Harburg im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Harburg 55.676 Einwohner – 1905 = 74. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.
Neben der Stadt Harburg an der Elbe existiert im Deutschen Reich (Kaiserreich):
- Harburg in Schwaben, eine Stadt im Königreich Bayern, Regierungsbezirk Schwaben, Bezirksamt Donauwörth, in hübscher Lage an der Wörnitz, die hier den Jura durchbricht, und an der Staatsbahnlinie Pleinfeld-Buchloe. Der Ort hat 2 evangelische und eine katholische Kirche, Synagoge, ein altes, malerisch gelegenes Schloss mit Kirche, einen Monumentalbrunnen, Fabrikation von Dachplatten, Zement- und Tonröhren, Stein- und Kalkwerke. Harburg in Schwaben hat im Jahr 1900 = 1288 meist evangelische Einwohner. Harburg war noch 1250 Reichsstadt und ist seit 1334 im Besitz der Fürsten von Öttingen-Wallerstein.
Harburg an der Elbe im Königreich Preußen
Harburg ist eine Stadt (Stadtkreis) im Königreich Preußen, Provinz Hannover, Regierungsbezirk Lüneburg, an der Süderelbe, am Rande der Marsch und am Ostabfall eines sich hier erhebenden, bis 148 Meter hohen Landrückens, 3,55–35 Meter über dem Meer.
Die Stadt Harburg hat 2 evangelische und eine katholische Kirche, Synagoge und ein ehemals befestigtes Schloss. In Harburg leben im Jahr 1900 mit der Garnison (1 Pionierbataillon Nr. 9) 49.153 Einwohner, die überwiegende Mehrheit sind Evangelische, 3619 sind Katholiken und 314 Juden.
Die Industrie in Harburg ist bedeutend: Harburg hat mehrere Eisengießereien, Maschinenfabriken und Kesselschmiedereien, Dampfbootbau, bedeutende Palmkernöl-, Gummi- und Guttaperchawarenfabrikation (Kautschuk), chemische Fabriken, Schwefel- und Petroleumraffinerie, Fabrikation von Öl, Salpeter, Glas, Mineralwasser, künstlichem Dünger, Leder, Briketts, Reis- und Stärkemehl, Piassavabesen, Bürsten, Rohrstöcken und Fischbein, Jutespinnerei und -Weberei,
ein Dampfschmirgelwerk, Mühlenbetrieb, Dampf-Holzsägerei, Bierbrauerei etc. Der Handelsverkehr, unterstützt durch eine Handelskammer, eine Nebenstelle der Reichsbank, eine Filiale der Hannoverschen Bank, der Norddeutschen Bank in Hamburg etc., ist sehr lebhaft, besonders mit dem benachbarten Hamburg.
Die Harburger Reederei zählte 1902 = 479 Seeschiffe. Die Zahl der 1902 eingelaufenen Seeschiffe betrug 698 mit 99.637 Registertonnen Raumgehalt; es gingen ab 707 Schiffe mit 100.631 Registertonnen. Auf der Süderelbe liefen im selben Jahr ein 15.214 Schiffe mit 897.109 Tonnen Ladung; es gingen ab 15.129 Schiffe mit 880.295 Tonnen Ladung. Für den Eisenbahnverkehr ist Harburg Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Hamburg-Harburg (mit großartigen Brücken über die Norder- und Süderelbe), Lehrte-Harburg, Sagehorn-Harburg und Harburg-Cuxhaven.
Den inneren Verkehr in Harburg unterstützt eine elektrische Straßenbahn. Harburg hat ein Realgymnasium nebst Realschule, ein Theater und ist Sitz eines Amtsgerichts, eines Generalsuperintendenten, des Landratsamts (für den Landkreis Harburg), eines Hauptzollamts und einer Oberförsterei. Die städtischen Behörden in Harburg zählen 5 Magistratsmitglieder und 18 Bürgervorsteher. In der Nähe der Schwarzenberg mit großartiger Aussicht.
Harburg war im 12. Jahrhundert Grenzfestung und Besitztum des Stiftes Bremen, fiel dann an das Herzogtum Braunschweig und erhielt 1297 Stadtrechte. Es kam 1376 an das Fürstentum Lüneburg und war von 1527–1642 Sitz einer cellischen Nebenlinie, wurde aber erst 1651 wieder mit Celle vereinigt. Im Siebenjährigen Kriege wurde das Schloss von den Franzosen besetzt, aber am 27. Dezember 1757 vom Herzog Ferdinand von Braunschweig durch Kapitulation gewonnen.
Im April 1813 besetzte Davout die Stadt Harburg und behielt sie bis zum ersten Pariser Frieden. Die Stadt Harburg wurde 1937 im Rahmen des Groß-Hamburg-Gesetzes, ebenso wie einige Orte des umliegenden Landkreises Harburg, von Preußen an Hamburg übertragen und 1938 Hamburg eingemeindet.
Harburg ist heute ein Stadtteil im Süden Hamburgs mit rund 26.000 Einwohnern (2020).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
Ähnliche Beiträge
Vorherige Seite | Nächste Seite |
---|---|
Hameln | Hildesheim |