Naumburg an der Saale im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Naumburg a. S. 25.137 Einwohner – 1905 = 163. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.
Neben der Stadt Naumburg an der Saale existieren im Deutschen Reich (Kaiserreich):
- Naumburg (Hessen) ist eine Stadt im Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen, an der Elbe (links zur Eder) und der Kleinbahn Kassel-Naumburg, 320 Meter über dem Meer, hat eine evangelische und eine katholische Kirche, Synagoge, Amtsgericht, Oberförsterei, Kalk-, Basalt- und Sandsteinbrüche, Ton gruben, Töpferei, Dampfsägemühlen und im Jahr 1905 = 1376 Einwohner, die überwiegende Mehrheit sind Katholiken, 421 sind Evangelische und 53 Juden.
- Naumburg am Queis ist eine Stadt im Königreich Preußen, Provinz Schlesien, Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Bunzlau, am Queis und an der Staatsbahnlinie Löwenberg-Siegersdorf, hat eine neue evangelische und 2 katholische Kirchen, ein ehemaliges, 1217 vom Herzog Heinrich dem Bärtigen gestiftetes Magdalenerinnenkloster, ein Amtsgericht, Töpferei, ein Elektrizitätswerk, ein großes Mühl- und ein Sägewerk, Glasurmühlen und im Jahr 1905 = 1954 Einwohner, davon 759 Evangelische Naumburg am Queis war eine der an der „Hohen Landstraße“ gelegenen Städte und wurde 1233 gegründet. In der Nähe befindet sich die Kaiser-Friedrichshöhe (Joachimsberg) mit Aussichtsturm.
- Naumburg am Bober ist eine Stadt im Königreich Preußen, Provinz Schlesien, Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Sagan, rechts am Bober, Christianstadt gegenüber, an der Staatsbahnlinie Sorau-Grünberg in Schlesien, hat eine evangelische und eine katholische Kirche, ein Schloss, Töpferei, Filzsohlenfabrik, Mühlen, eine schwefelhaltige Mineralquelle mit Bad und im Jahr 1905 = 804 Einwohner, davon 91 Katholiken. Naumburg am Bober erhielt 1293 deutsches Stadtrecht.
Naumburg an der Saale in der Provinz Sachsen im Königreich Preußen
Naumburg an der Saale ist eine Kreisstadt im Königreich Preußen, Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Merseburg, in schöner Lage an der Saale und 108 Meter über dem Meer. Sie ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Bebra-Weißenfels, Naumburg-Artern und Naumburg-Teuchern.
Naumburg besteht aus der eigentlichen Stadt und mehreren Vorstädten. Sie hat 5 evangelische und eine katholische Kirche, darunter den 1242 eingeweihten Dom. Das im Übergangsstil errichtete, jetzt restaurierte Gebäude hat 3 Schiffe, eine Krypta, 4 Türme (von denen der eine 1892–94 neu ausgeführt wurde), zahlreiche Denkmäler altdeutscher Kunst etc. Bemerkenswert sind ferner die 1892–94 restaurierte Wenzels- und die Moritzkirche.
An sonstigen hervorragenden Gebäuden, bez. Denkmälern sind zu nennen: das sogenannte Schloss oder Residenzhaus und das Rathaus mit Verkaufsgewölben, das Kriegerdenkmal und Denkmäler für Kaiser Wilhelm I., „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (* 11. August 1778 in Lanz; † 15. Oktober 1852 in Freyburg a. U.) und für den „Königlichen Musikdirektor“ Otto Claudius (* 6. Dezember 1794 in Sohland am Rotstein, † 3. August 1877 in Naumburg).
Im Jahr 1905 leben hier mit der Garnison (1 Bataillon Infanterie Nr. 96 und ein Feldartillerieregiment Nr. 55) 25.137 Einwohner, der Großteil sind Evangelische, 649 sind Katholiken und 35 Juden. Die Industrie besteht in Fabrikation von Kämmen, Elfenbein-, Strumpf- und Bürstenwaren, Spielwaren, Schaumwein, Essig, Leder, Spielkarten, Malz etc. und Bierbrauerei; nennenswert ist auch der dortige Weinbau. Den Handel, ansehnlich namentlich in Wein, unterstützt eine Nebenstelle der Reichsbank.
Die früher berühmte Messe hat an Bedeutung sehr verloren. Dem Verkehr in der Stadt dient eine Dampfstraßenbahn. Naumburg a. S. ist Sitz eines Oberlandesgerichts, eines Land- und Amtsgerichts, eines Domkapitels, eines Hauptsteueramts und einer Spezialkommission und hat ein Gymnasium, ein Reformrealgymnasium, eine Realschule, eine Kadettenanstalt (seit 1900), eine Rettungsanstalt etc.
Zum Oberlandesgerichtsbezirk Naumburg a. S. gehören die 8 Landgerichte zu Erfurt, Halberstadt, Halle a. S., Magdeburg, Naumburg a. S., Nordhausen, Stendal und Torgau, zum Landgerichtsbezirk Naumburg a. S. die 15 Amtsgerichte zu: Eckartsberga, Freyburg a. U., Heldrungen, Hohenmölsen, Kölleda, Lützen, Mücheln, Naumburg a. S., Nebra, Osterfeld, Querfurt, Teuchern, Weißenfels, Wiehe und Zeitz.
Das bekannte, noch jährlich durch einen öffentlichen Auszug der Schuljugend gefeierte Hussiten- oder Kirschfest soll seine Entstehung der Belagerung der Stadt durch die Hussiten unter Prokopius (28. Juli 1432) verdanken, der sich durch eine Prozession der Kinder von Naumburg a. S. zum Abzug bewegen ließ; doch ist die Tatsache nicht historisch und das Fest nur ein Brunnen- und Schulfest.
Naumburg a. S., im 10. Jahrhundert den Markgrafen von Meißen gehörig, wurde von diesen dem Stift Zeitz geschenkt unter der Bedingung, dass der bischöfliche Stuhl hierher verlegt werde; dies geschah 1029, nachdem Kaiser Konrad II. Naumburg a. S. Marktrecht verliehen hatte. Naumburg a. S. blieb im ganzen Mittelalter Bischofsstadt, aber war wie das ganze weltliche Gebiet des Bischofs stark von den ringsum herrschenden Wettinern abhängig, bis 1565 der Bischofsstaat Sachsen einverleibt wurde.
Bedeutend war die von Nürnberger Händlern besuchte Peter-Paulsmesse, namentlich vom Ende des 14. bis in den Anfang des 17. Jahrhundert. Wiederholt haben hier Fürstentage stattgefunden und sind Verträge abgeschlossen worden: den Bruderkrieg beendete ein solcher am 27. Januar 1451; der Naumburger Schied vom 25. Juni 1486 brachte die Teilung der Wettinischen Lande zum Abschluss; am 28. April 1457 wurde der Naumburger Erbvertrag zwischen Brandenburg, Schlesien und Sachsen und 24. Februar 1554 ein Vertrag (Naumburger Vertrag) zwischen dem seiner Länder beraubten Johann Friedrich dem Großmütigen und dem Kurfürsten August geschlossen.
Vom 20. Januar bis 8. Februar 1561 erkannten hier evangelische Stände die Augsburgische Konfession von 1530 von neuem an. Am 29. August 1631 wurde Naumburg a. S. von Tilly, am 8. November 1632 von den Schweden erobert, 1642 aber vom schwedischen General Königsmark vergeblich belagert. 1814 kam Naumburg a. S. zum Königreich Preußen.
Naumburg (Saale) ist heute eine Stadt im südlichen Sachsen-Anhalt, Burgenlandkreis, mit rund 32.000 Einwohnern (2021).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
Ähnliche Beiträge
Vorherige Seite | Nächste Seite |
---|---|
Mühlhausen | Nordhausen |
Naumburg, Kadettenanstalt
Auch ich wollte in Naumburg an der Kadettenschule eine Ausbildung aufnehmen. Es war wohl um das Jahr 1961, ich war gerade einmal 10 Jahre alt, als mein Freund Günter mich über die Möglichkeit der Kadettenausbildung in Naumburg in Kenntnis setzte. Leider zerschlug sich die Absicht aus den verschiedensten Gründen, eine Kadettenausbildung zu absolvieren. Trotzdem absolvierte ich quasi privat eine Kadettenausbildung. Ich las sehr viele Bücher über Militärgeschichte, beispielsweise verschlang ich die Broschüre „Major Schill“ und viele andere militärgeschichtliche Bücher, Abhandlungen und Kompendien beispielsweise über den Deutschen Bauernkrieg, über Napoleon Bonaparte, den russischen Generalissimus Suwurow, „Vom Krieg“ von Clausewitz nebst seiner Biografie. Werke über Strategie und Taktik gehörten ebenfalls zur Lektüre. Ein Werk war Goldwert: „Truppenführung“ von dem tschechisch-slowakischen Oberstleutnant Zdenek, Hradecky, wohl Lehroffizier an der tschechisch-slowakischen Militärakademie (Truppenführung, Deutscher Militärverlag, Berlin 1963; ca. 240 Seiten). Dieser Offizier analysierte sämtliche Scharmütze, Gefechte und Schlachten in der menschlichen Geschichte und kristallisierte die wesentlichen Aspekte von militärischen Operationen und Manövern heraus. Hier wurde instruktiv und komprimiert dargestellt, wie militärische Operationen zu planen und durchzuführen sind und wie beispielsweise sehr effektiv Umgehungen und Umfassungen zur Zerschlagung des Gegners praktisch zu realisieren sind! Die hier gewonnenen militärtheoretischen Erkenntnisse sollten sich für die künftige militärische Laufbahn als ein großer Gewinn erweisen. Mathematisch-physikalische Berechnungen von Flugbahnen von Geschossen und Raketen, sprich die Fachdisziplin der Ballistik wurde auch studiert. Und die praktische Ausbildung wurde natürlich auch nicht vernachlässigt und kam nicht zu kurz: Schießausbildung mit dem KK-Gewehr und der KK-Pistole bei der GST (Gesellschaft für Sport und Technik), Topografie und Geländekunde waren obligatorisch. Sport der verschiedensten Disziplinen sowieso! So hatte man, als man an der Offiziershochschule (OHS) eine Ausbildung als Panzerkommandeur 1970 aufnahm, einen guten, soliden Ausbildungsvorlauf. Obwohl das Ausbildungsprofil ein breites Spektrum – von der Mathematik über die Physik bis hin zur Mechanisierung und Automatisierung der Truppenführung aufwies und das Ausbildungsniveau der militärischen Fächer an der OHS im Allgemeinen sehr hoch war, war man über das Niveau einiger Fächer teilweise enttäuscht. Das Fach Militärgeschichte war beispielsweise einfach nicht historisch orientiert, sondern ideologisiert! (Geschichte der Arbeiterklasse,…). Hier hatte man sich erhofft, von der Antike bis zur damaligen Gegenwart über Gründe/Ursachen von Kriegen und ihren Verlauf unterrichte zu werden. An eine Unterrichtsstunde erinnert man sich noch ganz genau: Es ging um die Angriffs- und Verteidigungsdoktrin/-strategie der sozialistischen vs. kapitalistischen Staaten/ des Imperialismus`. Die Verteidigungsrichtung der sozialistischen Länder vom Territorium der DDR war auf die Lüneburger Heide orientiert. Dies sollte der Offiziersschüler Marquardt, durch einen jungen Hauptmann aufgefordert, darlegen. Der OS dachte ganz anders und absolut unorthodox: Eine großangelegte Umgehungsoperation über Thüringen kombiniert mit frontalen Scheinangriffen auf die Lüneburger Heide! Alle Anwesenden waren absolut perplex! Das war wahre Strategie – militärische Operationen so zu realisieren, woran absolut niemand zu denken wagt! Und das Fach Taktik war einfach ideenlos auf die (Linien-)Taktik (!) eines Zuges, einer Kompanie oder eines Bataillons ausgerichtet (rein informativ wurde zur Taktik eines Regimentes relativ umfassend instruiert). Aber nicht, wie man allgenmeine taktische Manöver praktiziert, wie Umgehungs- und Umfassungsoperationen zu planen und durchzuführen sind. Dies war einfach nur enttäuschend. Nichtsdestotrotz: In der Gefechtsausbildung, auch schon an der OHS konnte man dann praktisch seine taktischen Fähigkeiten vielfach unter Beweis stellen. Und die Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere in der Truppe waren einfach nur begeistert aufgrund des Ideenreichtums ihres Ausbildungsoffiziers/Kompaniechefs! Armee/Kommiss kann unter Umständen, wenn man Soldaten richtig motiviert und ausbildet, auch Spaß machen! Mehrere Jahre später wurde man Pazifist: Die radikalsten Militärs werden dann auch die überzeugten Pazifisten! Es ist übrigens sehr erstaunlich, dass so lange die NVA in Europa existierte, kein Krieg in Europa staatfand!
Siegfried Marquardt, Königs Wusterhausen
(Kommentar von Raan verschoben von Bild auf Seite)