S.M.S. Vineta, Großer Kreuzer

S.M.S. Vineta (1897)

S.M.S. Vineta (1897), Großer Kreuzer der Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.

S.M.S. Vineta, Großer Kreuzer
S.M.S. Vineta, Großer Kreuzer

S.M.S. Vineta (1897) – Angaben

Name:Vineta
Namensherkunft:Vineta, sagenhafter Ort auf der Ostseeinsel Wollin
Stapellauf:09.12.1897 in Danzig (Kaiserliche Werft Danzig)
Schiffsklasse:Victoria Louise-Klasse, Großer Kreuzer
Schwesterschiffe:S.M.S. Hansa (1898), S.M.S. Vineta (1897), S.M.S. Freya (1897)S.M.S. Hertha (1897)S.M.S. Victoria Louise (1897)
Besatzung:ca. 465 Mann
Maße:Länge 105 m, Breite 17,6 m, Tiefgang 6,6 m
Wasserverdrängung:5880 Tonnen
Maximale Geschwindigkeit:19 kn
Bewaffnung:2 Schnellfeuerkanonen Kaliber 21 cm, 8 Schnellfeuerkanonen Kaliber 15 cm, 10 Schnellfeuerkanonen Kaliber 8,8 cm, 10 Maschinenkanonen 3,7 cm, Torpedos
Ende:1920 abgewrackt

S.M.S. Vineta (1897) – Geschichte

Die deutsche Kriegsflotte. Große geschützte Kreuzer.
Die deutsche Kriegsflotte. Große geschützte Kreuzer.

Von 1895 an wurden die großen Kreuzer der „Victoria Louise“-Klasse gebaut. Hier zeigte sich der französische Einfluss auf die Formgebung der Schiffe in Gestalt des hohen Rumpfs mit glockenförmigem Querschnitt, Geschützerker und Schwalbennester, stark gegliederte Gefechtsmasten und Rammbug.

S.M.S. Vineta
S.M.S. Vineta

Der Großer Kreuzer der Victoria Louise-Klasse lief am 9. Dezember 1897 in Danzig (Kaiserliche Werft) vom Stapel. Die Schiffstaufe vollzog Admiral à la suite Hoffmann, die in Dienststellung erfolgte am 13. September 1899. Kurz vor der ersten Reise erlag der Kommandant des Schiffes, Kapitän zur See von der Groeben, am 19. Mai 1900 einen Schlaganfall. Am 14. Juni erreiche S.M.S. Vineta das neue Stationsgebiet auf den Kleinen Antillen, einer Inselkette in der östlichen Karibik. Anfang 1901 besuchte der Große Kreuzer New Orleans und mehrere Häfen in Mexiko, im Frühjahr Häfen in Venezuela und am 6. April Trinidad.

S.M.S. Vineta Geschützexerzieren.
Geschützexerzieren.

Während des Konflikts zwischen Venezuela und Kolumbien sicherte S.M.S. Vineta den Schutz deutscher Reichsangehöriger und Handelsinteressen. Zur weiteren Unterstützung wurden auch S.M.S. Falke, S.M.S. Stein und S.M.S. Moltke herangezogen. Als im Oktober 1901 vor der venezolanischen Küste eine deutscher Dampfer beschossen und am 6. Oktober in Caracas zwei Maate der „Vineta“ widerrechtlich verhaftet wurden eskalierte die Situation. Ein Landungskorps schiffte in La Guaira aus und befreite die Besatzungsmitglieder. Letztendlich wurden die Vorfälle diplomatisch bereinigt.

S.M.S. Vineta Besatzungsmitglied.
S.M.S. Vineta Besatzungsmitglied.

Im Mai 1902 musste S.M.S. Vineta nach Newport News (Virginia) zur Reparatur. Ende August 1902 eskalierten die Aufstände in Venezuela und Präsident Castro verfügte eine Blockade der Küstenstädte, was wiederum auf Widerstand in Großbritannien, Deutschland und Italien führte. Dabei unterstützen sich Briten und Deutsche gegenseitig mit Landungskorps um eigene Bürger und Handelsinteressen zu schützen. Als Castro ein Ultimatum der Alliierten unbeantwortet ließ, begannen diese venezolanische Kriegsschiffe zu beschlagnahmen.

S.M. Großer Kreuzer Vineta
S.M. Großer Kreuzer Vineta

Castro rief daraufhin die Generalmobilmachung aus und setzte den britischen Dampfer „Topaze“ in Puerto Cabello fest. Der britische Befehlshaber, Capitan R.N. Montgomery, auf seinem Flaggschiff „Charybdis“ und der deutsche Befehlshaber, Kommandant Georg Scheder, auf seinem Flaggschiff S.M.S. Vineta zerstörten die beiden Forts an der Hafeneinfahrt von Puerto Cabellos und befreite Dampfer und Besatzung. Um das Vorgehen der anwesenden deutschen Kriegsschiffe besser zu koordinieren, wurden sie am 16. Dezember 1902 zur „Ostamerikanischen Kreuzerdivision“ zusammengefasst. Das Deutsche Reich beteiligte sich noch bis Februar 1903 an der verhängten Blockade, der sich auch Italien anschloss.

S.M.S. Vineta
S.M.S. Vineta

Nach dem Ausbruch des Hereroaufstandes 1904 in Deutsch-Südwestafrika erfolgten auch von der portugiesischen Kolonie Angola aus Waffenlieferungen an die Hereros, was zu erheblichen Spannungen in der Region führte. Zusätzlich passierte das russische Geschwader des Admiral Rožestvenskij auf der Fahrt nach Ostasien das Gebiet und kohlte in der Lüderitzbucht aus deutschen Dampfern. S.M.S. Vineta wurde zeitweilig von dem britischen Kriegsschiff „Barrosa“ und dem portugiesischen Kanonenboot „Cacongo“ beschattet. Anfang Januar 1905 kehrte S.M.S. Vineta über Duala (Kamerun) und Monrovia nach Wilhelmshaven zurück, wo es am 14. März 1905 eintraf und am nächsten Tag die Ostamerikanische Kreuzerdivision offiziell aufgelöst wurde.

S.M.S. Vineta
S.M.S. Vineta

Danach wurde S.M.S. Vineta in der Kaiserlichen Werft Kiel zum Torpedoversuchsschiff umgebaut und der Torpedo-Inspektion unterstellt. 1907 nahm das Schiff an funktelegrafischen Versuchen teil und 1908 gehörte S.M.S. Vineta vom 30 März bis 25. April dem Verband der Schul- und Versuchsschiffe an. Als mit S.M.S. Friedrich Carl ein modernes Schiff für diesen Dienst zur Verfügung stand, wurde S.M.S. Vineta in Danzig außer Dienst gestellt.

S.M.S. Vineta
S.M.S. Vineta

Alle Schiffe der Victoria Louise-Klasse wurden nun zu Seekadettenschiffen umgebaut. Durch den Einbau neuer Schiffsmaschinen änderte sich die Silhouette der Schiffe durch das Entfernen eines Schonstein wesentlich. Am 29. März 1911 wurde S.M.S. Vineta wieder in Dienst gestellt. Die erste Reise der Seekadetten führte im Juni/Juli 1911 nach Norwegen, gefolgte von einer Winterreise 1911/12 nach Westindien. Im Juli 1911 besuchte der neue Seekadettenjahrgang Stockholm und Libau. Die große Auslandsreise des Jahres führte in das Mittelmeer. Infolge des Balkankrieges wurde S.M.S. Vineta zeitweilig der Mittelmeer-Division unter Konteradmiral Trummler zugeteilt. Am 5. März 1913 erreichte das Schiff den Heimathafen Kiel.

S.M.S. Vineta. Großer geschützter Kreuzer.
S.M.S. Vineta. Großer geschützter Kreuzer.

Am 11. August 1913 trat S.M.S. Vineta die letzte Auslandsreise nach Südamerika und Westindien an. Als im Januar 1914 auf Haiti eine Revolution ausgebrochen war, brachte ein Landungsdetachement, mit Genehmigung des US-Kriegsschiffes „South Carolina“, den bisherigen Präsidenten mit seiner Familie in Sicherheit. S.M.S. Vineta trat die Rückreise an und erreichte am 16. März 1914 Kiel. Im Sommer 1914 führte die letzte Reise in die Ostsee nach Schweden. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde das Schiff im Vorposten und Bewachungsdienst in der westlichen Ostsee eingesetzt.

S.M.S. Vineta
S.M.S. Vineta

Da die Schiffe der Victoria Louise-Klasse nicht für den Krieg tauglich waren, wurden sie schon im November 1914 außer Dienst gestellt. Von 1915 bis Kriegsende 1918 diente sie als Wohnschiffe für Uboots-Besatzungen. Im Jahr 1919 wurden die Schiffe aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und in Harburg 1920 abgewrackt.

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
  • „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
  • „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
  • „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
  • „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
  • „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
  • „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
  • „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
  • „Marine-Album“ Berlin 1910
  • „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
  • „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
  • „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
  • „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
  • „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
  • „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
  • „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
  • „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
  • „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
  • „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
  • „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
  • „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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