagegen protestierte, galt Beust für den hauptsächlichsten Förderer der wachsenden Zwietracht zwischen den deutschen Großmächten und des Bündnisses, das 1866 die Mittelstaaten mit Österreich schlossen und in den Deutschen Krieg mündete. Preußen besiegte in der Schlacht bei Königgrätz die Armeen Österreichs und Sachsens und Beust musste auf Betreiben Bismarcks seinen Hut nehmen.

Beust als österreichisch-ungarischer Botschafter
Beust als österreichisch-ungarischer Botschafter

Als der Ausgang des Krieges seine Stellung im Königreich Sachsen unhaltbar machte, wurde er als Minister des Auswärtigen und des kaiserlichen Hauses nach Wien berufen (Oktober 1866), nachdem er schon unmittelbar nach der Schlacht bei Königgrätz von Kaiser Franz Joseph vergeblich nach Paris entsandt worden war, um Napoleon III. zur Hilfeleistung für Österreich zu bestimmen. Der Grund für seine Berufung nach Österreich lag in der Erwartung, dass er die in Deutschland noch immer starke Opposition gegen Preußen zu organisieren verstehen werde. Beust brachte über den Kopf der österreichischen Volksvertretung hinweg und mit erheblichen Zugeständnissen auf Kosten Zisleithaniens (österreichischer Landesteil) im Februar 1867 den Ausgleich mit Ungarn zustande. In Österreich trat das verfassungsrechtliche Interim mit Beust als Ministerpräsidenten ein, das nach Einberufung des Reichsrats auf den 20. Mai 1867 den Ausgleich mit Ungarn und die „Dezember-Verfassung“ durchzuführen hatte. Am 23. Juni zum Reichskanzler ernannt, stützte er sich zunächst auf das liberale Deutschtum, aus dem nach Beendigung des Interims am 30. Dezember das „Bürgerministerium“ (Fürst Karl Auersperg und Graf Taaffe) gebildet wurde.

Graf Beust "Vanity Fair" 28. August 1875
Graf Beust „Vanity Fair“ 28. August 1875
Graf Beust "Vanity Fair" 28. August 1875
Graf Beust „Vanity Fair“ 28. August 1875

 In dem für Österreich und Ungarn gemeinsamen Ministerium leitete der Reichskanzler Beust, am 5. Dezember 1868 in den Grafenstand erhoben, das Ministerium des Äußern. Dabei besaß er auf die innerpolitischen Angelegenheiten in Österreich großen, wenn auch nicht genau bestimmbaren Einfluss; insbesondere die tatkräftige Haltung des Monarchen und der Regierung wegen Beseitigung des Konkordats schrieb man seinem Eingreifen zu. Seine Pläne bezüglich der äußern Politik Österreichs litten 1870 Schiffbruch. Da er früh erkannt hatte, dass die Deutschen Österreichs sich nicht für einen Krieg gegen Deutschland gewinnen ließen, setzte er bald die Entlassung des deutschen Bürgerministeriums durch.

"Der gewutzelte Beust", Graf Beust zum Preußenfreund gewandelt - "Der Floh", Wien 24. Oktober 1878
„Der gewutzelte Beust“, Graf Beust zum Preußenfreund gewandelt – „Der Floh“, Wien 24. Oktober 1878

Als aber im Kronrat über die Stellung Österreichs zum ausgebrochenen Deutsch-Französischen Krieg beraten wurde, siegte die Ansicht des ungarischen Ministerpräsidenten Grafen Julius Andrassy, und die österreichisch-ungarische Monarchie wahrte die Neutralität, trotzdem Beust dem französischen Minister Gramont die österreichische Allianz zugesagt haben soll. Als dann in Österreich die Ära Hohenwart anbrach, erklärte Beust in einer Denkschrift an Kaiser Franz Joseph die Fundamentalartikel für unvereinbar mit dem ungarischen Ausgleich und stürzte mit Unterstützung Andrassys am 30. Oktober 1871 das Ministerium. Da nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 der Gedanke an „Revanche für Sadowa“ in Österreich vollkommen verstummte, wurde Beust am 6. November 1871 als Reichskanzler durch Andrassy ersetzt. Beust ging zunächst als Botschafter nach London und 1878 nach Paris, wurde aber 1882 wegen seiner offen geäußerten Frankophilie veranlasst, seine Entlassung zu nehmen.

Graf Beust in "Der Floh"
„Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft“, Graf Beust wird Bismarck auf dem silbernen Tablett serviert – „Der Floh“, Wien 4. Juni 1882

Friedrich Ferdinand Graf von Beust starb am 24. Oktober 1886 auf seinem Schloss Altenberg bei Wien. Nach seinem Tod erschienen seine Denkwürdigkeiten: „Aus drei Vierteljahrhunderten“ (Stuttgart 1887, 2 Bände). Beust gelang des seltene Kunststück nacheinander in zwei verschiedenen Ländern, Sachsen und Österreich, Ministerpräsident gewesen zu sein. Nach ihm gelang das erst wieder Bernhard Vogel (CDU), er war von 1976 bis 1988 Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz und von 1992 bis 2003 des Freistaats Thüringen.

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Meyers Konversations-Lexikon“ 5. Auflage in 17 Bänden 1893 – 1897
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1906 – 1908
  • „Meyers Kleines Konversations-Lexikon“, 7. Auflage in 6 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1908
Wappen Kaisertum Österreich

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