Gleiwitz in Schlesien im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Gleiwitz 61.297 Einwohner – 1905 = 63. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.
Gleiwitz in Schlesien im Königreich Preußen
Gleiwitz ist eine Stadt (Stadtkreis) im Königreich Preußen, Provinz Schlesien, Regierungsbezirk Oppeln, Hauptort des Kreises Tost-Gleiwitz, an der Klodnitz und dem Klodnitzkanal und liegt 218 Meter über dem Meer.
Die Stadt Gleiwitz besitzt 2 evangelische, 4 katholische und 1 altkatholische Kirche und eine Synagoge.
Im Jahr 1900 leben in Gleiwitz mit der Garnison (2 Bataillone Infanterie Nr. 22 und 4 Eskadrons Ulanen Nr. 2) 52.362 meist deutsche Einwohner (13.376 mit polnischer Muttersprache), der Großteil sind Katholiken, 8122 sind Evangelische und 2094 Juden.
Gleiwitz ist Mittelpunkt des kommerziellen Verkehrs der Bergwerks- und Hüttendistrikte Oberschlesiens. Außer der königlichen Eisengießerei Gleiwitzer Hütte mit Hochofengießerei und großer Maschinenbauanstalt hat Gleiwitz bedeutende Eisengießerei (Huldschinskysche Hüttenwerke, Oberschlesische Eisenindustrie u.a.),
Maschinen- und Dampfkesselbau, Metallgießerei, Fabriken für Gasröhren, Armaturen, Eisen- und Drahtwaren, landwirtschaftliche Maschinen, Papier, Glas und Öl, eine chemische und eine große Schamottefabrik, ein Dampfsägewerk, Dampftischlerei etc.
Dem Handel in Gleiwitz dient eine Reichsbankstelle (Umsatz 1902: 1723,7 Millionen Mark) und mehrere Bankinstitute. Gleiwitz ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Kandrzin-Oswiecim, Gleiwitz-Schwientochlowitz u.a.
Dem Verkehr in der Stadt Gleiwitz dient eine elektrische Straßenbahn. Gleiwitz hat ein Gymnasium, Oberrealschule, Maschinenbau- und Hüttenschule, 2 Waisenhäuser und ist Sitz eines Landgerichts, eines Hauptsteueramts und eines Hüttenamts.
Die städtischen Behörden von Gleiwitz zählen 12 Magistratsmitglieder und 48 Stadtverordnete. Zum Landgerichtsbezirk Gleiwitz gehören die sechs Amtsgerichte zu Gleiwitz, Nikolai, Peiskretscham, Pleß, Tost und Zabrze.
Gleiwitz Geschichte
Der Ursprung der Stadt liegt im 12. Jahrhundert. Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) wurde in Oberschlesien gemäß dem Versailler Vertrag eine Volksabstimmung über den Verbleib im Deutschen Reich durchgeführt.
In dieser Volksabstimmung stimmten am 20. März 1921 in Gleiwitz 32.029 Wahlberechtigte (78,7 Prozent), bei über 97 Prozent Wahlbeteiligung, für einen Verbleib bei Deutschland und nur 8558 Wahlberechtigte (21 Prozent) für eine Abtretung an Polen.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) wird Gleiwitz am 24. Januar 1945 von der Roten Armee besetzt und danach zwischen 1500 und 3000 Einwohner ermordet.
Zwischen Februar und März 1945 werden tausende Personen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion transportiert. Im März 1945 kommt die Stadt Gleiwitz unter polnische Verwaltung, alle restlichen deutschen Einwohner werden vertrieben. Die Polen nennen Gleiwitz nun Gliwice.
Gliwice, deutsch Gleiwitz, ist heute eine Stadt in Polen, Woiwodschaft Schlesien und Kreisstadt des Powiat Gliwicki mit rund 180.000 Einwohnern (2020).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
- „Schwarzbuch der Vertreibung 1945-1948: Das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit“ von Heinz Nawratil, Universitas 2007
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