Glogau, Markt

Glogau

Glogau in Schlesien im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Glogau 23.461 Einwohner – 1905 = 187. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.

Glogau, Markt, Westseite
Glogau, Markt, Westseite

Neben der Stadt Glogau (Großglogau) existiert im Deutschen Reich (Kaiserreich)

  1. Ober- oder Kleinglogau, eine Stadt im Königreich Preußen, Provinz Schlesien, Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Neustadt/OS, liegt an der Hotzenplotz und 203 Meter über dem Meer. Sie liegt der Staatsbahnlinie Kandrzin-Deutsch-Wette. Die Stadt hat eine evangelische und 4 katholische Kirchen, eine Synagoge, eine Nachbildung des Heiligen Grabes, ein schönes Rathaus und eine Statue der heiligen Anna auf dem Ringplatz, katholisches Schullehrerseminar, Präparandenanstalt, Amtsgericht, Zuckerfabrik und Ziegelbrennerei. Im Jahr 1900 leben hier 5625 meist katholische Einwohner. Dicht an der Stadt liegt das Schloss der Grafen von Oppersdorf mit Park, Bibliothek und Rüstkammer. Glogau erhielt 1275 deutsches Stadtrecht; Stadt und Herrschaft kamen 1593 durch Kauf an die Familie von Oppersdorf.

Glogau (Großglogau) in Schlesien im Königreich Preußen

Glogau (Großglogau) ist Kreisstadt und Festung zweiten Ranges im Königreich Preußen, Provinz Schlesien, Regierungsbezirk Liegnitz, liegt links an der Oder und 83 Meter über dem Meer.

Landkarte Schlesien
Landkarte Schlesien

Die Stadt Glogau hat 3 evangelische und 3 katholische Kirchen, darunter der gotische Dom auf einer Oderinsel, eine Synagoge und ein königliches Schloss. Ende des 19. Jahrhunderts ist die Erweiterung der Stadt Glogau durch die Hinausschiebung von Festungswerken ermöglicht worden.

Glogau, Königliches Landratsamt
Glogau, Königliches Landratsamt

Im Jahr 1900 leben in Glogau mit der Garnison (2 Bataillone Infanterie Nr. 58, ein Regiment Feldartillerie Nr. 41, ein Bataillon Fußartillerie Nr. 6 und ein Pionierbataillon Nr. 5) 22.147 Einwohner, die Mehrheit sind Evangelische, 6500 sind Katholiken und 716 Juden.

Glogau, Am Kriegerdenkmal
Glogau, Am Kriegerdenkmal

Die Industrie in Glogau besteht in Eisengießerei, Maschinen- und Kessel-, Zementwaren-, Turmuhren-, Zucker-, Stärke-, Sirup-, Dextrin-, Möbel- und Hutfabrikation, Dampfstellmacherei; auch hat Glogau eine große lithographische Anstalt mit kartographischem Institut. Der Handel wird unterstützt durch eine Reichsbankstelle (Umsatz 1902: 608,2 Millionen Mark). Von Bedeutung sind die dortigen Wollmärkte.

Glogau, Wilhelmsplatz
Glogau, Wilhelmsplatz

Glogau ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien LissaSagan, Glogau-Reppen und Breslau-Raudten. Glogau passierten 1902 auf der Oder zu Berg: 9376 Fahrzeuge mit 406.020 Tonnen Ladung, zu Tal: 9952 Fahrzeuge mit 1.959.618 Tonnen Ladung.

Glogau, Anlagen mit Realschule
Glogau, Anlagen mit Realschule

Glogau hat ein evangelisches und ein katholisches Gymnasium, Kriegsschule, fürstbischöfliches Knabenkonvikt, Waisenhaus, Diakonissenanstalt etc. und ist Sitz eines Landgerichts, Hauptsteueramtes, einer Spezialkommission sowie des Stabes der 9. Division, der 17. Infanterie-, der 9. Feldartillerie- und der 9. Kavalleriebrigade.

Glogau, Stadtansicht
Glogau, Stadtansicht

Zum Landgerichtsbezirk Glogau gehören die 15 Amtsgerichte zu: Beuthen a. O., Freistadt, Glogau, Grünberg, Guhrau, Halbau, Herrnstadt, Karolath, Kontopp, Neusalz, Polkwitz, Priebus, Sagan, Sprottau u. Steinau.

Glogau, Stadttheater und Rathaus
Glogau, Stadttheater und Rathaus

Glogau Geschichte

Glogau Wappen
Glogau Wappen

Glogau war schon zu Anfang des 11. Jahrhunderts eine befestigte Stadt, die 1109 vom Kaiser Heinrich V. vergeblich belagert wurde. Unvermögend, die Stadt gegen Friedrich Barbarossa zu halten, steckte sie 1157 der Herzog selbst in Brand, und erst unter Herzog Heinrich I., dem Bärtigen, erstand sie wieder. Nachdem der Ort 1252 zur Hauptstadt des Fürstentums Glogau erhoben worden, erbaute Konrad II. 1260 das Schloß und gab der Stadt deutsches Recht.

Glogau, König-Friedrich-Platz
Glogau, König-Friedrich-Platz

Nach Przemyslaws II. Tode (1331) verkaufte sein Bruder Johann die ihm zufallende Hälfte der Stadt und des Fürstentums an Böhmen, und erst Kaiser Karl IV. trat 1361 seinen Anteil an Herzog Heinrich V. von Sagan ab. Dessen Nachkommen, die den Herzogstitel beibehielten, besaßen die Stadt bis 1482, worauf sie mit dem Fürstentum Glogau an Böhmen fiel.

Glogau, Wilhelmsplatz
Glogau, Wilhelmsplatz

Die Reformation fand auch in Glogau bald Eingang. Nachdem aber Wallenstein 1627 Glogau besetzt hatte, erfolgte im Oktober des nächsten Jahres die berüchtigte Bekehrung der Protestanten durch die Liechtensteinischen Dragoner.

Glogau, Markt mit Katholischer Gymnasial-Kirche
Glogau, Markt mit Katholischer Gymnasial-Kirche

1632 wurde die Stadt von den verbündeten Sachsen, Schweden und Brandenburgern erobert, 1633 wieder von den Kaiserlichen besetzt, 1642 aber von Torstensson nochmals erstürmt und von Wrangel gegen die Kaiserlichen mit Erfolg verteidigt. Erst im Westfälischen Frieden (1648) traten die Schweden die Stadt dem Kaiser wieder ab. I

Glogau, Denkmal Friedrich des Großen mit Landratsamt
Glogau, Denkmal Friedrich des Großen mit Landratsamt

n der Nacht vom 9. zum 10. März 1741 erstürmten die Preußen unter dem Erbprinzen Leopold von Dessau die Festung, die nun in preußischem Besitz blieb. Nach der Schlacht bei Jena musste die schwache Besatzung am 2. Dezember 1806 kapitulieren.

Glogau, Kriegsschule
Glogau, Kriegsschule

Während des Krieges gegen Russland (1812) war Glogau von 5000 Mann unter dem französischen General Laplane besetzt, und erst nach der Schlacht an der Katzbach schlossen der preußische General Heister den Platz auf dem linken und der russische General von Rosen auf dem rechten Oderufer ein; aber Laplane hielt die Festung bis zum 17. April 1814.

Glogau, Wingen-Straße Ecke Leopold-Ring
Glogau, Wingen-Straße Ecke Leopold-Ring

Nachdem schon seit 1880 Glogau durch Verlegung der Festungswerke auf der Ostseite erweitert war, ist 1903 die Stadtumwallung auf dem linken Oderufer mit Ausnahme der Sternbefestigung aufgelassen.

Glogau, Oderpartie
Glogau, Oderpartie

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) wurde Glogau zur Festung ausgebaut und 6 Wochen lang gegen die Rote Armee verteidigt, dabei wurden ca. 90 Prozent der Stadt zerstört. Die Bevölkerung wurde danach, soweit sie nicht vorher geflohen war, ermordet, verschleppt und vertrieben. Die Polen nennen die Stadt nun Głogów.

Głogów, deutsch Glogau, ist heute eine Stadt in Polen, Woiwodschaft Niederschlesien, mit rund 66.000 Einwohnern (2020).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
  • „Schwarzbuch der Vertreibung 1945-1948: Das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit“ von Heinz Nawratil, Universitas 2007
Reichsadler 1889-1918

Ähnliche Beiträge

Vorherige SeiteNächste Seite
GleiwitzGörlitz

Kommentar verfassen