Die Seeschlacht bei den Falklandinseln am 8. Dezember 1914 und „Der letzte Mann“.
Das deutsche Ostasiengeschwader (auch Südsee-Geschwader) unter dem Kommando von Vizeadmiral Graf von Spee:
S.M.S. Gneisenau (1906), 11.600 tons, 22,5 sm, 8 21 cm, 6 15 cm, 18 8,8 cm
S.M.S. Scharnhorst (1906), 11.600 tons, 22,5 sm, 8 21 cm, 6 15 cm, 18 8,8 cm
S.M.S. Dresden (1907), 3500 tons, 24,5 sm, 10 10,5 cm
S.M.S. Leipzig (1905), 3500 tons, 23,0 sm, Artillerie: 10 10,5 cm
S.M.S. Nürnberg (1906), 3500 tons, 24,0 sm, Artillerie: 10 10,5 cm
Angaben Wasserverdrängung, Höchstgeschwindigkeit, Artillerie nach „Kampf und Untergang des Kreuzergeschwaders“ von Kalau vom Hofe (Konteradmiral).
Maximilian Graf von Spee
* 22.06.1861 in Kopenhagen,
† 08.12.1914 bei den Falklandinseln;
Vizeadmiral, seit 1912 Kommandant des deutschen Ostasiengeschwaders.
Die Niederlage von Coronel hatte der gesamten britischen Öffentlichkeit einen schweren Schock zugefügt und es war klar, dass die britische Admiralität nun äußerste Gegenmaßnahmen veranlassen würde. In großer Eile wurden daher zwei der damals modernsten Schlachtkreuzer, die „Invincible“ und die „Inflexible“, in den Südatlantik geschickt, um Graf von Spee unverzüglich entgegenzutreten und ihn am Durchbruch nach Deutschland zu hindern. Das Geschwader hatte bisher Kohlen- und Lebensmittelvorräte, wenn auch unter Schwierigkeiten, dank vorzüglicher Vorbereitung des Etappenwesens durch den deutschen Admiralstab laufend ergänzen können.
Stark vermindert war dagegen der Munitionsvorrat, der schwer zu ersetzen war und die Lebensdauer des Geschwaders bestimmen konnte. Graf von Spee beschloss deshalb, über den Atlantischen Ozean den Durchbruch in die Heimat zu versuchen. Er trat mit dem Geschwader den Marsch nach Süden an, umschiffte die Südspitze Südamerikas und beschloss, am 8. Dezember 1914 einen Handstreich auf die Falkland-Inseln zu wagen.
Falklandinseln (spr. fahkländ-), span. Islas Malvinas oder Las Malvinas, britischer Archipel im südlichen Atlantischen Ozean, etwa 450 km östlich von Patagonien; Hauptinseln Westfalkland und Ostfalkland, getrennt durch den Falklandsund, dazu etwa 200 kleine Eilande, zusammen 12.532 km, (1902) 2078 Einwohner; Mangel an Baumwuchs, Schafzucht, vortreffliche Häfen; Regierungssitz ist Port Stanley (916 Einwohner). (Falkland Islands Government)
Doveton Sturdee
* 09.06.1859 in Lewisham
† 07.05.1925 in Camberley
Vizeadmiral Royal Navy, Kommandant des britischen Geschwaders vor den Falklandinseln.
Das britische Geschwader unter Vizeadmiral Doveton Sturdee:
H.M.S. Inflexible (1907) Schlachtkreuzer, 20.300 tons, 26,5 sm, 8 30,5 cm, 16 10,2 cm, am 31. Mai 1916 während der Seeschlacht vor dem Skagerrak versenkt.
H.M.S. Invincible (1907) Schlachtkreuzer, 20.300 tons, 26,5 sm, 8 30,5 cm, 16 10,2 cm, Teilnahme an der Seeschlacht vor dem Skagerrak, 1921 abgewrackt.
H.M.S. Carnarvon (1903) Panzerkreuzer, 11.000 tons, 23,3 sm, 4 19 cm, 6 15 cm, 20 4,7 cm, 1921 abgewrackt.
H.M.S. Cornwall (1902) Panzerkreuzer, 10.00 tons, 23,5 sm, 14 15 cm, 8 7,6 cm, 1920 abgewrackt.
H.M.S. Kent (1901) Panzerkreuzer, 10.00 tons, 23,5 sm, 14 15 cm, 8 7,6 cm, 1920 abgewrackt.
H.M.S. Glasgow (1909) Leichter Kreuzer, 4900 tons, 25,8 sm, 2 15 cm, 10 10,2 cm, 1927 abgewrackt.
H.M.S. Bristol (1910) Leichter Kreuzer, 4900 tons, 26,8 sm, 2 15 cm, 10 10,2 cm, 1921 abgewrackt.
H.M.S. Canopus (1897) Schlachtschiff, 13.150 tons, 19,0 sm, 4 30,5 cm, 12 15 cm, 10 7,6 cm, 1920 abgewrackt.
Hilfskreuzer Macedonia.
Angaben Wasserverdrängung, Höchstgeschwindigkeit, Artillerie nach „Kampf und Untergang des Kreuzergeschwaders“ von Kalau vom Hofe (Konteradmiral).
Dieser Plan wurde Graf von Spee zum Verhängnis. Am Tage zuvor waren dort die zur Vernichtung des deutschen Kreuzergeschwaders entsandten britischen Schlachtkreuzer H.M.S. Invincible und H.M.S. Inflexible eingetroffen, die an Geschwindigkeit, Gefechtskraft und Geschützreichweite jedem deutschen Schiff derart überlegen waren, dass keine Aussicht für einen siegreichen Ausgang eines Kampfes verblieb.
Die Haltung der deutschen Besatzungen in dem nun entbrennenden Kampf, der keine Hoffnungen bot, der unvergleichliche Heldenmut, mit dem sie kämpften und starben, war einzigartig und sollte auch heute noch denkwürdig bleiben. Graf von Spee entließ zunächst die Kleinen Kreuzer, S.M.S. Dresden, S.M.S. Leipzig und S.M.S. Nürnberg, mit dem Befehl, den Versuch zu machen, zu entkommen.
Mit S.M.S. Scharnhorst und S.M.S. Gneisenau drehte er dann auf, um die Schlacht aufzunehmen und möglichst viele der Gegner von der Verfolgung der Kleinen Kreuzer abzuhalten. Länger als drei Stunden gelang es, den Endkampf hinzuziehen. Kurz vor dem Ende drehte Graf von Spee mit seinem Flaggschiff „Scharnhorst“ auf den Gegner zu, um als letztes Kampfmittel die Torpedowaffe einzusetzen. Zu dieser Zeit lag das Schiff schon bis zu den Kasematten im Wasser. Als das Vorschiff nur noch zwei Meter aus dem Wasser ragte, feuerte der vordere Turm zum letzten Mal. Dann ging das Schiff um 16.17 Uhr mit wehenden Flaggen und laufenden Maschinen rasch unter.
Die englischen Schiffe konzentrierten sich nun auf den Panzerkreuzer „Gneisenau„. Nach anderthalb Stunden war der letzte Kampf auch dieses Schiffes zu Ende. S.M.S. Gneisenau kenterte um 17.45 Uhr und ging einige Minuten später unter. Inzwischen hatten die englischen Schiffe H.M.S. Glasgow, H.M.S. Cornwall und H.M.S. Kent, teils an Geschwindigkeit teils in der Artillerie den deutschen Kreuzern überlegen, deren Verfolgung aufgenommen.
Nach viereinhalbstündigem Gefecht unter schwersten Verlusten und Beschädigungen hatte S.M.S. Leipzig um 19.10 Uhr die letzte Granate verfeuert. Trotzdem ergab sich das deutsche Schiff nicht, so dass um 19.50 Uhr Kapitän Luce von der Glasgow das Feuer auf die wehrlos an Deck stehenden und liegenden Leute wieder eröffnen ließ, wodurch die Überlebenden gruppenweise zerschmettert wurden. Erst um 20.00 Uhr, als S.M.S. Leipzig dicht vorm Kentern war, wurde ein Boot gesandt, um die letzten Überlebenden aufzunehmen.
Der Kommandant, Fregattenkapitän Haun, lehnte es ab, sich retten zu lassen, bevor das Schiff untergegangen sei. Um 21.23 Uhr ging S.M.S. Leipzig mit wehenden Flaggen, ihren tapferen Kommandanten mit sich ziehend, in die Tiefe. Nur 18 von 303 Mann wurden gerettet.
Johann-Siegfried Haun
* 24.06.1871 in Wetzendorf an der Unstrut
† 08.12.1914 bei den Falklandinseln;
Fregattenkapitän, Kommandant der „Leipzig“.
Währenddessen war um 17.00 Uhr der Kleine Kreuzer „Nürnberg“ von dem Panzerkreuzer Kent eingeholt worden. Nach Ausfall sämtlicher Geschütze war S.M.S. Nürnberg um 18.30 Uhr kampfunfähig. Obwohl ein Teil der deutschen Besatzung bereits das nicht mehr kampffähige Schiff verlassen hatte, setzte der Gegner das Feuer fort, weil die deutsche Kriegsflagge noch wehte.
Als die Flagge später weggeschossen wurde, wurde am Kutterdavit eine neue ausgebracht, und schließlich hielten vier Mann die Flagge an einer Stange hoch, während das Schiff unter ihren Füßen in die Tiefe glitt. Der erste Offizier der Kent äußerte später: „Ich wollte, meine Leute würden so heldenhaft zu sterben wissen, wenn es mal zum letzten Augenblick käme.“ Nur 7 von 327 Mann wurden gerettet.
Als einziges Schiff vom Kreuzergeschwader entging der Kleine Kreuzer „Dresden„, der in einer Regenböe den Verfolgern außer Sicht kam, der Vernichtung. Alle anderen Schiffe, S.M.S. Scharnhorst, S.M.S Gneisenau, S.M.S. Leipzig, S.M.S Nürnberg und selbst die die Hilfsschiffe Baden und Santa Isabel, fanden ihr Grab in den eisigen Fluten des Südmeeres.
Seeschlacht bei den Falklandinseln
S.M.S. Scharnhorst 860 Tote
S.M.S. Gneisenau 598 Tote
S.M.S. Nürnberg 327 Tote
S.M.S. Leipzig 315 Tote
Hilfsschiff Baden
Hilfsschiff Santa Isabel
Unter den Gefallenen befanden sich der Geschwaderchef, Vizeadmiral Graf von Spee, mit seinen beiden Söhnen, sämtliche Kommandanten und die gesamte Besatzung des Panzerkreuzers „Scharnhorst„. Lange Zeit nach der Schlacht wurde von dem Kreuzergeschwader ein letztes Zeichen aufgefunden. An der brasilianischen Küste trieb im August 1915 eine Kartuschbuchse an, an der der Leichnam eines der Getreuen vom Speeschen Geschwader gebunden war. Die vom Salzwasser zerfressene Hülse enthielt eine Kriegsflagge des Panzerkreuzers „Scharnhorst„. Mit anderen Gedenkstücken wurde sie im Museum für Meereskunde in Berlin aufbewahrt. Infolge der Kriegseinwirkungen wurde auch dieses letzte Erinnerungsstück im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) vernichtet.
Die Verfolgung der „Nürnberg„, die in ihrer Geschwindigkeit durch den schlechten Zustand der Maschinenanlage und Kessel behindert war, nahm der Panzerkreuzer Kent auf. Als sie infolge schwerer Treffer zu sinken begann, gab Kapitän zur See von Schönberg um 18:30 Uhr den Befehl zur Sprengung des Schiffes, das auf 53°28s/55°04w um 19:27 Uhr versank. 327 Mann fanden den Tod; nur 7 Mann konnten von den Briten gerettet werden.
Nach britischen Beobachtungen und Berichten hielten auf dem sinkenden Schiff eine Zeitlang vier Männer an einer Stange eine Bootsflagge hoch, eine Szene, die in Unkenntnis des erst nach Kriegsende in Deutschland bekannt gewordenen Sachverhaltes von Prof. Bohrdt in dem Gemälde „Der letzte Mann“ nicht zutreffend dargestellt wurde.
Vor der Schlacht bei den Falklandinseln war eine Beratung vorausgegangen, ob man den dortigen britischen Stützpunkt angreifen solle oder nicht. Da Graf von Spee keine schweren Einheiten Vorort vermutete, wollte er in einem Handstreich die Funkanlagen auf den Falklandinseln zerstören. Die Kapitäne Maerker, Lüdecke und Haun rieten von dem Vorhaben ab, letztere beiden baten um Entlassung in den Kreuzerkrieg. Es war eine tödliche Fehleinschätzung des deutschen Admirals. Graf von Spee zeigte dennoch im letzten Moment seine menschliche Größe, als er kurz vor der Entlassung der „Gneisenau“ an Kapitän Maerker noch folgen Funkspruch gab: „Admiral an Kommandant: Sie haben doch Recht gehabt.„
Hinweis:
Dieser Beitrag erschien erstmalig im Jahr 2004 auf www.deutsche-schutzgebiete.de.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Geschwader Spee“, Arno Dohm
- „Deutschland zur See. Illustrierte Wochenzeitschrift“ 1915
- „Kampf und Untergang des Kreuzergeschwaders“ von Kalau vom Hofe (Konteradmiral) 1916.
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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