Koblenz am Rhein, Kaiser Wilhelm Denkmal

Deutsches Eck

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck in Koblenz, Provinz Rheinland

Coblenz, Provinzial-Denkmal Kaiser Wilhelm I.

Deutsches Eck

Da der Deutsche Ritterorden am Zusammenfluss von Rhein und Mosel eine Ballei (Ordensbezirk) besaß, wurde die Ansiedelung schon im 13. Jahrhundert „Deutsches Eck“ genannt. Noch heute kann man ganz in der Nähe das wiederhergestellte Deutschherrenhaus in Koblenz besichtigen.

Koblenz Stadtplan 1900 (Meyers Konversations-Lexikon 6. Auflage)
Koblenz Stadtplan 1900 (Meyers Konversations-Lexikon 6. Auflage)

Auch die Stadt verdankt ihren Namen dem Zusammenfluss der beiden Flüsse und einem hier erbauten römischen Kastell, aus dem „Kastell bei den Zusammenfließenden“ (Castellum apud Confluentes) entstand mit der Zeit der Name Coblenz bzw. in heutiger Schreibweise Koblenz

Koblenz am Rhein. Kaiser Wilhelm I. Denkmal (Photochrom Bild um 1900)
Koblenz am Rhein. Kaiser Wilhelm I. Denkmal (Photochrom Bild um 1900)

Kaiser Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck

Das damals größte Denkmal der Welt entstand auf Anregung der Koblenzer Stadtverordneten Julius Wegeler und Franz Adams, eine erste imitierte Sammlung erbrachte bereits 80.000 Mark. Auch der Oberpräsident der Provinz Rheinland Moritz von Bardeleben unterstützte das Begehren der Stadt Koblenz. Trotzdem kam es, ähnlich wie in der Provinz Westfalen (Hohensyburg vs. Porta Westfalica), zu einem jahrelangen, erbitterten Streit um den richtigen Standort.

Kaiser Wilhelm I.

Kaiser Wilhelm I.
* 22.03.1797 in Berlin,
† 09.03.1888 in Berlin,
1871 – 1888 Deutscher Kaiser und König von Preußen

Zunächst entschied sich der Provinziallandtag des Rheinlandes im Dezember 1890 mit knapper Mehrheit für den Drachenfelsen bei Königswinter, überließ aber die endgültige Entscheidung Kaiser Wilhelm II. Dieser entschied sich mit Bedacht und Sinn für geschichtliche Symbolik per Kabinettsorder vom 16. März 1891 für Koblenz. Zum einen hatte sein Großvater Kaiser Wilhelm I. eine persönliche Beziehung zu dieser Stadt, da er von 1849 bis 1857 hier wohnte und Militärgouverneur der Provinz war.

Kaiser Wilhelm II.

Kaiser Wilhelm II.
* 27.01.1859 in Berlin,
† 04.06.1941 in Doorn (Niederlande),
1888 – 1918 Deutscher Kaiser und König von Preußen

Zum anderen symbolisierte die Mündung der Mosel in den Rhein spätestens seit den Befreiungskriegen von 1813/14 gegen Napoleon I. die notwendige Vereinigung der deutschen Stämme in einem wieder entstehenden Reich. Auch dürfte die Fürsprache Wilhelms II. Großmutter Augusta, der Ehefrau Kaiser Wilhelms I., die große Sympathie für Koblenz hegte, einen großen Einfluss ausgeübt haben. Die Stadt dankte es ihr 1896 mit einem prachtvollem Denkmal in den Rheinanlagen. Am 31. August 1897 wurde das Kaiser Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. feierlich eingeweiht.

Coblenz am Rhein, Kaiserin Augusta-Denkmal
Coblenz am Rhein, Kaiserin Augusta-Denkmal
Daten des Kaiser Wilhelm-Denkmals am Deutschen Eck
  • Einweihung 1897
  • Gesamthöhe 44 Meter
  • Reiterstadtbild 14 Meter
  • Genius 9 Meter
  • Marschallstab 2,7 Meter
  • Stiefelsohle 1,4 Meter
  • Länge des Flügels 5 Meter
Coblenz, Am Deutschen Eck
Coblenz, Am Deutschen Eck

Schon 1880 wurde durch die Regulierung der Flüsse und die Aufschüttung des Hafenbeckens ein großes Areal gewonnen, welches nun für den Denkmalbau genutzt werden konnte. Ein neues Preisausschreiben 1892 gewannen Bruno Schmitz und Emil Hundrieser mit ihrem Model „Rheinstein“. Bruno Schmitz war bereits Architekt des Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Kyffhäuser, an der Porta Westphalica und lieferte später auch den Entwurf zum Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig. Zunächst wurden für die Bauausführung und das Reiterstandbild aus Bronze 500.000 Mark zur Verfügung gestellt.

Bruno Schmitz

Bruno Schmitz
* 21.11.1858 in Düsseldorf,
† 27.04.1916 in Berlin;
Architekt großer Denkmalsanlagen: Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Kyffhäuser, an der Porta Westphalica, am deutschen Eck bei Koblenz, Entwurf zum Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig.

Der erste und zweite Entwurf des Denkmals musste auf Wunsch Kaiser Wilhelm II. überarbeitet werden. Die architektonischen Mehrarbeiten zur Anhebung der Landzunge verteuerten das Projekt letztendlich auf ca. 1,6 Millionen Mark. Um das Denkmal auch vor Hochwasser zu sichern wurden auf jeder Seite eine ca. 350 m lange, 7 m hohe und 3 m starke Ufermauer errichtet. Zu beiden Flüssen befinden sich Schiffsanlegestellen zu den großzügige Treppen herab führen.

Coblenz, Provinzial Denkmal Kaiser Wilhelm I.
Coblenz, Provinzial Denkmal Kaiser Wilhelm I.

Das Reiterstandbild steht auf einer 7 Meter hohen und 21 m breiten Hochterrasse, die Terrasse findet in einer 88 m langen und 7 m hohen halbrunden Pergola mit seitlichen Ecktürmen ihre Begrenzung. Mit einer Gesamthöhe von 44 Meter wurde sogar das Niederwalddenkmal übertroffen. Das Standbild selbst ist aus Bronzeguss, 14 m hoch, 53 t schwer und zeigt Kaiser Wilhelm I. zu Pferd in dem weiten Umhang eines Feldmarschalls mit Helm und Federbusch. Neben dem Pferd schreitet eine weibliche Genienfigur, die Reichskrone tragend. Hundriesers Reiterstandbild orientiert sich stark an seinen zweiten Entwurf für das Standbild auf dem Kyffhäuserdenkmal in Thüringen. Die Koblenzer Seitenfigur versah der Bildhauer jedoch mit riesigen Flügel und interpretierte sie als Siegesgöttin. Die Säulenhalle trägt die Inschrift: „Nimmer wird das Reich zerstöret, wenn ihr einig seid und treu.“ Am hinteren Fries steht die Inschrift: „Errichtet von der Rheinprovinz im Jahre 1897.

Coblenz, Kaiser Wilhelm-Provinzial-Denkmal
Coblenz, Kaiser Wilhelm-Provinzial-Denkmal

Nach dem Sturz der Monarchie in Deutschland im November 1918 entstand die Weimarer Republik. 1925 fand am Deutschen Eck unter dem Eindruck der französischen Besetzung des Rheinlandes die Feier der 1000jährigen Zugehörigkeit zu Deutschland statt. Nach dem Abzug der Franzosen im Jahr 1930 wurde hier die Rheinlandbefreiung im Beisein von Reichspräsident Paul von Hindenburg gefeiert.

Coblenz, Deutsches Eck Kaiser Wilhelm-Denkmal
Coblenz, Deutsches Eck Kaiser Wilhelm-Denkmal

Mahnmal der Deutschen Einheit

Am Ende des Zweiten Weltkrieges, im März 1945 zerstörte eine Granate der 87. US-Infanteriedivision das Reiterstandbild. Nach dem Krieg wurden die bronzenen Teile des Denkmals verschrottet; nur der Kopf des Kaisers blieb im Original erhalten und ist heute im Mittelrhein-Museum ausgestellt. Der französische Militärgouverneur Hettier de Boislambert plante bereits im August 1946 das Deutsche Eck für ein Friedensdenkmal umzugestalten und so fand 1947 ein Wettbewerb zum künstlerischen Umbau der Anlagen statt. Da die Stadt Koblenz in der Nachkriegszeit aber andere Sorgen hatte und insbesondere mit großer Wohnungsnot zu kämpfen hatte, wurden die Umbaupläne auf Eis gelegt. Zunächst wurde im Jahr 1953 der Denkmalsockel wiederhergestellt.

Koblenz , Deutsches Eck mit Bundesflagge
Koblenz , Deutsches Eck mit Bundesflagge

Nach dem Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 9153 widmeten Bundespräsident Theodor Heuss und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Peter Altmeier die Anlage am Deutschen Eck zum „Mahnmal der Deutschen Einheit“ um und man stellte eine riesige Bundesflagge auf dem Sockel auf. Die Flagge solle laut Heuss „wehen bis die deutsche Einheit wiederhergestellt sei„. Damit war die Diskussion um die Wiederherstellung des Denkmals zunächst beendet, auch wenn sie bei jeder Kommunalwahl immer wieder von den Parteien versprochen wurde. 

2000 Jahre Koblenz, Deutsche Bundespost 1992
2000 Jahre Koblenz, Deutsche Bundespost 1992

Als nach 37 Jahren die deutsche Einheit Wirklichkeit wurde hatte das provisorische Denkmal seinen Zweck erfüllt und nur während der Einheitsfeier in der Nacht zum 3. Oktober 1990 erlebte es in seiner Geschichte eine nationale Bedeutung als 40.000 vorwiegend junge Menschen vor dem Denkmal und ca. 100.000 weitere Besucher die Ufer von Rhein und Mosel säumten, um das Feuerwerk der Einheit um Mitternacht zu erleben.

Koblenz, Deutsches Eck Denkmal 2019
Koblenz, Deutsches Eck Denkmal 2019

Wiederaufbau des Kaiser Wilhelm-Denkmals

Eine bereits 1987 in Koblenz durchgeführte Umfrage zeigte, dass über 60% der Befragten eine Wiederherstellung des Denkmals befürworteten und nur 15 – 20 % diese ausdrücklich ablehnten. So erklärte sich das Koblenzer Verleger-Ehepaar Dr. Theisen (Rheinzeitung) bereit, die Kosten für die Wiederherstellung zu übernehmen. Zunächst lehnte der RP-Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) das Angebot der Theisens ab, da er Sorge vor der symbolischen Wirkung des Herunterholens der schwarz-rot-goldenen Flagge für den alten deutschen Kaiser hatte und einen Schaden in den Beziehungen zu Frankreich fürchtete. Da aber der französische Botschafter Serge Boidevaix mehrfach versicherte, dass das Kaiserdenkmal keine Bedeutung mehr im Bewusstsein der Franzosen spiele und auch der US-amerikanische Botschafter Vermon Walters 1989 lapidar erklärte „Rebuild it!“ nahm schließlich Vogels Nachfolger Carl-Ludwig Wagner (CDU) die Schenkung an und so wurde das Denkmal, nachdem es bereits ein Jahr im Rheinhafen von Koblenz auf einem Schiff lag, vermutlich zufällig am 2. September, dem ehemaligen Sedantag, auf den Denkmalsockel gehoben und am 25. September 1993 feierlich eingeweiht. 

Koblenz, Deutsches Eck Denkmal 2019
Koblenz, Deutsches Eck Denkmal 2019

Um das Denkmal wehen jetzt die Fahnen der 16 deutschen Bundesländer. Seit 2002 ist das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal und nach wie vor ein ausgesprochener Touristenmagnet.

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Meyers Konversations-Lexikon“ Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Kleine Deutsche Staatskunde“, E. Stutzer – Dresden und Berlin, 1910
Reichsadler 1889-1918

Ähnliche Beiträge

2 Kommentare

  1. Danke für diesen interessanten Artikel!
    Es ist doch immer wieder erstaunlich, mit welcher „Sicherheit“ und „Ausdauer“ die Politiker dieses Landes die Wünsche und Bitten des Deutschen Volkes ignorieren!

Kommentar verfassen