S.M.S. Leipzig (1905), Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.
S.M.S. Leipzig (1905) – Angaben
Name: | Leipzig |
Namensherkunft: | Leipzig, Stadt im Königreich Sachsen |
Stapellauf: | 31.03.1905 in Bremen (A. G. Weser) |
Schiffsklasse: | Bremen-Klasse |
Schwesterschiffe: | S.M.S. Danzig (1905), S.M.S. Leipzig (1905), S.M.S. München (1904), S.M.S. Lübeck (1904), S.M.S. Berlin (1903), S.M.S. Hamburg (1903), S.M.S. Bremen (1903) |
Besatzung: | ca. 300 Mann |
Maße: | Länge 110,6 m, Breite 13,2 m, Tiefgang 5,0 m |
Wasserverdrängung: | 3250 Tonnen |
Maschinenleistung: | 10 100 PS, 3fach Expansionsmaschinen, 10 Marine-Kessel |
Dampfstrecke | 5 000 Seemeilen |
Maximale Geschwindigkeit: | 23 kn |
Bewaffnung: | 10 Schnellfeuerkanonen Kaliber 10,5 cm, 10 Maschinenkanonen Kaliber 3,7 cm und Torpedos |
Ende: | Am 08.12.1914 in der Seeschlacht bei den Falklandinseln gesunken. |
S.M.S. Leipzig (1905) – Indiensthaltung und Kommandanten:
20.04.1906 – 08.12.1914
- Fregattenkapitän Franz Hipper (04.06 – 08.06)
- Korvettenkapitän Jaroslaw von Rothkirch und Panthen (08.06 – 08.07)
- Korvettenkapitän / Fregattenkapitän Richard Engel (08.07 – 11.0.)
- Korvettenkapitän / Fregattenkapitän Karl Heuser (11.08 – 02.10)
- Fregattenkapitän / Kapitän zur See Hermann Schröder (02.10 – 05.11)
- Fregattenkapitän / Kapitän zur See Friedrich Behncke (05.11 – 03.13)
- Fregattenkapitän Johann-Siegfried Haun (03.13 – 12.14)
S.M.S. Leipzig (1905) – Geschichte
Die Kreuzer der Bremen-Klasse waren ausgezeichnete Schiffe für den Aufklärungs- und Auslandsdienst, von denen 1905 S.M.S. Lübeck als erstes Schiff der deutschen Marine eine Turbinenanlage anstelle der üblichen Kolbendampfmaschine erhielt.
Johann-Siegfried Haun
* 24.06.1871 in Wetzendorf an der Unstrut
† 08.12.1914 bei den Falklandinseln;
Fregattenkapitän, Kommandant der „Leipzig“.
Der Stapellauf des auf der A. G. Weser in Bremen erbauten Schiffs erfolge am 31.03.1905. Die Schiffstaufe vollzog der Leipziger Oberbürgermeister Dr. Tröndlin.
Erster Kommandant des Kleinen Kreuzers wurde Fregattenkapitän Franz Hipper, der spätere Admiral der Kaiserlichen Marine. Am 8. September 1906 verließ S.M.S. Leipzig Wilhelmshaven und stieß zum ostasiatischen Kreuzergeschwader, wo sie S.M.S. Hansa ersetzte. Hier nahm es bis 1914 seine Aufgaben wahr.
Im September/Oktober 1913 wurde es in Tsingtau einer Grundreparatur unterzogen. Im Mai 1914 erhielt Leipzig den Befehl S.M.S. Nürnberg an der Westküste Mittelamerikas abzulösen. Am 5. August erreichte die Besatzung die Nachricht vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918).
In der Nähe der Osterinseln vereinigte es sich mit dem Kreuzergeschwader Graf Spee und nahm an der siegreichen Seeschlacht bei Coronel teil.
In der kurz darauf folgenden Seeschlacht bei den Falklandinseln wurde S.M.S. Leipzig von britischen Kriegsschiffen vernichtet. Nach viereinhalbstündigem Gefecht unter schwersten Verlusten und Beschädigungen hatte S.M.S. Leipzig um 19.10 Uhr die letzte Granate verfeuert. Trotzdem ergab sich das deutsche Schiff nicht, so dass um 19.50 Uhr Kapitän Luce von der Glasgow das Feuer auf die wehrlos an Deck stehenden und liegenden Leute wieder eröffnen ließ, wodurch die Überlebenden gruppenweise zerschmettert wurden.
Erst um 20.00 Uhr, als S.M.S. Leipzig dicht vorm Kentern war, wurde ein Boot gesandt, um die letzten Überlebenden aufzunehmen. Der Kommandant, Fregattenkapitän Haun, lehnte es ab, sich retten zu lassen, bevor das Schiff untergegangen sei.
Um 21.23 Uhr ging S.M.S. Leipzig mit wehenden Flaggen, ihren tapferen Kommandanten mit sich ziehend, in die Tiefe. Nur 18 von 303 Mann wurden gerettet.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
- „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
- „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
- „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
- „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
- „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
- „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
- „Marine-Album“ Berlin 1910
- „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
- „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
- „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
- „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
- „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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Die Verfolgung der „Nürnberg“, die in ihrer Geschwindigkeit durch den schlechten Zustand der Maschinenanlage und Kessel behindert war, nahm der Panzerkreuzer Kent auf. Als sie infolge schwerer Treffer zu sinken begann, gab Kapitän zur See von Schönberg um 18:30 Uhr den Befehl zur Sprengung des Schiffes, das auf 53°28s/55°04w um 19:27Uhr versank. 327 Mann fanden den Tod; nur 7 Mann konnten von den Briten gerettet werden. Nach britischen Beobachtungen und Berichten hielten auf dem sinkenden Schiff eine zeitlang vier Männer an einer Stange eine Bootsflagge hoch, eine Szene, die in Unkenntnis des erst nach Kriegsende in Deutschland bekannt gewordenen Sachverhaltes von Prof. Bohrdt in dem Gemälde „Der letzte Mann“ nicht zutreffend dargestellt wurde.
Mitteilung von Herrn Roger Kunert, 23.05.2004:
Sie schreiben zur Seeschlacht bei den Falklandsinseln am 8.12.1914 und speziell zum Untergang der „Nürnberg“ auf Ihrer Homepage: „Nach britischen Beobachtungen und Berichten hielten auf dem sinkenden Schiff [der „Nürnberg“] eine zeitlang vier Männer an einer Stange eine Bootsflagge hoch, eine Szene, die in Unkenntnis des erst nach Kriegsende in Deutschland bekannt gewordenen Sachverhaltes von Prof. Bohrdt in dem Gemälde „Der letzte Mann“ nicht zutreffend dargestellt wurde.“ (http://www.deutsche-schutzgebiete.de/sms_nuernberg_1.htm)
Ich habe in dem von Vizeadmiral z. D. Hermann Kirchhoff bereits 1915 bei Hesse & Becker in Leipzig herausgegebenen Buch „Der Seekrieg 1914 – 1915“ folgende Passagen gefunden:
S. 185: „Nach einem Bericht aus englischer Quelle teilt Konsul Stubenrauch noch folgende Episode von dem Untergang des kleinen Kreuzers „Leipzig“ mit: Auf der „Leipzig“ hatte sich die Mannschaft auf dem Vorderdeck aufgestellt und weigerte sich, der Aufforderung zur Übergabe nachzukommen. Als der Kreuzer schon gekentert war und einen Augenblick kieloben trieb, schwamm ein Matrose an das Schiff heran, kletterte hinauf, eine deutsche Fahne schwingend, und ging dann mit ihm unter.“
S. 185f: „Die im allgemeinen nicht als deutschfreundlich bekannte griechische Zeitung „Hestia“ brachte am 29. Dezember v. J. einen Leitartikel, worin sie ausführt, daß der gegenwärtige Krieg viele Beispiele von Aufopferung und Heldentum aufweise. Wir entnehmen dem Artikel folgendes: … Aber am kräftigsten hat dieses schöne Bild der Aufopferung die Besatzung des deutschen „Gneisenau“ gezeigt, die nach der Seeschlacht in den Meeren der südlichen Hemisphäre gesunken ist. Die Besatzung des deutschen Kreuzers konnte sich retten, wenn sie wollte, ohne eine moralische Einbuße zu erleiden. Sie kämpfte gegen einen stärkeren Feind und wurde besiegt. Ihr von Geschossen durchlöchertes Schiff versank in den kalten Armen des Meeres. Die tapferen Matrosen des „Gneisenau“ weigerten sich stolz, sich auf ein englisches Schiff zu retten. Sie wollten ihr sinkendes Schiff nicht verlassen, und sie gingen unter mit ihm, indem sie sangen „Deutschland, Deutschland über alles“. Die Meldung von ihrem heldenhaften Tode hat der englische Admiral Sturdee selbst den Völkern der Erde gebracht. Und Deutschland hat das Recht, stolz zu sein auf seine Söhne, die, nachdem sie ihre Pflicht erfüllt, indem sie bis zur Vernichtung ihres Schiffes kämpften, glaubten, daß sie nicht das Recht hätten, ihre Tätigkeit mit der Gefangenschaft einzustellen, sondern beschlossen, auf dem Höhepunkt einer höchsten Tätigkeit, der Vererbung einer goldenen Tradition an das Vaterland, welche die kommenden deutschen Geschlechter beseelen wird, zu sterben. – Die Bemannung des „Gneisenau“ wußte, wie man handelnd, moralisch unbesiegt, stolz in den Tod geht. Es ist vielleicht interessant, den Beweggründen nachzuspüren, welche die deutschen Seeleute zu ihrem hohen Opfer veranlaßt haben. Es ist nicht schwer, sie zu erforschen. Die Einprägung der Idee und des Gefühls der Pflicht in ihr Denken und ihre Seele, ihr unerschütterlicher Glaube an ihren Kaiser, welcher in ihrer Auffassung das Vaterland repräsentiert, beseelte sie mit jenem höchsten Stolze, der zur unbedenklichen Selbstaufopferung führt.“
S. 192: „Um 7 ½ Uhr sank die „Nürnberg“; die Kommandobrücke stand in Brand. Einige Männer standen auf Deck mit wehender Fahne.“
Wie Sie den angeführten Zitaten entnehmen können, war der „Sachverhalt“ des „letzten Mannes“ durchaus bereits während des Krieges in Deutschland bekannt. Und auch die Darstellung durch Prof. Hans Bohrdt scheint zutreffend zu sein, bezieht sich aber auf den Untergang des kleinen Kreuzers „Leipzig“ und nicht auf den der „Nürnberg“, wie Sie es anführen.
Ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen mit diesen Ausführungen etwas gedient hätte.
Mit freundlichem Gruß
Roger Kunert