Die Siegessäule in Berlin. Entstehung und Geschichte in zeitgenössischen Ansichtskarten.
Berliner Siegessäule
Die Siegessäule in Berlin ist in jeder Hinsicht ein ganz besonders Denkmal. Ursprünglich nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1866 geplant erlebte es drei Grundsteinlegungen (1865, 1867 und 1871). In den Jahren 1938/39 zog das Denkmal auf den Großen Stern um und wurde dabei auf 67 Meter erhöht. Die Siegessäule überlebte die Revolution von 1918, den Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945), die Besatzungszeit und zwei Sprengstoffanschläge (1921 und 1991).
Am 2. September 1873 wurde die Siegessäule auf dem Königsplatz in Berlin eingeweiht. Mit der sie krönenden Viktoria erreichte das Denkmal eine Gesamthöhe von 61 m. Ihr gegenüber ist vor dem Reichstagsgebäude 1901 dem Reichskanzler Otto von Bismarck ein Kolossaldenkmal errichtet worden. 1938/39 wurde die Siegessäule abgebaut und zusammen mit den anderen Denkmälern an den Großen Stern versetzt.
Unmittelbar nach dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 begann die Planung zwei traditionelle Denkmäler bei Düppel (Düppeldenkmal) und auf der Insel Alsen (Arnkieldenkmal) zu errichtet. In engen Zusammenhang mit der Errichtung der Denkmäler war auch ein Siegesdenkmal in Berlin geplant. Mit der Planung der Projekte wurde der Preußische Oberhofbaurat Johann Heinrich Strack beauftragt. Durch die nachfolgenden zwei Kriege von 1866 und 1870/71 verzögerte sich der Bau jedoch um 9 Jahre.
Die Siegessäule wurde am 2. September 1873, dem 3. Jahrestag der siegreichen Schlacht bei Sedan, dem „Sedantag„, als „Nationaldenkmal der Reichseinigungskriege“ bzw. „Einigungskriege“ eingeweiht. Der Entwurf der Säule stammt von Heinrich Strack, der der Göttin (Viktoria) von Friedrich Drake. Die Gesamtkosten betrugen 1,8 Millionen Mark.
Woran erinnert die Siegessäule?
Die Siegessäule erinnert an die siegreichen Waffengänge Preußens, die sogenannten Reichseinigungskriege:
- im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864,
- im Deutschen Krieg von 1866 und
- im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71.
Daten der Siegessäule:
- Gesamthöhe 61 m, seit 1939 = 67 m
- Grundsteinlegung 1865, 1867 und 1871
- Einweihung 2. September 1873
- Entwurf Heinrich Strack
- Gesamtkosten 1,8 Millionen Mark
- Höhe der Viktoria 8,32 m
Viktoria/Borussia
Als Krönung der Siegessäule „schwebt“ die 8,32 Meter hohe, feuervergoldete Bronze-Siegesgöttin des Bildhauers Friedrich Drake. Sie wiegt rund 40 Tonnen, trägt in der linken Hand ein Feldzeichen mit Eisernem Kreuz und in der rechten Hand einen Lorbeerkranz. Ihr im Wind „flatterndes“ Gewand wird mit einem Gürtel und Adlerfibel zusammengehalten. Auf dem Kopf trägt sie den preußischen Adlerhelm, der sie als Borussia, der Personifikation Preußens, erscheinen lässt.
Die Säule
Schon bei den Römern wurde die Säule in besonderen Fällen nicht als Stütze, sondern als Schmuck verwendet, z.B. an den Triumphbögen. Auch in Berlin galt diese seinerzeit als Symbol von Macht, Triumph und Hoheit, welches mit einer Viktoria gekrönt, als Siegessymbol verstanden wird.
Da Kaiser Wilhelm I. die Bedingung gestellt hatte, bei der Ausgestaltung der Siegessäule Beutestücke zu verwenden, wurden in den Kanneluren des Säulenschafts vergoldeten Kanonenrohre angebracht. Nach ihrer Entstehung 1873 hatte die Siegessäule zunächst 3 Trommeln mit jewels zwanzig Beutekanonen aus Dänemark, Österreich und Frankreich.
Nach der Umsetzung erhielt die Siegessäule 1939 eine vierte Trommel und so kam das Denkmal nun auf eine Gesamthöhe von 67 m. Die vier sich nach oben verjüngenden Säulentrommeln aus Sandstein haben am Fuß einen Durchmesser von 6,7 m und münden in ein leicht ausladendes Kapitell mit acht Adlern und einer Lorbeergirlande. Im Innern der Säule führt eine Wendeltreppe über 285 Stufen auf eine 53 m hoch gelegene Aussichtsplattform, die eine weite Rundsicht über den Tiergarten und die Stadt ermöglicht.
Unterbau, Rundhalle und Reliefs
Die Siegessäule steht auf einem achtstufigen Unterbau aus poliertem, rotem Granit, der einen quadratischen, 18,8 m langen und 7,2 m hohen, mit bronzenen Reliefdarstellungen verzierten Sockel sowie eine Säulenhalle umfasst. Die jeweils 12 m langen Reliefs der Bildhauer Alexander Calandrelli, Karl Keil, Moritz Schultz und Albert Wolff zeigen neben Portraits Szenen aus den Reichseinigungskriegen. Oberhalb des Sockels erhebt sich ein Umgang, der von 16 toskanischen Säulen (Höhe: 4,7 m) getragen wird. Das an der Innenwand umlaufende Glasmosaik des Historienmalers Anton von Werner stellt die Erhebung des Volkes („Auszug der Soldaten“) und die Verbrüderung der deutschen Stämme bis hin zur deutschen Einheit 1871 („Kaiserproklamation“) dar.
Die Geschichte der Siegessäule in Berlin
Die Idee einer derartigen Säule hatte auch in Berlin selbst schon zwei Vorbilder: die Friedenssäule auf dem Belle-Alliance-Platz von 1841 und die eiserne Invalidensäule im Invalidenpark von 1854.
Während die Friedenssäule auf dem Belle-Alliance- Platz (dem heutigen Mehringplatz) alle Stürme der Zeit bis heute überstanden hat, wurde die Invalidensäule auf dem Invalidenfriedhof, drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, 1948 auf Anordnung der SED zerstört, da hier preußische Soldaten begraben lagen, die die Revolution von 1848 in Berlin niedergeschlagen hatten.
Die Grundsteinlegung zum Berliner Siegesdenkmal erfolgte drei Mal:
- Am 18. April 1865, „zum bleibenden Gedächtnis mit Unserem erhabenen Verbündeten, dem Kaiser von Österreich“ nach dem Deutsch-Dänischen Kriege von 1864.
- Nach dem Deutschen Krieg von 1866 bestimmte eine Kabinettsorder König Wilhelms vom 3. Juli 1867, „dass das Denkmal, welches zur Erinnerung an den dänischen Krieg von 1864 errichtet werden sollte, dahin erweitert werde, dass dasselbe zugleich die glorreichen Kämpfe des Jahres 1866 ehren sollte.„
- Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erfolge am Silvestertag 1871 die dritte Grundsteinlegung: „Doch Gottes Rathschluß mit Uns war noch nicht erfüllte: es war Uns vorbehalten, das Werk der Deutschen Wiedergeburt zu vollenden und als Wahrzeichen der wieder errungenen Einigung das Deutsche Kaiserthum zu erneuern.„
Am 2. September 1873, um 11:05 Uhr, gab Kaiser Wilhelm I. auf dem Königsplatz bei strahlendem „Hohenzollernwetter“ den Befehl das Siegesdenkmal zu enthüllen: Als „Zeugnis der Taten der Armee…künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung„. Das Denkmal stand zunächst außerhalb der alten Stadtgrenze Berlins. Der ehemalige sandige Exerzierplatz am Spreebogen wurde nach und nach in eine gärtnerisch gestaltete Anlage umgewandelt und durch weitere Gebäude und Denkmäler zum wichtigsten Forum des Kaiserreiches.
1894 wurde der Reichstag vollendet und 1901 zwischen ihm und der Siegessäule das Bismarck-Nationaldenkmal von Reinhold Begas enthüllt. Im Jahre 1904 folgten die Denkmäler für Moltke und Roon. 1901 wurde auch die nach Vorstellungen Kaiser Wilhelms II. entstandene und finanzierte Siegesallee mit 32 Standbildern der brandenburg-preußischen Herrscher fertiggestellt.
Nach Ausbruch den Ersten Weltkrieges 1914 wurde unmittelbar vor der Siegessäule das Denkmal des „Eisernen Hindenburgs“ errichtet, eine 13 Meter hohe Konstruktion aus 7000 kg Eisen und 20.000 kg Erlenholz. Die Figur diente zur damals üblichen Benagelung um so spektakulär Spenden für den Krieg einzusammeln und so wurden 6000 kg goldene, silberne und eiserne Nägel bereitgestellt, zum Preis von einhundert, fünf und einer Mark.
Die Siegessäule zieht auf den Großen Stern um
Am 9. November 1918 rief der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann von einem Fenster des Reichstages die Republik aus, der „Königsplatz“ wurde nun zum „Platz der Republik“. Am 13. März 1921 scheiterte ein Sprengstoffanschlag linker Anarchisten auf die Siegessäule. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 und den Gestaltungsplänen der Reichshauptstadt „von Berlin nach Germania“, wurde die Siegessäule 1938/39 abgebaut und zusammen mit den Denkmälern Bismarcks, Moltkes und Roons auf den „Großen Stern“ im Tiergarten versetzt. Bei dieser Gelegenheit wurde, um den gedrungenen Charakter des Denkmals zu beseitigen, der Sockel um 6,40 verbreitert und der Säulenschaft durch eine vierte Trommel um 6,50 erhöht.
Nach dem Umbau beträgt die Gesamthöhe der Siegessäule 67 Meter. Während die Viktoria auf dem Königsplatz nach Süden blickte, wendet sie sich auf dem Großen Stern nun nach Westen, „den in die Reichshauptstadt einziehenden Gästen einen Willkommensgruß bietend„, wie es 1939 in einer amtlichen Veröffentlichung hieß.
Die Siegessäule nach dem Zweiten Weltkrieg
Den Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) überstand die Siegessäule auf dem Großen Stern mit relativ kleinen Schäden. Die Franzosen hissten 1945 auf ihr die Trikolore, entwendeten drei der vier Reliefs und wollten das gesamte Denkmal sogar sprengen. 1951 begannen erste provisorische Instandsetzungsarbeiten. Von 1976 bis 1983 wurde das Denkmal für 2,2 Millionen DM grundlegend Instand gesetzt.
1984 wurden zunächst zwei Reliefs von den Franzosen als „Geste der Versöhnung“ nach Berlin zurückgegeben. Pünktlich zur 750 Jahrfeier Berlins wurde auch das dritte Relief vom französischen Präsidenten Mitterand zurückgegeben. Alle vier Reliefs wurden in der Bronzegießerei Winkelhoff restauriert und inzwischen wieder angebracht, so dass sich die Siegessäule jetzt komplett in der Form der Neuaufstellung von 1939 zeigt. Am 15. Januar 1991 kam es zu einem zweiten Anschlag, als die „Revolutionären Zellen“ die Siegessäule mit Sprengstoff leicht beschädigten. Von 1989 bis 2006 war die Siegessäule Mittelpunkt der Loveparade in Berlin.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Meyers Konversations-Lexikon“, in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
- „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908
- „Meyers Lexikon“, in 12 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig 1924
- „Die Berliner Siegessäule“ Bezirksamt von Berlin 1997
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Wieder ein sehr lehrreicher Artikel mit vielen schönen Bildern. Danke dafür!