Meiningen Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Meiningen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Meiningen 15.989 Einwohner (1905) – Städte im Deutschen Reich
Meiningen im Herzogtum Sachsen-Meiningen
Meiningen ist die Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Meiningen.
Meiningen liegt größtenteils am rechten Ufer der Werra und 286–299 Meter über dem Meer. Der ältere Teil der Stadt Meiningen ist am 5. September 1874 zum großen Teil niedergebrannt. Er ist später geräumiger und besser wieder aufgebaut worden und macht einen großstädtischen Eindruck.
Erwähnenswert ist zunächst die alte, jetzt restaurierte Stadtkirche mit ihren beiden Türmen, deren Erbauung mit Kaiser Heinrich II. in Verbindung zu bringen ist, daher die Statue dieses Kaisers auf dem schönen Marktbrunnen. An gottesdienstlichen Bauwerken besitzt Meiningen noch 2 evangelische und eine katholische Kirche und eine Synagoge.
Das hervorragendste Gebäude der Stadt Meiningen ist das herzogliche Schloss Elisabethenburg mit einem Rundbau, der die Lokalitäten des Staatsministeriums und verschiedener Archive, namentlich des hennebergischen Archivs, enthält.
Im Residenzschloss befinden sich die Schlosskirche, die Gemäldegalerie, das Münzkabinett, die herzogliche Privat- und öffentliche Bibliothek (44.000 Bände) etc. Erwähnenswert sind ferner das vorteilhaft bekannte Theater, zwei herzogliche Palais, das neue Rathaus (am Marktplatz), die deutsche Hypothekenbank und das Georgenkrankenhaus.
Außer ihnen bilden der Englische Garten, die Fürstengruftkapelle sowie der kleine Palais- und Schlossgarten eine Zierde der Stadt. Meiningen besitzt Denkmäler des Herzogs Bernhard Erich Freund, Jean Pauls, Brahms und Otto Ludwigs sowie ein Kriegerdenkmal. Im Jahr 1900 leben in Meiningen mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 32) 14.483 Einwohner (1905: 15.989) der Großteil sind Evangelische, 537 sind Katholiken und 433 Juden.
Die Industrie ist unbedeutend, doch sind Bierbrauerei, Düten- (Papiersack), Maschinen- und Metallpuppenkopffabrikation sowie eine graphische Kunstanstalt und Buchdruckerei bemerkenswert, auch hat Meiningen eine Eisenbahnhauptwerkstätte.
An Geldinstituten befinden sich in Meiningen eine Nebenstelle der Reichsbank, eine Filiale der Mitteldeutschen Kreditbank, die Deutsche Hypothekenbank und die Landeskreditanstalt. Für den Eisenbahnverkehr ist die Stadt Knotenpunkt der bayrischen, bez. preußischen Staatsbahnlinien Schweinfurt-Meiningen und Eisenach-Lichtenfels.
Meiningen ist Sitz des herzoglichen Staatsministeriums, eines Landratsamtes, eines Landgerichts, eines Oberkirchenrats, einer Handels- und Gewerbe- und einer Handwerkskammer, von zwei Spezialkommissionen etc. An höheren Schulen und anderen öffentlichen Anstalten sind hier: ein Gymnasium, ein Realgymnasium, ein Lehrerinnenseminar etc., ferner der Hennebergische Altertumsforschende Verein, ein Pomologischer Verein etc.
In unmittelbarer Nähe der Stadt liegt der bewaldete Herrenberg, von dem man zu der 1836–1840 erbauten Burg Landsberg gelangt.
Zum Landgerichtsbezirk Meiningen gehören die 21 Amtsgerichtsbezirke zu: Brotterode, Coburg, Eisfeld, Heldburg, Hildburghausen, Königsberg i. Fr., Meiningen, Neustadt a. Heide, Rodach, Römhild, Salzungen, Schalkau, Schleusingen, Schmalkalden, Sonneberg, Sonnefeld, Steinach, Steinbach-Hallenberg, Suhl, Themar und Wasungen.
Das Gebiet um Meiningen wurde als Teil des Grabfeldes im 8. Jahrhundert von der fränkischen Kolonisation erreicht und zum königlichen Fiskus geschlagen, so dass der deutsche König 982 Eigentümer im Dorf Meiningen an das Petersstift in Aschaffenburg schenken konnte.
Meiningen kam 1008 an das Stift Würzburg, von dem es erst 1542, gegen das hennebergische Schloss und Amt Mainberg bei Schweinfurt und eine beträchtliche Kaufsumme nebst dem Amt Meiningen eingetauscht, an Henneberg gelangte. 1543 und 1544 wurde in Meiningen wie im Lande Henneberg die Reformation eingeführt.
Nach dem Tode des letzten Grafen von Henneberg, Georg Ernst (1583), fielen Stadt und Land Meiningen an die Ernestinischen Herzoge von Sachsen. 1592 fand die Barchentmanufaktur (Mischgewebe aus Baumwolle und Leinen) Eingang, aber im Dreißigjährigen Krieg verminderte sich und verarmte die Bevölkerung.
Bei der Teilung von 1660 fiel Meiningen an Sachsen-Altenburg und, als diese Linie ausstarb, an Sachsen-Gotha unter Herzog Ernst dem Frommen. 1680 kam es auf den Anteil Herzog Bernhards I., der nun die Residenz von Ichtershausen nach Meiningen verlegte und die Elisabethenburg erbaute.
1782 begann die Stadt mit dem Abriss seiner Stadtmauer, bis 1792 wurde der Englische Garten als Landschaftspark angelegt. 1833 hatte Meiningen 5659 Einwohner. Nach dem großen Brand von 1874 wurde die Stadt teilweise auf neuem Grundriss wieder aufgebaut.
In dem 1831 erbauten Hoftheater entfaltete Herzog Georg II., der Theaterherzog, seit 1873 einen in der deutschen Theatergeschichte herausragenden Bühnenstil, so dass das Meininger Theater bis zum Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) eine führende Rolle im Theaterleben und die Hofkapelle mit Dirigenten wie Hans von Bülow, Richard Strauss und Max Reger eine solche im Musikleben einnahmen.
Meiningen ist heute eine der Stadt im Süden des Freistaates Thüringen, Landkreis Schmalkalden-Meiningen, mit rund 25.000 Einwohnern (2020).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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