Troppau, Stadttheater

Troppau

Troppau Hauptstadt von Österreichisch-Schlesien im Kaisertum Österreich, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Troppau 26.748 Einwohner (1900), Städte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie

Troppau, Stadtansicht
Troppau, Stadtansicht

Troppau in Österreichisch-Schlesien im Kaisertum Österreich

Troppau (tschechisch Opava) ist Stadt im Kaisertum Österreich mit eigenem Statut und Hauptstadt von Österreichisch-Schlesien.

Mähren und Schlesien Nationalitäten- und Sprachen-Karte 1900 (Prof. Hickmann's geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)
Mähren und Schlesien Nationalitäten- und Sprachen-Karte 1900 (Prof. Hickmann’s geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)

Troppau liegt 258 Meter über dem Meer an der Oppa, die unterhalb der Stadt die Mohra aufnimmt, nahe der Grenze zur preußischen Provinz Schlesien, an den Staatsbahnlinien Schönbrunn-Troppau, OlmützJägerndorf-Troppau, Troppau-Bennisch und Troppau-Grätz und der preußischen Staatsbahnlinie Troppau-Ratibor.

Troppau, Oberring mit Schmetterhaus
Troppau, Oberring mit Schmetterhaus

Troppau hat 4 Vorstädte, mehrere schöne Plätze, 6 Kirchen, darunter die gotische Hauptpfarrkirche, die Jesuitenkirche und eine evangelische Kirche, eine Synagoge, das Rathaus mit 72 m hohem Turm, das Landhaus, das Landesregierungsgebäude, das Stadttheater, schöne Anlagen (an Stelle der alten Wälle), Denkmäler Josephs II., Schillers und des Liederkomponisten Engelsberg und eine elektrische Straßenbahn. Im Jahr 1900 leben in Troppau mit Militär (2154 Mann) 26.748 meist deutsche Einwohner (darunter 2604 Tschechen, 598 Polen).

Troppau, Kaiser Franz Josef Museum mit Lehrerbildungsanstalt
Troppau, Kaiser Franz Josef Museum mit Lehrerbildungsanstalt

Die Industrie in Troppau besteht durch eine Zuckerraffinerie, Fabrikation von Tuch, Wirk- und Jutewaren, Hüten, Maschinen, Blech und Drahtwaren, Stärke, Zuckerwaren und Schokolade, Spiritus und Likör, Papier und Papierwaren, Rahmen, pharmazeutischen Produkten, Bierbrauerei, Ringofenziegeleien, Sägewerke, ein Elektrizitätswerk, eine Gasanstalt etc. Lebhaft ist auch der Handel. Troppau ist Sitz der Landesregierung und Landesvertretung, des Landesgerichts, einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung),

Troppau, Wilhelmsplatz mit Landgericht
Troppau, Wilhelmsplatz mit Landgericht

einer Finanzdirektion, einer Handels- und Gewerbekammer und hat ein deutsches und ein tschechisches Obergymnasium, eine Oberrealschule, eine Lehrer- und eine Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Handelsschule, ein Franz Josephs-Museum für Kunst und Gewerbe, ein städtisches historisches Museum, eine Bibliothek (35.500 Bände), eine Landeskranken- und Irrenanstalt, eine Bodenkreditanstalt, Filialen der Österreichisch-Ungarischen Bank und der Österreichischen Kreditanstalt für Handel und Gewerbe und eine Sparkasse.

Troppau, Elisabethstraße
Troppau, Elisabethstraße

Nördlich grenzt an Troppau der Vorort Katharein, mit alter Pfarrkirche, Rübenzuckerfabrik und im Jahr 1900 = 7046 deutschen und tschechischen Einwohnern. Südlich liegt der Marktflecken Grätz mit Schloss und Park des Fürsten Lichnowski , Pfarrkirche mit dem Denkmal des 1848 bei Frankfurt am Main ermordeten Fürsten Lichnowski (* 05.04.1814 – † 18.09.1848), Papierfabrik, Sägewerk und 288 deutschen und tschechischen Einwohnern. Troppau entwickelte sich als deutsche Ansiedelung in der Nähe der Burg Grätz (Gradec), wird urkundlich zuerst 1185 genannt, 1224 erscheint es bereits als Stadt mit deutschem Recht.

Troppau, Stadttheater
Troppau, Stadttheater

Seit der Teilung von 1377 stand Troppau gegen Grätz einige Zeit zurück, schwang sich aber schon im Beginn des 15. Jahrhunderts zur Hauptstadt auf. Von 1511–1614 war es königliche, nach dem Übergang des Herzogtums als Lehen der Fürsten von Liechtenstein fürstliche Stadt. Hier wurde am 20. Oktober bis 30. Dezember 1820 ein durch die neapolitanische Revolution veranlasster Fürstenkongress abgehalten, auf dem sich Österreich, Preußen und Russland zur Aufrechterhaltung des Zustandes von 1815 verpflichteten.

Troppau, Olmützerstraße
Troppau, Olmützerstraße

Während des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) ist Troppau eine Lazarettstadt. Nach der Niederlage der Mittelmächte und der Ausrufung der Tschechoslowakischen Republik in Prag ruft die Schlesische Landesversammlung am 30. Oktober 1918 die Provinz Sudetenland als Teil Deutsch-Österreichs mit der Hauptstadt Troppau aus. Am 18. Dezember 1918 besetzt tschechisches Militär die Stadt und die Regierung in Prag setzt einen tschechischen Landespräsidenten des Landes Schlesien ein. Im Januar 1919 entlässt die tschechische Landesregierung den bisherigen deutschen Bürgermeister Walther Kudlich, löst den Gemeinderat auf und ersetzt sie durch einen Kommissar und eine Verwaltungskommission.

Troppau, Oberring
Troppau, Oberring

Während des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) ist Troppau wieder Lazarettstadt. Im Februar 1945 wird die Zivilbevölkerung evakuiert, Brandbomben und Artilleriebeschuss zerstören einen Großteil der Innenstadt. Am 22. April 1945 wurde die Stadt nach wochenlangen Kämpfen von der Roten Armee eingenommen. In der wiedererstandenden Tschechoslowakei wird die deutsche Bevölkerung entrechtet, ihr Besitz enteignet, in Zwangsarbeitslager gesperrt und schließlich vertrieben.

Troppau. Oberring mit Stadttheater und Probstaikirche.
Troppau. Oberring mit Stadttheater und Probstaikirche.

Opava, deutsch Troppau, ist heute eine Stadt in der Tschechischen Republik mit rund 56.000 Einwohnern (2021).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
  • „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
  • „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
  • „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
Wappen Kaisertum Österreich

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